Monatsarchiv: März 2013

Peanuts

Ich hatte wohl beiläufig erwähnt, wie sehr ich
die Peanuts liebte – & dass ich 2 Paar Socken
mit Snoopy-Aufdruck besaß
(in Grau, aus grauer Vorzeit).

Der Sommer ging allmählich zuende; es wurde kühler.
Die Frau trug einen Rock, der
meine Handbreit über den Knien aufhörte.
Sie ging ins Wohnzimmer, zog ihre Schuhe &
ihre dünne Jacke aus & stellte ihre Tasche ab.
»Ich habe heute übrigens was drunter«, sagte sie.
»Ach – das ist ja mal ganz was Neues«, sagte ich, »so
kalt isses doch noch gar nicht.«
Ein Lächelblitz aus blauen Augen. »Schau nach.«
Ich ging zu ihr, bückte mich & schob
lang-
sam
ihren Rock hoch.
Da waren sie (vereint auf violettem Stoff, vorne):
Snoopy & Woodstock!
»Süß«, sagte ich, »lässt Du mir das hier?«
»Sicher.«
»Dann ab mit uns unter die Kuscheldecke.«

Kleidungsstücke waren zufällig
auf den Boden des Schlafzimmers gefallen; nur
das Höschen
hing ordentlich über der Stuhllehne.
Der Hund lag auf dem Rücken; die Augen geschlossen.

Jetzt war sie blond wie Woodstock, doch
in der Vergangenheit
war auch sie ein
kleines rothaariges Mädchen
gewesen.
Ein Mädchen mit Sommersprossen.

Und weil
manchmal
einfach
Alles
passt,

lief
die Mondscheinsonate,
als ich ihr
in den Hintern biss

(Glenn Gould allerdings –
& nicht
Schröder).

Lachen
Lecken
Lachen (mit langem aaaaaa) auf dem Laken
The Doctor is in
The Doctor is out

Sprechblasen
Gedanken-
blasen

Als sie wieder in ihr knallblaues Auto stieg,
wusste ich, was ihr fehlte
unterm Rock.
Und ich wusste, was
mir
fehlen würde ……

In den Tagen des Alleinseins
– das Vögelchen war ausgeflogen –
schnüffelte ich
nach dem Erwachen
& vor dem Einschlafen
an dem Höschen;
ich nahm Witterung auf,
denn auch ich
bin nur
ein Hund
ein Wolf
ein Tier
eine Art von
Comicfigur.

Nach & nach
wurde der Duft schwächer;
wie auf der Flucht.

Wir telefonierten.
»Wird höchste Zeit, dass Du wiederkommst«, sagte ich,
»ich habe alles inhaliert, was es zu inhalieren gab.
Snoopy hat Sehnsucht,
und was zu Knabbern brauch ich auch.«
»Nüsse?« sagte sie.
»Arsch«, sagte ich.

Es wurde noch kühler
draußen.
Noch heißer
in uns.

Und beim nächsten Mal trug sie
Jeans, die nur so knackten;
und irgendwann, unter der Decke,
sagte sie: »Ich laufe aus.«
Und ich dachte an das Meer,
an die Hohe See,
an ein Schiff, das ausläuft;
und ich wollte in See stechen,
hinaus auf das Meer Meer Meer ……

»Ich hab da was, womit Du Dich
abtrocknen kannst«, sagte ich.
Sie grinste.
«Schon klar«, sagte sie.

Snoopys Augen waren noch immer geschlossen,
als würde er es genießen, wie sie ihn
benutzte.

Und der Duft
würde wieder
für eine gewisse Zeit des Alleinseins
reichen.

Reichen, um zu
riechen –
zu schnuppern –
zu schnüffeln –

um zu träumen

wie ein Hund …..

Ein Hund, der
auf dem Dach seiner Hütte schläft.

Snoopy


Das Loch im Boden

Ich hatte noch 22 € auf dem Konto;
die Schulden beliefen sich auf ca. 1200 €.
Ich wollte nicht frieren – das war alles.
Irgendeine gelangweilte, vom Volk gewählte
Verbrecherbande hatte sich
neue Bestimmungen einfallen lassen, um
die Steuereinnahmen in die Höhe zu treiben.
Alte Heizöl-Tankanlagen mussten durch neue
ersetzt werden.
Meine letzten Ersparnisse flossen
in die neuen Tanks;
kurbelten womöglich irgendeine Konjunktur an,
mit der ich nicht viel zu tun hatte.
Als die Handwerker die alten, stählernen Geldsärge zersägten,
setzten sie meinen Keller in Brand.
Funkenflug.
Schwarzer Rauch breitete sich aus,
waberte die Kellertreppe herauf,
drang durch Ritzen & Schlüssellöcher …..
Die Männer fluchten; die Männer husteten; die Männer spuckten.
Ein Feuerlöscher zischte.
Gestank,
Ruß
& dunkle Vorahnungen.

Schwarzer Staub auf Büchern; tote Spinnen in
weiß besprühten Netzen.
Der Rauch & der Gestank
verflüchtigten sich –
durch undichte Fenster, durch die im Winter
die künstliche Wärme verschwand.
Den Ruß, den Staub, die Leichen beseitigte ich.
Die Vorahnungen blieben.
Gefangen.
Stahl war durch Kunststoff ersetzt worden;
einmal mehr.
Für den Kampf mit der Versicherung fehlten mir
die Kraft & die Zuversicht;
für dergleichen bin ich
(wie für so Vieles)
untauglich.
Und es folgte ein langer, strenger Winter.
Ein Winter, der schließlich begann, den
Frühling wegzufressen.
So –
wie er das Heizöl weggesoffen hatte.
Ich hatte kein Geld, kein Geld, kein Geld mehr.

Da ist dieses Loch
im Boden meines Kellers.
Wenn man hineinblickt, sieht man
die obersten Stufen einer Wendeltreppe.

Ansonsten
sieht man
nichts
als
Dunkelheit.

Ich habe Jules Verne gelesen –
wenn man sich dem Mittelpunkt der Erde nähert,
wird es wärmer.
Vielleicht trifft man auf dem Weg abwärts
einige Monster der Urzeit.

Nun gut.
Damit könnte ich leben.

Ich will nur
nicht frieren –
das ist
alles.


Blue Velvet

Erkältet
waren wir beide.
Wir lagen im Bett –
nackt nur an den Stellen,
auf die es ankam.
Musik lief im Shuffle-Modus.
Die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
im eisigen Wind, der durchs undichte Fenster herein wehte.
Die Frau musste aufs Klo;
kletterte aus dem Bett.
Ich liebe den flüchtigen Moment – bevor
das hochgerutschte Shirt, nach dem Aufstehen,
wieder über den nackten Arsch gleitet, um
ihn dann
nur knapp
zu bedecken.
Sie ging nach nebenan.
Johnny Mathis sang „Moon River“.
Ich hörte es plätschern.
Hörte sie Papier abreissen.
Klopapier, das nach Rosen duftete –
& das ich niemals benutzte.
(Sie hatte es selber als Gag mitgebracht,
nachdem ich mich über den
Klopapierverbrauch der Frauen lustig gemacht hatte.)
Johnny gab volles Vibrato, dann
rauschte die Spülung.
Und während die Frau in die Küche ging,
um sich noch ein Bier zu holen,
übernahm Bobby Vinton die
musikalische Leitung.
„Blue Velvet“.
Sie kam zurück, stellte die Flasche auf den Nachttisch
& kroch unter die Decke;
ihre Hände waren kalt, ihre Beine waren kalt.
Sie sagte: »Die Musik läuft doch auf Shuffle, oder?«
»Ja«, sagte ich.
»Wieviele Stücke sind in der Liste?«
»Keine Ahnung, aber sie läuft knapp 37 Stunden
ohne Wiederholung. Wieso?«
»Weil ich gerade, aufm Klo, dachte:
Ich würde gerne mal wieder „Blue Velvet“ hören
»Ich wusste es«, sagte ich, »Du bist
eine Hexe.«
Sie lachte.
»Ich kann Sachen«, sagte sie.
Was stimmte.
„Blue Velvet“ war unser Lieblingsfilm.
37 Stunden, die auf Zufall gestellt waren.
37 Stunden – so lange hatten wir uns noch nie
ohne Unterbrechung gesehen –
& würden es vielleicht auch
niemals.
Ihre Hände wurden warm.
Der Wind blieb eisig.
Und die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
noch stärker.
Bewegt durch
den Wind &
unsere Leidenschaft.


Ein ewiges Rätsel unter vielen

Warum
ein fröhliches
kleines
Kind
– an frischer Luft
& in ständiger Bewegung –
ernsthaft erkranken
kann

während
ich

das versoffenene, kettenrauchende
alte Arschloch
– ständig sitzend oder liegend
in stickigen Zimmern –
gesund bin

(mehr oder weniger)

wird mir
so lange ich
NOCH
lebe

Eines
von nicht wenigen
Ewigen Rätseln
bleiben


Die Singende Säge

In einer Fußgängerzone
saß ein Mann
auf kalten Steinplatten
mit einer Singenden Säge

Er hatte
keine Beine mehr

Er hatte
die Beine
sich selber
abgesägt

mit
eben diesem
Werkzeug

Er war
kein Fußgänger mehr

konnte nicht mehr
tanzen

zu seiner eigenen Melodie

aber spielen
auf der Säge

mit einem Bogen
der seine Haare verlor

Ein Lied
das schön & traurig war

Andere
hätten dazu tanzen können

Aber
sie hatten es zu eilig
vorüber
zu
gehen

Und
im Hut des Mannes
blieb nur

die Leere

Und in der Erinnerung
nur

die Musik


Der Ausfall

Der Strom
war ausgefallen

Für
nur 1 Sekunde

Die elektrische Uhr
die stets
vorgegeben hatte
richtig zu gehen

fing wieder bei 0 an

& sie blinkte
als wolle sie
darauf aufmerksam machen

Darauf aufmerksam machen

dass sie
erst jetzt

richtig ging

Egal
was alle anderen Uhren sagten

Es war
höchste Zeit
gewesen

vom Strom getrennt zu werden

Es war
die richtige Zeit
für eine

Mitternacht

& ihre
Geister


Wartezimmer

Und plötzlich wurde jeder Raum
zum Wartezimmer, und
in jedem Wartezimmer saß
eine Hoffnung
am Boden.
Es gab
kein Sprechzimmer,
keine Sprechstunde;
nur:
Schweigen
Schmerz
Sterben
& Vergehen.
Stumm waren die Hoffnungen,
erfüllt
von
Leere.
Und blind war die Wut
im Angesicht des
Nichts.

Sie wollten hinaus
– die Hoffnungen -,
doch sie wussten nicht
worauf.

 

(Inwendig vorgetragen:)


Spielplätze der Liebe

Hörspiel.
Sehspiel.
Riechspiel.
Tastspiel.
Zungenspiel.
Gedankenspiel.

Liebesspiel.


Nichts als Dampf

Manchmal
setzte ich mich mit einem Reclam-Heft oder
einem Donald-Duck-Comic
in irgendeine Ecke
des menschenleeren Schulhofs;
manchmal
ging ich in den nahegelegenen Plattenladen, um
in den Singles zu stöbern.
Meistens aber
lehnte ich mich gegen das Geländer meiner liebsten
Eisenbahnbrücke & schaute hinab
auf die Schienen.
Ich war der einzige Schüler der Grundschule, der
(was damals ungewöhnlich war) regelmäßig
1 oder 2 Freistunden hatte.
Und jeder Atemzug dieser Stunden hatte
einen besonderen Geschmack.
Frei.
Frei.
Frei!

Ich schaute hinab,
kannte jede Maserung, jeden Riss in den alten Holzschwellen;
und der Schotter im Gleisbett bedeutete mir mehr als
die Kiesel am Meeresstrand.
Ich wartete.
Wartete auf mein Verschwinden.
Wartete auf das Verschwinden der Welt um mich herum.
Manchmal
erblickte man den Dampf – bevor man die Lokomotive sah oder hörte;
manchmal
hörte man die Lok – bevor man sie oder den Dampf sah;
und manchmal kam alles gleichzeitig.
Das Rollen, das Donnern, das Rattern, das Scheppern, das Zischen …..
Der Klang der Ferne, die sich näherte.
Die Vorfreude.
Gewölk aus einem fahrenden Schornstein kam auf mich zu;
eine künstliche Nebelbank zum Ausruhen & Vergessen.
Und dann sah ich nichts mehr.
Alles weiß
um mich herum.
Ich selber:
unsichtbar für alle Anderen.
Der einzigartige Geschmack des Dampfes.
Die Wonne der verlorenen Orientierung.
Frei.
Frei.
Frei!

Ich
allein.
Im Nebel, der
begreifbar war.
Ich atmete ihn ein.
Atmete tief.
Wie im Rausch.
Während den Anderen
in einem stickigen Schulzimmer,
das ich nur zu gut kannte
& gar zu sehr hasste,
irgendeine Religion
eingetrichtert wurde.


Ich möchte es nicht wissen

Ich möchte es nicht wissen
niemals erfahren –
wie klein
der Park
in Wirklichkeit war

Der Park
der mir
unendlich erschien
als ich so klein war
in der Wirklichkeit meiner Kindheit

Ich spazierte
neben dem Riesen
der mein Vater war
durch diesen Park

Mein Blick
sah keine Grenzen
kein Ende

Jede Biene war
ein Monster
Jede Blume
ein Baum

In meiner Erinnerung lebt
noch immer
die Unendlichkeit
von damals
als ich nichts hatte

um
vergleichen zu können

Ich wollte niemals wissen
nie erfahren
wie klein die Wirklichkeit
in Wirklichkeit
ist

Deshalb besuchte ich
den Park
niemals wieder

& mein Vater starb
bevor ich größer wurde
als er
jemals gewesen war


Eine Art Vampirismus

Da hat man ein bisschen Talent ….
im Umgang
mit Worten.

Jemand
wird auf einen
aufmerksam
aufgrund dieses Talents.

Flattert herbei & tritt
in das fremde
Leben.

Beginnt
zu saugen
bis nichts mehr übrigbleibt
vom Talent.

Zeit
davonzufliegen.

Zurück
ins Reich der Worte.


Gefrorene Blumen

Da draußen gingen Menschen.
Ihre Worte waren nicht zu hören,
aber sichtbar
in der Kälte.

Nebelhafte Sprechblasen waberten
aus frierenden Mündern;
kalte Lippen
bewegten sich.

Da drinnen stand ein Mensch.
Und zitterte
vor dem Heizkörper, der
untem Fenster hing.

Der Körper war
kalt.
Der Blick des Menschen fiel
durch einen Rahmen aus Eisblumen.

Sein Schweigen
beschlug die Scheibe.
Die Wortwolken
lösten sich auf.

Nebel
Haft.
Nichts hören.
Nicht dazugehören.

Draußen.
Drinnen.
Frost.
Taubheit.

Und
das ewiggleiche Muster
der gefrorenen
Blumen.


R.E.M.

Wenn Du träumst
bin ich
es
der Deine Augen
so schnell
bewegt

Wenn ich träume
bist Du
es
die meine Augen
so schnell
bewegt

Schnelle Blicke
die sich treffen
hinter geschlossenen Augen
die sehen können

über alle Entfernung
hin-
weg


Ein nostalgischer Moment der Zukunft

Es war ein Moment purer Nostalgie, als
der alte Mann sich mir näherte.
Eine Nostalgie, die mich
würgen ließ.
Er roch wie das Innere
einer Telefonzelle aus den 70er Jahren.
Als ein Ortsgespräch 2 Groschen kostete.
Wie oft war mir in ihnen schlecht geworden
als Kind……
Es war mir stets vorgekommen, als gäbe
nirgendwo auf der Welt eine dieser Zellen, die
nicht nach Pisse & Erbrochenem roch.
Und ein bisschen nach
Zukunft.
Kaum wagte man, die Tür zu schließen.
Der alte Mann bewegte sich mit winzigen Schritten;
atmete schwer. Er trug
einen schwarzen Cowboyhut.
Auf dem Rücken einen Rucksack, in der rechten Hand
eine Reisetasche.
Er hatte sich ein Zimmer genommen;
in einem Hotel jener Stadt, in der er wohnte.
Vielleicht hatte er vergessen, dass er eine Wohnung hatte.
Die Nacht lag hinter ihm.
Eine von vielen.
Eine von zu vielen. Vielleicht.
Hinter mir lag
dieselbe Nacht.
Und doch
eine andere.
Eine Nacht im selben Hotel.
Er: der Gast.
Ich: der Portier.
»Guten Morgen«, sagte er.
»Guten Morgen«, sagte ich.
Wir sagten also dasselbe. Nur dass es bei ihm
älter klang. Und kurzatmig.
»Wo ist das Frühstück?« fragte er.
»Im ersten Stock.«
»Wie – komme ich da – hin?«
»Sie gehen zurück in den Aufzug, drücken auf die 1,
und wenn sie aus dem Aufzug kommen, ist gleich links
der Frühstücksraum.«
Er starrte mich an.
Es schien zu dauern, bis meine Worte
irgendeinen Sinn ergaben – für ihn.
Die Worte reisten gemächlich durch seinen Kopf.
Je länger er mich anstarrte, desto länger musste ich
ihn riechen.
»Könnten Sie bitte mit raufkommen? Nicht – dass ich mich – verlaufe.«
»Es ist ganz einfach«, sagte ich.
»Trotzdem. Bitte.«
Der Aufzug, dachte ich – eine Telefonzelle, die sich
auf & ab bewegt. Und in der meist
geschwiegen & gestunken wird.

Ich sagte:
»Ok. Sie nehmen den Aufzug, und ich gehe über die Treppe;
ich darf den Aufzug nicht benutzen – für den Fall, dass der
steckenbleibt.«
War für eine Vorstellung!
»Wie?« sagte er.
»Sie gehen in den Aufzug zurück & drücken auf die 1.
Ich nehme Sie dort in Empfang & zeige Ihnen den Weg.«
»Hmm – – auf die 1.«
Er machte kehrt, trippelte
langsam & schnaufend
zurück in die Kabine.
Cowboyhut, Rucksack, Reisetasche. Und das Alter.
Was für ein Aufzug!
Die Türen schlossen sich. – –
Ich war im ersten Stock bevor
der Aufzug dort war &
nicht hielt.
Ich hörte es:
Er hielt im zweiten (die Türen gingen auf & zu),
er hielt im dritten (die Türen gingen auf & zu),
er hielt im vierten (die Türen gingen auf & zu).
Mehr Stockwerke gab es nicht.
Nur noch Dach & Himmel.
Ich wartete.
Zeit verging.
Wie immer.
Gleich schnell – für uns beide …..
Obwohl wahrscheinlich einer von uns
weniger davon zu verlieren hatte als
der andere.
Keiner wusste,
wer.
Er kam an.
Endlich.
Im ersten Stock.
Ich wies ihm den Weg
zum Frühstücksraum.
Er hielt inne.
»Ich habe meinen Beutel vergessen«, sagte er.
»Beutel?« sagte ich. »Sie meinen nicht Ihren Rucksack
oder Ihre Reisetasche?«
»Nein. Ich hatte noch einen Beutel. – Würden Sie ihn bitte
aufheben – bis ich wiederkomme?«
»Natürlich«, sagte ich. »Gerne.«
Er sagte:
»Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen.«
Nostalgie & Zukunft
vermischten sich –
wie Pisse & Erbrochenes.
Dabei hatte der alte Mann
über Nacht
ins Bett geschissen.
Ein Hauch von Kindheit.
Der Atem des Alters.
Und das hübscheste Zimmermädchen von allen
hatte es entdeckt.
Sie tat mir leid.
Ja – auch ich hatte im Bett geschissen.
Als Kind.
Wie wir alle.
Ja – auch ich wurde alt.
Wie die meisten.
Und die Zukunft ähnelt der Vergangenheit –
immer wieder.
Auch ich hatte gern einen Cowboyhut getragen ….
als Kind …. als ein Ortsgespräch noch 2 Groschen kostete ….
2 Groschen
in einer stinkenden Zelle, die
still stand ….