Monatsarchiv: November 2012

Wes Montgomery

Ich liebe die Rücksichtslosigkeit.
Die Rücksichtslosigkeit der Kunst.
Die Rücksichtslosigkeit der Künstler.
Egal um welche Kunst es sich handelt –
ohne Rücksichtslosigkeit keine Kunst.

Doch Wes Montgomery
fand seinen Stil, weil er
rücksichtsvoll war.

So die Legende.
Und wenn ich es will, ist
die Legende
wahr.

Und ich will es.

Als Wes anfing
E-Gitarre zu spielen,
nahm er Rücksicht
auf seine Nachbarn.

Er übte ganz leise
spät abends
mit dem Daumen –
ohne Plektrum.

Und er behielt
einfach
(einfach?)
diese Art & Weise
zu spielen
bei ….

Viele andere
mögen das auch getan haben
& noch tun …..

Doch ihn
erkennt man
immer –
sofort.

Stil
Stil
Stil

Irgend etwas, das
jemand
anders macht
als alle
Anderen, die
das gleiche tun.

Gut, dass Wes Montgomery
Nachbarn hatte.

Gut, dass er
rücksichtsvoll war.

Wes in session

Montgomery, Wes -07-The ThumbAiregin07-The Thumb


Das Atmen der Wände

Auf Wände starren
in einer Nacht, die
verstummt ist
wie das Gedächtnis eines
geistig Umnachteten

Das Vergessen ist ganz still

& die Wände atmen
durch die Löcher, wo
einst Bilder hingen

Schwarze Punkte
die den leeren Blick einfangen

Bilder
die kein Nagel mehr
ertragen kann

Das Atmen der Wände ist
vielleicht
das Letzte
was man
hören wird

Nichts schweigt
so grausam
&
so schön

wie

das Vergessen


Auf der Terrasse mit Turgenjew

Ich tat
nichts.

Scheinbar.

Saß
auf der Terrasse
in der Sonne

& las
eine Erzählung von
Turgenjew.

Das ist ungefähr
30 Jahre her.

Warum mir das
immer wieder einfällt
weiß ich nicht.

Aber
ich
ahne
es.


Wassertropfen

Der Wasserhahn leckt ….
Die Dichtung
ist zu alt ….
Tropfen fallen
in einen halbvollen Topf ….

Die meisten von ihnen
verursachen
ein Geräusch
das sich von den Geräuschen der
anderen
nicht unterscheiden lässt ….

Dabei sind sie
alle
unterschiedlich –

& jeder einzelne Tropfen
verändert
den Inhalt
des Topfes ….

Schon deshalb
muss der nächste Tropfen
wiederum
anders
klingen
als
sein Vorgänger ….

Und doch
reicht oft nicht einmal
ein Absolutes Gehör
um
die Unterschiede festzustellen ….

Eine traurige Melodie
die nicht gehört wird –

nur weil
die Töne
sich
zu
ähnlich sind.


Was ich verdiene

Natürlich habe ich meinen Untergang verdient.
Ich habe noch nie um eine Gehaltserhöhung gebeten.
Ich kann locker irgendwo über 20 Jahre lang arbeiten –
& dann immer noch dasselbe Gehalt bekommen wie
am Anfang.
Für das praktische,
pragmatische
Leben
bin ich
einfach
nicht
geschaffen.
Ich würde mir schäbig vorkommen,
wenn ich um irgend etwas bettelte.
Handelte.
Lieber schränke ich mich ein.
Stolz. Stolz. Stolz.
Das, was andere Dummheit nennen.
Ja, streicht mir doch ruhig noch etwas von meinem Gehalt!
Ich werde nicht winseln.
Nicht bitten.
Nicht betteln.
Ich werde schweigen.
Und auf alle anderen
herabsehen.

»Wie viel verdienst Du?« mag man mich fragen. –

Ich werde antworten:

»Mindestens
meinen Untergang.

Plus Zulage.«


Die Telephonbücher meiner Kindheit

In einem verwitterten Regal
in meinem Keller
liegen sie noch –
die Telephonbücher meiner Kindheit
(aus einer Zeit, da kaum jemand
Telephon mit f schrieb).
Totenbücher, stumm bevölkert von
Verstorbenen. –
Nummern, die es nicht mehr gibt.
Nummern, ohne Anschluss.
Nummern, die niemand mehr wählt.
Abgerissene Kontakte.
Adressen, die noch existieren.
Adressen, wo Fremde wohnen.
Straßennamen, die zu Bildern werden.
Spielplätze der Phantasie.
Überlebende, die woanders leben.
Überlebende, die geblieben sind.
Und jeder Raum zwischen den Zeilen
ist ausgefüllt von unzähligen
Ungeborenen ……
Fremde auch sie.
Dein Name steht nicht darin;
er kann nicht darin stehen
nach menschlichem Ermessen.
Doch manchmal lese ich ihn
trotzdem –
ein unsichtbarer Schriftzug, den
nur
ich
entziffern kann.
Eine Nummer, die ich
wähle.
Die Bücher sind vergilbt.
Die Bücher sind verstaubt.
Sie riechen nach Keller.
Doch manchmal rieche ich
in ihnen
Dich.
Dann ist es
als ob
Du
in meinem Keller sitzt.
Oder
in meiner Kindheit.
Oder
in meinen Erinnerungen.


Menschengemenge

Was für eine Vergeudung von
Zeit – Muße – Ruhe – Gedanken -,
wenn man sich
in eine Menschenmenge begibt!
Und eine Menschenmenge beginnt
für mich
bei 3 bis 4 Personen.
Parties, Feiern, Vereine, Clubs, Versammlungen …..
Auf Parties trifft man nur Leute, die
auf Parties gehen.
Auf Feiern trifft man nur Leute, die
auf Feiern gehen.
In Vereinen trifft man nur Leute, die
in Vereine gehen.
In Clubs trifft man nur Leute, die
in Clubs gehen.
Auf Versammlungen trifft man nur Leute, die
auf Versammlungen gehen.
Wie traurig, wie langweilig.
Vor allem, weil man
mich
dort
nicht treffen kann.
Mich trifft man
nirgends.
Man mag das Arroganz nennen
oder Neurose
oder wie auch immer …..
Auf Geselligkeiten schaue ich
herab. So wie auf
gesellige Menschen.
Menschenmenge ….
Menschgemenge ….
Sich treiben lassen im
Seichten ….
Natürlich kenne ich solche geselligen
Menschen; mag einige sogar ….
Vor allem mag ich sie dafür, dass sie
es seit vielen Jahren aufgegeben haben,
mich einzuladen; dass sie
es seit vielen Jahren aufgegeben haben,
auch nur anzudeuten, mich
besuchen zu wollen.
Einige kenne ich seit Jahrzehnten, und sie
wissen nicht einmal,
wo ich wohne.
Es gibt einfach vieles, was
ich nicht verstehe.
Nicht verstehen will.
Was für eine Vergeudung von
Zeit – Muße – Ruhe – Gedanken!

Und wie grauenvoll wäre es erst,
sich in solch einen Menschen
zu verlieben!

Aber das ist
eine andere Geschichte …..


Von außen betrachtet

Und dann
wieder allein
kniete ich mich hin &
roch an der Stelle, wo
SIE
nackt & feucht
gesessen hatte.
Ja,
Sehnsucht & Verlangen
sind
von außen betrachtet
oft
lächerlich –
oft
peinlich.
Man sollte sie
nicht
zu oft
von außen betrachten.


Still sitzen

Ich möchte nur
so still sitzen
dass
die Asche
nicht
herunter
fällt

Ich rauche
Sie brennt

Ich brenne
Sie raucht

ganz still.

Unsere Asche
berührt
nicht
den Boden.

Wir sitzen
so
still


Die Vernunft

Wie ein Toter
der bloß
in fremden Träumen auferstehen kann
lag er begraben
in seiner Einsamkeit

Die festgetretene Erde des Vergangenen
lastete auf ihm

Niemand träumte
in seiner Umgebung

Da war kein Raum
durch den er sich
hätte bewegen können

nichts als
leere Wirklichkeit

über ihm

Dann betrat
die Vernunft
sein Grab

legte sich
nackt
darauf nieder
& schlief ein

Er
erstand auf
nackt & bloß
& bewegte sich
durch die Räume ihrer Träume

die
wie gemalt aussahen

erfüllt von
Musik

Dort fand er
was er
längst
nicht
mehr
gesucht hatte

Und er wurde
süchtig
nach
ihrem
Schlaf

ihrer
Ruhe

nach
ihren
Träumen

in denen er
leben
konnte

end
lich


Die richtige Richtung

Alle
Anderen
Menschen
sehen
am schönsten aus
wenn sie sich
entfernen
von meiner Haustür.

Du
siehst
am schönsten aus
wenn Du Dich
auf sie
zu
bewegst.

Und das
hat
NICHTS
mit
Von vorne
oder
Von hinten
zu tun.


Schatten unter den Augen

Die Schatten unter den Augen
meines Vaters
auf dem letzten Foto
vor seinem Tode
sind die Schatten
in mir.

Manchmal sehe ich sie
in meinen Augen.

Und immer häufiger
darunter.


Rauchzeichen

Nichts
war geplant.

So
war
es
nicht geplant.

Sie
hatten
keinen
Plan.

Waren planlos
wie immer.

Der Zufall agierte
als wüsste er
was er tat.

Die Frau
glaubte nicht an
Zufälle.

Der Mann
glaubte an
gar nichts

auch nicht an
das Gegenteil.

Sie begegneten sich
in
virtuellen Räumen
realen Träumen

irgendwo
zwischen
Sehnsucht
Angst
Gewohnheit
& Einsamkeit.

Stille Worte
wurden geschrieben
wurden gelesen.

Der Mann erkannte ein Zitat
von Seneca
in der Biographie der Frau.
Seneca war der Lieblingsphilosoph
seines Vaters
gewesen.

Des Vater, dem der
Stoizismus
nicht geholfen hatte ….
Nicht geholfen hatte
im Leben
nicht geholfen hatte
beim Verrecken –
dem Verrecken
das so langsam
so quälend gewesen war
wie das Verrecken

ihres Vaters …..

Und der Zufall setzt die Maske auf,
die Maske der Vorsehung –
er hüllt sich in ein fremdes Gewand –
das nach Schicksal riechen soll …..

2 Väter, die
dieselbe Zigarettenmarke geraucht hatten;
eine Marke der Vergangenheit –
die es längst
nicht
mehr
gab.

Rauchzeichen,
in denen die Frau las.
Rauchzeichen,
die für den Mann
bloß Rauch waren, den
der Zufall
zeichnete.

Und sie las,
was er schrieb.
Der Zufall.
Der Mann.

Geträumte Räume ….
Geräumte Träume ….

Und die Frau besuchte
den Mann
in dem Haus, das
seine
Realität
war.

Sie besuchte ihn
am Geburtstag
seiner
Großen Liebe.

Der vergangenen Liebe –
die ihn beinahe
das Leben gekostet
hätte
tatsächlich aber
die meisten Teile
seines Lebens
gekostet
hatte …..

….. wenige Minuten nachdem
der Brief einer anderen Frau
(durch den Briefschlitz geworfen)
auf seiner Fußmatte gelandet war.

Und der Zufall setzt die Maske auf,
die Maske der Vorsehung –
er hüllt sich in ein fremdes Gewand –
das nach Schicksal riechen soll …..

»Ich brauche niemanden«, sagte sie, »ich kann
gut
alleine
leben.«

»Ich brauche niemanden«, sagte er, »ich kann
gut
alleine
leben.«

Er liebte Beine.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.
Er liebte Ärsche.
Zufällig hatte sie einen.
Zufällig war er schön.

Er liebte Gedanken.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.
Er liebte Gefühle.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.

Im Keller seines Hauses
war der einzige Raum
in dem
geraucht werden durfte.

Die Frau wollte rauchen.
Eine Marke, die es
noch
gab.
Eine Marke
der Gegenwart.

Sie gingen hinunter.

Gebräunte Tapeten;
gebräunt
vom Rauch der vergangenen Jahrzehnte.
Gebräunt
vom Tabak der Vergangenheit.
Und auf einer der Tapeten –
ein Poster …..

Auf dem Poster –
ein Schriftzug …..

»Little ole Wine Drinker me«
Ein Foto von
Dean Martin.

Die Frau schwieg.

Wenn ihr Vater, der Spieler,
betrunken gewesen war,
sang er
immer wieder
diesen
Song.

»…. with a broken heart
and a woman on my mind ….«

Nichts
war geplant.

So
war
es
nicht geplant.

Sie
hatten
keinen
Plan.

Waren planlos
wie immer.

Der Zufall agierte
als wüsste er
was er tat.

Die Frau
glaubte nicht an
Zufälle.

Der Mann
glaubte an
gar nichts

auch nicht an
das Gegenteil.

Auch sein Vater hatte
gespielt.
Hatte
verloren.

»Ich brauche Dich«,
sage ich.

»Ich brauche Dich«,
sagt sie.

Musik läuft
im Hintergrund.

Und ich
beginne
im Rauch
zu lesen


Beim Binden der Stiefel

Sie band sich die Schnürstiefel zu,
im Stehen, vorgebeugt,
den Hintern unter dem hochgerutschten Kleid
mir zugewandt.
Ich sagte:
»Also, wenn ich meine Texte über Dich
lesen würde …..
würde ich noch geiler auf Dich werden, als ich
es ohnehin schon bin.«
»Spinner«, sagte sie.
Zumindest hätte sie es sagen können.
»Ja«, sagte ich, »und deshalb möchte ich nicht,
dass Du in meiner Abwesenheit irgendwelche Typen
triffst, die mein Zeug lesen.«
»Quatsch«, sagte sie.
(Sagte sie es wirklich?)
»Die denken doch alle
bestimmt,
dass
das
nicht
stimmt.
Die glauben an die
Dichterische Freiheit.
Halten es dafür.«
Sagte sie.
Ich sagte – meine Zunge sagte:
»Dichterische Freiheit?
Kennen die nicht.
Und wer mich
aufmerksam liest,
weiß, das
alles
wahr
ist,
was
ich
schreibe.«
Ich betrachtete sie.
Ihre Beine.
Mein Blick haftete
an ihren Beinen
in den Strümpfen, die
selbsthaftend
waren.
Ich ging zu ihr.
Hob das hochgerutschte Kleid
noch höher.
Darunter:
nichts.
Steckte meine Zunge, die
gesprochen hatte,
in ihre Arschritze.
Und sprach
mit ihr
die Wahrheit –

wie immer

in diesem
Moment.


Vertrautheit

Wir sind
Uns
so vertraut
mittlerweile
dass

ich
nicht mehr
staubwische
bevor
Du
kommst

nicht mehr
aufräume
bevor
Du
kommst

nicht mehr
das Bett

frisch beziehe

in das

Wir

Uns

gemeinsam

fallen
lassen

können.


Geschlossene Augen, die weit geöffnet sind

Jahre der Einsamkeit
können
in
Einem
Augenblick
vergehen.

In einem Augenblick
unter 4 Augen

die sich

erkennen.

Die sich erkennen
selbst
wenn sie
blind
sind.

Selbst
wenn sie
blind
sein
sollten.

Blind
sein
mussten

um Blicke auszutauschen
die mehr sind als
bloßes
Sehen

um
blind
sich
zu treffen

&
Sich

kennen

zu
lernen

in
Einem
Augenblick

in dem
die Vernunft
nackt
schläft

mit
geschlossenen Augen
die

WEIT

GEÖFFNET

GEMEINSAM

SIND.


Die Tür zum Klo – oder Andere Türen

Zuerst wird
die Tür
zugemacht & abgeschlossen.

Dann
wird sie
zugemacht & nicht abgeschlossen.

Dann wird
die Tür
angelehnt.

Schließlich
wird
die Tür
weit offen gelassen.

Und bestenfalls
niemals
zugeknallt.


Erste Treffen

Schon als
Wir
Uns
das erste Mal
trafen
waren
Wir
Uns
seltsam
vertraut

Seitdem
treffen
Wir
Uns
immer wieder
wie
zum ersten Mal

Immer wieder
neu

Nur
jedes Mal

noch
vertrauter.

Wo
soll das
noch
enden?

Im
Niemals

vielleicht


Tagebücher eines Toten

Du liest die Tagebücher eines Toten
Tausende & Abertausende von Seiten
Details eines erloschenen Lebens
Vergangener Alltag
Vergangene Banalitäten
Das erloschene Leben
entzündet Deine Phantasie
& ersteht auf
Vergangene Jahre vergehen
erneut
in Dir
Doch jedes Wort
jeder Buchstabe
bringt Dich dem Tode näher
Du bewegst Dich
auf das Ende zu
Auf das Ende der Aufzeichnungen
Auf das Ende des fremden Daseins
Auf das Ende Deiner eigenen
Existenz.

Und Du
hast
kein
Tagebuch
geführt.

Sondern nur
ein Leben
vielleicht.

Es erlischt.
Du erlischt.
Du entzündest nichts mehr.
Du bist

Nichts.

Und warst
vielleicht
Nie.


Dunkel-Lila

Ich hörte ihr zu
am Telefon
wie sie sich
ein Kleid aussuchte.

Ein Strickkleid.

Sie wollte es
in Grau.

Grau
war nicht
lieferbar.

Lieferbar war es
in
Dunkel-Lila.

»Das sieht bestimmt
geil aus«, sagte ich.

Stellte mir vor,
wie es
ihr stehen würde.
Wie er
mir stehen würde.

Stellte mir vor,
wie ich es
ihr ausziehen würde.

Später –
zu spät –

erinnerte ich mich an
Farbsymbolik.

An die Farbsymbolik
Mario Bavas …..

Lila
bedeutete

Tod.

Zu spät.

Die Bestellung
war
abgeschickt.


Ich pisse aus Prinzip

»Pissen?« sagte sie. »Das Wort
geht ja mal gar nicht.«
»Wieso?« sagte ich.
»Niemand mag dieses Wort.«
»Doch – ich.«
»Ach ja?«
»Ja. – Das ist aber irrelevant.
Denn
selbst wenn ich es hassen würde,
würde ich es benutzen.«

Es stimmt.
Es gibt Wörter, die ich
aus Prinzip verwende –
aus Überzeugung

aus literarischen Gründen.

Ich
kenne & verstehe
diese Gründe.

Das
reicht

mir.

Und jetzt gehe ich

……


Der tote Winkel

Ich bin
hinter Dir
immer
& Du
kannst mich nicht sehen
denn ich bin
in Deinem Toten Winkel

Wenn Du
die Spur wechselst
könnten wir
zusammenstoßen

&
gemeinsam
sterben.

Aber nur
wenn ich Dich
im selben Augenblick
überholen wollte.

Aber
das
will
ich
nicht.

Ich lebe
in meinem
Toten Winkel

Wenn Du mich
dort
besuchst

bring
Dein Leben mit!

Dort können wir
zusammen

……


Ich weiß es einfach nicht

Meinetwegen
so dachte ich
trug sie
kein Höschen
unter ihrem Rock
als sie mich
zum ersten Mal besuchte.

Dieser Gedanke
gefiel mir

sehr.

Dann
wurde mir klar
dass sie
beinahe
niemals
ein Höschen trug.

Auch dieser Gedanke
gefiel mir

sehr.

Egal
wie lange ich
darüber nachdenke –

ich weiß
nicht

welcher Gedanke
&
welches Gefühl

mir
mehr
gefällt.


Getroffen

Ich wollte Dich treffen
bevor ich wusste
dass es
Dich
gibt

Ich wollte Dich treffen
als ich erfuhr
dass es
Dich
gibt

Ich wollte Dich treffen
in Deiner Mitte –
dort
wo ich sein will

Ich will Dich treffen
immer wieder

Doch manchmal
bedeutet

Treffen

Verletzen.

Ich habe Dich
getroffen

Das
wollte ich

& wollte ich nicht

Aber
wahrscheinlich
werde ich es
wieder tun

Triff mich
in
meiner
Mitte –
dort
wo
Du
längst
warst
bevor ich wusste
dass es
Dich
gibt

Dort
wo Du bist

Dort
wo Du sein wirst

Das ist
nur
fair.


Hingeworfene Brocken

Sie werden einem hingeworfen –
die Wortbrocken ….
die großen Worte ….
Das ist einfach &
kostet nichts.
Irgend etwas mit
Liebe
Sehnsucht
Vermissen.

Hingeworfen,
vorgeworfen.
Aus weiter Entfernung.
Da, friss!
Und man frisst.
Die Wortbrocken.
Weil man Hunger hat.
Einen Hunger, der
durch Worte
nicht
zu stillen ist.
Man weiß das
& hofft doch.
Man hofft auf
ein Ende
der Leere –
mag es Täuschung sein
oder nicht ….
Enttäuschung
am Ende.

Dieses unstillbare Verlangen
nach allem
was nicht
bloß
Wort
ist.

Nicht bloß
hingeworfene Brocken
die man nicht
berühren
kann.

Sie sagte:
»Ich liebe Dich. Du musst jetzt
nichts sagen.«

Ich sagte
nichts.


Ohne Worte

Ich
lecke
Dir
das Schweigen
von der Zunge
ohne
auch nur
ein Wort
zu verlieren.


Das als Optische Täuschung getarnte Gleichnis

Dass ein vorwärts laufendes Rad
ab einer bestimmten Geschwindigkeit
aussieht, als
laufe es
rückwärts,
ist
in Wahrheit
keine Optische Täuschung,
sondern
ein
Gleichnis.


Bis später

»Bis später«, sagte
das Leben.
Doch
sein »später«
war
der Tod.

Der wahre Treffpunkt
für das Leben
wurde
zur Vergangenheit.

Die Gegenwart
war blind gewesen
für
die Zukunft.

Die Zukunft
war
später.

Das Leben
vorüber.


Rosinen im Kopf

Nun gut,
ich war halt in der Geschlossenen –
im selben Alter wie Hesse – & musste
mich mit einem Aushilfspsychologen unterhalten.
Ich weiß noch, wie er seine Hände hielt,
als ich ihm von meiner Vergangenheit erzählte, die
so kurz gewesen war,
von meiner Zukunft, die
so lang erschien.
Er berührte die Fingerkuppen seiner linken Hand
mit den Fingerkuppen seiner rechten Hand.
Seine Hände hätten
auf diese Weise
ein Herz bilden können.
Aber sie bildeten nur
einen Tropfen.
So sah & empfand ich es.
Aber ich
war kein heißer Stein.
Ich war ein heißes Herz.
Meine Zukunftsträume bezeichnete er,
der Aushilfspsychologe, als
Rosinen in meinem Kopf.
Doch damals
waren sie es noch nicht.
Damals
waren sie noch
Weintrauben
saftig –
lecker –
nur hin & wieder
mit einem Stein im Innern,
an dem man sich die Zähne ausbeißen konnte.
Ich verachtete ihn,
diesen Typen, der eine Platitüde nach der anderen
absonderte.
Ich war
erfüllt von
Büchern,
erfüllt von
Musik,
erfüllt von
Bildern.
Er schien erfüllt von
verschissener Realität.
Zynisch & abgestumpft.

Und heute?
Wie sehe ich es heute – – – ?

Vielleicht hatte er
– der Aushilfspsychologe –
ja recht?

Aus all meinen
damaligen Zukunftsträumen
ist
nichts
geworden.

Aus meinen Weintrauben
ist
nichts
geworden.

Doch!

Es sind Rosinen daraus geworden.

Erst viel später in meinem Leben.

Und
ich
mag
Rosinen.

Mochte sie immer.

Werde sie immer mögen.

Nein.
Er hatte keine Ahnung.
Dieser Typ
mit seinen Platitüden.
Er wusste nicht,
worauf
es
ankommt.

Wusste nicht,
was schmeckt.

Ein heißes Herz.


Die gestrichenen Wörter

Immer wieder befürchte ich,
die Wörter, die ich
gestrichen habe, könnten
die eigentlich wichtigen gewesen sein.

Was übrig blieb, ist
vielleicht nur
ihr Rahmen.


Sichten

Ich habe niemals Rücksicht genommen
auf meine Zukunft
War selten vorsichtig
in meiner Vergangenheit
Besichtige meistens
meine Gegenwart

Ich sichte
mein Leben

& sortiere
immer wieder

aus