Monatsarchiv: Juni 2022

Der Faltenwurf der Spiegel

Die Spiegel werfen Falten
Egal wie jung man auf die Fläche blickt
Alles verkehrt
Und der Geist unsichtbar
Erkenne dich selbst
Wie du nicht bist
Stumm & geruchlos im Glas
Eingeweckt und doch verfaulend
Tiefe nur vorgetäuscht
Leben als optisches Phänomen
Was man da sieht
Soll ein Mensch sein?
Sein sein?
Silbrige Gaukelei
Geht vorbei, geh vorbei
Fabrikat aus Splittern
Ein Ganzes wirst du nie
Lass dich fallen
Wirf dich hin
Wie der Spiegel die Falten
Wie die Schwerkraft die Alten
Täusche vor geh zurück
Schmeiss noch einen letzten Blick
Auf Alles
Was nicht du ist 
Auf Alles 
Was du nicht bist
Spieglein Spieglein Märchentand 
Plisseevisage Stundensand 
Die Spiegel werfen Falten
Sie solln mein Bild behalten




Phazit

Im Sitze meines Lebens 
(was bei Anderen im Laufe heißt)
gemütelte ich häufig auf dem Sopha mit p-h
und Büchern in den Tellern meiner Hände

Mit Blätterfingern fuhr ich durch das Laub
der Bände – ganz fremd wurde mir da zufurchte;
fremd der Waren Welt mit ihren Würglichkeiten
und ihrer Enge, die außerhalb des Geistes liegt

Im Rascheln der Romane war ich zu Hause
im Rauschen der Gedichte unterwegs
Der stumme Besucher in den Winkeln
der Biographien: das war ich

Reich war ich in meinen Reichen
Auf den Brettern, die Regal bedeuten
Traf nie einen meinesgleichen
Mischte mich nicht unter Meuten

Was zur Neige geht, ist nicht mein Leben
Eine Welt nähert sich dem Ende
Was Gedanken leise weben
Fällt am Schluß durch offne Hände

Kontakt

Vorsichtig gehen – – –
nicht dass man versehentlich in Kontakt tritt
wie in so’nen Haufen.
Den Gestank wird man so schnell nicht wieder los.

Jeder Auftritt könnte der letzte sein.
Lieber gleich daheim bleiben, denn da ist man schon
und muss sich kaum bewegen.
Lauschen wie der Treibsand durchs Stundenglas rieselt.

Die Klingel hat keinen Strom mehr,
und die Haustür ist verklemmt.
Menschenscheu war ich früher,
heute meprisier‘ ich nur noch.

Schöne Ausblicke sieht man auch durch Fenster.
Bäume, Himmel, Mädchenschenkel —
gehen, bleiben,
nur nicht winken!


Ohne mich

Des Malers Hand schafft
eine Landschaft
ohne Menschen
ohne sich

Denn er ist ein Mensch
Jeder Mensch ist eine Umweltzerstörung
Schon allein – sein Anblick zerstört
die Harmonie

Ich stehe in einer Landschaft
ohne Menschen
blicke aus mir heraus
als wäre ich nicht da

Nein, ich stehe in einer Landschaft
mit mir – wie schön
wäre sie erst ohne mich!

Der Maler soll mich löschen