Monatsarchiv: Juni 2016

Der lautlose Fall des Schattens

 

Mit meinen eigenen Augen
(mit welchen auch sonst) beob
achtete ich den lautlosen Fall eines

Schattens. Der Schatten fiel auf
den Boden, knickte ein
an der Wand & versch

wand durch die Tür. Nacht
schwarz & nackt war er ge
wesen. Dieser Nacht

ähnelte Nichts. Und doch
war Nichts ganz
anders. Als ich

das Licht aus
machte, war Schatten über
all im Schlaf

Zimmer. Ganz tief
sinnig hätte man werden können,
aber zum Glück gab es das Rauschen

der Klospülung nebenan. Dort
wo die Schattenwerferin
der Natur gehorchte – so

wie jeder Schatten,
der fällt, wohin
er fallen muss.


Auf der Brücke

 

»Was hast du«
fragte sie »geträumt?«
»Wann?« fragte er
»Letzte Nacht« sagte sie
»Ich weiß nicht
Was – ich weiß
nur Wovon« »Wovon
hast du geträumt?«
Sie standen auf
einer Brücke Die Frau
am Geländer Der Mann
etwas abseits Er
hatte Angst vor der
Tiefe Sie
schaute hinab in den Ab
Grund Wind
bewegte Wipfel
Er betrachtete sie wie sie
beobachte wie die Bäume
bewegt wurden von dem
der ihre Haare bewegte
»Vom Alkohol« sagte er
»und vom Verlassen & Verlassenwerden
vom Rauchen – von dem
was ich aufgegeben habe & von dem
was ich bekommen habe
stattdessen« »Klingt«
sagte sie »traurig«
»Gar nicht – ich
habe viel gelacht
im Traum« »Habe ich
nicht gehört«
»Seltsam« sagte er
obwohl es nicht seltsam war
sondern selbstverständlich
Dann sagten sie
wieder nichts
wie zuvor
verloren
in ihren Gedanken
die so oft dem Anderen
galten


Das Leben ist auch nur der Gesang eines kaputten Vogels

Nein!
Das ist kein
Tinnitus – Das ist
Das Denken
an einen Ton –
Der Gedanke
einer Schwingung –
eintönig wie der Gesang
eines kaputten Vogels –
Wo kommt er her?
Der Ton – ist er Teil
einer Melodie
die Niemand kennt?
Eine vereinsamte Note
verstoßen aus der Harmonie?
Nein! Das ist
kein Tinnitus – Das ist
Die Vorstellung einer Erinnerung –
Vergangener Schall
in einer bestimmten Höhe –
von der Niemand weiß
Was sie bestimmt hat –
Ich träume mich
durch die Schlaflosigkeit – wach
gehalten durch Etwas
das nicht existiert – nur vielleicht
in mir
»Ich kann nicht schlafen«
sagte sie – neben mir
in der Dunkelheit – Doch
mein »Ich
auch nicht« hörte sie

schon nicht

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