Monatsarchiv: Januar 2013

Die Sanftheit der Würmer

Es wird weh tun.

Der Bleistift ist gespitzt,
die Wörter sind geschärft,
die Sätze geschliffen.

Nur Würmer
sezieren
sanft.

 

(Inwendig vorgetragen:)


Zu ähnlich

Mein Leben
sieht mir ähnlich

Mit-
unter
all-
zu
ähnlich

Nicht immer
gefällt mir
was
ich
darin
sehe

& wieder-
erkenne.


Geschrieben in weggelassenen Worten

Auch
ich
der ich
fast
über ALLES schreibe
habe Erfahrungen
über die ich
nur
in weg-
gelassenen Worten
schreiben
kann

Einen Text
der

aus-
gelassen

schweigt


Die Weinabteilung

Immer wenn er mit seinem Vater einkaufen ging,
zog es den kleinen Jungen in die Wein-
abteilung. Aufgeregt. Erregt. Neu-
gierig. Suchend.
Flirrend-funkelnde Flaschen in Regalen,
bunte Bilder auf Etiketten;
Licht-
reflexe
auf Glas ……
Und immer versuchte er, sich
abzusondern – ein paar Schritte
im Abseits, um
allein
zu
sein ……
Allein
mit seiner
Erregung.
Unbemerkt
zwischen großen fremden Menschen.
Unbemerkt
zwischen Flaschen
in Reih & Glied.
Auf der Suche nach
dem Weißwein, der
zu warm war ……
Nach einem Schriftzug, den
er lesen konnte,
bevor er lesen konnte.
Den er
spüren konnte
wie einen Schmerz –
einen Schmerz, der
trocken & lieblich
zugleich war;
herb.
Und der kleine Junge
buch-
sta-
bier-
te:
N – A – C – K – T – A – R – S – C – H

Eine Marke.

Das Etikett:
gemalt,
fast naiv – – :

Ein Junge
mit herunter-
gelassener
Hose;
ein alter Mann
mit er-
hobener
Hand,
der lächelt.
Der Blick des Jungen:
ängstlich
in
Erwartung.

Und der kleine Junge
vor dem Wein-
regal
hatte keine Worte
für die Gefühle
in seinem roten Kopf,
seinem schlagenden Herzen,
seinem Schritt.

Sein Vater –
einige Schritte entfernt –
war kein
alter Mann;
doch auch er hatte eine Hand, die
oft
erhoben war –
ohne dass er lächelte.

Während der Junge
wein-
te.

Tränen, die
nach Wein rochen.

Und manchmal hielt diese Hand
einen Stock ….
eine Peitsche ….
einen Kochlöffel ….

Einen Kochlöffel, in den
der Name des Jungen
gebrannt war
mit einem glühenden Eisen.

Der Junge liebte
die Hände seines Vaters –
betrachtete sie oft
am Lenkrad,
wenn der Vater ihn
zu einem ersehnten Ziel fuhr …..

Monde
unter
Fingernägeln.

Reflexionen.

Der Kochlöffel
liegt
heute
in einer Schublade.

Ich benutze ihn nicht.

Wo der Stock ist, weiß ich nicht.

Die Peitsche ging verloren.

Die Hand ist verwest.

Mein Herz
schlägt,
wie sie es tat –
damals.

Ein Geräusch, das
an Beifall
erinnert.

Ich liebe Wein –
Rotwein
bevor-
zugt.

Die Marke ist
fast
egal.

Und manchmal
schmeckt der Wein
nach Salz.

Ich liebe Worte
wie Buch-
staben.

Buchstaben
wie Worte.

Begreife
die Erotik des Kochens
wie nackte Ärsche …..

Lebe meine Obsessionen
aus
vor
Regalen.

Esse,
trinke.

Flaschen flirren.

Lust
Schmerz
Nahrung
Tod.

In meinem Gedächtnis
hängen
naive Bilder.

Und manchmal
hängt der Mond
wie ein Spielball
am Nachthimmel.

Mit herunter-
gelassener
Hose

& spiegelt sich
weiß
in Flüssigkeiten.

Ein Spielball
der Gefühle,
für die ich
keine Worte habe.


Asoziales Gesindel

Proust – ein schwuler verzärtelter Snob
Joyce – ein koprophiler Alkoholiker
Genet – ein schwuler Dieb
Céline – ein Nazi
Burroughs – ein schwuler Junkie, der seine Frau erschoss
Fellini – ein Tittenfetischist
Baudelaire – ein entmündigter Syphilitiker
Thomas Mann – ein schwuler Spießer
Schopenhauer – ein misogyner Pudelbesitzer
Van Gogh – ein religiöser Fanatiker
Lewis Carroll – ein stotternder Fotograph halbnackter Mädchen
Lichtenberg – ein Zwerg
Einstein – ein Typ ohne Socken, der seine Cousine heiratete
Horst Janssen – ein stinkender Säufer ohne Schneidezähne
Goethe – ein gichtiger Lustgreis
Lovecraft – ein lebensuntüchtiger Rassist
Wagner – ein antisemitischer Schnorrer
Joseph Roth – ein Jude mit geschwollener Leber
Dostojewski – ein zum Tode verurteilter Epileptiker
Dalí – ein größenwahnsinniger Wichser
Hitchcock – ein voyeuristischer Fettsack
Brecht – ein Ausbeuter der Frauen
Benn – ein Mitläufer
Trakl – ein Liebhaber seiner Schwester
Philip K. Dick – ein medikamentenabhängiger Spinner
Django Reinhardt – ein Zigeuner mit verkrüppelter Hand
Villon – ein Sträfling & Hurenbock

…. der Anfang einer Liste ….

…. die kein Ende hat ….

Es ist alles so einfach,
wenn man nur ein paar Worte hat,
um einen Menschen
zu beschreiben.

So furchtbar einfach.

Und
wie schwer hätte es
heutzutage
dieses
Asoziale Gesindel
in einem
Sozialen Netzwerk ….


Trübe Spiegelungen

In den Spiegeln
In den Glasscheiben vor den Bildern
In den Fenstern
die verdunkelt sind
kann ich

Mich

kaum noch
erkennen

Denn der Rauch der Jahre
liegt wie ein Film
auf ihnen

Ein Film
in grauen Tönen –

Ausgeatmetes Gift
das auf meiner Reflexion ruht

Der Atem meiner Vergangenheit

Der Rauch
der Nervosität

Der Rauch
des Genusses

Der Rauch
der Gewohnheit

Der Rauch
der Sucht

Bilder
hinter vergangenem Rauch –

vielleicht
ein Ich

hinter
dem Film
meines Lebens.


Ein Teppich aus Holz

Manchmal ist das Leben
ja
so ….

Man
legt

einen Teppich
aus Holz

aufs
Parkett –

Tanzt
oder
fliegt

& weiß nicht

worauf.

Weil man nichts mehr
unterscheiden kann.


Wie ein Buch

Manchmal fühle ich mich
wie ein Buch, das
von Menschen
gelesen & geliebt wird,
die nur
so eben
der Handlung folgen können.

Von
all den Anspielungen
Andeutungen
von
Struktur & Stil
haben sie
nicht
den Hauch
einer Ahnung.

Vielleicht
ist das nicht einmal so schlimm.
Denn
immerhin
haben sie
ihren Spaß

an der Oberfläche

unter der ich
lebe.


Kein Wunder

Kein Wunder, dass
Wir
Allein
waren

als
Wir
Uns
trafen

Kein Wunder, dass
Wir
am Ende
Wieder
Allein

Sein
Werden.


Übers Knie

Beziehungen
Verhältnisse
Freundschaften
Liebe

Man kann darauf warten
dass jemand
das Richtige tut
im richtigen Moment

Man kann sich aber auch
mit einem Geigenbogen übers Knie streichen
in der Hoffnung
dass es
gut klingen möge.


Ich erinnere mich

Ich erinnere mich
wie ich laufen lernte.
In einer Art Geschirr aus Leder;
ein kleines Tier
an der Leine, gehalten
von meiner Mutter.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.

Ich erinnere mich
wie ich zum ersten Mal
eine Schleife band.
Unter Anleitung meiner Mutter.
Ich war stolz.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.

Ich erinnere mich
an unseren Schäferhund.
Er machte sich so flach wie möglich
auf dem Fußboden,
das Hinterteil leicht erhoben;
er legte die Ohren an &
wedelte mit dem Schwanz,
wenn mein Vater den Raum betrat.

Man wusste niemals,
welche Empfindung des Tieres
stärker war
in diesen Momenten –

die Freude
oder
die Furcht?


Fort

Eben war es noch da.
Nun ist es fort.
Gerade als ich
angefangen hatte
es für selbstverständlich zu halten.
Nichts & Niemand
mag es
für selbstverständlich gehalten zu werden.
Auch ich nicht.
Deshalb
bin auch ich
jetzt


Das Beziehungslos

Schlimmer als
die Einsamkeit
im Alleinsein
ist
die Einsamkeit
in einer Beziehung.


Der Schweigetisch

Der Tisch, an dem ich schreibe, ist
kein Schreibtisch.
Es ist ein Tisch, der
im Kinderzimmer
meines Bruders stand.
Der Tisch, an dem er spielte.
Einer meiner beiden Brüder.
Es ist der Tisch des Bruders,
mit dem ich
in den letzten 40 Jahren
vielleicht
23 Wörter
gewechselt habe.
Wir sprachen nicht mehr
miteinander
seit ich 11 war.
Er: 16.
Wir wussten beide nicht
warum.
Ahnen es
vielleicht
heute.
Der Tisch wackelt.
Ist verwittert.
Ich habe ihn
mit Folie überzogen –
den Tisch.
Die Folie ist rot
wie eine Zunge, die
schweigt.
Rot
wie eine Zunge, die
spricht.
Wenn ich schreibe
& mit Wörtern spiele
an diesem Tisch,
höre ich
das Schweigen meines Bruders
zwischen
meinen Zeilen.


Die Spur der Musik

Ein Fußboden aus Holz
Ein kleiner runder Eindruck darin
Eine Delle
Ein Makel

Ein Zeichen der Ausdauer
Eine Spur der Besessenheit
Ein Überbleibsel der Liebe

Eine Vertiefung der Hingabe

Die Stelle
wo über Jahre hinweg
eindrucksvoll
ein Cello zwischen 2 Schenkeln stand


Flüge & Abstürze

Auf den
Funkenflug
folgt der
Höhenflug

Auf den
Höhenflug
folgt der
Fetzenflug

Erwartungen
stürzen ab

Träume explodieren
in der Luft

Splitter fallen
zu Boden

wie ausgekotzte Herzen

Alles stirbt

Nur
die Sehnsucht
überlebt


Rechtzeitig verschwinden

Ich habe keinen Regenschirm,
aufgespannt überm Bett,
trage keine Zipfelmütze auf dem Kopf;
zerdrücke kein Ungeziefer
zwischen meinen Fingerspitzen.

Die Vorstellung ist so poetisch;
das Bild so poetisch – &
(wie immer)
die Realität: ein
wahrer
Dreck
dagegen.

Ich friere.
Habe mir
zum ersten Mal in meinem Leben
Geld geliehen,
um heizen zu können.
Friere weiter.

Es kann nur
schlimmer
werden.

Viel mehr Alter
werde ich mir
nicht leisten können.

Rechtzeitig verrecken!
ist die Devise.

Ich arbeite daran.
Mein ganzes Leben lang.

Die einzige Arbeit, die
mir Spaß macht.

Erst glaubten sie,
ich würde meine Kindheit
nicht überleben.

Dann sagten sie mir,
ich würde keine 30 werden.

Und jetzt
hänge ich mit 52 immer noch
hier herum.

Kein Grund
zu lamentieren.

Denn
hätte der Mensch eine Wahl,
hätte ich diesen Weg gewählt.

Und es wird wieder
wärmer werden,
bevor es wieder kälter wird.

Und es bleibt
die Hoffnung –
rechtzeitig
zu verschwinden.

Vielleicht
in einem Bild.

Mit einem aufgespannten Regenschirm
über dem Bett;
einer Zipfelmütze auf dem Kopf –
während das Ungeziefer
mich auffrisst.


Zu weit

Ich gehe nie

spazieren

aber oft

zu weit


Ein Außerirdischer

All
diese Elektroden, die
an meinem Kopf befestigt waren ….
All
diese Drähte …..

Das Zucken des Meßschreibers ….
Ausschläge auf Endlospapier ….
α-Wellen
β-Wellen
γ-Wellen
δ-Wellen

Seltsame Muster

Tage & Nächte im verdunkelten Zimmer
Ein Eimer neben dem Bett
Der kleine Junge, der sich hin & her windet
Stöhnt & sich den Kopf hält

Das
war
ich

Abgeworfen
über einem fremden Planeten
in eine Atmosphäre
die erstickend war

Druckverhältnisse
für die mein Körper nicht geschaffen war

Schläge & respektlose Furcht

Und dennoch
so oft
glücklich

Gerettet
durch Phantasie

Das
war
ich

Der fremde Planet
war von Meeren bedeckt
Wellen
& noch mehr
Wellen

& Musik –
Schallwellen
in denen man ertrinken konnte

Tag & Nacht

ohne seekrank zu werden
ohne zu kotzen
ohne zu sterben

Später
musterte man mich
aus

wegen
All
der Wellen
in meinem Kopf

die waren
wie sie
nicht
hätten sein sollen

Ein weiterer
Glücklicher Tag

Aus
dem Leben eines Taugenichts.


Das Lebensmotto

Wenn irgendwo
Dein Lebensmotto
hängt

Vielleicht
am Kühlschrank

Vielleicht
an einer Wand

komme ich
& reisse es herunter

Lasse es
hinter einem Spiegel verschwinden

& verkehre es
ins Gegenteil.

Der Kühlschrank
ist kalt

Die Wand
ist Widerstand

Hinter dem Spiegel
ist

Alles
anders


Gleitmittel

Sie schrieb:
Zwei Treffen zum Kennenlernen sind
Minimum. Vorher:
Kein Sex.

Ich schrieb zurück:
Ok…. Dann lass uns gleich
mit dem dritten Treffen anfangen.

Ein einziges Telefonat folgte.

Zeit
hat man
niemals
zu verlieren.

Ich hatte bereits
zu
viel
davon
verloren.

Sie war nur so dahingeschlittert.
Mir entglitten.

Trockene Jahre.
Jahre der Dürre, die ich
mit Alkohol
befeuchtet hatte.

Eine Wüste.

Suche.
Sehnsucht.
Sucht.

Sie besuchte mich.

Fand mich
in meiner Einsiedelei,
die ich mir teilte
mit stehengebliebenen Uhren,
Spiegeln,

Büchern,
Schall-
platten,
alten Lampen –

in deren Licht
wir
uns
kennen-
lernten ……

Erfühlte
erfüllte
Zeit –

Sie sagte:
»Kannst du dir vorstellen, dass es
Männer gab, die meinten,
ich sollte es mal mit Gleitcreme versuchen?«

Ich sagte:
»Prinzipiell
kann ich mir Alles vorstellen.«

Sie fühlten sich
kalt an –
all diese nassen Stellen
auf dem Laken ……

Abgekühlte Spuren
einer Leidenschaft, die
(einfach
entfacht)
brannte
brannte
weiter brannte ……

Eine Leidenschaft
wie eine Selbstentzündung.

Sie lief aus
als ob
sie nicht enden wollte.

Ein Durst, der
nicht
gelöscht werden konnte.

Heiße Schritte.

Eine Oase –
die keine Vorspiegelung war.

Vielleicht
hatte ich mir doch
nicht
Alles
vorstellen
können.


Gestohlene Kerzen

Ich fuhr durch eine Winternacht
Schnee & Glatteis überall

eine Nacht
kalt wie Stahl

Ich kam ins Rutschen
fing mich rechtzeitig

landete nicht
im Graben

Ich kannte den Ort
wo ich Kerzen klauen konnte

Viele kleine Flammen

Ein Diebstahl
der mir legitim erschien

Denn was ich stahl
war
Licht
&
Wärme

für uns

& unsere Nächte


Erbsen & Möhrchen

Erbsen & Möhrchen
sind so
unterschiedlich

& leben doch
ganz friedlich
miteinander
in nur
einer
kleinen
Dose.


Lieber ohne Erfolg

Ich
bin lieber
ohne Erfolg

Ich

als mit Erfolg

jemand

Anderer.


Die erwachsene Einsamkeit

Meine Einsamkeit wuchs
heran

Die Jahre
vergingen

gleich
förmig

im
Allein

Sein

Schließlich
überholte sie
mich

Schien älter als
ich selbst

wissender
weiser

Erwachsener als
ich

Sie wurde
meine Lehrmeisterin

Lehrte mich
zu verlernen

lehrte mich
zu vergessen

Zu vergessen
zu verlernen

was
»selbst
verständlich«

bedeutet.

Es ist
nicht
selbstverständlich

dass
Du

schweigend
oder summend
durch meine Räume gehst

Weißt
wo Alles liegt

Weißt wo
Ich
liege

& Dich
zu mir legst.

Es ist
nicht
selbstverständlich

dass
Du

für mich
kochst

dass
Du

für mich
brennst.

Und meine alte Lehrmeisterin
aus meinem Haus
gejagt hast.


Ballast

Zuweilen
hängt die Realität
wie ein
Sandsack
am
Heißluftballon
der Träume.

Dann braucht es
ein bisschen mehr Kraft
der Gedanken
um abzuheben.


Aufmerksamkeit & Wahrnehmung

Was mir entgeht
ist auf der Flucht
aus meinem Leben

Was mir entgeht
könnte
das Wichtigste sein

Nichts
soll mir entgehen.

Ich will
Gefangene machen!

Mein Leben
Meine Sinne
Mein Gedächtnis:

Ein Gefängnis
für jede Kleinigkeit –

Alles
wahr
nehmen

Nichts
übersehen

Nichts
überhören

Nichts
überriechen

Nichts
überschmecken

Nichts
überfühlen

Alles
überdenken.


Geliebte Unvernunft

Nach 0 Uhr
Unter 0 Grad

Eine Frau
die nichts trägt
außer
T-Shirt
Schuhe
& ein Handy

sucht
auf einer dunklen Straße
nach einer Stelle
mit Empfang

Empfang
in einer abgelegenen Gegend

um
ein Bild zu senden

Hoffentlich kommt kein Auto,
denkt sie

Und sie findet eine Stelle

Und kein Auto kommt

Und niemand sieht
wie sie sich bückt
um das Handy auf die überfrorene Straße zu legen

weil dort
der Empfang am besten ist

Dies wäre der Moment
sich in sie zu verlieben

Doch es ist zu spät

denn
Das
ist längst geschehen

& weit
darüber
hinaus

Es klingt
wie eine Phantasie
wie eine Metapher
wie ein Bild

Und ist doch bloß
Wirklichkeit

Das Bild
kam nie an

Es war
unwichtig.


Spinne im Glas

Noch nie
habe ich gesehen, dass
eine Spinne,
gefangen in einem Glas,
anfing
zu spinnen.

Aus Angst?
Aus Verzweiflung?
Aus Unfähigkeit?

Weil Fäden im Glas
nicht halten? …..

Oder doch
vielleicht

aus Hoffnung
auf Befreiung?

Noch nie
habe ich gesehen, dass
eine Spinne,
gefangen in einem Glas,
anfing
zu spinnen.

Wir haben
so wenig
gemeinsam.


Was habe ich getan?

Ich wusste nicht, was ich tat.
Einmal mehr.

So oft
hatte ich nicht gewusst,
was ich getan hatte.

Hatte ich jemanden
geschlagen
oder
geküsst?

Jemanden
erschossen
oder
geliebt?

War ich
in einen Abgrund gestürzt
oder
gesprungen?

War ich gestorben
oder
flog ich auf einem Teppich
durch die Lüfte?

Ich wusste es nicht.

Ich weiß nie, was ich tue

in
Deinen
Träumen.


Der brennende Faden

Ich hänge
am Leben

befestigt
mithilfe eines Fadens

der brennt
mit kalter Flamme

in einer Umgebung
die noch kälter ist

Nichts
löscht das Feuer

das Alles verzehrt
Sogar sich selbst

Und doch
hält der Faden

Er ist stärker als
meine Schwermut

schwerer als
mein Leichtsinn

beständiger als
meine Stimmungen

Unzerstörbar wie
meine Verzweiflung

Gesponnen aus
Träumen Hoffnungen & Ideen

Ich hänge
am Leben

Verzweifelt


Ich bin einfach

Ihre Stimme klang trunken
vor Liebe ….
Klang
nach Schwindel & Übelkeit,
nach Zärtlichkeit & Verwirrung.
»Du bist einfach«, sagte sie.
»Einfach zu viel für mich.«
Und sie ging aufs Klo,
um sich den Finger in den Hals zu stecken.
Ich hätte ihr das gerne
abgenommen.
Doch ich war am anderen Ende
der langen Leitung.
Sie musste es allein tun.
Es war nicht schwierig.
Es war einfach
eine Erleichterung.
Und es klang nach
Liebe.
Das nahm ich ihr
ab.


Die überlastete Sicherung

Kaum hast du dich an das Licht gewöhnt
das jemand eingeschaltet hat
als er in dein Leben trat

Wird es auch schon wieder
dunkel
weil

eine Sicherung herausspringt
auf-
grund von Überlastung

Irgendeine Leitung war
zu schwach
für den fließenden Strom

Und du erkennst
die Finsternis wieder
Deine alte UnBekannte

Und du tastest & stolperst unsicher
in ihr umher
wie zuvor