Ja, dachte er, jetzt
ist es soweit – man könnte anfangen
in abgenutzten Kitsch-Metaphern
zu denken ›Liebe ist
ein zarter Falter …
Gib auf ihn acht …
Beschütze ihn …
Sonst -‹
– – Verdammt, nein, die Wirklichkeit
Ohne Metaphern, aber auch
gleichsam abgenutzt – –
Er hatte im Wohnzimmer gesessen
& gelesen. Es war Nacht.
Ein Falter flatterte um eine Lampe;
das leise Geräusch
der rasch blätternden Flügel, tickende
Stöße gegen den grün leuchtenden Schirm…..
Flug, Landung, Stille; der Mann
stand auf & machte ein Foto
Der Falter hat ein Gesicht,
dachte er.
Dann las er den Roman
zu Ende, während die Frau
im Schlafzimmer schlief.
Tagsüber war der Falter
nirgends zu sehen. Allerdings
suchte der Mann ihn auch nicht;
er hatte ihn
vergessen.
In der nächsten Nacht
las der Mann einen anderen Roman.
Allein im Wohnzimmer.
Plötzlich hört er
wie die Schlafzimmertür geöffnet wird.
Die Frau geht
in die Küche.
Er blättert um, bewegt die Worte, und
die Frau kehrt zurück
ins Schlafzimmer. Tür zu.
Er liest
eine halbe Seite, dann:
ein Schlag! Fast zart
& vertraut.
Sie wird doch nicht…..
Er legt ein Zeichen
ins Buch & geht
in die Küche – –
Die Fliegenklatsche ist fort!
Beinahe schleicht er
durch den Flur, bleibt stehen, fragt durch die geschlossene Tür:
»Alles gut?«
»Nur ein Falter«, sagt sie,
»er hat mich nicht
schlafen lassen.«
»Du hast tatsächlich -?«
Die Tür bleibt ungeöffnet.
»Was denn? Bloß eine Motte!«
Der Mann entfernte sich, setzte sich
zum Buch. Er öffnete es nicht
(hatte sie nicht vorgestern erst
gesagt: ›Ich habe es aufgegeben
unter deinen Büchern eins zu suchen,
das mir gefällt.‹?) –
er betrachtete das Foto
von gestern.
Ja, dachte er, das ist wirklich
ein Gesicht.
Verdammt!