Monatsarchiv: März 2014
Es war nur
eine Abbildung,
eine Reproduktion in einem Buch.
»Na, was gibt’s da Witziges zu sehen?«
fragte meine Mutter
als sie mich lächeln sah.
Sie schaute in das Buch.
Da war einer dieser Friedhöfe
von Caspar David Friedrich.
Sie verstand nicht
warum ich strahlte
im Licht dieses Bildes.
Das war nicht
überraschend
für mich.
Denn sie kannte mich
nicht.
Überwältigend
war diese Einsamkeit.
Und schön.
Ich kannte sie.
Schon immer.
Es war nur
eine Abbildung,
eine Reproduktion in einem Buch.
Und so war es nicht
überraschend
für mich,
dass ich kaum atmen konnte,
als ich einem Original
gegenüber stand.
Kleines Format.
Beinahe versteckt
in einem Museumswinkel.
Es war
nur ein Baum.
Das Bild
eines Baumes.
Sein Gegenstück
in der Wirklichkeit
hätte mich leichter atmen lassen.
Aber
wer will das schon?
Überwältigend
war die Einsamkeit
des Baumes.
Und schön.
Und die es nicht verstanden hatte,
dass ich lächelte & strahlte
während ich eine Reproduktion betrachtete,
lag auf einem dieser Friedhöfe
in der Wirklichkeit.
Wo man leicht atmen kann –
ohne zu lächeln.
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Ich erinnere mich
an den fehlenden Arm des Zeitungslieferanten;
an sein Gesicht,
das nicht fehlte, erinnere ich mich
nicht.
Das erinnert mich
an uns
& Dein Gesicht
in meinem Arm.
An das Merkwürdige
Menschlicher Beziehungen.
Ich erinnere mich
an Deinen Arm, der fehlt.
Weil er da
gewesen
war.
Nicht so oft
erinnere ich mich
an das Fehl
ende
in der Vergangenheit.
Schon seltsam,
was die Erinnerung tut
& die Wahrnehmung unterlässt.
Seltsam,
was die Erinnerung unterlässt
& die Wahrnehmung tut.
Und der Zeitungslieferant
ist kein Zeitungslieferant mehr.
Und den Arm hatte er
sich selber abgehackt. Aber das
gehört nicht hierher –
obwohl
es merkwürdig ist.
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Nein,
ich kann sie nicht ernst nehmen –
die Venus über der Straße.
Die Stecknadel am Abendhimmel.
Sie leitet mich
fehl.
Wenn ich ein Auge zudrücke, scheint sie
über dem Hotel zu leuchten,
in dem ich arbeite –
für 8 Euro pro Stunde
+ Nachtzuschlag,
inklusive mieser Musik, die alles berieselt.
Da ist wenig Erotik;
von Liebe ganz zu schweigen.
Jedenfalls, was mich betrifft.
Selbst das Essen, das ich bekomme,
wirkt meist lieblos.
In den Zimmern,
an denen ich vorbei gehe,
nachts auf meinem Rundgang,
mag es anders sein. Vielleicht.
Ein bisschen wie
in meinem Kopf.
Hier schnarcht’s, da stöhnt’s,
die Klospülung rauscht, und
das plötzliche Niesen hinter einer Tür
erschreckt mich fast zu Tode.
Manchmal klatscht es auch dahinter
– & das ist kein Applaus.
»Wir hätten gern ein Doppelzimmer.«
»Ich hab nur noch Einzel.«
»Das ist okay.«
»Das Bett hat nur 90 cm.«
Keine Ahnung, ob das stimmt.
»Das reicht uns.«
Da wett’ich drauf!
»Hauptsache, es is schön warm.«
»Selbstverständlich.«
Und wenn Eure Hitze nicht reicht,
schenk ich Euch einen vollen
Benzinkanister. (E10. Ich muss sparen).
»Möchten Sie auch frühstücken?«
»Äh…. nein, wir reisen ganz früh wieder ab.«
Na sicher. Ohne Gepäck. Und die Adresse
ist gleich nebenan.
Hin & wieder stirbt jemand.
Hin & wieder blutet jemand.
Aber meistens
nicht.
Und sollte ich gerade essen, ist
das Hotel ausgebucht.
Nein, ich kann sie nicht ernst nehmen.
Die Venus über der Straße.
Und die Arbeit.
Und noch
so mancherlei.
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Ich zitiere
aus dem Vergessen
in deinem Kopf.
Erinnerungen
die du zum Schweigen bringst
hole ich
von dort zurück.
Sie sind nicht verloren
gegangen.
Was ich auswendig kenne
ist unser Innerstes.
Ich bin
unser Gedächtnis.
Und die Vergangenheit
ist nicht in unseren Köpfen
allein.
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Sie reichte ihm die Hand
um ihn empor zu ziehen
aus einem Grund
der ein Abgrund war
Er war so tief
ihr Arm so lang
& doch
war er nicht
tief genug
für sie
Sie lachten viel
& täuschten sich
hinweg
Dann stieß sie ihn
in einen anderen
der grundlos schien
Die Hand
verschwand
& der Fall mochte
endlos sein
Er blickte auf
& Aufblicken war Zurück
blicken
Er wartete
auf
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Knaurs Buch vom Film
© 1956 by Droemersche Verlangsanstalt
Autor: Waldekranz Arpe
(Was für ein Vorname!)
Es stand in der Bibliothek meines Vaters.
Gern nahm ich es
mit ins Bett.
All
diese Il
lust
rationen….
All
diese Photographien….
Sogenannte Göttinnen
der Leinwand……
Zum
Niemals
Sattsehen.
Riso amoro:
Silvana Mangano
auf ihrem Bett
im Hemd – &
meinem liebsten Kleidungsstück:
dem Sonstnichts….
Prachtgeschenkel in Schwarzweiß
Neorealismus
So neu – für einen kleinen Jungen
The Seven Year Itch:
Das hochgeblasene Kleid der Marilyn M.
bevor es, bevor sie zum Abziehbild wurde
Zufällige Zugluft eines Zuges
Und ein Teil der Erregung war
Hineinversetzung: die Vorstellung
so auszusehen & so gesehen
zu werden……
Ava Gardner
Gina Lollobrigida
Theda Bara (‚der erste Filmvamp’ hieß es da)
Die bloßen Brüste der badenen Martine Carol
(In einer Zeit als es keine Nacktheit am Zeitungskiosk gab.)
& so weiter
& so fort
Weit fort
in Träumen
Und in Sommernächten
schlich ich mich hinaus
nackt oder halbnackt
ins Freie
Dorthin
wo Niemand war
aber Jemand
hätte sein können
auf ein
samen Wegen
gerne unterm Mond
Wilde Schlägereien des Herzens
Die Unruhe der Hormone
& die Lust war so groß
dass ich keine Befriedigung wollte
Fast ein Schmerz –
Dazu die Angst
aufzufliegen
erwischt zu werden
von den Achsoerwachsenen
Doch es geschah nicht.
Nichts geschah
außer mir.
So Vieles
in mir.
Die Filme sah ich
später –
am Anfang stand
Das Buch.

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Die Ebene war nicht
plan – Planlos stand ich
an ihrem Rand
Rannte dann
über ihre Uneben
heiten
Was eben gewesen war
war nicht immer glatt
vorbei gegangen
& doch
Vergangen
heit
Die Mitte lag immer
im Un
Er
Reich
Baren
Ich fiel
vielmals
Stand auf
einmal mehr
Irgendwann
wird es
das letzte Mal
der Fall
gewesen
sein
Es war einmal
Verwesen
Sein
Eben noch Leben
planlos
platt
& vorbei
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Leben, Lyrik, Philosophie, Tod, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
220 Gramm auf Ex
& ich dachte:
Ein guter Titel für meine Memoiren wäre
»Bekenntnisse eines deutschen Mohnkuchenessers«.
So treffend
in seinem Mangel an
Coolness. (Wofür mir gerade kein
deutsches Wort einfällt.)
Doch nach dem Ende
des Verdauungs
Prozesses dachte ich:
Noch treffender wäre
»Mohnkörner in der Kimme«.
Und mit solchen Titeln
würde man vermutlich auch
mehr verkaufen.
Dann fiel mir ein, dass ich
Nichts zu verkaufen habe.
Scheiße! Das finde ich
beruhigend.

Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Sätze, die mir etwas bedeuten,
unterstreiche ich
mit Bleistift.
Der Bleistift muss stumpf sein.
So stechen die Sätze besser
hervor.
Ein stumpfer Bleistift hält
länger als ein angespitzter.
Und zwar: aus
mehreren Gründen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich wäre gerne originell
bis zur Unmenschlichkeit.
Aber daraus wird
wohl nichts werden.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
»Ich habe dich geliebt
aber jetzt – hasse ich dich
beinahe.«
Die getrennten Wege
führen in eine seltsame Welt,
wo das Licht der Gegenwart
auf die Vergangenheit fällt.
Beinahe ist es
als wäre die Vergangenheit
keine Realität gewesen.
Eine Realität
im eigenen Licht.
Man wird verletzt,
und der Selbstschutz setzt ein…..
Man konzentriert sich auf Alles,
über das man hinweggesehen hatte:
Die Kleinigkeiten, die einen schon trennten,
als man noch zusammen war.
Die kurzen eisigen Momente, die
in der Hitze des Gefechts so schnell
dahinschmolzen….
Sie kehren zurück
von dort wo
hin man nicht mehr zurück
kehren kann
auf diesem Wege.
Dem einfachsten
Aller
Getrennten
Wege.
Der Weg, der einem verspricht
am leichtesten über
Alles hin
weg
zu
führen
(…. zu kommen
…. zu gehen).
Ich
mache es mir
lieber schwer
& liebe
einfach
weiter.
Versuche es zumindest. Ver
Suche es
auf meinem Weg, der
nirgendwo
hin
führt.
Denn
dort gehöre ich
hin.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Einsamkeit, Kultur, Liebe, Lyrik, Trennung | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Die Erwachsenen um mich herum
nahm ich kaum wahr.
Dennoch hörte ich, wie jemand sagte:
»Er kann sich so gut mit sich selbst beschäftigen.
Man kann ihn gut alleine lassen.«
Ich war etwa 6 Jahre alt.
Ich saß auf dem Fußboden
mit einem Müllwagen aus Plastik
& ahnte nicht, dass
Dies
das Glück meines Lebens war.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Einsamkeit, Kindheit, Kultur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ein Oldtimer fährt durch die Nacht.
Ich fahre hinter ihm her.
Als der Oldtimer modern war
– damals in meiner Kindheit -,
war er mir zu modern.
Ich fand ihn hässlich. Damals.
Heute – finde ich ihn schön.
Im Vergleich.
Und überhaupt.
Das ist die Schuld
der Zeit.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kindheit, Kultur, Lyrik, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich träume
lieber von der Hölle
als von Dir.
Denn wenn ich von Dir träume
ist das Erwachen
die Hölle.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Einsamkeit, Kultur, Liebe, Lyrik, Traum, Trennung | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Alle
Anstreichungen
aus
Allen
Büchern
Aller
Zeiten
die von
Allen
Lesern
Aller
Zeiten
Jemals
gemacht wurden
gemacht werden
gemacht worden
Sein
Werden
ergäben
Ein Wunderliches Buch.
Ein Buch
das der Welt
& dem All
& dem Nichts
beinahe
ähnlich wäre.
Und
Niemand
könnte es lesen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Durch einen dieser berüchtigten Zufälle landete ich
in einem Nachtclub. Obwohl es spätabends war, war ich
jung. Kannte die Stadt nicht, kannte die Menschen nicht.
Wusste nicht, was mich erwarten würde. Nirgends. Und
auch in diesem Club nicht, der sich Nachtclub nannte;
sogar am späten Abend.
Artistik, versprach der Schaukasten.
5 oder 6 Kekse hatte ich an dem Tag gegessen, um
Geld zu sparen.
Ich saß direkt an der Bühne, konnte meinen Ellenbogen darauf
stützen. Stützte meinen Ellenbogen darauf. Trank Rotwein.
Ohne andere Grundlage als die Kekse. 5 oder 6.
Leichter Schwindel. Artistik
wurde geboten. Man jonglierte
mit Langeweile. Zauberte.
Im Licht des Weines beinahe unterhaltsam.
Gerade wollte ich gehen, da kam
die erste Frau. Auf die Bühne neben meinen
Ellenbogen. Und zog sich aus
in einem anderen Licht.
Ich blieb.
1 Frau lang. 2 Frauen lang.
Hübsch, doch keine Schönheiten.
Weitere folgten.
Ich war so jung, dass es einfach für sie war,
älter zu sein als ich. Hübscher zu sein
war noch einfacher
für sie. Ich
war froh, hier zu sein. Dankte dem Zufall,
dem berüchtigten.
Die Schönheit kam zuletzt.
In blauem Jeansstoff. Hotpants, Weste & Mütze.
Schwarze Stiefel.
Die Artisten gerieten
in Vergessenheit;
was auf sie gefolgt war, geriet
in Vergessenheit.
In mein Vergessen.
Und der einzig wahre Zaubertrick des Abends
geschah – als sie die Mütze abnahm……
Wie konnte all
dies Haar
darunter versteckt gewesen sein?
Rotgetönte dunkle Wellen.
Und sie kam zu mir (ich konnte sie
riechen) & setzte
mir ihre Mütze auf. Lächelnd.
Ich rückte sie zurecht. Die Mütze. Am Schirm.
Es blieben nur 2
Teile, die es auszuziehen galt.
Die Weste & die Hotpants (nichts
darunter, und die Stiefel
behielt sie an)…..
Eine aufblasbare Champagnerflasche
stand auf der Bühne, vielleicht 1 Meter hoch.
Die Schönheit tanzte um sie herum, berührte
mit ihren Fingern das, was bei einer echten Flasche
der Korken gewesen wäre, lächelte
in Richtung des jüngsten Zuschauers,
der ihre Mütze trug, und die Lautsprecher
vibrierten von: Sailors: ‚A Glass of Champagne’…..
Die Mütze passte mir. Wärmte die Träume.
Erhitzte die Fantasien. Gebar Erwartungen.
Dann lag die Flasche am Boden, und
die Schönheit ritt nackt & gestiefelt auf ihr.
Im Rhythmus gesungener Worte.
Getönt wogende Wellen, weiches Fleisch – & über
all Haut Haut Haut.
You’ve got the figure full of delights
Sie ritt & tanzte, tanzte & ritt – & ich
konnte mir vorstellen, mir ausmalen, mir
erträumen – the two of us over a glass of Champagne…..
Fieberwahn des bemützten Schädels. Roter
Wein ohne Grundlage. Leichter Schwindel….. Mein Ellenbogen
hatte längst die Bühne verlassen. Schließlich
ging auch sie. Die Schönheit.
Ein kurzer Augenblitz in meine Richtung, dann
wandte sie sich um & verschwand (dieser Arsch dieser
Arsch dieser Arsch) hinter dem Vorhang,
dessen Farbe ich vergessen habe.
Hände applaudierten. Irgendein Typ, der vermutlich
ein Gesicht hatte, kam hervor, sammelte
die 2 Teile vom Boden auf
& nahm mir die Mütze.
Wie ein Dieb.
Fort. Alles
fort.
Mein Kopf
wurde nicht kühler dadurch. Doch
ich ging. Verschwand
wie sie.
Die Frau, die ich damals liebte, hatte
die gleichen Hotpants, die gleiche Weste, eine
ähnliche Mütze. Auch sie
war älter als ich. Sie arbeitete in einer Bar &
lief gerne nackt & gestiefelt durch die Wohnung,
in der ich zu Gast war.
Berüchtigte Zufälle.
Ich kannte die Menschen nicht, kannte die Stadt nicht.
Die Stadt dieses Nachtclubs.
Ich war dort –
nur wegen Joyce.
Und Thomas Mann.
Ich stand an einem Grab
in der Nähe eines Zoos, und
die Sonne schien
auf meinen ungeschützten Schädel.
Ich konnte die Elefanten hören,
und jemand hatte eine Rose
auf ein Denkmal gelegt.
Ich dachte an die Schönheit
& an die Nacht, die
ein später Abend gewesen war.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alkohol, Erotik, Jugend, Kultur, Liebe, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Erotik/Sex (eine Auswahl), Gedichte/Texte
Wo eigentlich die 3
hätte sein sollen, gab es
ein Quadrat….
Ein kleines Fenster
der wechselnden Zahlen;
jeden Tag eine andere.
Und das Glas über diesem Fenster
war konvex – weil die Zahlen
so winzig waren.
Die Ziffern, mit denen die
Stunden, Minuten & Sekunden
benannt wurden, waren dennoch größer als die
Zahlen im Fenster.
Man konnte etwas lernen daraus.
Und wenn man vergesslich war,
hatte der Februar 31 Tage.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Philosophie, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich war so dumm zu glauben
dass das Vermissen das
Schmerzlichste & Schlimmste sei
bis ich
nicht mehr vermisste
Was ich vermisst hatte
war greifbar
fassbar
wirklich
Was blieb
war unbegreiflich
nicht zu fassen
& irreal
Eine einzige Leere
die schlimmer war
als Schmerz
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
»Eigentlich seltsam«, sagte sie
(sie saß auf ihren Fersen, auf der Matratze,
nackt, den Blick gerichtet
auf das Plakat, das an der Wand hinter mir hing,
überm Kopfteil des Bettes).
»Was?« sagte ich.
»Dass du da ein Russ-Meyer-Plakat hängen hast;
du stehst doch gar nicht auf Brüste.«
Ich musste lächeln.
Das muss ich öfter
als ich denken mag.
»Erstens«, sagte ich: »ist das nicht wahr.
Die Tatsache, dass ich Beine & Hintern bevorzuge,
heisst doch nicht, dass ich nicht auf Titten stehe. Und
zweitens: sind diese Filme
unverwechselbar. Rein
formal gesehen.
Da hatte jemand Stil.
Und hat dem Alles Andere untergeordnet.
Das gefällt mir. So
muss man’s machen.«
Faster Pussycat, Kill! … Kill!
»So gesehen….«, sagte sie.
»Außerdem«, sagte ich,
»habe ich dir schon bei unserem ersten Treffen mitgeteilt,
dass mir deine gefallen.«
Jetzt lächelte sie.
Das musste sie öfter
als sie sich erinnern mag.

Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Erotik, Film, Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Was ich
hier
gefunden habe
habe ich
hier
verloren
& ich werde es
hier
niemals
wieder
finden.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ja ja, ich weiß:
Sein Leben war tragisch,
sagt man.
Aber ich bin noch nicht am Ende
seines Tagebuchs.
Ich liege im Bett; bin
am Anfang. Und
ich muss lachen –
immer wieder.
16. April – Whist zu dritt mit Flegont. Hatte unglaubliches Pech.
17. April – Whist zu viert mit mit Roman Jefimowitsch und Flegont.
Hatte sehr großes Pech.
18. April – Whist.
19. April – Whist gespielt. Ärgerte mich über mein Pech.
20. April – Whist zu zweit mit Flegont. Glück gehabt, aber trotzdem langweilig.
21. April – Abends Whist zu viert.
22. April – Abends Whist zu fünft. Hatte Pech und war schrecklich wütend.
23. April – Whist in zwei Partien.
24. April – Lese nichts, weiß nichts. Nur für Whist vergeude ich eine Unmasse
wertvoller Zeit.
25. April – Whist. War gereizt, aber weniger als gestern.
26. April – Whist zu dritt. Ach, ist das ein Leben!
28. April – Dieser Whist zu dritt geht mir derart auf die Nerven, daß ich
zu fürchten beginne, dies könnte sich auf meine Gesundheit auswirken.
Habe mich wieder bis zur Raserei geärgert und in Haß hineingesteigert.
Aber nicht mitzuspielen – dazu fehlt mir die Kraft. […] Nach dem Abendessen
Whist, der mich sehr erzürnte.
30. April – Wozu spiele ich bloß Whist? Außer Verstimmung und Wut
bringt das doch nichts.
1. Mai – Nach dem Abendessen Whist mit Roman Jefimowitsch. Habe
mich sehr geärgert, wurde aber sehr nervös. Haben bis 1 Uhr nachts
Whist gespielt.
6. Mai – Whist gab’s überhaupt nicht. Ehrlich gesagt, Whist ist für mich fast
eine Notwendigkeit – eigentlich peinlich.
So geht es weiter. Immer weiter.
Manchmal gewann er auch.
Ich hasse Spiele. Aber
das erwähnte ich schon.
Auf meinem Plattenspieler dreht sich
eine Schallplatte meiner Mutter.
1. Klavierkonzert in b-Moll op. 23
Eine Erinnerung aus früher Kindheit.
Meiner Kindheit.
Sie ist sehr
verkratzt.
Ja. Sein Leben
war tragisch.

Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Musik, Spiel | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Rilke im Licht eines Monitors
Ein geöffnetes Buch im Schein geöffneter Fenster
Virtueller Fenster
Poesie & Erotikchat – irgend Etwas sucht man ja immer
Die Einsamen suchen – aber nicht nur die
Hi, darf man stören? Was suchst du?
Ja, was eigentlich?
Ein rasches Ende.
Ende der Leere Ende der Sehnsucht Ende des Drucks Ende
der Geilheit Ende der Suche Ende der Eintönigkeit Ende des
Immergleichen Ende Ende Ende
Wo wohnst du? – Oh, Mist, zu weit, cu ….
Es hätte gepasst – vielleicht
Eine weitere Illusion, die man sich machen kann
Doch wahrscheinlich war die Frau ein Mann
der die Fantasien des Mannes am besten kennt
Überall Fakes (& Anglizismen, Fuck, Rilke hätte die nicht benutzt!)
Lügen – um sich begehrt zu fühlen
Wie alt bist du? Irgendwelche Tabus?
„Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen….“
Wer will meine Frau ficken?
Wer will zusehen?
Wer will mich?
Überall Wille – überall Wollen – vorhanden oder gesucht
schmerzlich vermisst oder fast schon tot
– & über Allem: Fragen
Was hast du an?
Wie wär’s mit einem Rollenspiel?
Alles nur Schein – Schwein – & alleine Sein
Dominant & devot – treffen wir uns
bei einem Gläschen Natursekt
„Regnet hernieder in den Zwitterstunden
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen….“
Was suchst du?
Ja, was eigentlich? Und wo?
Einen romantischen Sonnenuntergang
zum Rein
wichsen
Schalt die Cam ein
Ich steh auf Dirty Talk
Rainer Maria, hilf!
Tipp Tipp Tipp Tast
aturen
Warum suchst du? Warum suchen wir? Warum immer?
mbi44 besuchbar sucht
Tina im T-shirt (zu schön, um wahr zu sein) sucht
Paar aus Raum31 sucht
Zu wenig zu wenig zu wenig
Wer Nichts hat, sucht
Wer Etwas hat, sucht
In Büchern, in geöffneten Fenstern, die sich schließen
oder einfach verschwinden
Abkürzungen suchen Abkürzungen
„und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig voneinander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen :
dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen…“
Rilke
im Licht
eines Monitors
Kurz bevor
der Strom ausfiel

Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Einsamkeit, Erotik, Kultur, Literatur, Lyrik, Poesie, Sex | Veröffentlicht inAlles, Erotik/Sex (eine Auswahl), Gedichte/Texte
Das Licht
fällt auf die Straße
geworfen
vom Mond
der es gestohlen hat
Düster strahlendes Plagiat
Nächtliche Variation des Tages
Reflexion
Schöner als das Original
der unsichtbaren Sonne
die woanders sein soll
Es fällt
Und die Straße ist voller Schatten
Risse & Krater
Mir gefällt
das Gefallene
das in die Nacht geworfen wurde
wie ich
in das Leben
mitten in der Nacht
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Nacht, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Nichts brauche ich
zu suchen. Alles
ist da. Nur
sehen muss ich
es.
Bilder
Metaphern
Symbole
Sie liegen
auf meinem Weg.
Wie Sperrmüll.
Den man als Kunst verkaufen könnte.
Eine Binsenweisheit.
An jedem Tag.
In jeder Nacht.
An den ödesten Orten
liegen sie – bereit
gesehen zu werden.
Sogar am Arbeitsplatz –
dem Reich von Zwang & Fremd
bestimmung.
Auf meinem Rundgang durch die Nacht
(ich werde bezahlt dafür, dass ich Rundgänge durch die Nacht mache;
Nachtwache an Orten, wo Andere schlafen)…..
Auf einem meiner Rundgänge durch die Nacht also
war mir der Weg verstellt.
Auf dem Gang standen:
ein Kinderwagen & ein Rollator.
So dicht nebeneinander, dass
ich nicht dazwischen
passte. Dichter
neben
einander
hätten sie nicht stehen können. Platter
hätte es nicht erfunden werden können.
In meinem Kopf grinste es
während ich einen anderen Weg nahm. Um
an mein bedeutungsloses Ziel zu gelangen. Mir fehlte
ein Sarg. In dem Bild. Doch den
konnte ich mir denken. Ich bilde mir
ein, dass die Zeit
ein klein wenig weniger
vergeudet ist – wenn ich mit diesem
Blick
meiner Wege gehe…..
Durch Zwang & Fremdbestimmung.
Durch den Sperrmüll
meiner Tage. Tage, die
Nächte sind.
Durch die kurze Zeit da
zwischen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Tod, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich war unterwegs
in einem Zug.
Ein Zug war unterwegs
mit mir
als Passagier. Wenige
Andere waren unterwegs mit mir
& schienen nicht zu zählen.
Hinter den Fenstern
im Draußen herrschte
Dunkelheit (ein sanftes Regiment, in dem
Alles unterging).
Ich stellte – ver
stellte eine Weiche; ich
weiß nicht, wie….. Es geschah
von meinem Platz aus.
Dann spürte ich die Kurve,
die der Zug nicht hätte nehmen sollen.
Es war meine Schuld.
Der Zug hielt.
Es war eine Endstation.
Alle stiegen aus – & hatten unvermittelt
alte Gesichter; trübe Augen
hatten die Orientierung verloren.
Wankende Gestalten.
Der Bahnhof war ein Kopf
bahnhof. Er war verlassen &
hatte einen Namen, den ich vergessen habe.
Ich wollte nur
nach Hause.
Und wusste nicht, wo es lag –
von hier aus, von dort
aus. Ich
wusste nur, dass dort
Niemand war.
Also ging ich in eine Telefonzelle, wie
es sie nicht mehr gibt – & wählte
meine Nummer. Ohne
Münzen eingeworfen zu haben.
Jemand antwortete.
Ein bekannte Stimme der
Vergangenheit. Eine Frau, die
längst tot war.
Ihre Stimme klang älter
als sie je geworden war; brüchig
heiser & verwirrt.
Ich wollte abgeholt werden.
Doch die Frau lag
bewegungsunfähig
in meinem Haus, von dem ich nicht wusste,
wo es lag.
Dann geschah,
was geschehen musste – & zu oft geschieht,
in schlechten Filmen:
ich erwachte.
Die Träume machen es sich immer zu einfach.
Ihr Ende ist keine Lösung.
Manchmal: eine Erlösung. Wenigstens das.
Ich bin zu Hause. Wach. Irgendwo
liegt dieser Bahnhof. Ich
weiß nicht wo. Von hier
aus. Noch immer
wanken die Gestalten orientierungslos
über den Bahnsteig. Ich
habe die Weiche gestellt. Verstellt.
Es ist meine Schuld, wenn sie
nicht nach Hause finden.
Doch die Schuld
ist auch
nur ein Traum. Ein Traum
vom Freien Willen.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Einsamkeit, Kultur, Lyrik, Tod, Traum | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich liebe den Gedanken
eine Narbe im Gehirn zu haben.
Ich musste lächeln
als der Arzt es mir sagte.
Sie bietet so viel Raum für
Assoziationen
Vorstellungen
Überlegungen
Fragen…..
Woher kommt sie?
Von den Schlägen meines Vaters?
Der Migräne meiner Kindheit?
Oder doch nur von den Träumereien & Gedankenblitzen,
von den wunderbar-schmutzigen Fantasien,
dem Aberwitz & dem Irrationalen?
Sie könnte
die Form eines diabolischen Grinsens haben
oder das Zackenmuster einer Krone.
Wo liegt sie?
In welcher Hälfte, in welchem
Zentrum?
Ich vergaß
zu fragen.
Und vielleicht
liegt das Vergessene
in ihr.
Jede Narbe war einmal
eine Wunde
& hat einen Anfang
& ein Ende.
Wie würde ich denken
ohne sie?
Ohne den Augenblick der Verwundung.
Verwunderung.
Sie ist wie ein Sprung.
Ein Sprung in der Schüssel.
Das Sprunghafte meines Denkens
mag von ihr kommen.
(Es ist unwahrscheinlich, aber
was kümmert mich die Wahrscheinlichkeit!)
Sie ist wie ein Riss.
Ein Riss in einer Mauer.
Sie ist wie ein Spalt.
Ein Spalt, durch den man schaut,
um etwas Verborgenes zu sehen.
Ich musste lächeln
als der Arzt es mir sagte.
Aber der Arzt schien
irritiert.

Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Was oben scheint
ist erneut der Mond.
Der Mond scheint
gelb, getarnt als Sonne.
Als Sonne der Nacht,
gelb wie der Zeigefinger eines nikotinsüchtigen Serienkillers;
er deutet
hinunter auf den Wald……
Knisterschritte in stiller Umgebung.
Was unten scheint
ist erneut die Frau. Getarnt
als Traum.
Traum, Baum, Saum eines Nacht
hemdes…. kurz & durchschimmernd ….
in Stummfilmblau.
Bloße Schenkel in Bewegung,
Nadelgeruch & das Ende der Stille.
Das Heulen des Tieres schneidet
ein Muster in die Dunkelheit & hinterlässt
eine Tonspur.
Ein Wolf träumt in der Ferne,
und seine Sehnsucht reisst die Frau
zu Boden…… fällt
über sie her,
leckt sie ab
mit schweigender Zunge &
zitterndem Schwanz.
Speichel tropft unterm Märchenmond.
Und Licht bricht in den Schweißperlen der Frau.
Rot ist die Lust
wie eine unter
gehende
Sonne….
& ihr Blut sickert
in den Boden
der Nacht.
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Wenn die Wörter ausgehen,
amüsieren sie sich
bloß woanders
& das Schweigen
bleibt zu Hause
zurück.
Und feiert allein.
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Unauffällig & un
bemerkt von Anderen
verblutete er
Auf
Grund innerer Verletzungen
Schweigend in der Stille –
mit einem fremden Stich
Wort im Herzen.
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Wie Ruß fliegt es durch die Luft
Ein Gruß vergangener Lust
Schwarze Punkte, die am Ende stehen –
Konfetti!
Die Party ist vorbei
Es gab Wenig zu bejubeln
Es beginnt
die Totenfeier
Die Punkte sind von Pappe
Kleine Neumonde, die in Löcher passen
Exakt – & ohne Zwischenraum –
Konfetti!
Und irgendwo am Boden liegt
was übrig blieb
vom Scherenschnitt
Von dem Scherenschnitt
der unser Schatten war
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