Du würdest Dir
wünschen zu sein
wie ich
Dich sehe
Wenn Du es nicht
schon wärst
ohne zu wissen
wie schön das ist
was ich sehe
sind Wir
Du würdest Dir
wünschen zu sein
wie ich
Dich sehe
Wenn Du es nicht
schon wärst
ohne zu wissen
wie schön das ist
was ich sehe
sind Wir
Ich halte mich
fest an dem was
nicht da ist.
In Wirklichkeit.
Warum also verliere ich
den Halt als
hätte ich ihn je gehabt?
In der Wirklichkeit.
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke könnte taub werden
Hart
Hörig
& lahm
Wie irgend Jemand
der nicht mehr lange
zu leben hat
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke könnte erblassen
vor Angst
vor dem Tod
& der Vergänglichkeit
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke die uns gehörten
könnte nicht mehr hören
wenn ich ihn zurück
rufe in mein
Gedächtnis
Die Furcht
Die Furcht
Die Angst
Nimm sie
mir mit Deiner
Erinnerung!
Doch behalte sie nicht
für Dich!
Immer nimmt mich
Alles so mit
während ich doch nur
bei mir bleiben will
Immer nimmt mich
Alles so mit
ich weiß nicht wo
hin
Immer nimmt mich
Alles so mit
dass ich mich
hoffnungslos verrenne
Immer nimmt mich
Alles so mit
als gäbe es ein Ziel
das ich erreichen müsste
Immer nimmt mich
Alles so mit
in mein Innerstes
das irgendwo da draußen ist
Immer nimmt mich
Alles so mit
als hätte ich wo
anders etwas zu suchen
Immer nimmt mich
Alles so mit
in die Fremde
Immer nimmt mich
Alles so mit –
& trotzdem bin ich
noch nicht über
All gewesen
Den Eindruck den
Du in Mir
hinterlassen hast
kann ich
nicht ausdrücken
Versuchte ich es
dennoch würde
Alles flach &
uneben zugleich
In eine solche
Vertiefung passt nur
das Schweigen
wie Erde
in ein
Grab
Auf dem Nachttisch stand ein Teller.
Auf dem Teller lag ein Apfel. Neben
dem Apfel glänzte ein Messer.
Die Frau, die in meinem Bett saß,
lächelte. Aus Gründen, die nichts
mit dem Apfel zu tun hatten.
Ich sagte: »Siehst du den großen
Buchstaben – da – mitten im
Raum?« Sie
schaute dorthin wo
Nichts zu sein schien & sagte: »Was
meinst du?« »Da –
ein riesiges B – mitten
im Zimmer. Das muss
dein Lächeln
gewesen sein.« Und für einen Augen
Blick war da ein Fragezeichen
in ihren Augen – doch dann
ein Lachen. »Ach du«, sagte
sie. »Ja du«, sagte ich. Dann
schnitt
ich den Apfel entzwei. Und
deutete auf seinen
Kern. »Weißt du, wie
man das nennt?« »Na
türlich.« »Nein«, sagte ich,
»das glaubst du nur. Es
steht im Wörterbuch
der Gebrüder Grimm, und
es ist kein
Märchen. Man nennt das
Kitsch.« »Was?« »Den Kern
einer Frucht. Mal beißen?«
»Ach du«, sagte sie. »Ja
du«, sagte ich. Noch ein Lächeln. Noch
ein B. Und sie biss in den Apfel. Und als nichts
mehr von ihm übrig war
außer seinem Innersten
legte sie
sich auf den Bauch. Und ich
biss in etwas, das mich an
einen Apfel erinnerte. Kein
Märchen. Und doch
irgend etwas mit
Magie.
Mir fehlt die Erinnerung
an jenen Kuss – nicht
weil ich ihn vergessen hätte
sondern weil ich ihn nicht bekam
Niemals
hätte ich ihn vergessen
können, wäre er passiert. Doch
unvergesslich ist er auch
weil es ihn nicht gibt. Und es ist
als wäre eine nicht eingetroffene Phantasie
ein Verlust an Wirklichkeit, an den man sich
bis ans Ende erinnert
Sie fehlt mir
die Erinnerung
an eine andere
Wirklichkeit. An
jene Wirklichkeit
in der wir uns geküsst haben
Hier steht kein Gedicht
für Dich
wie für die Anderen
vor Dir
Weil
ich Dich nicht
in Worte fassen
will
Mein Schweigen
steht Dir
besser als jedes
Wort
Sie sind über
All: diese Mängel
Exemplare, deren einziger
erkennbarer Mangel der Stempel
Aufdruck MÄNGELEXEMPLAR
zu sein scheint…..
Und in ihnen steht
dasselbe wie in den Anderen,
die weniger wohlfeil sind. Das
ist beinahe verstörend.
»Ich bin doch auch nur ein Buch
wie alle Anderen«, sagte sie. Und
doch duftete sie ganz anders. Als
sie aufgeschlagen vor mir lag. Ich kon
zentrierte & versenkte mich in
All ihre Seiten. All
ihre Zwischen
Räume. In
Ihr stand in
der Tat dasselbe
wie in allen Anderen. Das
war beinahe verstörend.
Aber vielleicht lag es auch
einfach an
Mir.
Am 12. Juni 1909
kaufte Gustav Mahler sich
einen Regenschirm.
Wenn das nicht
ein Gedicht ist
weiß ich es auch nicht.
Aber ich weiß
ohnehin nicht
viel.
Am selben Tag
ließ er sich
die Haare schneiden.
Und das macht
vielleicht schon wieder
Alles kaputt.
So oder so –
es ist
wahr.
Vor meinem Badezimmerfenster, das ein schmales Recht
Eck im Querformat ist, hängt ein
zer
schnit
ten
er
Rock an
Stelle eines Vorhangs. Transparent, schwarz, mit wenigen
bunten Streifen. Vor Jahren nagelte ich ihn
an den Rahmen. Ob er jemals getragen wurde, weiß ich
nicht. Er stammt aus dem Nachlass einer Toten.
Wenn es an der Haustür klingelt steige ich
in die Badewanne & schaue durch den Rock. Aufgrund
meines Blickwinkels kann ich nicht sehen wer dort draußen ist – bis
derjenige sich entfernt. Erst dann entscheide ich
ob ich mir eine Hose anziehe – & öffne.
Man mag mich
exzentrisch finden. Besser ist es
gar nicht gefunden zu werden.
Es klingelte.
Morgens.
Ich lag im Bett & verfolgte den Lauf der Kugeln
auf einem Snooker-Tisch in Shanghai. Ich mag
die Physik. Einfallswinkel = Ausfallswinkel. Etc…. Außerdem
wird wenig geredet. Auch das mag ich. Als
es klingelte
lagen noch 67 mögliche Punkte auf dem Tisch.
Rot x 8 + 27 lautet die Formel. Ich verließ
das Bett & ging in die Badewanne.
2 alte Frauen entfernten sich. Ich glaubte
das weiße Frisurengewölk ihrer Hinterköpfe
zu erkennen. Die wollten doch bestimmt schon wieder
über Gott sprechen. Ein Thema, von dem ich so gar
keine Ahnung haben will. Einige Male
war ich nett & höflich zu ihnen gewesen an
statt mit umgedrehten Kreuzen zu hantieren & Erbsensuppe
zu spucken. Deshalb mochten sie mich vermutlich. Wie ich
die Physik. Einfallswinkel = Ausfallswinkel. Immer
sind es die alten Frauen, die bei mir klingeln….. Nun gut,
nicht
immer. Die Jünger
en klingeln einfach seltener. Dafür haben sie die interessanteren
Motive. Und ich muss ihnen nicht meinen Atheismus erklären.
Gott sei Dank! Durch den schwarzen Stoff des nachgelassenen
Rocks sah ich sie
verschwinden. Es war schwül
in Shanghai. Das beeinflusste den Lauf
der Kugeln. Es machte sie schwerer
berechenbar. Ich kletterte
aus
der Badewanne & ging wieder
ins Bett. Auf dem Tisch
hatte sich ein anderes Bild
ergeben. Weniger Rot. Das heißt: es waren weniger
mögliche Punkte
übrig. So ist das
ja immer.
lautlos
fallen die Bilder
zu Boden
haltlos
sind sie geworden
die Innenseiten
der verkleideten Mauern
sind nur Bilder die
immer gleichen Gleichnisse ab
genutzt & flach
verschmutzt
von den Spuren
der Tradition
hingen sie in den üblichen Rahmen
Bruch
Stücke bei
nahe sinnlos & auch
dies
ist nur ein
Bild
das lautlos zerbricht
Okay, dachte ich, mehr
braucht man über mich nicht
zu wissen
Die Müllabfuhr
war an meiner Tonne vorbei
gefahren
Sie hatte meinen Müll
an der Straße stehen
gelassen
B
suchte eine Frau. Fuhr um
die 200 Kilometer, obgleich die Strecke bloß 108 Kilo
Meter betrug. Verfahren über Verfahren. Bau
Stelle über Baustelle. Um
Leitungen. Keine Navigations
Hilfe. Kam
an im Dunkeln. Kurz vor
Mitternacht. Klingelte unten. Sprach
in die Gegensprechanlage. Hörte
ein Summen. Öffnete die Tür. Stieg
die Treppe hinauf. Und ich
erinnere mich kaum
an die Begrüßung. Gab ich
ihr die Hand? Auf
Regung, Überraschung & leichtes
Erschrecken löschten die Erinnerung.
Ich hatte sie mir ganz anders
vorgestellt. Ihre Selbst
Beschreibung hatte gelautet:
groß, dick, unattraktiv. Ich
hatte ihr geschrieben: Jetzt stelle ich dich
mir als Walkuh vor. Und in Wirklichkeit
wird sich herausstellen, dass du ein Gold
Fisch bist. –
Ich bin eine Walkuh, hatte sie
zurück geschrieben. Das
gefiel mir. Die Couch
war ausgezogen. Ich setzte mich
darauf. Die Frau setzte sich neben mich.
»Du musst aber nicht die ganze Nacht
bleiben«, sagte sie, »wenn du meinst, dass
es nicht geht – dass es nicht
passt.« »Ich weiß«, sagte ich, »schon
okay.« Da waren Menschen
in der Bildröhre. Sie alle waren
schlanker als in Wirklichkeit,
denn das Format war falsch
eingestellt: 16 zu 9 unangepasst
in dem alten 4zu3Gerät. Es war
wie eine erfundene Symbolik. Doch
ich muss nichts erfinden. Verzerrte Wahr
Nehmung. Ich fragte mich,
ob sich das nicht ändern ließe. Aber ich sagte
nichts. Was mir durch den Kopf ging
stolperte, flog auf die Fresse, stand wieder auf,
stolperte erneut & kroch über den Boden. So viele Kilo
Meter für Nichts? Blöd
Sinn! Engstirnigkeit! Äußerlichkeiten! Zeit
einen weiteren, breiteren Horizont zu B
kommen! Schluss
mit den festen
Vorstellungen
der Vergangenheit! Ich
küsste sie. Sie
hatte sehr weiche Lippen. Wie gut
sie sich anfühlten! Wie gut sich
Vieles anfühlte. Es gab so Viel
zu begreifen. »Oh«, sagte sie, »Pfeffer
Minz?« »Fisherman’s«, sagte ich. Sie
sagte: »Fisherman’s sind toll
beim Blasen; machen einen eisigen
Schwanz.« »Verdammt«, sagte ich, »ich
hab die im Auto gelassen.«
Lachen.
»Ich hatte heute übrigens
Knoblauch am Essen«, sagte sie. Ich
sagte: »Ich liebe
Knoblauch.
Aber heute habe ich extra keinen gegessen.«
Ihre Haut roch nach Creme. Das störte
mich ein wenig – weil es mich an die Hand
Cremes meiner Mutter erinnerte. Die Wände waren leer.
Ich sah keine Bilder. Auf einem Schrank
einige Bücher. Ich ließ meinen Blick
über alles hinweg
sehen. Und im Fernsehen machten sie
lange Gesichter. Sie schaltete den Ton
aus. Schließlich sagte sie: »Du musst mir helfen.
Ich bekomme deinen Gürtel nicht auf.«
Es war ein Trick dabei. Ich hatte mich gewöhnt
an diesen Gürtel. Auf der Schnalle
war ein Totenkopf. Ab
gebildet. Aber das bedeutet
Nichts. Ich blieb über
Nacht.
ist
gar nicht so
einfach
wie das Maul
geschlossen
zu halten
denn Schreiben ist still
obwohl
es spricht
zu
viele Widersprüche zu
viele Ungereimtheiten
Beinahe besitze ich ein Haus
Tier. Der Ahorn vor meinem Schlaf
Zimmer reicht
bis an die Dachrinne. Wenn
der Wind weht
auf eine bestimmte Weise
berühren die Zweige das Metall
& streichen daran entlang. Der
Klang dieser Berührung erinnert mich
an das Maunzen einer Katze. Oft
liege ich im Bett & kann nicht
schlafen. Aus
vielerlei Gründen, aber
auch aufgrund dieses Klanges.
Ich könnte hinaus gehen
& die Zweige abschneiden.
Es wäre der Tod
meiner Katze. Meiner Katze aus
Holz & Wind, Metall
& Erinnerung. Das klingt
nach Wahnsinn.
Und vielleicht
könnte ich dann erst recht
nicht schlafen. Also
lasse ich sie
weiter wachsen. Über
das Dach hin
aus.
Der Grund für mein Schweigen ist
ein Sekret. Es tritt aus
einer Wunde
A
U
S
wie ein Geheimnis. Die Wunde
klafft – ähnlich
einem Mund
der schreien will.
Doch da ist nur Stille.
Überflüssige Worte
eingefroren. Gedanken
die sich verfestigen. Bloß
das Schweigen fließt. Es reißt
die Krankheits
Erreger & Entzündungen
mit sich
fort in einen Abgrund
der mir fremd ist
& bleiben wird
wie das Geheimis
in meinem Innern