Monatsarchiv: September 2013

Der gebrochene Blick

Matt
wie die gebrochenen Augen eines Toten
schreckte er auf
aus ruhelosen Träumen
über den gestrigen Tag

Die Leiche des Hundes lag
im Kofferraum

getrennt
vom Leben
getrennt
von gemeinsamen Momenten
der Zukunft

gehüllt
in seine Lieblingsdecke

Der Mann erinnerte sich
an den letzten Blick des Tieres
der klar gewesen war

Abschied

Der Mann stand auf
& zog sich an

Auf seinem rechten Schuh:
….. ein Fleck …..

Eingetrocknet –
Der letzte Speichel
der aus dem Mund des sterbenden Vertrauten
geflossen war

Aus dem Mund
den der Mann
nicht
»Maul« oder »Schnauze«
zu nennen ver-
mochte

Im Tiefkühlfach
gab es noch einen letzten Rest
….. Wodka

Er trank ihn aus der beschlagenen Flasche

Es blieb
noch
Etwas
zu tun

Die letzte gemeinsame Fahrt

Und alles
was der Mann sich leisten konnte
war
der Abdecker

Grausame Bilder
hingen an den Wänden
seiner Fantasie

Eine neue Art
von Einsamkeit
war geboren

Dieser Tag war hässlich

Er war noch hässlicher
als das Geschwür
unter dem Fell
des Freundes


Laue Luft

Er war 35 Jahre alt.
Ungefähr.
Niemand
wusste es so genau.
Da stand er &
röchelte.
Die Hitze der Jugend war vorbei;
aber Jugend bedeutete auch
viel heiße Luft.
Nun wehte ein laues Lüftchen.
Und er hatte keine Lust mehr
zu funktionieren.
Zu funktionieren,
wie man es von ihm erwartete.
Er tat nur noch
das Nötigste; und
er tat es langsam.
Auch so
kam er zum Ziel.
Es dauerte nur länger.

Ich schaute ihn an
& verstand.
Wir waren uns ähnlich.
Nur dass ich
noch älter war.

Wer nicht funktioniert,
wird weggeschafft.
Man hätte ihn rausschmeissen können.
Die Meisten hätten es getan.
Doch irgendwie
gehörte er zu diesem Haus;
war mit ihm verwachsen.

Ich mochte ihn.

Meinen alten
Wäschetrockner.


Sinn & Zweck

Was wollte er nur
mit all diesen Regen
schirmen

im
Innern
seines Hauses?

In dem er hauste
wie ein Agoraphobiker.

Kaum je
verließ er es –

schon gar nicht
wenn es
regnete.

Obgleich er
das Regengeräusch liebte –
das Tropfengetrommel
auf auf
gespannten
Schirmen.

Was wollte er nur?

Keiner seiner Schirme war gekauft.

Sie alle waren
liegen
gelassen
worden.

In
Gedanken
losigkeiten.

In
fremden Häusern.

Sie hatten
den Sinn & Zweck des Nützlichen
gehabt

im Besitz
der Anderen.

So nahm er die Schirme
an sich

nahm ihnen
ihre eigentliche Bedeutung
& gab ihnen
den Sinn & Zweck des Nutzlosen.

Es ging ihm
um den Schirm
an sich.

Um
Worte & Fantasien –

um die
schaurig
schönen
Erinnerungen der Kindheit…..

….. Die Geschichte vom Fliegenden Robert …..

Was wollte er nur
mit all diesen Regen
schirmen?

Vielleicht bloß
durch den Regen fliegen

im Innern
seines Hauses –

ohne
Sinn & Zweck.

Sinn


Der Krach

Sie saß einfach nur da
in ihrem Sommerkleid
& schaute ihn an.

Er schaute zurück.

Sonst nichts.

Es war ihr erster Krach:

Das
ohrenbetäubende
Knistern
der Erotik.


Der gefallene Mond

Wie ein papierener Mond
der am Boden liegt

klein, allein &
un schein bar

heraus
gestanzt
aus einem Blatt

Aus irgendeinem Blatt
das zu irgendeinem Stapel gehört

Formatiert
Genormt
Beschrieben oder unbeschrieben
Bezeichnet oder unbezeichnet

Und wo der Mond gewesen war
ist nun ein Loch

Leere
die den Durchblick gewährt

auf irgend
etwas
dahinter

100 Monde
in einem Locher

Gefangenes Konfetti

in einem Büro
wo es
Nichts
zu feiern gibt

Es ist

All
tag

& eine Putzfrau schaltet den Staubsauger ein

& der gefallene Mond
ist nichts
als
Müll


Falsches Format

Ein Kinofilm, der
im Fernsehen ausgestrahlt wurde….

Cropped.
Oder war es
Pan-Scan?

Egal.
Das Bild war nicht
vollständig.

Etwas stimmte nicht.
Wie immer man es
nennen will:

Format
Seiten-
verhältnis
Ratio.

Es war ein Horrorfilm.
Und ich erinnerte mich
an das Bild
wie es auf der Leinwand
gewesen war…..

Erinnerte mich
an den Anblick dieser Szene:

Eine Frau telefoniert.
In ihrer Wohnung.
Vor einer Wand.
Einer Wand voller
Bilderrahmen.
In den Rahmen
befinden sich Fotos.
Fotos vergangener Momente.
Am anderen Ende
der Leitung:
Der Mann, mit dem sie
zusammengelebt,
mit dem sie
vergangene Momente
geteilt hat.
Und die Wand ist
auf der Leinwand
komplett.
Und ganz links
auf der Wand,
auf der Leinwand –
sieht man
die hellen Flecken
fehlender Fotos –
abgehängter Momente.
Entfernte gemeinsame Augenblicke.
Symbole der Trennung.

Ich erinnerte mich gut
an diese Flecken.
An ihre auffallende Helligkeit, die
nicht zuletzt
daher rührte, dass
Staub & Licht
die Wand ringsum stärker hatten nachdunkeln lassen.

Ja, ich erinnerte mich

an diese Flecken,
die nun fehlten –
in dem Bildaus-
schnitt, den
der Fernsehsender übrig gelassen hatte.

Der
Bild
aus
schnitt
auf dem
Bild
schirm
war
ohne
Symbol
wert.

Man konnte sich vorstellen,
dass all diese Fotos,
all diese Rahmen
noch immer dort hingen –
außerhalb
des Bildes.

Als hätte es
nie
eine Trennung
gegeben.

Als hätte
niemand
die Erinnerungen
entfernt.

Wie gesagt –
es war
ein Horrorfilm.


Das Lieblingsbuch

Die schweren Maschinen
ratter!ratter!ratterten!
im Vorführ
raum.
Sich drehende
Spulen ….
24 Bilder pro Sekunde.
Projektoren
(4 an der Zahl:
2 im oberen Raum,
2 im unteren –
beide Räume miteinander
verbunden
durch eine Wendeltreppe);
alte Projek
toren
die Bilder warfen.
Fertige,
vorgefertigte
Bilder.
Der Jugendliche, der
ich
war
(16 oder 17 Jahre bildeten be
reits eine Vergangenheit),
saß auf einer Bank
im oberen Raum.
Verschwunden
in einem Buch –
verschwunden in
Irland –
verschwunden im
Martello-Tower.
Ratter!Ratter!Ratt
er!

Die Wörter warfen
Bilder ohne Zahl
in mein Inneres.
Nieren – Stout – & Sperma.
Selbstgefertigte Bilder
in 4 Dimensionen –
stinkend klingend tast
end.
(Ich ahnte nicht, dass ich
eine schlechte Übersetzung las –
es wäre mir sogar
egal gewesen…. so
wie den Meisten, die
jenseits der kleinen Fenster
im Halbdunkel saßen,
die schlechten Synchronisationen der Filme
egal waren.)
Unten
lief ein Porno;
oben
Irgendwas von Walt Disney.
Ratter!Ratter!Gulp!Schwupp!Peng!

»Hast du eigentlich
ein Lieblingsbuch?«
Irgend Jemand stellt ja immer solche Fragen.
»Zu viele«, sage ich.

Und doch…..

Ich kehre zurück.
Immer wieder.
In dieses eine.

Verführt
von Erinnerungen.
Verführt
von der Sehnsucht
nach dem Vorführraum
der Vergangenheit

nach dem Geräusch der Projektoren
nach dem Kreisen der Spulen.

Ich trete ein
in die unterschiedlichen Übersetzungen.

Und die schlechte Übersetzung ist
wie das Zuhause meiner Jugend –
anheimelnd & vertraut.

Und ich trete ein
in das Original –
wie ein Fremder, der sich
in einer fremden Welt
an die falschen Worte erinnert.

Und ich verschwinde.

Ver
schwinde
im
Buch

Ulysses

(siehe dazu auch: Pornoschnipsel)


Spannung

Ich spürte
die plötzliche Anspannung

in ihren
Pobacken

Sie hielten
mir die Nase zu

Sie
hielt mir die Nase zu

& lachte

Ich lachte
gedämpft

& dachte
an Nasen-Flügel

die
nicht fliegen konnten

während
meine Zungenspitze flatterte

& anspitzte

vergraben
in feuchtweicher Wärme

An
spannung

Spannung

End Ent
spannung

Sie ließ
los

gelassen

Ich atmete
durch

mit flatternden Flügeln

& die Zeit
war vergangen

wie
im Fluge


Der Zaubertrick

Eine Abfolge
simpler Handgriffe…..

mehr
ist es
nicht

– wenn man
darüber nachdenkt.

Aber ich
will
nicht
darüber nach
denken.

Ich will
bloß fühlen,
überrascht sein –
& die Magie
nicht
zerstören.

Lieber zerstöre ich
meinen analytischen Blick

in solchen
Augen
blicken.

Wenn eine Frau
ihren BH
durch die Ärmel
eines Kleides oder Oberteils
aus
zieht
wirkt das
auf mich
noch immer
& immer wieder
wie ein
Zauber

trick.


Navigation

Nacht.
Unvertraute Straßen.
Ein fremdes Ziel.
Ich bin
unterwegs.

Ich lenke
den Wagen.
Doch die Straßen
lenken mich.
Ich muss
ihnen folgen –

wenn ich
unversehrt
das fremde Ziel
erreichen
will.

Schein
werfer
kegel

in der Dunkelheit.

Ich bin nicht allein.
Auch Andere sind
unterwegs.

Doch
in dieser Nacht
ist es so
wie in den meisten Nächten:

Ich schaue
in das Innere der fremden Autos,
blicke durch die
verregneten Fenster –

& sehe
in jedem einzelnen von ihnen
das Leuchten
des Navigationsgerätes.

In solchen Nächten
habe ich das Gefühl, ich sei
der einzige Mensch auf Erden,
der ohne Hilfe
unterwegs ist.

Nein,
ich besitze kein Navigationsgerät.
Keine fremde, künstliche Stimme
sagt mir,
wo es langgeht –

sagt mir,
wann ich
voraussichtlich
ankommen werde.

Ich weiß nicht,
wann.
Und ich bin mir nicht sicher,
ob ich
hier
richtig bin.

In meinem Wagen
leuchten nur
die Armaturen &
das Radio.


Übergang

»Lass uns in den Keller gehen –
da ist es kühler. Es ist
zu heiß
hier oben.«

Hitze
über der Erde.
Sommer.
Sonnenglut.

Auf der Kellertreppe
wurde es kühler
mit jeder Stufe
abwärts.

»Lass uns in den Keller gehen –
da ist es wärmer. Es ist
zu kalt
hier oben.«

Kälte
über der Erde.
Herbst.
Nordwind.

Auf der Kellertreppe
wurde es wärmer
mit jeder Stufe
abwärts.

Die Hitze des Sommers
war gespeichert –
in der Erde,
in den Kellerwänden.

Für kurze Zeit
würde es einem warm
erscheinen,
wo es einem kühl
vorgekommen war.

Doch
die Temperatur
dort unten
unter der Erdoberfläche
war
noch immer
dieselbe

& würde es bleiben

für die kurze Zeit
des Übergangs.


Dichterklause

»Das
ist einer deiner schönsten
Texte.
Tief –
Vielschichtig –
Konzentriert.
Als hättest du
viel darüber nachgedacht.
In Ruhe nachgedacht.«

»Na sicher«, sagte ich,
»in meiner Dichterklause.
Wo sonst.«

Ein Glas fiel zu Boden
Splitterte
Die Besoffenen grölten
Eine Frau lachte schrill
Der Barkeeper holte Feger & Kehrblech
2 Sirenen
heulten im Duett
Kreisende Blaulichter huschten durch die Nacht
am Hotel vorbei
Gegenüber am Bahnhof sangen die heimkehrenden
Fußballfans
In der Lobby lief tonlos der Fernseher –
Hitler schwang die Faust
während Nachrichten & Börsenkurse über seine Brust liefen
Das Telefon an der Rezeption trillerte
Ich ging ran
Jemand wollte ein Zimmer
»Ausgebucht« sagte ich
Aus den Fahrstühlen sickerte der Schleim der Musik
Die Mikrowelle klingelte wie eine Schreibmaschine
am Ende der Zeile
Das Textprogramm klingelte nicht
als ich am Ende war

Wieder einer fertig!

So ist das
mit der Klause.

Wie gut – dass ich
kein Dichter bin.
Ich bin nicht einmal
ein Nachtportier
eigentlich.

Eigen
tl
ich

bin ich
nur
ich.

Oder
Nichts.

Und
Nichts
zu sein –
ist auch

recht
angenehm.


In Form

Die Realität
in Worte gefasst

wirkt
oft

so
irreal
surreal

symbol
überladen

wie
der nackte Arsch
auf dem Fuß eines Sonnenschirms

wie
der tote Schmetterling
auf einer Windschutzscheibe

wie
der zerbrochene Lieblingsteller
in Form eines Halbmondes

Die Realität
in Form gebracht

wirkt
oft

so
künstlich

….. Kunst-Stoff
aus dem die Träume sind

Doch das ist
nur
Täuschung.

Es ist
die Realität selber

die so
irreal
surreal
symbolüberladen

ist

Der nackte Arsch auf dem Sonnenschirm –
es gab ihn wirklich.

Der tote Schmetterling auf der Windschutzscheibe –
ist Dreck & Symbol zugleich.

Der zerbrochene Lieblingsteller in Form eines Halbmondes –
zerbrach so – & nicht anders.

Es ist
der Blick –

der
wortlose
formlose
fassungslose
Blick

der
Alles
in
Allem

findet.


Auf dem Fuß des Sonnenschirms

Er ruhte
auf dem Fuß des Sonnenschirms –
der nackte Arsch der Frau.

Er war geschlossen –
der Schirm.
Unaufgespannt

stand er
auf meiner Terrasse.

Der Schirm wurde
nie
benutzt,

da ich – der Mondsüchtige – ihn
nicht
brauchte –

ein ererbtes Mahnmal
der Sinnlosigkeit.

Sein Fuß
rostete.

Tabascorot schien
die Abendsonne

& schärfte
die Phantasien.

September.
Die letzten heißen Tage
des Jahres.

Die Frau rauchte
entspannt. In
ihrem Shirt, das
zu kurz war,
um darauf sitzen zu können.

Ihre nackten Füße ruhten
auf den wärmedurchtränkten
Steinplatten.

Nachdenklich
schaute sie auf das verbrannte Gras;
das Jahr
war trocken gewesen.

Ich betrachtete
ihr Profil.

Durch die Glasscheibe
der Terrassentür.
Sie bemerkte mich nicht;
wähnte mich im Bett.

Ich stand drinnen,
im Wohnzimmer.
Wäre ich hinausgegangen,
hätte ich dieses Bild zerstört.

Die Glasscheibe
war schmutzig;
der Anstrich des Türrahmens
blätterte ab.

Ich blieb nur kurz,
ging zurück ins Schlafzimmer.
Zu stark war das schlechte Gewissen –
die Frau ohne ihr Wissen
zu betrachten.

Und doch –
dieses Bild……

Sie legte sich
wieder zu mir.

»Ich habe einen Schreck bekommen«, sagte sie;
da war plötzlich ein Mann
im Nachbargarten –
& ich dachte, der wäre
in deinem. Gut,
dass ich etwas anhatte.
Wenn auch nicht viel.«

Ich sagte
nichts.

Ich malte es
mir
aus……

dieses Bild.

In meiner
geschärften Phantasie.

Was hatte der Mann gesehen?

Dasselbe wie ich?
Wohl kaum.

September.
Die letzten heißen Tage.
Schon bei ihrem nächsten Besuch
würde es zu kalt sein, um
fast nackt
im Freien
zu rauchen.

Wie traurig!

Es würde zu kalt sein
auf dem Fuß des Sonnenschirms –

des Sonnenschirms,
der
endlich
einen Sinn erhalten hatte.


Das Echo des Versprechens

All
ein
durch
wand
er
te
der Mensch
die Kälte

Berge
behinderten den Blick
auf
das Nichts
dahinter

Gebirge
aus Stein
aus Sein
aus

Er
de

die sich
verschoben hatte

in die
Höhe

Der Mensch suchte
was ihm wie
er glaubte
versprochen worden war

Er suchte
das Versprochene

Er suchte
den Versprecher

Er rief
in den Nebel:

»WAS IST
MIT DEINEM VERSPRECHEN?!!«

Und die kaltglänz
enden Wände
antworteten:

»….Versprechen
rächen
rächen ….«

Echo,
dachte der Mensch –
Das Echo hat
immer
deine eigene Stimme
& klingt doch
fremd

Er schrie
in den Nebel:

»ICH WUSSTE ES!«

»…. wusste es
wusste es ….«

»MAN KANN
SICH
NICHT
AUF
DICH
VERLASSEN!«

Seine Worte
prallten gegen die Wände

Die Wände glänzten
vom Hochnebel
der
her
nie
der
gefallen
war

Die Worte
wurden
zurück
geworfen

& die Stimme
er
schien
dem Menschen
fremd
er
denn je

Die Stimme
der verschobenen Erde
die
seine
eigene
war

Die Stimme
die ihm
antwortete:

»…. dich verlassen
dich verlassen ….«


Falsche Vorstellungen

Die Vorstellung,
die ich von mir habe,
ist
nicht

Ich

eigent
lich.

Doch
die Verzerrung
durch
Selbst
wahr
nehmung

gehört
zu
mir.

So kommt
mein Bild von mir
mir näher
als
die Wahrheit.

Die Vorstellung,
die Du von mir hast,
ist
nicht

Ich

eigent
lich.

Doch
die Verzerrung
durch
Liebe

gehört
zu
Dir.

So steht
Dein Bild von mir
mir näher
als
die Wahrheit

& mein
eigenes
verzerrtes
Bild von mir.

So
möchte
ich
sein.

Viel
leicht.

Ich
ist
ein Anderer.

Du
bist
eine Andere.

Wir
stellen uns
ein
ander
vor.

Lernen
uns
kennen.

Gegen
seit
ich.

Nehmen uns
wahr

in
einer anderen
Wahrheit.

2 fremde Wesen trafen sich.
1 sagte:
»Darf ich mich vorstellen?«

& meinte doch
eigent
lich

»Dich«.


Es lebe Freud!

Freud war längst tot
als meine Mutter mir Bananenbrote brachte
während ich auf dem Klo saß.
Meine Füße berührten
nicht
den Boden.
Eingeschlafene Beine
die Härte der Brille
die Härte des Stuhls
Härte überall.
Die langen Nachmittage der Verstopfung.
Immer wieder.
Trägheit
des
Darmes.
Als hätte ich
Alles
für mich behalten wollen.
Völle-
Gefühl.
Scheiße & Schmerz
in Überfülle.
Lahmgelegte Peristal-
tik.
Ich hörte das Leben
weitergehen –
da draußen
außerhalb der Zelle.
Meine beiden Brüder spielten
als ob nichts sei.
Die Putzfrau – Frau Lüttchens – wischte & saugte.
Die Geräusche lenkten mich ab
störten mich
weckten
meine Sehnsucht
nach Erleichterung.
Nach Flucht
aus der Zelle.
Stunden
die endlos schienen.
Immer wieder.
Eine Kindheit wie
Rizinusöl…..
Nase zuhalten
& schlucken!
Ekel
der den Hals verschleimt.
– Das is doch alles psüüchisch!
Klar doch! Anale Phase & so. Man
kennt das.
Geiz
Pedanterie
übertriebener Ordnungssinn
Sammelwut
Ja nee isso –

»Bananen stopfen« sagte meine Mutter.
Aber irgend etwas musste ich ja essen
um nicht kraftlos vom Klo zu kippen.
Und ich liebte das nunmal:
Graubrot mit Butter & Bananenscheiben
in Häppchen geschnitten
gereicht mit einem Gäbelchen
das eigentlich ein Zweizack war
mit dem man
normalerweise
Fruchtstücke aus der Bowle fischte.
Freud ist längst tot.
Ich gehe durch das Haus
das meine Mutter mir vererbt hat.
Alles
hat seinen Platz.
Alles
ist wohlgeordnet.
Die Bücher…..
Die Filme…..
Die Ton-
träger…..
Die Schreibmaschinen…..
Die Musikinstrumente…..
Besitz
der belastet.
Und
manchmal
meine Sehnsucht weckt.
Meine Sehnsucht
nach Erleichterung.
Nach Flucht
aus der Zelle
die mein Haus ist.
Doch
ich
bin
träge.
So
träge
wie mein Darm
damals.
Und heute…..
Scheiße, Schmerz & Blut.
Der anale Ka-
rakter…..
Manches
ändert sich
nie. Oder doch
kaum.
Da ist keine Putzfrau.
Niemand spielt.
Meine Füße berühren den Boden.
Und ich schlucke
kein Rizinusöl mehr.
Cascara Sagrada. Life might be so.
Das Leben ist hart.
Man kann
nicht
Alles
für sich behalten.
Freud ist tot.
Es lebe Freud!
Und dieser Schlager
den ich als Kind so oft hörte:
Yes, we have no bananas!

Ausgerechnet Bananen!

Freud bw


Auch so’n Grund für Vieles

Wenn man Lust hat
aufzuräumen
aber der
-art ordnungs-
liebend ist
dass es
Nichts
aufzuräumen
gibt
muss man eben
Unordnung
schaffen.


Der kleine Raum hinter der Hotelbar

Ich folgte ihr.
Aus
Zufall.
Wir hatten
ein gemeinsames Ziel.
So
schien
es.
Die menschenleere Hotelbar.
Mitten
in der
Nacht.
Ich
war hungrig.
Sie
vielleicht nur
verwirrt.

Dann waren wir
in dem kleinen Raum
hinter der Bar.
Ich
trug meine Arbeitskleidung.
Sie
war nackt.
Es geschah
während der Pause
in meiner Schicht
als Nacht-
portier.

Ich öffnete die Tür –
& Sie
flog hinein.

Da
saß
Sie.

Auf meinem Essen.
In der Mikrowelle –

einem noch kleineren
Raum
in dem kleinen
Raum
hinter der Hotelbar.

Und mein Hunger war
verflogen.

Verflogen
wie eine
Motte in der Mikrowelle.