Mein Spiegelbild
betrachtete mich
Schweigend
Lange
Eingehend
Dann
sagte es
ohne die Lippen
zubewegen
»In Wirklichkeit
bist Du
seitenverkehrt.«
Mein Spiegelbild
betrachtete mich
Schweigend
Lange
Eingehend
Dann
sagte es
ohne die Lippen
zubewegen
»In Wirklichkeit
bist Du
seitenverkehrt.«
Weil
die Zeit
vergeht
betrachten Wir
Alles
eingehend.
Und doch
totsicher
zu oberflächlich.
So lange
bis Wir
verschieden sind.
Die fremden Häuser, die ich
in meinen Träumen bewohne ….
Sie mögen noch so finster sein –
noch so erfüllt von Unsichtbarem ….
Niemals stolpere ich in ihnen,
während ich mich schwitzend &
mit Herzklopfen durch ihre Flure taste –
voller Furcht vor dem, was aus
meiner Wirklichkeit
seinen Weg gefunden haben könnte
in die Zimmer, deren Türen
sich plötzlich in die Flure
öffnen könnten ….
Nein,
ich stolpere nicht
in diesen Häusern ….
Stolpern tue ich
nach dem Erwachen
in der Vertrautheit meines
künstlich beleuchteten Lebens,
wo ich
so oft
der Fremde
bin ….
Die fremden Häuser, die ich
in meinen Träumen bewohne –
sie könnten
mein
wirkliches
Heim
sein ….
Vielleicht wird es mir
Niemand
glauben
So wenig glauben
wie ich manchmal
dem Schicksal
glaube
Aber:
Meine
Große zerstörerische Liebe
wurde in
Andernach
geboren
Und ich war
oft
oft
oftmals
dort
in den 70ern
& besuchte mit ihr
ihre Eltern
Die die
Schwiegereltern
meines großen Bruders
waren
Seltsamerweise
mochten sie mich mehr
als ihn
Vielleicht weil
sie
mich
mehr liebte
als ihn
& sie
es spürten
Vielleicht.
Einige Jahre nach
meinem ersten Besuch in
Andernach
stieß ich im Kellergeschoss
eines Kaufhauses
auf dieses Taschenbuch:
Aufzeichnungen eines Außenseiters
Las die ersten Zeilen
Fand mich
wieder darin
in Teilen &
war gefangen
im Ganzen.
Ich kaufte das Buch.
Und dann
las ich
wo Er
geboren worden war.
Unter den Zufällen
meines Lebens
ist dieser
mir
der liebste.
Da war diese Party ….
Wir pubertierten wild vor uns hin.
Es wurde gefressen, gesoffen, geraucht
im Keller eines Freundes. Viele
viele Menschen.
Schon damals
eigentlich
zu viele
für mich.
Es wurde mit Essen geworfen,
Nudeln klebten an den Tapeten.
Schallplatten zerbrachen.
Die Eltern des Freundes waren
abwesend.
Die Gäste der Party tanzten.
Ohne mich.
Ich hörte nur auf –
die
Musik.
Irgendwann hieß es:
»Da hat jemand ins Waschbecken
gekotzt. Derjenige, der’s war,
soll’s gefälligst wieder wegmachen.«
Niemand meldete sich.
Das schönste Mädchen der Party
hatte kein Problem damit.
Da es sonst keiner tun wollte,
ging sie ins Bad, um sauber zu machen.
Anschließend berichtete sie ….
Das Waschbecken war halb voll gewesen;
der Stöpsel hatte gesteckt.
Sie beschrieb alle Details in allen
Farben ….. Der tiefe Griff hinein, um
den Stöpsel zu ziehen …. Ohne
Handschuh …. Die
Brocken, die nicht durch den Abfluss
gepasst hatten …..
Sie machte sich einen Spaß daraus,
es auszumalen.
Dann ging sie reihum.
Streichelte beinahe jedem
in diesem Keller
die Wangen.
Fragte:
»Na, hast Du in das Waschbecken
gekotzt?«
Manche wichen zurück.
Niemand gab es zu.
Ich wartete.
Wartete auf ihre
Berührung.
Sie war
so schön.
Mit ihren langen langen
Haaren.
Fast konnte ich ihre Hand
schon auf mir spüren ……
Malte mir ihre Berührung aus.
Aber
sie kam nicht
zu mir.
Mich
streichelte sie nicht.
Irgend etwas
hielt sie zurück.
Im letzten Moment.
Vielleicht spürte sie
meinen Wunsch
zu stark.
Vielleicht wollte sie mich
verschonen.
Wie auch immer –
ich war es nicht gewesen,
der ins Waschbecken gekotzt hatte.
Damals.
Ich hatte auch nichts
gegen die Wände geworfen.
Ich hatte nur der Musik zugehört.
Und von diesem Mädchen geträumt.
So schön
mit ihren
langen langen Haaren.
Aber sie berührte mich nicht.
Nicht
einmal
mit ihrer zarten Hand, die
in die Kotze
gegriffen hatte.
Ich war enttäuscht.
Und lauschte weiterhin
der Musik.
Ich liebe sie.
Die kleinen Ölpfützen, die
an der Oberfläche des
Martinis
treiben …..
Nachdem man
die Oliven
eingetaucht hat.
Fettaugen,
die mich freundlich anschauen –
& mir manchmal
(da bin ich mir sicher)
zuzwinkern.
»Ist das wirklich schon so lange her?«
»Jetzt ist das Jahr auch schon wieder halb rum.«
»Damals.«
»Warum dauert das so lange.«
»Es war viel zu schnell vorbei.«
»Kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen.«
Ob wir
die Zeit
wenigstens
im allerletzten Moment
unseres Lebens
begreifen?
Dann
wenn es
zu spät ist?
Jedes Mal bevor der Nachbar sich
auf die Lauer legte, um mich
abzufangen, steckte seine Frau ihm
die alte Grammophonkurbel in
den Arsch, um ihn aufzuziehen.
Dann erklang die alte
Schellackplatte aus dem
Trichtermaul des Anständigen Bürgers.
»Die Leute fragen mich immer:
‚Wohnt da keiner? Das sieht alles so
verfallen aus, so zugewuchert – &
immer die Rolläden unten.’
»Kommt mir bekannt vor. Erwähnten
Sie das schon mal?«
In der Tat hatte er es mir schon so oft
gesagt, dass ich mich fragte, wieviele
Leute es in diesem Kaff überhaupt
geben konnte, die ihn noch nicht darauf
angesprochen hatten. Vermutlich dachte er,
dass mich seine oder die Meinung
der anderen hätte beeinflussen können.
Eigentlich war er ein netter Kerl; meistens
mochte ich ihn. Er war alt, hatte
2 Schlaganfälle hinter sich, war Oberhaupt
eines 3-Generationen-Haushalts;
die hässlichste Familie des Ortes,
hatte ich mal gehört. Passend, dass die
neben mir wohnte.
Ich glaube, er fing an, an meinem
Gesunden Menschenverstand zu zweifeln, als
ihm klar wurde, dass nicht
Zeitmangel
oder
Schichtarbeit
oder
Faulheit
Ursache für den Zustand des Hauses war.
Sondern:
eine bestimmte Ästhetik.
»Mir gefällt’s«, sagte ich.
Sein Blick war unbezahlbar.
Selbst seine Gartenzwerge schienen
plötzlich in meine Richtung zu schauen.
Da fiel ihm
die Kurbel aus dem Arsch,
und das metallische Geräusche beim Aufprall
war das Letzte,
was ich von ihm hörte.
Der Staub der Gegenwart liegt auf
der Glasscheibe des Scanners.
Man legt ein altes Foto darauf
& die Maschine tut, was sie
tun muss, sobald man
einen bestimmten Knopf drückt.
Etwas Virtuelles entsteht.
Und alle Fehler mischen sich.
Die verblassten Farben des Originals ….
Die Einflüsse fehlerhafter Einstellungen ….
Der alte Staub auf dem Foto ….
Der neue Staub auf dem Glas ….
Weiße Punkte –
& am Ende
weiß man nicht mehr
Was
Woher
stammt –
& wie die
Wirklichkeit
einmal
ausgesehen hat.
Ich wünschte
ich hätte sie
die Sehnsucht nach allem
was ich habe
Aber es gibt sie
nicht
diese
Sehnsucht
Deshalb
sehne ich mich ja
nach ihr
wie nach so
Manchem
dass es
vielleicht
nur für mich
nicht gibt
Vor den Kulissen
weiß man immer
was man zu sagen hat
sofern
man sicher ist
im fremden Text
Ich stehe meist
hinter den Kulissen
& weiß nicht
was ich sagen soll
Vor den Kulissen
muss man etwas sagen
sobald das Stichwort gefallen ist
Hinter den Kulissen
darf man
schweigen
Im Bett mit einem besonders
grimmigen Kater
in meinem Magen,
meinem Herzen,
meinem Kopf.
Als ich zufällig
auf eine bestimmte Weise
zu liegen kam,
begann mein linker Arm
unwillkürlich
zu zucken.
Heftig.
Hochschnellend.
Immer wieder.
Wie der Schenkel eines
toten Frosches,
durch den man Strom jagt.
Ich fand das lustig.
Beinahe hätte ich gelacht.
Aber beim Lachen hätte ich
vielleicht
kotzen müssen; deshalb
lächelte ich nur
innerlich.
Nein, ich bin
kein Frosch.
Und ein Prinz
bin ich auch
nicht.
Obwohl
ich mich oftmals
ver-
wünsche.
Ich starre auf Dein Foto
Ein Foto aus Deiner Vergangenheit
die ich verpasst habe
Deine Augen sind so traurig
in schwarzweiß
Damals schautest Du
verloren
in eine Kamera
& ich weiß nicht
wer sie hielt
Damals
Egal wie weit weg
dein Blick auch war
Er trifft mich in
unserer Gegenwart
& ich halte
Dich
in Farbe
Das Whiskeyglas war kaputt gegangen,
beim Abwasch, als ich nüchtern war.
Es war
nicht schade um das Glas.
Es war
schade um die verpasste Gelegenheit.
Ich hätte es
im Rausch hinter mich werfen sollen,
als es noch
intakt gewesen war.
Eigentlich bin ich ein
Wolf
Aber
sobald Du
weinst
bin ich
Dein Hund
der sanft
seine Pfote
auf dein
Knie
legt
Du hast Angst
in der Dunkelheit?
Ich erinnere mich
an dieses Gefühl.
Kindheit.
Aber
in meiner Dunkelheit
brauchst
Du
keine
Angst
zu haben.
Ich blickte in die Karrierevisage des
Hoteldirektors.
»Also«, sagte er, »ich bitte darauf zu achten,
dass wir Zigeunern keine Zimmer verkaufen.«
»Das heißt heute anders«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Und warum?«
»Warum was?«
»Warum verkaufen wir ihnen keine Zimmer?«
»Die bringen zu viel Unruhe ins Haus.«
»Unruhe«, sagte ich. »Verstehe. – – –
Haben Sie mal was von
Django Reinhardt
gehört?«
Er sah mich an, als hätte ich
nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Nein«, sagte er, »wieso? Wer ist das?«
»Nicht wichtig. Sollte nur ein Scherz sein.«
»Verstehe.«
Er ging.
Mit irgend etwas muss man ja
sein Geld verdienen.
Auch ich.
Normalerweise habe ich gerne
meine Ruhe.
Aber ein bisschen
Unruhe
ist manchmal
gar nicht
so
schlecht.
Sie hatte sich verlaufen.
Blickte verloren
mit traurigen Augen
um sich.
Ich konnte nicht
an ihr
vorbeigehen.
Doch
ansprechen
konnte ich sie auch
nicht.
Sie
tat es.
»Entschuldigung«, sagte sie,
ich weiß nicht mehr,
wo’s langgeht.«
»Ich auch nicht«, sagte ich,
»wo wollen Sie denn hin?«
»Ich habe das Ziel
vergessen.«
»Das macht nichts. Ich kann
Sie trotzdem
dorthin
bringen.«
Ihr trauriger Blick
zweifelte.
»Wohin?« fragte sie.
Ich sagte:
»Zum Lachen.«
Er nannte sich Dr. Siech –
zumindest schrieb er dies auf den
Meldezettel, den ich ihm
gereicht hatte.
Ein alter Mann
mit zitternden Händen,
langen langen Fingernägeln,
viel Dreck darunter &
mit einem weißen, verfilzten Vollbart.
Er trug eine alte, zerschlissene
Reisetasche bei sich.
»Computerzeitalter«, sagte er,
»den Zug, den ich nehmen wollte,
gibt’s gar nicht. Jetzt hänge ich hier
fest. Bin auf dem Weg nach Berlin,
muss zur Charité, hab da ne
Operation. Die warten auf mich.
Hab dem Taxifahrer gesagt, er soll mich
durchfahren, die Charité übernimmt
die Kosten, aber er meinte, sein Chef
würde das nicht erlauben. Sie könnten mir mal
den ersten ICE raussuchen.«
»Welcher Bahnhof?« fragte ich.
»Spandau.«
Ich nannte ihm die Daten.
»Soll ich’s ihnen ausdrucken, oder können
sie sich’s merken.«
»Das merk ich mir«, sagte er. Dann:
»Ich habe solchen Durst. Haben Sie ein Glas
Leitungswasser für mich?«
»Klar«, sagte ich.
Ging in die Bar, nahm ein Cola-Glas, ließ
das kalte Wasser kurz laufen, füllte
das Glas, ging zurück &
reichte es ihm.
»Bitte.«
»Danke.«
Ein
großes
Schlucken
&
das Glas
war
leer.
»Zahlen Sie das Zimmer bar oder mit Karte?« sagte ich.
»Ich zahle in bar. Morgen früh.«
»Das müssen wir leider gleich erledigen.«
»Hmm, gibt’s hier einen Geldautomaten in der Nähe?«
»Wenn Sie eine Karte haben, können Sie auch hier
zahlen.«
»Äh, nein, ich möchte lieber Bargeld abheben«, sagte er.
»Nebenan ist ne Volksbank. Gleich das nächste
Gebäude. Rechts.«
»Na, das passt doch. Ich hab ne EC-Karte von der
Volksbank.«
Er zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche.
Kramte darin.
Zog eine Karte heraus
Zeigte sie mir.
Ich las: Volksbank.
»Na dann«, sagte ich.
»Auf 10 Minuten kommt’s ja jetzt auch nicht mehr an«,
sagte er.
Er schob die Karte zurück ins Portemonnaie,
steckte das Portemonnaie wieder in die Hosentasche.
»Natürlich nicht«, sagte ich. Dabei war ich
mit dem Tagesabschluss längst
in Verzug.
Er nahm seine alte, zerschlissene Reisetasche,
sagte:
»Leben ist Kampf.«
& ging zum Hotelausgang.
Die automatische Drehtür
schaufelte ihn
nach draußen.
Ich musste warten.
Denn weil er in bar bezahlen wollte,
hätte ich ansonsten die Kasse neu zählen müssen.
Ich wartete.
Eine halbe Minute.
Dann ging ich durch die Seitentür
nach draußen.
Schaute
nach rechts.
Er hatte seine Reisetasche abgestellt.
Zog sich eine dicke Jacke über.
Aber er war noch
vor
der Volksbank.
Ich ging wieder rein.
Schaltete die nervigen Ventilatoren in den
Aufzügen aus.
Stille.
Dann ging ich wieder raus ……
Sah ihn,
wie er
an der Volksbank
vorbei
ging.
Ich sah ihm nach.
So lange
bis er
verschwunden
war.
Und ich dachte:
Es wäre
bestimmt
spaßig,
sich
von
dem
operieren
zu lassen.
Nacht.
Stille.
Auf dem Bildschirm:
nackte Frauen über Telefonnummern.
Stummgeschaltet.
Ich sitze im Bett & esse
ein Stück Kuchen.
Bienenstich.
Es ist mein Frühstück.
Ich betrachte die Beine.
Der Kuchen ist lecker.
Die Gedanken fliegen.
Da bin
Ich. Als kleiner Junge.
In kurzen Hosen.
Ferienausflug.
Ich kletterte einen steilen Abhang
hinauf. Meinem Vater &
meinen Brüdern hinterher.
Hatte Angst
abzurutschen ….
hinunter zu fallen ….
Der Aufstieg war anstrengend.
Ich schaute nur nach oben,
achtete kaum darauf, wo ich
hintrat.
Dann:
Ein Stich.
Ein Schrei.
Ein unbekannter Schmerz
in meinem rechten Bein. – –
Die Biene war dem Tod geweiht;
auch sie auf einem Ausflug –
ihrem letzten.
Ich weiß nicht mehr, ob ich
weinte.
Wahrscheinlich.
Mein Vater ging die paar Schritte
abwärts, zurück zu mir.
Meine Brüder warteten.
Mein Vater kniete sich hin.
Pulte den Stachel heraus.
Presste seine Lippen auf mein Bein
& saugte.
Dann spuckte er auf den Boden.
Der Schmerz blieb.
Noch eine Weile.
Aber ich habe ihn vergessen.
Vergessen, wie er sich anfühlte.
Was ich nicht vergessen habe ….
Egal.
Der Kuchen ist alle, und
die Beine sind noch da.
Beinahe hätte ich ausgerechnet
Dir
1 Gedicht
geschrieben
Doch Du
bist
unberechenbar
& soweit
reichen
meine RechenKünste
nicht.
Als wir unsere Herzen
brachen
hätte ich so gerne
ihre Stirn
gehalten
Wir hatten sie
einfach
zu schnell
verschlungen
& uns war
schlecht geworden
Worte wurden
gebrochen
Versprechungen
gebrochen
& dann
war
Alles
im
Eimer
Ein hellgrünes Minikleid kam
aus dem Aufzug
Eine junge Frau
lebte
darin
Mit nackten Schenkeln
die
in High-Heels
endeten
Sie verließ das Hotel
Blieb stehen
draußen vor der
Fensterfront
Früher Morgen
Dämmerung
Der Hintergrund schraffiert vom Regen
Lautes Geprassel
Sie hockte sich hin
unter dem Vordach
Der Saum rutschte höher
& sie wühlte
in ihrer Handtasche
Waden
Knie
Oberschenkel
so nackt
so nackt
& in
einem so schönen
Winkel !
Sie fand
was sie suchte
& bestrich
ihre Lippen
damit
Dann erhob sie sich
wieder
& sie schaute durch das Fenster
herein
zu
mir
Der nur seinen Job tat
Und sie
öffnete
meinen Blick
den ich ihr
zurück
warf
So dass sie wusste
was wir
miteinander
hätten
tun können
Sie las ihn
& lächelte
Dann
fuhr ein Auto vor
Sie ging zu ihm
& wurde nass
So nass
Sie
stieg ein
So schön
wie nur Frauen einsteigen können
& ich dachte
mal wieder
an
Baudelaire
All die Tränen & der Schweiß
die im Laufe der Zeit
auf das Metall
gefallen
sind
Sie haben sich
hineingefressen
tiefer & tiefer
Und das Metall
fing an
zu rosten
Und der Nagel
fing an
hässlich & brüchig
zu werden
& fast hätte er
seinen Kopf verloren
Es ist die Frage
ob ES noch
halten
wird
Wenn man
sein Herz
an diesen halbzerstörten Nagel
hängt –
Nachdem man ihn
vorsichtig
so vorsichtig
in seinen Traum
geschlagen hat
Nichts sonst
ist so leicht
wie
der Schlaf der
falschen Vorstellungen.
Du brauchst nicht
zu pfeifen
Du brauchst nichts
zu sagen
Du musst nicht
berühren.
Es genügt
dass jemand
Deine Gedanken
liest.
Und schon
sind sie
hellwach
Da steht dieses Leberwurstglas
im Kühlschrank.
Angebrochen
vor längerer Zeit.
Als man
Appetit hatte.
Einmal nur
hatte man diesen Appetit;
das Glas wurde angebrochen,
und der Appetit kam & kam
nicht wieder.
Man ahnt
wie es in dem Glas aussehen könnte,
mittlerweile.
Man traut sich nicht,
nachzuschauen.
Aber man hofft,
dass noch alles in Ordnung ist,
sollte der Appetit
jemals
zurückkommen.
Und vielleicht ist sie
die Sirene
die Dich
aus dem Schlaf reißt
Aus dem viel zu langen Schlaf
der wirren Träume
Und sie reißt Dich aus dem Schlaf
Um Dich zu warnen
vor dem Feuer
Vor dem Feuer
das
sie
selber
in
Dein
Haus
trägt
Man atmet
bevor man das Wort kennt
Man weint
bevor man das Wort kennt
Man trinkt
bevor man das Wort kennt
Man isst
bevor man das Wort kennt
Man pisst
bevor man das Wort kennt
Man träumt
bevor man das Wort kennt
Man fühlt
bevor man das Wort kennt
Man vertraut
bevor man das Wort kennt
Man liebt
bevor man das Wort kennt
Dann
erlernt man die Wörter
& so Manches
erscheint
weniger
unmittelbar
durch sie
Wörter kommen hinzu
zu dem WortSchatz
Wörter die man kennt
bevor man tut
wofür sie stehen
Und Vieles
wofür es Worte gibt
wird man niemals tun
Vieles
wofür es Worte gibt
kann
niemand
jemals
tun
Dann
vergisst man Wörter
& das
wofür sie stehen
Oftmals
ohne es zu bemerken
Und man
vermisst sie nicht
Andere möchte man
verdrängen
aber sie sind zu aufdringlich
Immer wieder aufs
Neue
Und dann
kommt der letzte
Atemzug – – –
Welches Wort
wird man denken?
Wenn überhaupt ….
Es ist
gleichgültig.
Man tut
das Letzte
was einem zu tun bleibt
Das was man am längsten
vor sich her geschoben hat
obwohl man das Wort dafür
schon so lange
kannte
gekannt hat
kennt
Die Unmittelbarkeit
kehrt zurück
Für einen Moment
Ohne Worte
Doch die Wörter
überleben
Ich spüre sie kaum
die Zeit
die mich aufgespürt hat
als ich
geboren wurde
Sie zieht mich durchs Leben
an einem Faden
der immer kürzer wird
Der Faden könnte
rot sein
oder schwarz
Ich bin blind
für seine Farbe
Er könnte auch
durchsichtig sein
Mein Zeitgefühl ist
nahezu taub
Und meine Blindheit
für so Vieles
lässt mich
verstummen
Ich bin zurückgeblieben
geistig
gefühlsmäßig
An dem Ort
des größten Schmerzes
In der Zeit
des größten Schmerzes
An dem
wunden Punkt
Wo die Welt sich
zurückzog von mir
Das ist
meine Behinderung
Ich bin zurückgeblieben
wo
nichts
zurückgeblieben
ist
Die Einsamkeit
küsst
ihr eigenes
Knie
ganz
sanft
&
so selbstvergessen
dass sie
beinahe
bei
nahe
selber
glaubt
die Lippen
eines
Fremden
zu
spüren
Sie trug einen Rock, der mir
eigentlich
zu lang gewesen wäre.
Aber
zum Ausgleich
war er
dünn.
So dünn.
Er war durchsichtig.
So durchsichtig
wie meine
Motive.
Man sah,
wenn das Licht
günstig
stand,
ihre Beine.
Ihren Slip.
Ich war wütend.
Warum hatte sie ihn angezogen
– jetzt –
unmittelbar
bevor sie
zu
ihm
zurück
fuhr?
Warum nicht
früher?
»Toll«, sagte ich, »was
Anderes
hattest Du wohl nicht?«
Ihr kleiner Sohn
antwortete schneller als sie:
»Aber sie hat doch
einen Schlüpfer an.«
Humorlos
sagte ich:
»Das wäre ja auch noch schöner!
Ohne!«
Heute muss ich
darüber
lächeln.
Der Kleine
verstand
so
viel.
Und ich
hatte
so einen kleinen
Verstand.
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