Das 3. Aspirin war wie Glenn Miller
in meinem Schädel
heruntergespült mit Bacardi
Vor mir lag die Landkarte
Mit dem Finger tippte ich auf
den Ort wo mein Leben
vielleicht
wohnte
Ich sah den Meilenstein
mit 3 Buchstaben
Ich drehte die Musik lauter
der Alkohol machte sie leiser
Der Qualm der Zigarillos brannte
in meinen Augen
Sie tränten
Die Karte erinnerte mich an
meine alte Visage
Baustellen überall
Flickwerk
Aber ich tippte weiter
auf diesen Ort
im Takt der Musik
die niemals
laut genug sein konnte
Monatsarchiv: Juni 2011
Die Landkarte
Das Gedicht
Sie hatte mir ein Gedicht geschrieben
Sie schrieb es auf Papier
In einer dieser Nächte
Sie nahm das Blatt
& streichelte damit
ihren nackten Hintern
Sie steckte es in einen Umschlag
& schickte es mir
Ich zitterte
mit dem Brieföffner in der Hand
Hässlichkeit
Ich will hässlicher werden
noch viel hässlicher
& noch hässlicher
Ich saufe mich hässlich
Ich rauche mich hässlich
Ich saufe & rauche mich alt
Ich will nur noch Menschen treffen
die sehen
was hinter all dieser Hässlichkeit
verborgen ist
Menschen
die in der Lage sind
zu
erkennen
Der Käfer
Ich saß auf dem Klo
Beim Scheissen blättere ich in alten
Pornomagazinen – keine Ahnung
warum die für meine Peristaltik gut sind
Aber sie sind es
Manchmal boxe ich mir in den Bauch
Auch das hilft
Ein Käfer lief auf mich zu
ganz langsam
näherte er sich
Ich legte das Magazin beiseite
beobachtete ihn
Ich pustete in seine Richtung
Verdutzt blieb er stehen
„Sorry, Kleiner“, sagte ich, „ich
hatte gestern viel Knoblauch.“
Dann marschierte er weiter
ganz langsam
Ich pustete ihn wieder an
Er blieb wieder stehen
Ich konnte ihn denken hören:
What the Fuck !
Er wechselte die Richtung
Ich war zuviel für ihn
Als ich mit allem fertig war
nahm ich Klopapier &
ließ ihn darauf spazieren
Dann entließ ich ihn
in den Garten
Ich hörte ihn denken:
Endlich frische Luft !
Und ich hörte ihn
aufatmen…..
Einzig Art
Sie flüsterte: ohgottohgott ohgottohgott
Sie flüsterte: fuck
Sie flüsterte: verrückt
Diese Worte……
Nie zuvor hatte ich sie so
gehört
Sie waren mir völlig
neu
Ich musste lächeln
bekam das Grinsen kaum noch
aus meiner Fresse
Nuancen der Aussprache
Nuancen der Betonung
zu denen sonst niemand
fähig war
Einzigartigkeit
Man braucht mehr als
Ohren
um sie zu wahrzunehmen
Ihr verrückt
liebte ich am meisten
Aber das ist ja auch kein
Wunder !
Der Staubsauger
Ich hatte seit 24 Stunden nichts gegessen
hatte noch immer keinen Hunger
saß da, kippte Gin in mich rein
starrte vor mich hin
starrte auf den Staubsauger, der
mitten im Zimmer lag
Staub war überall
Mein ganzes verficktes Leben war
Staub
Ich hatte es nur
lange nicht mehr gespürt
Eine Fremde hatte kommen müssen
um es mich spüren zu lassen
Eine Fremde, die keine war
weil ich mich in ihr wiedererkannte
Sie zeigte es mir
& verschwand wieder
Noch mehr Staub
als hätte man die Urne mit
meiner Asche
ausgeschüttet
Ich starrte auf den Staubsauger
Starrte auf den Schlauch, den man
abmontieren kann, um ihn
an einen Auspuff anzuschließen
Es wäre so einfach
Ein bisschen Husten
& dann
Ohnmacht
War ich nicht längst ohnmächtig?
Ich kippte Gin in mich rein
& starrte auf den Staubsauger
Alles wiederholte sich
Ein Tod nach dem andern
Wieviele Tode noch?
Wann hat man es endgültig
überstanden?
Irgendwann stirbt die Hoffnung
nicht mehr zuletzt
Sie stirbt zuerst
Der ganze Dreck
Der ganze Staub
Die ganze Asche
Einfach alles vernichten
Ein sauberer Schnitt
Ein letzter
glänzender
Tod
Der Gin ist alle
Ich sitze da &
starre auf den Staubsauger
Alles dreht sich
ich kann nicht aufstehen
Wann werde ich wieder
aufstehen können, um
dem Staub
ein Ende zu bereiten?
Spiegel
All diese Spiegel in dem düsteren Haus
in dem ich existiere
Was sie zeigen
interessiert mich nicht
Es fehlt das richtige Bild in ihnen
Was sie zeigen ist
Leere
Sie hatte mir ein Bild geschickt
aufgenommen in einem Moment
als sie sich schön fühlte
nach all dem Selbsthass
all der Verzweiflung
all der Verstörung
Sie war umgeben von Krankheit
die sie für ihre eigene hielt
Ein Irrtum
Den Anblick ihrer Augen
konnte ich kaum ertragen
Sie blendeten mich
Ich sah meine Worte in ihnen
Ich sah dass sie mir glaubte
dass sie mir vertraute
Ihre Augen sind die Spiegel
die mir fehlen
Spiegel die mir etwas anderes zeigen als
Leere
Sie fragte: „Sehe ich immer noch traurig aus?“
„Ja“, sagte ich, „irgendwo, ganz weit im Hintergrund.
Und das wird immer da sein, ich weiß es, denn
ich kenne es.“
Sie kann die Spiegel zertrümmern
Sie kann mir mit den Splittern die
Pulsadern aufschneiden
Mein Puls ist nutzlos
da mein Herz woanders ist
In ihren Augen soll sich die Farbe
meines Blutes spiegeln
Ich brauche es nicht mehr
Ich hatte immer zuviel davon
Ihr Vertrauen in mich
warf sie aus der Bahn
Sie war erschrocken
Sie war verstört
wieder verstört
Sie weiß nicht
wozu sie fähig ist
Sie ahnt es nicht einmal
Ich weiß es &
vielleicht hört sie mir irgendwann
wieder zu
Ihr Schweigen wiegt mehr
als meine Worte
Vielleicht
vertraut sie mir wieder
irgendwann
& wenn sie mir wieder glaubt
wer weiß
Vielleicht
glaubt sie dann auch
an SICH
Griffe
Ich habe Dich begriffen
Ich begreife Dich
Ich werde Dich begreifen
& Du sollst stöhnen
unter meinen
Griffen
Das Herz
„Ich reiss Dir das Herz raus &
stecke es in Deine Fotze!“
„Ja“, stöhnte sie, „bitte,
BITTE.“
Die Nacht
nur noch die Nacht
Nichts ist wie es war
Nichts bleibt wie es war
Kein Stein bleibt auf dem anderen
Nichts sonst zählt mehr
nur noch
dieses Herz
Zukunft vs. Gegenwart
Dieses große dunkle Monster Zukunft
es existiert nicht
& doch wirft es seinen
mächtigen Schatten
auf Alles
Die Gegenwart verfinstert sich
Wir vergessen zu leben
zu erleben
Zukunftsängste
Verlustängste
Existenzängste
Dieses große dunkle Monster
Wir sehen
was gar nicht da ist
Tiere kennen dieses Monster nicht
Sie leben
leben leben leben leben
in der Gegenwart
MACH MICH ZUM TIER !
Der leere Bahnhof
Der Bahnhof leer
in der Nacht
Der letzte Zug
abgefahren
Zu spät
sich auf die Gleise zu legen
Wind
irgendwie scheint auf Bahnsteigen
immer Wind zu wehen
Man könnte in den Wind schreien
die leere Flasche
auf die Schwellen schmeissen
Vielleicht kommt dann jemand
& schlägt einen zusammen
tritt einem den Schädel zu Brei
Vielleicht würde Irgend Etwas
passieren – – –
Aber nein
es passiert nichts
Starren auf die Uhr
Warten auf den nächsten Zug
der im Morgengrauen kommt
Man könnte zusteigen
einfach fort fort fort
Es könnte jemand aussteigen
auf den man wartete
ohne es zu wissen
Man könnte
springen – –
Aber wahrscheinlich
geht man einfach wieder nach Hause –
zurück zu seiner
Sehnsucht
So Simpel
Wie einfach es doch ist :
Alles endet mit dem Tod
Jede Story endet mit dem Tod
Das Happy End ist eine verfrühte
Ausblendung
So simpel – ein
Gemeinplatz
Etwas, das jeder weiß
Etwas, das schon Unzählige gesagt haben
Etwas, das verdrängt werden kann
Verdrängt von fast allen
in den Meisten Momenten ihres Lebens
Sie rennen allem hinterher
Allem, was ihnen helfen könnte
bei der Verdrängung
Karriere…Liebe…Bücher…Musik…
Unterhaltung…Rosenkohl…Filme…Vorbilder…
Fortpflanzung…Alkohol…Drogen…
Bloß nicht nachdenken
Bewußtsein ist die Hölle
Eine Hölle, in der die meisten
die meiste Zeit über nicht leben
Sie leben in Regionen
wo man die Zeit totschlägt
wo man sich langweilt
wenn nichts passiert
wo man sich langweilt
weil man blind ist für die kleinsten
Veränderungen
Variationen, die den Sehenden
faszinieren –
Verdrängt ruhig! Tut Alles, was
Euch das Leben erträglicher macht!
Manchmal sehe ich
Doch meistens bin auch ich blind
will ich blind sein
wie fast alle
Ich wohne in der Hölle
verbinde mir die Augen
& doch vergesse ich nie
dass meine Hölle mit mir stirbt
& eigentlich ist es schade um jede
einzelne Hölle
die einmal für irgend jemanden
ein Zuhause war
Gerüche
Das aufgeklappte Zippo
Nagellackentferner, der an die Kindheit erinnert
Gin, der an Nagellackentferner erinnert
Verwelkte Blumen, die an Friedhöfe erinnern
Worte, die riechen, wenn man in durchgequatschten
Nächten nebeneinander liegt,
Worte, die nach Knoblauch, Wein & Zigaretten riechen,
Worte, die nach Gemeinsamkeit riechen
Bettzeug, das nach diesen Nächten riecht
Finger, die nach der Haut des Anderen riechen
Momente, die man riechen kann
Momente der Vergangenheit & der Gegenwart &
– vielleicht – der Hoffnung auf die Zukunft
Rausch & Atem
Atem, den man
braucht, um nicht
tot zu sein
Der Steckbrief
Ein Steckbrief an einem abgestorbenen Baum:
Gesucht: Tot oder lebendig: SCHMERZ !
Ich hatte diesen Schmerz gesehen
Ich wußte, wo er wohnte
Die Belohnung reizte
Ich hätte ihn anzeigen können
auf ihn deuten
mit dem Zeigefinger der Herzlosigkeit
Aber ich nahm den Steckbrief
mit nach Hause
um mir damit
den Arsch abzuwischen
DIN
Du musst die DIN-Norm erfüllen
wenn Du bestehen willst in der
genormten Welt
Willst Du Dich irgendwo vorstellen
musst Du in den Roboterschädel passen
der Dir gegenüber sitzt
Tu so, als interessierte es Dich
was er zu sagen hat
Tu so, als könntest Du ernst nehmen
was gefordert wird
Setz Deine Maske auf
die dümmste, die leerste, die Du
finden kannst
Vielleicht hast Du Glück damit
falls es Glück ist, einen Platz zu bekommen
in der genormten Welt …
Sollte er Dich durchschauen
erkennen, was Du wirklich denkst
wird er es nicht fassen können
nicht erfassen mit seinem Roboterschädel
Er wird Dich nach Hause schicken
Vielleicht hast Du nichts mehr zu fressen
zu Hause, aber Du hast Dir
Etwas bewahrt, das viele Namen haben kann:
Stolz … Stil … Selbstachtung …
dieses eine Mal wenigstens
hast Du es Dir bewahrt –
Und dieses Etwas solltest Du feiern
auch wenn Dir der Magen oder sonstwas
knurrt – feiere! Wenigstens heute …
Wenn nötig, mit Leitungswasser!
Die Zeitmaschine
Sie packten mich & zerrten mich
zu der Zeitmaschine
die in einem dunklen Wald stand
………………..Nachts
Die Maschine leuchtete & blinkte
& verängstigte die Tiere
die flüchteten
Sie stießen mich hinein &
banden mich fest &
grinsten
Es gab einen Rückspiegel
in den ich blicken konnte
Aber nur mich konnte ich darin sehen
Sie setzten die Maschine in Gang &
traten zurück
Die Richtung hieß
Vergangenheit
Der Lärm war ohrenbetäubend
Die Farben blendend
Es roch als würde die Zeit verbrannt
Erinnerungen an die Gegenwart
wurden ausgelöscht
die Zukunft wurde weiter –
beängstigend
Als die Maschine stoppte
zitterte ich
Der Wald hatte sich
kaum verändert
Ich schaute in den Rückspiegel –
Ich war nicht mehr Ich
Ich war Sie
& ich verliebte mich in
Mich
Aber ich blieb
gefesselt
& es kam niemand
der mich
befreite
Traumwandel
Der Traum ist ein Künstler
Aus dem Hämmern des Nachbarn machte er
das Klack Klack Klack von High Heels
Wahrscheinlich nagelte der Typ nebenan
gerade seine Alte ans Kreuz, um sie
besser ausweiden zu können
Aber ich spazierte im Traum hinter dieser
jungen Frau im kurzen Sommerkleid &
betrachtete ihre
Beine Beine Beine Beine Beine
Schließlich fing der Nachbar an
zu sägen – damit
konnte mein Traum nichts anfangen
Ich wachte auf
Der Traum ist ein Künstler
Aber er hat
– wie Alles –
seine Grenzen
Der Stein
Ich wollte Dich nicht wecken
Ich wusste, dass Du schläfst
Ich hoffte es zumindest ….
für Dich
& – falls Du von mir träumtest –
hoffte ich es für
mich
Ich habe Dir den Stein
vor die Tür gelegt
ganz leise
Wie es Katzen tun
mit den Eingeweiden
schwächerer Tiere
Du kennst diesen Stein –
er ist größer als die Faust
die man ballt
weicher als die Vergangenheit
die hart war
Ich habe ihn
mit einer roten Schleife versehen
Mit der sprudelnden Schleife
meiner Pulsadern
(Inwendig vorgetragen:)
Widmungen
Jedes Mal, wenn der alte Mann
das Hotel betrat – & er kam
regelmäßig –, hatte er ein weiteres
Buch dabei.
In jedes Buch hatte er geschrieben:
Für die netten, reizenden Damen an
der Rezeption! (Darunter seine Unterschrift)
Er überreichte es feierlich,
quatschte ein bisschen mit ihnen
& setzte sich dann in die Bar,
immer an denselben Tisch,
um Kaffee zu trinken.
Es dauerte nie lange, und er fing an,
laut zu reden. Er schimpfte vor sich hin.
Saßen noch andere Gäste in der Bar,
machte er abfällige Bemerkungen über sie,
über ihr Äußeres, über ihre Gesprächsthemen.
Die Gäste beschwerten sich selten.
Meist belächelten sie ihn.
Er war – für sie -: Ein alter, verwirrter Mann.
Trotzdem wurde er vom Personal gebeten,
seine Äußerungen zu unterlassen.
Dann setzte er sich stumm in die Halle.
Und irgendwann ging es wieder los:
„Wie kann man nur so ein verschissen
hässliches Kleid tragen? Vor allem, wenn
man solche Dellen in den Beinen hat!“
Er wurde höflich hinauskomplimentiert.
Das Personal mochte ihn. Er sorgte für
Stimmung. Und sie hatten Mitleid.
Ich kannte ihn nur vom Hörensagen.
Er kam ausschließlich vormittags ins Hotel, wenn
meine Nachtschicht längst vorbei war.
Ich sah nur, dass immer mehr Bücher in dem
Regal im Backoffice standen.
Niemand las sie. Niemand schaute hinein.
…………… Außer mir.
Allerdings kannte ich die meisten schon,
Klassiker aus allen Epochen.
Die Bücher waren voller Anmerkungen;
Die Anmerkungen waren hochintelligent, hochgebildet.
Unter die Widmung hatte er jeweils
geschrieben, was ihn mit dem Buch oder
dem Autor verband.
Manche der modernen Autoren hatte er persönlich
gekannt. Er war mit einem Bundespräsidenten
zusammen auf der Uni gewesen. Er
hatte mehrere Doktortitel der Geisteswissenschaften.
Es stimmte alles.
Ich habe es recherchiert.
Ich stelle mir gerne vor, wie ich
eines Tages irgendwo sitze &
die Menschen beschimpfe.
Und sie belächeln mich milde.
Schließlich kamen keine neuen Bücher mehr hinzu.
Ich nahm einige mit nach Hause.
Ich behielt sie. Es hatte ohnehin sonst niemand
Interesse daran. Ab & zu las ich die
Anmerkungen nochmals.
Aber eigentlich waren mir
die Anmerkungen die liebsten,
die ich nur vom Hörensagen kannte. Irgendwie
waren auch sie Widmungen. Und er widmete sie
den richtigen Leuten. Und sie waren klar.
Für mich
war er nicht
verwirrt.
Schwimmflügel
Oft saß ich an diesem Bach
in der Morgendämmerung
Baumleichen umgaben mich
Ein paar Sträucher lebten noch
Insekten lebten noch
Für mich war es der Bach
den alles runterging
Mein Leben, meine Erinnerungen,
die Zeit
Wenn die Morgensonne sich
wie blendende Splitter auf seine
Oberfläche streute
war ich geblendet &
schaute in eine andere Richtung
Ab & zu
pisste ich in diesen Bach
setzte mich wieder &
beobachtete die Ameisen
die anders lebten als ich
Eines Morgens
als ich von den Ameisen aufblickte
stand am gegenüberliegenden Ufer
eine Frau
Sie war nackt
bis auf die Schwimmflügel
an ihren Oberarmen
Sie schaute zu mir herüber
ich sah ihren Körper
ihre langen dunklen Haare
Ihr Gesicht sah ich nur
verschwommen
Langsam
ging sie in meine Richtung
stieg sie das flache Ufer hinab
Als sie bis zum Hals
im Wasser war
begann sie zu schwimmen
Mit ihren Schwimmflügeln
Ich stand auf &
ging ans Ufer
sah wie ihr langes Haar
auf dem Wasser schwamm
Die grelle Farbe ihrer
Schwimmflügel
Ich glaubte das Wasser zu riechen
& hörte die Vögel
die ich hasste
Ich ging in das Wasser
das kalt war
Meine Schuhe
meine Hosen
alles sog sich voll
Allmählich erkannte ich
die Augen
der Schwimmerin
& zitterte vor Kälte
Bis zum Hals
stand ich im Wasser
& ging
weiter
& weiter
& weiter
Ich konnte nicht schwimmen
Niemals hatte es mich gereizt
es zu lernen
Ich wollte es nicht können
Sie konnte es auch
nicht
aber sie hatte die
Flügel
Sie blickte mich an
Sie konzentrierte sich aufs
Schwimmen
spuckte hin & wieder etwas
Wasser aus
Die Oberfläche des Bachs
den alles runterging
dicht an ihren Lippen
Das Letzte
was ich sah
im Gesplitter der Sonne
war
wie
irgend etwas
Winziges
das aus dem Nichts
zu kommen schien
ihre Schwimmflügel
zerfetzte
Eiskalt lief das Wasser
in meine Kehle
Synkopen
Wenn das Leben zum Refrain wird
öde Harmonien sich wiederholen
langweilige Melodien einen beleidigen
Wenn dumpfe Rhythmen, die
zum Mitklatschen reizen sollen
einen in den Wahnsinn trommeln
dann pfeife ich
ganz leise
für mich
die Dissonanzen
klopfe mit den Fingerspitzen
Synkopen
auf meinen Schläfen
& das Lachen
tief in meinem Innern
wird lauter
als jeder
Refrain
Mein kleiner klarer Cocktail (für E.)
Ich nenne Dich
– nur für mich –
Mein kleiner klarer Cocktail
weil Du mich inspirierst
Weil ich mir einbilden kann
meine Einsamkeit
sei ein klein wenig
unbedeutender geworden
Du hälst
Mut
zwischen Deinen Fingern
obwohl Du ihn selber
nicht hast
ein Schwarzweiss-Foto
bearbeitet
um aus Realität
Schönheit zu machen
obgleich diese Realität
schön ist
Wir kennen uns nicht
& müssen uns auch nicht kennen
um uns
vielleicht
zu verstehen
Handgranaten
Nachts wachte sie in ihrer Wohnung
im 3. Stock
Schwere Eisenfesseln an ihren Fußgelenken
an ihrem Hals
Die Ketten dieser Fesseln waren
im Nichts befestigt
Wer sie ihr angelegt hatte
wußte die junge Frau nicht
Das kleine verzweifelte verstörte
verängstigte Mädchen saß am
Schreibtisch & bastelte
Bastelte Handgranaten
Handgranaten aus Wörtern
Wunderschöne Zerstörer
wie nur dieses Mädchen sie
basteln konnte
einzigartig
Wenn das Mädchen fertig war
nahm die Frau die Handgranaten
löschte das Licht, öffnete das Fenster
& warf sie in die Nacht hinaus
Alles sollte zerstört werden
alles vernichtet zerrissen zerfetzt werden
Aber die Nacht war gleichgültig
die Granaten detonierten nicht
sie prallten ab an der Gleichgültigkeit
& blieben liegen
Schön & scheinbar nutzlos lagen sie
auf der Straße &
wenn der Morgen kam waren sie
zu Staub zerfallen. –
Ich ging durch die Straßen
es war Nacht
ein leichter Nieselregen fiel
Die Straßen waren nass
Laternenlicht schimmerte in Pfützen
Alles war still
kaum ein Fenster erleuchtet
Ich war ziellos wie immer
allein wie immer
atmete wie immer
verloren in Gedanken
wie immer
Die Luft war angenehm
Katzen waren unterwegs
Der Mond eine nehmende Sichel
(ab- oder zu- war mir egal)
In einer der Straßen war nur noch 1 Fenster
erleuchtet, ich sah es von weitem
fantasierte über eine glückliche Familie
die dort vielleicht noch zusammensaß
alle lachten & niemand fühlte sich
einsam
während ringsum alles schlief
Ich ging weiter
Der Regen wurde stärker
Das erleuchtete 4eck in der Häuserfront
wurde dunkel
Das Fenster ging auf
ich war nicht mehr weit entfernt
Etwas flog aus der finsteren Öffnung
wie der Ball eines Kindes
klein & dunkel & stumm fiel es durchs Laternenlicht
Wie ein schwerer Gegenstand blieb es
auf der Straße liegen
Der Aufprall machte kaum ein Geräusch
Sofort folgten weitere
Sie landeten überall
auf dem Bürgersteig
auf Autos
auf Müllcontainern
Sie hinterließen keine Spuren
Ich kam näher
Ich hatte keine Angst
Mir war alles egal
in dieser Nacht
wie in den meisten Nächten
Ich sah
dass die Gegenstände schön waren
Ich hätte sie nicht beschreiben können
Ich hatte nie etwas Ähnliches gesehen
Aber ich wußte
wie sie entstanden waren
Ich wußte
warum sie entstanden waren
Ich wußte
was sie bedeuteten
Ich wußte
was sie bezwecken sollten
Ich ging noch ein Stück weiter
& wurde getroffen
Mein Bauch wurde aufgerissen
Lärm tötete mein Gehör
In Zeitlupe flogen meine
Eingeweide durch die Luft
& klatschten auf die nassen Straßen
wie in einem Stummfilm
Noch stand ich
& schaute nach oben
während mein Blut den Asphalt färbte
Ich spürte keinen Schmerz
Aus dem Dunkel des 4ecks
erschien ein Gesicht im Licht der Straße
Das Gesicht einer jungen Frau
das zu dem Gesicht eines kleinen
verzweifelten verstörten verängstigen
Mädchens wurde
Erschrocken blickte es mir
in die Augen
Ich sah Leid & Mitleid &
Traurigkeit
Ich lächelte ihm zu
Nicht schlimm, signalisierte ich ihm
signalisierte ich ihr
Wer auch immer sie war
ich mochte sie sofort
Ich fiel hin
& mein Herz hörte auf
zu schlagen
Verloren
Ich ?
habe hier nichts verloren
also
kann ich hier auch nichts finden
was mir gehört
warum also
suche ich ?
Die Grenze
Manche Nächte sind so ….
Ich sitze nur da
nur da
nur da
Nichts geschieht
Nirgendwo ist etwas –
In mir : Nichts
Ich müßte etwas tun
Das wäre vielleicht nicht schlecht
Etwas Schlechtes tun
wäre vielleicht gut
Irgend etwas
Irgend etwas
Irgend etwas
Aber nein
dafür reicht es nicht
Die Spinne, die über den Boden läuft
Ich lasse sie leben
heute
Sie fühlt sich gut &
weiß es nicht
Wie ich mich fühle
weiß ich nicht
aber dass man es nicht
gut nennen kann
weiß ich
Es ist egal
Ich habe kein Mitleid mit mir
Ich hätte mehr Mitleid mit
der Spinne
wenn ich mich jetzt aufraffen könnte
sie zu zertreten
Sollte sie mir allerdings
zu nahe kommen
die Grenze überschreiten
Ich würde meine Apathie überwinden
Sie würde meine Apathie überwinden
& es wäre
ihr
Ende
2 Minuten
Mein Leben ist ein anderes
jetzt
gerade jetzt
anders als gestern
anders als
in 2 Minuten
Ich rede mir ein
es sei dasselbe
& glaube es mir
manchmal
Nein
nicht manchmal
ich glaube es mir
oft
zu oft
Scheiss auf
meinen Glauben
Ich will mir
mißtrauen
in 2 Minuten
ist wieder alles
anders
Feuer !
Nichts zurückhalten
Alles zugeben
Keine Imagepflege
Nichts beschönigen
Allen Dreck rauslassen
Keine Lügen
Nichts vorspiegeln
Keine Schauspielerei
Es ist unmöglich
unmöglich in dem was manche
das ‚wirkliche Leben’ nennen
Man würde verhungern
Sie : würden einen ausstoßen
Es sei denn
da wäre
wenig zurückzuhalten
wenig zuzugeben
wenig zu beschönigen
wenig vorzuspiegeln
Vielleicht gibt es solche
nennen wir sie ‚Menschen’
Ich kenne sie nicht &
ich will sie auch nicht kennen
Verwelkte Schauspieler!
Vielleicht ist es nicht ganz unmöglich in der
nennen wir sie ‚Literatur’
Aber selbst da habe ich meine
Zweifel
Vielleicht weiß man nicht einmal selber
was ECHT an einem ist
Wahrscheinlich ist man Schauspieler
ohne es zu ahnen
ziemlich sicher sogar
Aber wenigstens sollte man
sich Mühe geben
mit den kleinen Splittern der
nennen wir sie’Wahrheit’
die man irgendwo in
irgendwelchen verstörenden Momenten
der Bewußtwerdung gefunden hat
wahllos um sich zu schießen
Amoklauf des Bewußtseins …..
Mögen die Splitter in den
Images der glatten Langweiler
stecken bleiben!
Mögen die Wunden sich entzünden!
Sie sollen brennen!
Diese Wunden!
Feuer!
Auf nüchternen Magen nach 6 doppelten Manhattans – etwas, das ich nüchtern löschen werde
Cool nach außen
abweisend & schön
Beschimpfungen
die auch ich von mir gegeben habe
vor langer Zeit
Eine kleine Unsicherheit im Blick
die vielleicht nur ich sehe
Nein
alle müssen sie sehen
niemand darf so blind sein
Manchmal denke ich
dass ich andere besser kenne als mich
Ihre Angst
die meine war
& ist
Aber auch das ist nur eine
Illusion
Niemand kennt
jemanden
Und ich
kenne mich selbst
nicht
Wörter
Bestimmte Wörter zu benutzen
hasse ich
Manchmal muss ich es tun
damit andere Menschen
ungefähr
erahnen können
was ich meine
Es sind Wörter
die jeder anders versteht
Wörter
die überlastet sind durch
Tradition
So gesehen müsste
die Liste dieser Wörter noch
viel länger sein
Aber ich bin inkonsequent
Trotzdem
ich werde diese Wörter hier nicht auflisten
Denn ich hasse es
sie zu benutzen
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