Ich kannte sie
die junge Frau
deren Blut sie im Fernsehen zeigten
Ich saß mit meinem Bier auf dem Sofa
schaute die Nachrichten
Ein Unfall
ein zerstörtes Auto
Sie mußten
natürlich
das Innere
zeigen
Chronistenpflicht
Scheiß auf die Menschen
die sie kannten
die mit ihr gelacht hatten
Vergesst ihre Familie
das Innere ist wichtig
das Innere des Autos
in dem sie gestorben war
»Hast du die Blutlache im Bild?«
Sie war 20 Jahre alt
gewesen
Ich kannte sie
Kannte die Frau, die
ihre letzte SMS erhalten hatte
Die letzte SMS – kurz
vor der letzten Kurve
abgesendet
Ich ging in die Küche
Bier reichte da nicht
Monatsarchiv: Mai 2011
Chronistenpflicht
Spaziergang
Sie treten in die Fresse
die nichts zu fressen hat
Ihr Spaziergang um
Lust zu schnappen
in der dummen Sinnlosigkeit
ihres Daseins
Stiefel im Gesicht
rot vom Fusel
rot vom Blut
Das Leben fließt
gefühllos
Sie treten vorbei
gehen vorüber
Ihr Spaziergang um
Luft zu schnappen
in der sicheren Nutzlosigkeit
ihres Hierseins
Angst im Gesicht
Rot vor Scham
sollten sie werden
Das Leben flüchtet
gedankenlos
sie + sie =
Die unbekannte Welt
Du gehst durch die Welt
Die Welt, die du kennst
Du meinst, sie zu kennen
aber
es ist nicht dieselbe Welt
Du dachtest,
alles sei gleich,
alles dasselbe
und dann erfährst du
jemand ist gestorben
gestorben vor Jahren
Jemand, der zu deiner Welt
gehörte
(kein Kontakt seit Jahren, aber
das hatte keine Bedeutung)
Du bist gegangen
durch die Welt
die du glaubtest zu kennen
(alles schien vorhanden, im
Hintergrund, über den man
nicht nachdenkt)
Aber es war eine
andere Welt
durch die du gegangen bist
schon seit Jahren
eine unbekannte Welt
durch die du
unwissend
gegangen bist
seit Jahren
Narben
Deine Narbe hat dasselbe Muster
wie meine, sie
sieht aus wie der Weg auf einer
Landkarte
Ich kenne diesen Weg
ich weiß, wohin er führt
Ein Ziel
das wir beide
kennen.
Zirkus
Seht zu, wie ich über das Seil laufe
Seht zu, wie ich auf dem Seil springe
Seht zu, wie ich auf dem Seil tanze
Das Seil ist meine Welt
Das Seil ist die Zeit
Das Seil ist das Sein
Seht zu, wie ich
abstürze &
lächelt
Selbstzerstörung
Wenn ich mich selbst zerstöre
bin ich der Welt voraus
Der Tod ist mein Sklave
er muss tun was ich will
Die Selbstzerstörung ist mein Spott & meine
Verachtung für alles
was mir anerzogen wurde
Sie ist Flucht aber
sie ist auch Verfolgung
Freiheit im Gefängnis
Der große Gedanke
2 Sekunden zuvor hatte ich
den großen Gedanken
Er erklärte mir
die Welt
Plötzlich verstand ich
Alles
Die ganze Scheiße, das Leid,
die Freude
2 Sekunden zuvor saß ich still
in meinem Sessel
Ich fing an
Alles mit Humor zu sehen
Ich trank ein weiteres
halbes Glas
Und plötzlich war Er
weg
Aber ohne den Alkohol wäre er
niemals da gewesen
Betten
Du siehst durch Gitterstäbe
in die Welt
zauberhaftes Gefängnis
in dem Du träumst
Große Menschen beschützen
Dich
Gitterlos & schmal
Große Menschen kotzen Dich an
Du wichst 5 Mal am Tag oder
in der Nacht
Du träumst & träumst &
spritzt & spritzt
Weite Freiheit
voll von Gerüchen
4 Beine die auf 4 Beinen
sich winden
Flecken wie Landkarten
Feuchte Kontinente
Breite Gefangenschaft
Karussellene Langeweile
trottende Jahre
schweigend geteilte Einsamkeit
Argumente &
Ertragen
Schmale Vorbereitung auf
das Ende
weißes Metall
hochgeklappte Begrenzung
in fremder Umgebung voll von
Scheiße & Schmerz
Du siehst ins
Nichts
hölzernes Gefängnis
die letzte Enge
die ins Weite fließt
Ende & Vergessen
Die tote Katze
Die tote Katze lag auf der Landstraße.
Der Wagen vor mir nahm sie zwischen die Räder.
Ich nahm sie zwischen die Räder. Sah
keine äußeren Verletzungen. Wie im
Schlaf lag sie da. Jung gestorben. Eine
Anfängerin auf der Straße.
Ich sah sie im Rückspiegel, ich
entfernte mich. Im Rückspiegel sah
ich, wie sie aufrecht & fast durchsichtig am
Straßenrand saß. Sie blickte mir nach.
Ich hörte sie denken. Warum fahren
alle vorüber? Warum hält niemand an?
Warum legt niemand meine Leiche an
die Seite? – Im Dunkeln wird mich jemand
überfahren. Meine Eingeweide werden
über die Straße verteilt werden. Warum
fahrt ihr vorüber? Sie blickte hinüber
zu ihrer Leiche.
Ich fuhr weiter. Schaute nicht mehr
in den Rückspiegel.
Fuhr 1 Kilometer, fuhr 1 ½ Kilometer.
Der Motor schnurrte. Ich fuhr 2 Kilometer.
Dann hielt ich an &
wendete.
Der Mond & seine Unterhose
Wir saßen auf der Terrasse
Sonne vergangen, TagesEnde
unsere Beine verschachtelt
Es war warm, Baumsilhouetten
im Mondlicht
Der Mond war voll &
von einer Farbe, die warm war
Gartenduft mischte sich mit
dem Duft ihrer Haare
»Schön«, sagte sie leise,
»der Mond.«
»Ja«, sagte ich, »als hätte
er sich die vollgekackte
Unterhose über den Kopf
gezogen.«
Sie kicherte. Stupste mich
an. »Du bist sooo romantisch,
du Arsch.«
Der Druck ihrer Oberschenkel
Ihr Kicheratem in meinem
Gesicht
Sie hatte recht
Ich war so verschissen
romantisch!
Alkohol-Werbung
Junge schöne Frauen in Hotpants
an SonnenStränden, blaues Meer, weißer Sand;
Sand, der zwischen ihren Zehen rieselt
Braune Locken, braune Beine, knappe Oberteile
blendende Zähne, schluckende Münder
funkelnde Gläser
Ich sitze vor dem Fernseher mit
einem Ständer; doch: andere Bilder
mischen sich ein :
Das Schaufenster eines Elektrohandels,
darin TVs, es läuft dieser Spot,
davor liegt jemand in seiner Kotze,
bewußtlos …………………
Menschen gehen vorüber, unbeteiligt,
Nasen rümpfend. Ich, der
ich die Treppe herunterfalle; ich
sehe ……………………..
mein Spiegelbild ….. &
mein Ständer
bricht zusammen
Ihr Heuchler!
Das Fotoalbum
Dieses Fotoalbum war typisch für
meinen Bruder. Ein auf den ersten
Blick normales Album mit Familien-
fotos, Urlaubsschnappschüssen,
Kinderbildern, Bildern vom Hund,
von den Katzen. Ein Album, in dem
Besucher blättern. Man blätterte,
mehr oder weniger gelangweilt.
Und dann gab es da diese kleinen
zufällig verteilten ÜberraschungsTupfer :
Fotos seiner Frau : zB Rückansicht
im langen Abendkleid –
welches sie hinten hochhebt, über die
Schulter in die Kamera lächelnd;
ein nackter Hintern, eine
flirrende Oase in der Wüste des
EwigGleichen.
Ein Fotoalbum, das den Gesichts-
ausdruck des Blätternden verändern
konnte. Ihre Muschi zwischen den
Katzen. Sie saß, scheinbar gelassen,
daneben, sagte:
„Ihr kennt ihn doch.“ (Ich fühlte
das Blut, das in ihr Gesicht fließen
wollte; wie ich Alles in ihr fühlte.)
Ja, man kannte ihn.
Ich liebte dieses Album.
Wie oft hatte ich mir damit
einen runtergeholt. Sagte mir,
sie hätte bestimmt nichts dagegen.
Und dann brauchte ich irgendwann
das Album nicht mehr. Denn
ich hatte sie. Wir uns. Er hätte
das Album – rechtzeitig –
verbrannt, wenn er so weit hätte
denken können.
Ab-Sturz
Als ich aufwachte, tat mir der Arsch weh
Ich wusste nicht, warum
Die Schlafzimmertür stand offen
ich hatte sie nicht mehr schließen können
Die Hose lag am Boden, Knopf geschlossen
ich hatte ihn nicht mehr öffnen können
Im Briefkasten eine Benachrichtigung
Jemand hatte geklingelt, ich war
nicht aufgewacht
Ich kochte mir ein Ei
ging ins Bett zurück
aß vorsichtig
Schlief wieder ein
Am nächsten Morgen
wachte ich auf
ging in den Keller, wo
mein Rauch- & Saufzimmer ist
Bücherstapel auf der Treppe waren
zusammengebrochen
Flaschen lagen überall &
ich erinnerte mich:
Ich war die Treppe runtergefallen
Das erklärte den Schmerz
beruhigend
Hier unten
am Fuß dieser Treppe hatte
viele Jahre zuvor
meine Mutter gelegen
mit gebrochenen Rippen
Um Hilfe rufend, aber ich
hatte geschlafen
Es war das erste Anzeichen gewesen:
Sie konnte es sich nicht erklären –
eine Stufe passte nicht in ihren SchrittRhythmus
: Parkinson
Multiple Choice
Willst Du mein Freund/in sein? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Bist Du mein(e) Feind/in? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Willst Du mich halten? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Willst Du mich quälen/töten? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Vertraust Du mir? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Hasst Du mich? Ja [ ] Nein [ ] Vielleicht [ ]
Alle Stifte sind zerbrochen
Die Minen liegen am Boden
unterm Boden
Kein X, dass man mir fürs U vormachen könnte
Kreuze, die ich trage
Kreuze, die ich mache
Die Wahl ist
keine Wahl
Kreuze & Nägel & Hämmer
Der Briefkasten
Wenn das Schreiben nicht mehr hilft
Wenn der Alkohol nicht mehr hilft
Wenn die Musik nicht mehr hilft
Wenn schlechte Nachrichten kommen
Wenn die Angst auf deinen Rücken springt &
sich an deinem Hals festhält
Was bleibt?
Du wähnst dich allein im All
auch wenn Unzähligen das Gleiche
passiert
Ruhig erwachte ich in der bekannten Welt
Wußte, was ich tun würde
….gelassen…..
ging ich zum Briefkasten &
fiel in eine unbekannte Welt
in der meine Existenz
zittert
Shorts
Manchmal fahre ich in die Stadt
in die Sonne
Ich setzte mich auf den Marktplatz
um Beine zu sehen
[Beine = Frauenbeine
denn Männer haben nichts
was diese Bezeichnung verdient.
Wir haben Gehwerkzeuge.]
Und manchmal geht eine
junge Frau vorüber
deren Jeans ungleichmäßig
kurz geschnitten wurden
Die Fransen sind ungleichmäßig
alles ist schief
Keine maschinelle Fabrikation
Das ist der Wille
denke ich
Der Wille
die Beine zu zeigen
Sie hat sich eine Schere genommen
zu meinem Glück &
dachte vielleicht:
Ein Stückchen kürzer geht’s noch
Und ich freue mich
& beneide sie
maßlos
In der Nachtbar
Buntgedämpftes Licht, Kerzenflämmchen
glänzende Gläser
Stimmenteppich, vereinzelt Lachen
Nutzloses Klaviergeklimper
gesichtslose Menschen an Tischen & Theke
Ich trinke Rotwein mit
Allem, was sich darin spiegelt
Am Nebentisch sitzt das Leben
wie immer
Es sitzt immer am Nebentisch
allein
Es ist eine Frau, abgewandt
sie sieht mich nicht
2 Tische weiter sitzt der Tod
allein
Der Tod ist heute eine Frau, sie
ist schön, sie
beobachtet mich
Ich proste ihr zu, lächle
Sie grinst verächtlich
An meinem Tisch sitzt die Einsamkeit
sie trägt ihre Tarnkappe, un sicht bar
Sie schweigt
Nur zuhause spricht sie mit mir
oftmals mit meiner Stimme
Dort nimmt sie manchmal die Tarnkappe ab
Manchmal ist sie schön & begehrenswert
Manchmal ist sie häßlich & abstoßend
oftmals ist sie
ich
Auf einer kleinen Bühne tanzt die Nacht
nackt unter schwarz-diaphanem Schleier
eine perfekte Silhouette von dunkler Grazie
Ich bestelle noch einen Wein
Die Bedienung hat kein Gesicht, kein
Geschlecht, kein Gefühl
Das Glas klopft auf Holz
Der Tod schaut mir gelangweilt zu
Das Leben hat einen schönen Rücken
Ich verstehe kein Wort von dem
was gesprochen wird
in einer Sprache, deren Klang ich
noch nie gehört habe
Die Einsamkeit legt mir ihre
durchsichtige Hand zwischen die Beine
während ich den Tanz der Nacht
beobachte
Ich trinke aus
Ich stehe auf
Nähere mich dem Tisch, an dem
das Leben sitzt, abgewandt
Das Leben ist eine Frau, ich
möchte nur ihr Gesicht sehen
einmal
nichts weiter
Ich gehe ein Stück am Tisch vorüber
um mich dann umzuwenden
Der Tod beobachtet mich
amüsiert
Ich drehe mich herum &
blicke in das Gesicht des
Lebens
Ich unterdrücke einen Schrei
Dann renne ich durch die Straßen
renne durch Laternenlicht
Verdunkelte Häuser spielen mit dem Klang
meiner rasenden Schritte
Die Einsamkeit folgt mir unsichtbar
folgt mir nach Hause, wo wir
uns einsperren werden
Mir fällt ein:
Ich habe nicht bezahlt, ich bin
geflohen
Niemand hat mir nachgerufen
Niemand hat’s bemerkt, oder
es war ihnen egal
Aber ich weiß:
Ich werde zurückgehen
irgendwann
& dann werde ich
bezahlen
Alles werde ich
bezahlen
(Inwendig vorgetragen:)
Schrecken
Als Kind
im Dunkeln wußte ich
dass hinter den Büchern im Regal
in meinem Zimmer
eine schwarze schreckliche Welt
existierte
unendlich & kleine Kinder stehlend
Ich wagte nicht aufzustehen &
ins Regal zu fassen
Ich zog die Decke über den Kopf
in dem die Unendlichkeit sich spiegelte
Ich sah Arme hinter den Büchern
Hände die nach mir greifen wollten
In andern Nächten
lag ich im Dunkeln & stellte mir
das Nichts vor
in das der Tod mich werfen würde
Es gelang mir
das Nichts zu denken
Ich war zu Tode erschrocken
Ich wurde älter
wurde weniger
Welten zogen sich zurück
von mir
Depressionen stahlen Bilder
Neurosen betäubten
Noch einmal möchte ich
zu Tode erschreckt werden
von meiner
Fantasie
aber meine Fantasie
ist fast schon
tot
Als ob
Aus dem Mülleimer
nahm ich mir das Bruchstück einer
Gardinenstange
Ich war 5
Ich stellte mich vor den Fernseher
Es lief ein Symphoniekonzert
Ich dirigierte
Ich wußte: sie folgen mir
Der Dirigent tut nur so
als ob
So
blieb
es
Spinnen
Meine Phobie ist differenziert:
Ich habe nichts gegen ganz dünne Spinnen,
mit kleinem Körper;
sie sind behäbig, beschaulich,
langsam, sie verlassen selten ihr Netz,
erweitern es nur ab & zu; sie
überraschen einen nicht, man kann
sich auf sie verlassen. Solche Spinnen
haben bei mir eine gute Lebenserwartung;
ich gehe an ihnen vorbei, grüße sie, und
sie danken es mir mit Ruhe.
Was ich hasse, was ich fürchte, was mich
anwidert, sind die dicken großen schwarzen Spinnen;
plötzlich sind sie da, man weiß nicht, woher;
plötzlich sind sie weg, man weiß nicht, wohin;
Sie sind schnell, sie huschen, sie jagen, sie
scheinen kein festes Wohnnetz zu haben;
nirgends ist man sicher vor ihrer
rasenden Gegenwart; sie beobachten
dich, sie fliehen vor dir.
Meine Mordgier kennt keine Grenzen,
wenn es um diese Einbrecher geht.
Ich bin dünn. Ich lebe beschaulich.
Ich bin langsam. Ich verlasse selten mein
Netz.
Draußen sind die Raser, die
Huscher, die Jäger, die Störer.
Ich ruhe.
Ich spinne.
Sternenhagel
Sterne hageln
bis mir der Schädel platzt
nachts liege ich auf der Terrasse
voll
Pisse in den Garten
hoffe dass das Gras verreckt
Vögel die erwachen
beschimpfe ich
ich will nicht
dass der Tag
kommt
Verklemmt
3 Gewehre gibt es in meinem Haus,
1 Pistole, 1 Revolver.
Alle haben sie Macken, ich
befürchte sie funktionieren nicht.
Ich befürchte, sie werden nicht
funktionieren, wenn es darauf
ankommt. Ich habe eine
Macke. Und die Pistole ist
verklemmt.
Selbstkritik
Übelkeit & Schwindel.
Schlimmes ahnend & verkatert
nähere ich mich den Blättern, die ich
in der Nacht beschrieben habe.
Bevor ich vom Stuhl kippte.
Lass es nicht zu sentimental geworden sein,
bete ich zu mir.
Ab 3 Promille aufwärts sitzt mir der
Kitsch sehr locker. Gefühle schreien:
Ausverkauf! Alles muss raus!
Ich schmiere Schmalzbrote &
haue sie mir selbst um die Ohren.
Ohren, die mich auspfeifen, wenn
ich es schließlich bis ins Bett
geschafft habe. Taub von zu lauter
Musik. Wenn ich
erwache, erinnere ich mich
dunkel an all die ausgekotzten
Gefühle der Nacht. Dann ist es mir
peinlich. Schlimmes ahnend
nähere ich mich den Blättern, die
wie weggeworfen daliegen. Ich
lese. Und denke: Scheiße, es ist
wieder passiert!
Und doch – ich
lasse alles wie es ist. Wer Angst vor
Peinlichkeit hat, sollte gar nicht
schreiben. Was der Alkohol mir
diktiert, war irgendwo
verschüttet. Und
zumindest
ist es ehrlich. Das
reicht.
Astronomie
Schwarz ist das Universum
Du : ein Stern
Ich : Dein Mond
Planeten :
bewegen sich
um &
in uns
Die Sonne ist –
Dein Blick
Du sollst
Angst sollst du haben – vor mir,
damit ich dich überraschen kann
durch Freundlichkeit
Hilflos sollst du sein,
damit ich dich überraschen kann
durch Beistand
Einsam sollst du sein,
damit ich dich überraschen kann
durch Mitgefühl
Unruhig sollst du sein,
damit ich dich überraschen kann
durch Ruhe
Kalt sollst du sein,
damit ich dich überraschen kann
durch Wärme
Traurig sollst du sein,
damit ich dich überraschen kann
durch Glück
Lieblos will ich sein,
damit du mich überraschen kannst
Fremd
Schreie, die in Taubheit sinken
Gesten, erstickt in Blindheit
Berührungen sterben in der Lähmung
Warum sind wir Fremde?
Vereinzelt & hilflos
Keine Rettung –
der Fremde geht vorbei,
versunken in sich
Versunken in der Welt,
die niemand mit ihm teilt
Herrenlos
Der Mann schlug den Hund.
Der Hund heulte, der Hund schrie.
Der Junge sah den Mann, der Junge sah
den Hund. Der Junge dachte:
Geh doch endlich wieder zurück.
Zurück ins Krankenhaus.
Du Quäler.
Der Mann lag im Sarg. Der Sarg war offen.
Der Junge betrat die Kapelle.
Der Junge sah den Mann.
Der Junge erkannte ihn nicht.
Der Junge schrie, der Junge heulte.
Er brach zusammen.
Man brachte ihn nach Hause.
Der Junge streichelte den Hund.
Der Hund war herrenlos.
Schwarze Regenschirme in Halbmondnächten
Der Wahnsinn :
ein Freund, der in alten Lampen wohnt.
So. Ist. Es. Es ist so.
So : Woche. Für. Woche :
2 Tage : Arbeit : sehe & spreche
Menschen; wenige;
5 Tage : HausArrest : gehe nicht ans
Telefon; an die Haustür nur …
wenn ich zu besoffen bin, mich daran
zu erinnern, dass ich nicht an die Haustür gehe.
Lade niemanden ein. Besuche niemanden.
Müll : bringe ich nachts raus, im
Licht der Straßenlaternen,
höre dabei, wie die Musik aus
dem Haus in den Garten schwingt.
Keine Rücksichten. Ich tue
was – Es – will – in – Mir. In
sternenklaren Halbmondnächten :
nehme ich einen von 21 schwarzen
Regenschirmen & trage mich
durch die Straßen. Sehe :
dunkle Fenster glänzen. Wann bin ich
zum letzten Mal wirklich
aufgewacht. Ich erinnere mich
nicht. Was für ein Leben – –
der Euphorie! Was – für ein Tanz!
Das Ich : ein steppender Zombie,
Gene Kelly nach der Auflösung,
ein flüssiger Fred Astaire, ins Erdreich
gesickert. Der Halbmond :
mir zu grell, ich
spanne den Schirm auf. Pfeife,
bevor der erste verdammte Vogel es tut.
Zuhause : fülle ich mir Einsamkeit in
Flaschen; streiche Trauer aufs
Brot. Saufe, beiße zu – mit Genuß.
Stolpere & falle : in das Licht
meiner alten Lampen.
Auf dem Minigolfplatz
Sie hatte eingelocht….
bückte sich nach dem Ball….
sagte: „Hast du gesehen, wie der Typ
mich angestarrt hat?“
Ich nickte.
„Ich finds nicht ok, dass du rumläufst
wie ein Penner. Solche Typen denken
dann ‚Hey, die kann ich auch haben, wenn
der sie haben kann.’
Sie trug diese engen weißen Jeans….
„Das ist der Punkt“, sagte ich, „nobody is
perfect; ich sollte sowas nicht denken, aber
ich denke, die denken, was muss dieser
Bursche für Qualitäten haben, wenn so
eine Frau mit dem zusammen ist.“
Sie lächelte.
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