Waren Sie schon mal draußen?
So richtig draußen?
Da trifft man Menschen,
die gar nicht draußen zu sein scheinen.
Die verhalten sich, als wären sie
drinnen.
Es ist zum Fürchten.
Schlagwort-Archive: Einsamkeit
Furcht
Für Alle
Es gab eine Zeit
Da war mein stets berauschter Geist überzeugt
Die völlige Einsamkeit werde der Schauplatz
Meines künftigen Lebens sein
So wie sie der Schauplatz meiner Gegenwart war
der Schauplatz vieler vergangener Jahre
Ein Schlachtfeld, auf dem man gegen sich selber kämpft
Suff, Bücher, Leere, Kälte —
Der Lebensabend in tausend Nebeln.
Die Selbstzerstörung in voller Fahrt.
Niemals niemals NIEMALS
Würde mehr Ersehntes
Meine Burg, meine Festung
Betreten.
Was ich mir wünschte
Gab es nur noch auf Bildern
Und Bildschirmen
Glatt, geruchlos, zwei Dimensionen
Ohne Tiefe, ohne Wärme
Ohne mich.
— — –
Wie fremd
Ist mir diese Vergangenheit
Dieses Ich
Von damals! Heute!
Sieh doch:
Eine junge Frau geht
Nackt zwischen Bücherregalen
Ich darf sie berühren
Sie berührt und rührt mich
Sie schmeckt und duftet und lebt
Hier. Der Suff ist vergessen.
Die Nüchternheit berauscht.
Meine Burg, meine Festung
Wird barfuß durchtanzt.
Ich dürfte es kaum glauben können.
Aber doch, aber ja.
Ich glaube es. Ich sehe es.
Sie nimmt ein Buch aus dem Regal
Eins meiner alten Bücher
Es ist eine Lücke entstanden
In der Reihe der Folianten
Das Buch lebt auf
In der Lücke steht ein unsichtbares Album
Ich bin in diesem Leben
Sie ist in diesem Leben
Wir sind in unserem Leben
— — —
Was ich eigentlich sagen will:
Es gibt Hoffnung.
Es gibt Erfüllung.
Was es für mich gab
Gibt es für Alle. Für Alle
Die ebenso verzweifelt zweifeln
Wie ich überzeugt war
Die völlige Einsamkeit werde der Schauplatz
Meines künftigen Lebens sein.
Sieh doch: da
Ist sie nicht schön?
Ich könnte es kaum glauben
Wenn ich es nicht wüsste.
Verstehst du, was ich sage?
Für wen ich es sage?
Stell das Buch nicht zurück
Dort steht jetzt ein Album.
Ich blättere manchmal darin
Existenzkrisen
In verwaisten Räumen
mit leeren Stühlen
denke ich:
Hier ist alles besetzt.
Es ist so voll.
Oder ist dieser Stuhl doch noch frei?
Nicht zu glauben
wie viele Menschen
in einer Existenzkrise sind.
Man kann kaum atmen –
deshalb ist es so still.
Niemand grüßt
während ich einen Platz für mich suche.
Finden muss ich ihn
allein. Wie alle.
Der lächelnde Elefant
Leben
Im Stoßzahn eines Elefanten
Scheinbar lächelnd
Mein gekrümmter Elfenbeinturm
Auf der Flucht
Vor Wilderern vor Jägern vor
Menschen im All
Gemeinen
Dünnhäutig – mein graues Ich
Gerunzelt
Wer schmunzelt?
All
Es nur Schein
Leben im Stoß
Steiler Zahn
Wildes Jagen von Häuten
Alles Leben ist
Widerspruch
Niemals
Ich kenne niemanden,
Der so lebt wie ich.
Aber wie sollte ich auch
Jemanden meiner Art kennen,
Da es zu meinem Leben gehört,
Niemanden kennenzulernen,
Und er, wäre er wie ich,
Mich nicht kennenlernen könnte?
Wo ist er?
Es ist mir egal.
Wo bin ich?
Es interessiert ihn kein bißchen.
So gingen wir unserer Wege,
würden wir nicht lieber
zu Hause bleiben & auf
Der Chaiselongue liegen –
Lesend, allein & niemanden
Hereinlassend, nicht einmal
Ihn & mich, die wir niemals
vor unseren Türen stehen werden.
Unsichtbar
Der Nichtschwimmer blickt auf das Meer,
beobachtet die Wellen,
lauscht dem Rauschen.
Riecht das Salz.
Er weiß nicht, ob
er die Berührung des Wassers vermisst.
Er denkt an den Untergang und manchmal
an seine Rettung.
Dann fragt er sich, wie
ein Nichtschwimmer ihn sollte retten können.
Die Hilfe eines Schwimmers
würde er ablehnen.
Der Nichtschwimmer blickt auf
das Meer und lächelt.
Das Meer ist voll von Seinesgleichen –
aber niemand kann sie sehen.
Das macht ihn froh.
Ausstellung
An manchen Tagen
Rinnt das Sonnenlicht in
Sämtliche Ritzen, und die Möwen lärmen im
Chor, während der Sand
Heiß in Zwischenräume dringt
Zehen graben sich ein
Es rauscht in den Ohren, rauscht
In brunstprallen Schwellkörpern
Geblendet sind die Augenblicke, und die
Einsamkeit steigert die Triebe in Todesnähe
Ruhelos zählt man die Tropfen auf fremder Haut
Immer wieder, immer wieder
Nur selten geht die Rechnung auf, und
Nachts leuchten die Monde in der Erinnerung
Es scheint kein Ende zu nehmen
Nie nie niemals
Bei Trost
Als man noch Landkarten
& Atlanten wälzte,
suchte ich Trost
Wo lag dieses Kaff?
»Der ist wohl nicht ganz
bei Trost!« sagten die Leute
so oft von anderen
Was versteht man als Kind?
Man versteht
was die Erwachsenen nicht meinen
Und das ist oft mehr, als sie denken
Die nicht bei Trost Seienden, wo waren die –
Bei sich? Zu Hause?
Bei anderen?
Unterwegs? Kurz vor Trost
oder darüber hinaus – hatten sie sich verlaufen?
Auf der Suche –
Trost – wo liegt dieses Kaff?
Und wer will da wohnen?
Gibt’s da einen Campingplatz?
All diese Fragezeichen –
Wie das Muster der Tapete im Kinderzimmer
Und die Antworten schnarchen nebenan
oder sterben im Schlaf
Ich war noch nie dort
& möchte auch nicht
dahin
Es wäre mir zu laut
zu öde
zu voll
Einfach wir
Zwei Ein
Zellgänger sagen
Wir
Zwei Zahn
Bürsten berühren sich
im Glas
Zwei Wäsche
Welten kreisen bunt im Kalleidoskop
der Waschmaschine
Zwei Leid
Ende der Einsamkeit
lachen
Es ist
fast ein
fach
Ein Du
Ein Ich
Ein Wir
Kaum hinaus
Kaum bin ich zur Tür
hinaus
erinnere ich mich nicht mehr
an meinen Namen
Da geht ein Fremder
in Allem was spiegelt
Man kann ihn nicht rufen
denn er weiß nicht
wie er heißt
Inselbegabung
I.
Eine Insel
Begabung zum Allein
Sein
Auf keiner Karte
Verzeichnet mit vor Kälte
Zitternden Händen
Ein Meer
Von Dis
Tanz & das Ich
Ein
Glücklicher
Nichtschwimmer
II.
Und der Nichtschwimmer erfreute sich
seiner Unfähigkeit zur Fort-Bewegung
ohne Hilfsmittel, und Hilfe
wollte er nicht.
III.
Unter
Gehen wie ein Gestirn. Er
Saufen willibald unterm wallenden
Gewölk ~ ~ ~
Frei! Tag
Für Tag! Kein Mensch mehr
Mehr Meer
Allein
Sein im Silberlicht
Der Reflexionen
Mit sich
Selbst auf einer Wellenlänge
Leben
Wie das Symptom einer Krankheit
Als Absonderung
Sekret
IV.
Geheimnis
Volle Insel
Auf keiner Karte
Verzeichnet ein
Blinder
Fleck in den Gezeiten
Schauerroman
Da sitzt man
nun im kalten
Raum
Die Heizung hat nichts
zu saufen Man selber
will nicht
Herbst Sturm
& undicht
die Fenster
Einer der heißesten
Sommer ist vorbei
Da möchte man
doch denken
es müsste etwas
gespeichert sein
Licht Wärme Irgendwas
in den Knochen doch
Nichts bleibt
Die Erinnerung heizt
nicht Früh
dunkel heute
Und der Wind bewegt
die Vorhänge
wie im Schauerroman
Der abgenutzte Falter
Ja, dachte er, jetzt
ist es soweit – man könnte anfangen
in abgenutzten Kitsch-Metaphern
zu denken ›Liebe ist
ein zarter Falter …
Gib auf ihn acht …
Beschütze ihn …
Sonst -‹
– – Verdammt, nein, die Wirklichkeit
Ohne Metaphern, aber auch
gleichsam abgenutzt – –
Er hatte im Wohnzimmer gesessen
& gelesen. Es war Nacht.
Ein Falter flatterte um eine Lampe;
das leise Geräusch
der rasch blätternden Flügel, tickende
Stöße gegen den grün leuchtenden Schirm…..
Flug, Landung, Stille; der Mann
stand auf & machte ein Foto
Der Falter hat ein Gesicht,
dachte er.
Dann las er den Roman
zu Ende, während die Frau
im Schlafzimmer schlief.
Tagsüber war der Falter
nirgends zu sehen. Allerdings
suchte der Mann ihn auch nicht;
er hatte ihn
vergessen.
In der nächsten Nacht
las der Mann einen anderen Roman.
Allein im Wohnzimmer.
Plötzlich hört er
wie die Schlafzimmertür geöffnet wird.
Die Frau geht
in die Küche.
Er blättert um, bewegt die Worte, und
die Frau kehrt zurück
ins Schlafzimmer. Tür zu.
Er liest
eine halbe Seite, dann:
ein Schlag! Fast zart
& vertraut.
Sie wird doch nicht…..
Er legt ein Zeichen
ins Buch & geht
in die Küche – –
Die Fliegenklatsche ist fort!
Beinahe schleicht er
durch den Flur, bleibt stehen, fragt durch die geschlossene Tür:
»Alles gut?«
»Nur ein Falter«, sagt sie,
»er hat mich nicht
schlafen lassen.«
»Du hast tatsächlich -?«
Die Tür bleibt ungeöffnet.
»Was denn? Bloß eine Motte!«
Der Mann entfernte sich, setzte sich
zum Buch. Er öffnete es nicht
(hatte sie nicht vorgestern erst
gesagt: ›Ich habe es aufgegeben
unter deinen Büchern eins zu suchen,
das mir gefällt.‹?) –
er betrachtete das Foto
von gestern.
Ja, dachte er, das ist wirklich
ein Gesicht.
Verdammt!
In meiner Nähe
Ich war allein
in meinem Traum
Nichts & Niemand
umgaben mich
Kein Wort kann es
beschreiben, denn jedes
Wort ist zu viel für Nichts
Und Niemand setzt Jemanden voraus
Einsamkeit ohne Worte
war in meinem Traum
Keine Begriffe
an denen man sich festhalten konnte
Doch es erschreckte mich
nicht, denn ich schien
es gewohnt zu sein von Alters her
Ich träumte eine Wirklichkeit
in der Träume nicht existierten
Und das All war ein kahles Zimmer
in dem ich allein war
Isoliert von Allem
Von Allem, was ohnehin nicht existierte
Plötzlich aber –
hörte ich jemanden
atmen…..
ruhig & regelmäßig
in meiner Nähe
Dabei hatte ich gedacht
meine Nähe gäbe es gar nicht
Ich bekam Angst
so wie Andere ein Geschenk bekommen
Und Bewußtsein bekam ich
Das der Angst ähnelte
Als ich erwachte
war auch dort der Atem
als hätte ich ihn mitgenommen
aus meinem Traum
Ruhig & regelmäßig
atmete es in meiner Nähe
Denn meine Nähe existierte
Und Jemand lag darin
Lag darin wie selbstverständlich
& so als ob
Selbstverständlichkeit in meinem Leben
vorgesehen wäre
Auch sie erwachte
Sie berührte mich in der Finsternis mit ihrer Hand
Nur kurz, um sich meiner Nähe (vielleicht
sogar meiner Existenz) zu vergewissern
Ein leises Kichern der Zufriedenheit –
Dann schlief sie wieder ein
Ich blieb noch eine Weile wach
weil ich das Bewußtsein nicht verlieren wollte
Und weil ich es hören wollte:
Das Atmen
in meiner Nähe
Das zerbrochene Lächeln
Ein Spiegel fiel aus
seinem Rahmen. Ein Lächeln
zerbrach. In ihm. Ungezählte
Splitterbilder prasselten
zu Boden. Scherben
schnitten in die Hände
der Verzweifelten. Sie
übte glücklich
aus
zu sehen. Doch
überzeugte kaum
sich selbst.
Sie kehrte das All
es zusammen – die Splitter
das Lächeln, die wandelnden
Bilder. Und warf
sie klirrend & blut
end in den Müll.
Der Rahmen blieb
zurück an der Wand.
Und rahmte
die Schatten der
Vorübergehenden
ein. Niemand
glaubte
das einstudierte Glück.
Denn das Lächeln blieb
zerbrochen.
Zahnpasta im Waschbecken
Da stand sie
also vor meinem Wasch
Becken halbnackt & fing
an sich
die Zähne zu putzen
Ein Klümpchen Zahnpasta
rutschte von der Bürste
& landete Weiß auf Weiß
im Becken Mit dem Mittelfinger
nahm sie es auf
& tat es
zurück auf die Borsten
Putzte weiter Sie
wusste dies
war das Becken
in das der Ein
Same der ich war
häufig wichste Sehnsucht
die an die Kacheln klatscht lautete
das Geflügelte Wort zwischen uns
Wir hatten gelacht
darüber
Versunken
in ihren Anblick lauschte
ich dem Geräusch in ihrem
Mund Ihrem Mund der weiß
umrandet war & gelacht hatte
Sie mochte es selber
wie ihre Titten wippten wippten
bei jeder Bewegung
ihres Armes Ich
dachte an ihren Mund & wie
still & weiß umrandet er gewesen
war von der Sehn
Sucht Die Sonne
war auf
gegangen & machte die Lampen
nutzlos Wieder war
eine Nacht Vergangenheit & am Ende
spuckte sie
in das Becken
Schwarzgrau
Er lag auf ihrer Seite
des Bettes. Als
hätte er es vermocht
die Leere zu füllen,
die er fühlte.
Verflogen
waren alle vertrautfremden Gerüche; nur
ein langes Schwarzes Haar lag
da. Neben
dem Grauen, das ihm gehört
hatte. Wie aus Zu
Fall lagen sie neben
einander – die
Verlorenen. Entwurzelten.
Gefallenen. Er fiel
in Schlaf. Glitt
in einen Traum, an
den er sich nie mehr würde
erinnern können.
In den Traum des Anderen,
der er gewesen war
an ihrer Seite.
Unverschaukelt
Mein Leben lief
wohl darauf hin
Aus: Ich saß
auf einer Schaukel
in der Mitte eines verwahrlosten
Spielplatzes abseits
der Straße Versunken
in den Anblick der Bewegung
neben mir Die Zeit
verging mit dem Pendel
Schlag der anderen Schaukel
an meiner Seite Die junge Frau
hatte so viel Schwung Immer
wieder hielt sie waage
recht inne in der Luft
wie ein Horizont
mit langen blonden Haaren
»Gefühlsorgasmus« sagte
Sie schwärmerisch Dann
schaukelte auch ich ein
bisschen »Soll ich
dich anschubsen?« »Nein« sagte
ich mit wenig Schwung
Menschen gingen
vorbei
& bedeuteten
Nichts
Sie verschaukelte sich nicht
Ich verschaukelte mich nicht
Wir verschaukelten uns nicht
Wir hielten uns
fest an den Ketten
die uns hielten
Die Zeit bleibt
nicht stehen
wie ein Augenblick
an den man sich erinnert
Sie bleibt nicht
stehen wie die junge Frau
zwischen dem
Auf & Ab
der Schaukel
Dieser Bruch
Teil eines Augenblicks
wäre eine schöne
letzte Erinnerung
bevor ich still
stehe
Das rote Netz
Ein
gesponnen
in das rote Netz
der Einsamkeit
sah ich eine Hand
sich mir nähern
Ein Knoten
wurde gelöst
wie ein Rätsel
& es fiel
zwischen uns
zu Boden
Da war er –
der Rote Faden
für das Labyrinth
das hinter mir lag
Nur realistisch?
Sie sagte: »Ich bin nicht
Jemand, in den man sich verliebt.«
Ich dachte ungefähr das Gleiche
von mir. In jenem Moment. Jemand,
in den man sich nicht verliebt. Niemand,
in den man sich verliebt. Ich
sagte: »Niemand sollte so etwas denken
von sich.« »Ich bin nur
realistisch«, sagte sie.
Sie hatte
die traurigsten Augen
die traurigste Stimme
die traurigste Lust
das traurigste Leben
das traurigste Lachen
für mein Gefühl.
Ich konnte mich täuschen. Jeder
kann sich täuschen. Jeder
kann mich täuschen. Jeder
kann jeden täuschen
& enttäuschen.
Ich weiß nicht, wie
realistisch ich bin.
Es interessiert mich
auch nicht.
Niemand
verliebt sich in uns.
Und Jeder
kann ein Niemand sein.
Ungleiche Verhältnisse
Ich fuhr nach Hause. Weg
von einer Frau. Auf einem
Schild an der Autobahn las
ich den Namen eines Ortes,
in dem ich nie gewesen war.
Dort lebte eine andere
Frau. Diese andere Frau
war zu mir gekommen. Immer
wieder. In der Vergangenheit. Nie
hatte ich sie
besucht. Sie war mehr
in meinem Leben gewesen
als ich in ihrem. Die Frau,
von der ich wegfuhr, blieb aus
schließlich bei sich. In der
Gegenwart. Sie
kannte mein Haus nicht. Und
würde es nie kennenlernen.
In der Zukunft.
Es waren ungleiche
Verhältnisse. Irgend
Jemand war immer
nirgendwo gewesen, und
irgendwo war immer Jemand
nicht. Wir
trafen uns niemals
im Gegenseitigen, doch
die Andere nahm ich
in mir mit zur Einen, und
die Eine nahm ich in mir
mit zu mir nach Hause, und
in der Wohnung der Anderen
war meine Phantasie
stets ein ungesehener Gast. Alles
blieb in mir. Ich las den Namen
auf dem Schild & war versucht
die Ausfahrt zu nehmen. Aber
vermutlich hätte ich mich verfahren.
Ich wäre am Ende
angekommen an einem Ort –
wo uns niemand kannte. In dieser Gegend
hätte ich mehr zu suchen
gehabt als irgendwo sonst. Doch
ich fuhr weiter. Auf meinem Weg. Dorthin
wo Viele Weitere niemals
gewesen waren. Nach
Hause.
Dazu gehören
Manchmal spüre ich die Verzweiflung
im Dazu
Gehören wollen
der Anderen
Ich höre den Unterton der Sehnsucht
in den Worten
die beschwören sollen
was sie als gegeben darstellen
& was doch niemals da
sein wird
Manchmal spüre ich die Verzweiflung
in meinem Nicht
Dazu
Gehören wollen
Ich verstecke den Unterton der Sehnsucht
in den Worten
die beschwören wollen
was hätte da
Sein können
Ein Geschenk
Wenn Vergessen
ein Geschenk wäre
aber Niemand ist da
der es einem überreichen könnte
wäre Vergessen
ein Geschenk.
Sperrmüll in der Nacht
Sperrmüll im Licht der Laterne
Ein Sessel am Straßenrand
Ein Mann schlief
darin
Ich fuhr vorüber
Sein Gesicht sah
aus als hätte ein Nachtfalter
sein Unwesen darin
getrieben
Jemand hatte ihn an den Rand gestellt
Da waren Risse in der Oberfläche
Sprungfedern die herausgesprungen waren
& Schatten
auf dem Bürgersteig
Ich schaute in den Innenspiegel
Das Bild entfernte sich
Es blieb zurück
Während ich weiter fuhr
Durch die Nacht
Ein Falter starb in meinem Abblendlicht
Ganz still & leise
Während aus dem Radio irgend
eine Musik kam
die ich vergessen habe
In unserer Einsamkeit
Was hatte ich bloß gesagt?
»Du brauchst nicht nur Sex«, sagte sie, »Du
brauchst Nähe.« »Nähe«, sagte ich, »ist
die Hauptsache. Immer.«
Mein Ständer brach
in Tränen aus
vor Lachen.
Es gab halt
kein Halten mehr.
Wir hatten Alle
so recht – wir
Einsamen
in unserer Einsamkeit.
Das ist die Leere.
Ohne Zeichen
Sie kam
niemals hätte ich das erwartet
wäre ich vorbereitet gewesen
auf nichts hätte ich mich mehr gefreut
wäre sie vielleicht auch nicht gekommen
wenn ich an der richtigen Stelle Zeichen gesetzt hätte
wäre alles zu eindeutig
ohne Zeichen
von ihr
aber auch
so ginge es weiter
ohne
Ende
Verständnis
So oft er
auf Verständnis stieß
zerbrach es
wie Gegenliebe
Er mochte
tun was er wollte
& das Geräusch
das ihm versicherte
dass dort Etwas gewesen war
Die dunkle Zone
Da saß er also
& schaute hinab auf den Schatten,
den die Sonne aus ihm machte.
Der Schatten war lang, denn
die Sonne schwamm tief im Abendhimmel –
hinter der Bank, auf der nur er
allein saß.
Gegenüber, auf der anderen Seite
der Straße, befand sich ein Spielplatz, kinderlos;
der Schatten des Mannes reichte nicht bis dort.
Wenige Menschen gingen vorüber. Diesseits
der Straße. Betraten die dunkle Zone
auf dem Gehsteig. Die dunkle Zone, die
sich bewegte, wenn der Mann auf der Bank
sich bewegte. Doch er bewegte sich nicht –
wenn sie betreten wurde.
Wer bist du? dachte der Mann.
Die Silhouette blieb stumm.
Und die Menschen waren fort.
Ihre eigenen Schatten hatten sie mitgenommen.
Erinnerte Bilder glitten über eine Rutsche
abwärts – – – – – & landeten im Sand.
Hunde hatten in den Sand geschissen. Doch
das war egal.
Das Klettergerüst der Gedanken rostete in der feuchten Luft.
Der Mann spürte die Wärme im Rücken. Die Wärme, die
ihn kalt ließ.
Auch kleine Lampen bilden Schatten.
Und ich liebe sie
mehr als jedes Licht der Sonne.
Die Lämpchen. Und die Schatten. Und ihr Spiel.
2 Absätze klangen wie eine Uhr im Vorübergehen;
Frauenfüße in offenen Schuhen. Leise
in der Ferne. Lauter werdend. Am lautesten
in der dunklen Zone. Dann: leiser werdend. Und
vergangen. Im Licht. Verschwommen.
Er lächelte.
Die Sonne macht sich was aus mir.
Sie macht mich zu einem Schatten.
Zum Schatten meiner Selbst.
Es ist ein Naturgesetz.
Wer bist du?
Ein kleiner Junge an der Hand einer Frau.
Sie gingen übers Trottoir. Jenseits
der Straße. Dort wo der Schatten des Mannes
nicht war. Die Frau trug eine Sonnenbrille & ein gelbes Kleid,
und sie führte den Jungen vorbei an dem Spielplatz. Und der Junge
wandte seinen Kopf. In Richtung des Sandkastens. In Richtung
der Wippe. In Richtung der Schaukel. Und
als sie vorüber gegangen waren, blickte der Junge
noch immer zurück.
Ein geworfener Schatten, dachte der Mann.
Das – ist die Antwort. Sonst
Nichts.
So kann’s enden
Die Bar war nachtdunkel & verschlossen.
Eine alte Frau mit schwarzgefärbten Haaren saß
auf dem Gehweg davor – schief, im Licht
des gegenüberliegenden Bahnhofs, im
Licht der Ampeln, im Licht des Hotels,
zu dem die Bar gehörte.
»Immer legst du dich aufs Maul«, sagte der Mann.
Wankend stand er neben ihr. Blickte
auf sie herab. Irgend etwas
Unverständliches brach aus ihrem Mund hervor;
sie versuchte aufzustehen, während die Erde
sich drehte. Vergebens. Es war Zu
fall, dass es vor einer Bar geschah; vor einer Bar, die
sie nie betreten hatten. Sie kamen
von einer Hochzeitsfeier. Und waren kurz vorm
Ziel. Dem fremden Bett im fremden Zimmer im
fremden Haus.
3 Mal versuchte die Frau hochzukommen.
3 Mal gelang es ihr nicht. Da griff der Mann zu
& wäre beinahe mit
gefallen.
Drinnen an der Rezeption stand die Braut
in Weiß, der Bräutigam in Schwarz, und
Schwarz auf Weiß füllten sie aus, was auszufüllen war.
Vorschriften,
um in einem fremden Bett in einem fremden Zimmer
diese Nacht verbringen zu können. In einem
fremden Haus. Gegenüber
vom Bahnhof, wo die Züge abfuhren.
Die Braut ging vor
zum Aufzug.
Der Bräutigam folgte ihr.
Als sie im Aufzug stand
sagte sie: »Der Aufzug ist da.«
Der Bräutigam sagte nichts
& folgte ihr erneut.
Die Drehtür setzte sich in Bewegung,
als das wankende Paar den Eingang erreicht hatte.
Die Flügel der Aufzugstür stießen aneinander.
Und der Nachtportier, nachtdunkel & verschlossen,
erfreute sich seiner
Einsamkeit.
Nur das Übliche
Sehnsucht, Einsamkeit & Phantasie
sind –
Nichts Besonderes.
Er machte sich vor Sie
zu lieben – &
Sie glaubte ihm
Sie machte sich vor Ihn
zu lieben – &
Er glaubte ihr
Sie glaubten sich &
Sie glaubten einander
Es war keine Lüge.
Und es war keine Wahrheit.
Es war nur
das Übliche.
Alles hört auf & beginnt
Irgendwo träumte eine einsame Frau
mein Leben
Einsam & schön
Als sie erwachte
war ich tot
Alles
hörte auf
zu existieren
mithin
auch Sie
Ich schrak auf
aus meinem Schlaf
der mir ewig erschienen war
& begann
von Ihr zu träumen
Der nicht geträumte Traum vom erschossenen Hund
Da ist ein Garten auf der anderen Seite der Straße,
vor meinem Schlafzimmerfenster.
In dem Garten bellte ein Hund,
den die Menschen allein gelassen hatten.
Ich wollte den Tag verschlafen
& konnte es nicht. Der Hund
bellte den ganzen Tag hindurch.
Ich hätte ihn gerne erschossen
in einem Traum, den ich
nicht träumen konnte
seinetwegen
ihretwegen
meinetwegen.
Und so
musste er weiter bellen.
Wie
wir alle.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.