Das Leben
: eine schlechte TV-Sendung
Die Realität
: eine Greenbox
Darin.
Es könnte aber auch
umgekehrt
sein.
Das Leben
: eine schlechte TV-Sendung
Die Realität
: eine Greenbox
Darin.
Es könnte aber auch
umgekehrt
sein.
Ich räumte das Fundbüro auf
in einem der Hotels, in denen ich arbeite.
Zwischen all den
Regenschirmen,
dreckigen Unterhosen,
Ladegeräten,
Sonnenbrillen,
BHs,
Badekappen,
Reiseweckern,
Schmuckstücken,
Büchern ….
fand ich
ein Stofftier.
Abgegriffen & schmuddelig.
Zwischen all den
Nichtigkeiten
(die zum Teil
mehr Geld gekostet haben mochten)
war dies
das Einzige
von Wert.
Es war
vielleicht
die Traurigkeit eines Kindes ….
die Schlaflosigkeit eines Kindes ….
die Einsamkeit eines Kindes ….
Weil das Stofftier
hier war,
wo es nichts zu suchen hatte –
& nicht
dort war,
wo es
hingehörte &
vermisst wurde.
Abgegriffen
Schmuddelig
Vergessen
Verloren
Die Welt & er
interessierten sich oft
für sehr unterschiedliche Dinge.
Trotzdem kamen sie
irgendwie
miteinander
Aus.
Der umgekippte Tisch war
die Front meines Busses
Der große Leitz-Locher
mein Gaspedal
Der kleinere Locher
die Bremse
& der Tacker
die Kupplung
Die Antenne des Kofferradios
war der Schaltknüppel
& ein Teller
mein Lenkrad
Ich hatte einen
weiten
weiten
Weg
vor mir
& glaubte
zu wissen
wo es langgeht
Was gab es in jenem Moment
Besseres
zu hören als
das Rauschen des Blutes
in meinen Ohren
Was
Besseres
zu fühlen als
den weichen Druck ihrer Oberschenkel
auf meinen Ohren
meinen Wangen
Was gab es
Besseres
zu sehen als
ihre geschlossenen Augen
ihren geöffneten Mund
& wie sie sich
auf den Knöchel des gekrümmten
Zeigefingers
biss
Was gab es
Besseres
zu riechen als
sie
Dann
nachdem sie die Schenkel wieder
geöffnet hatte
wollte sie meinen Kopf von sich
wegzudrücken
Aber ich ließ es nicht zu
Ich machte weiter
Es ging ein bisschen schneller
beim zweiten Mal
Blut
Druck
Augen
Mund
Duft
Wieder wollte sie mich wegdrücken
Wieder ließ ich es nicht zu
Schließlich
begannen meine Kiefergelenke
leicht zu schmerzen
Blut
Druck
Augen
Mund
Geruch
Sie ließ mich weitermachen
Beim vierten Mal
dauerte es wieder etwas länger
Beim fünften Mal
noch länger
Dann war es
als wollte sie mir den Schädel
zerdrücken
& mir die Zähne einschlagen
mit ihrer Fotze
Ich wollte
weitermachen
weitermachen
weitermachen
Wie in einem zeitlosen Rausch
Aber sie sagte:
»Nicht.
Ich kann nicht mehr.«
Meine Finger waren aufgeweicht
»Das trifft sich gut«, flüsterte ich,
»ich kann nämlich auch nicht mehr.
Aua, mein Kiefer.«
Sie grinste
Ich rutsche hoch
Neben sie
Gab ihr einen Kuss, obwohl
sie es nicht mochte
sich zu schmecken
»Du bist verrückt«, sagte sie.
Sie zog die Decke über uns
Wir rückten etwas weiter auf die
andere Seite
weil das Laken so nass & kalt war
»Aua, meine Pfunge«, sagte ich.
Sie kicherte
Tatsächlich
fühlte sich das Zungenbändchen
am nächsten Tag
seltsam stumpf & dick & gereizt an
Ab & zu fragte sie:
»Was macht das Bändchen?«
»Es hält«, sagte ich.
»Es hält.«
Wir grinsten
Was gab es
Besseres
in jenem Moment
Leben
Sie lag auf dem Tisch
bedeckt von grünem Tuch
Das Tuch hatte ein Fenster
In dem Fenster:
Ihr geöffneter Brustkorb
Der Chirurg
maskiert
operierte
ihr bloßgelegtes Herz
Der Anästhesist
war ein
Sadist
& ließ sie
erwachen
Sie liebte Möwen.
Also nahm ich ein Blatt Schreibmaschinenpapier,
zeichnete eine Möwe darauf,
spannte anschließend das Blatt in die alte
Triumph meines Vaters & tippte
rings um die Möwe herum
das Wort »Besessenheit« –
so oft, bis
das Blatt voll war.
Dann schickte ich es ihr
per Post.
Als ich sie
das nächste Mal sah,
drang ihr Blick so tief
in mich,
dass ich es
nicht
ertragen konnte.
Und
nichts
geschah.
Manchmal
in meinen Träumen
reiße ich Witze
die ich
noch nicht kannte
als ich einschlief
Dann muss ich lachen
& erwache
von meinem Gelächter
Und das Gelächter
vergeht