Monatsarchiv: November 2011

Mir doch egal

Mir doch egal, wieviele Cocktails ich hatte –
Mir doch egal, wie besoffen ich bin –
Mir doch egal, dass mir der Schmalz aus dem Hirn sickert –
Mir doch egal, wenn ich mich lächerlich mache –

Mir ist doch alles egal –
fast – – –

Sie hasst Regenschirme …
Ich liebe Regenschirme …

Sie liebt frische Luft …
Ich hasse frische Luft …

Sie mag keine Pferde, mag lieber Esel ….
Ich bin ein Esel, mag aber Pferde ….

Sie verschläft meinen Absturz,
dabei ist sie mein Fallschirm ….

Vielleicht bin ich ihr
zweites Kissen, das sie im Arm hält,
während sie schläft …..

So weit weg
von mir –

Mir doch egal, wenn ich mich lächerlich mache –
Mir doch egal, dass mir der Schmalz aus dem Hirn sickert –

Mir ist doch alles egal –

FAST.


Die Schwäche

Sie widert mich an. Oftmals. Meine Schwäche. Die Schwäche, die mich dazu treibt, meine hingeschnodderten Worte – in welch kleinem Rahmen auch immer – in die Öffentlichkeit zu schubsen. Der kleinste Rahmen ist mir zu groß. Eigentlich. Das Internet: zu groß. Schon die Möglichkeit, dass die Worte gelesen werden könnten, beeinflusst mich; bewusst & noch stärker unbewusst. Und ich will nicht beeinflusst werden. Von Nichts & Niemandem. Selbstverständlich ist das unmöglich – aber es wäre mein Idealzustand.
Diese verdammte Schwäche. Gier nach Feedback. Suche nach Anerkennung. Menschlich, na sicher! Aber trotzdem zum Kotzen.
Warum nur habe ich damit angefangen? Warum habe ich nicht weitergemacht wie früher? Schreiben – & das Geschriebene sofort wegschliessen. Geradezu schamhaft. Wenn jemand das laute Tippen der alten mechanischen Schreibmaschine hörte, war mir das peinlich; es war, als hörte mir jemand beim Wichsen zu. Denn Schreiben war Sex. Schreiben ist Sex. Selbstbefriedigung. Abspritzen auf Papier. Und das nicht nur wegen der Sublimierung. – Wehe, ich wurde darauf angesprochen! Ich fing an zu stammeln, wich aus, brach das Thema ab.
Was tue ich da eigentlich? Was schreibe ich da eigentlich? Was veröffentlicht wird, wird kategorisiert. Ich will nicht kategorisieren. Ich will nichts ‚Gedicht’ nennen, ich will nichts ‚Story’ nennen. Auch das finde ich peinlich. Aber ich tue es dennoch. Wie lächerlich!
Und dann passiert der Gau -: man bekommt Feedback! Man lernt auf virtuellem Wege reale Leser kennen. Und wenn es noch so wenige sind, und wenn es nur einer wäre – wie zur Hölle soll einen das nicht beeinflussen?! Falls ich mir morgen in die Hose scheisse, könnte ich dann noch darüber schreiben? Bin ich so unabhängig? Ist mir alles so egal, wie ich es gerne möchte?
Ich lebe so verborgen, so zurückgezogen, wie es überhaupt nur geht; ich bin so allein, wie es überhaupt nur geht – meine Worte sollten genau so allein, genau so verborgen bleiben. Aber nein. Man ist ja Mensch. Man kann so einsam sein, wie man will, oder wie das Leben es wollte – man bleibt dieses schwache Herdentier.
Widersprüche Widersprüche Widersprüche. Ich kann sie genau so wenig lösen wie irgend jemand sonst. Also werde ich vielleicht einfach so weitermachen ……
Oder alles wieder löschen? Alles vernichten? Verschwinden, so plötzlich, wie ich aufgetaucht bin? – Vielleicht.
Vielleicht werde ich mir morgen in die Hose scheissen, um zu überprüfen, wozu ich noch fähig bin.
Sofern ich jemals zu etwas fähig war.


Hier ist

Hier ist der
.

Über den hinaus
es
Nichts
mehr
zu sagen gibt.


Leberwurst vs. Käse

Da hatte man sich viele Stunden lang
mental auf Käse vorbereitet –
so sehr & so lange, dass man nur noch an
Käse denken konnte …..
Dann geht man an den Kühlschrank, und
der Käse ist ein pelziger Smaragd!

Aber die Leberwurst sieht noch ganz gut aus.
Auf den Käse hätte man Senf & Zwiebeln getan.
Also tut man Senf & Zwiebeln auf die Leberwurst –
in doppelter Menge.

Fast schmeckt man nur noch Senf & Zwiebeln.

Man vergisst den Käse, und der Appetit
wird befriedigt
von einer Sinnestäuschung.


Die Bratpfanne

Wahrscheinlich ist sie krebserregend –
die alte Bratpfanne in meiner Küche.
Wenn ja, habe ich sie dazu gemacht,
weil ich sie benutzt; weil ich
auf ihrer Beschichtung herumgekratzt habe.
Viele Verletzungen hat ihre Beschichtung,
sie ist aufgeraut & narbig.
Der Boden der Pfanne ist nicht mehr eben;
die Pfanne wackelt unsicher, wenn ich sie
auf die Herdplatte stelle.
Sollte ich sie deshalb wegschmeissen &
mir eine neue kaufen?
Eine neue kaufen, wie die meisten es wohl
schon vor Jahren getan hätten …..

Menschen können krebserregend sein –
was sie tun, was sie sagen …. es schlägt
einem auf den Magen – & vielleicht
bekommt man Magenkrebs davon – – –
Und wer hat die Menschen
krebserregend gemacht?
Kratzer …. Narben ….
Einerlei!
Man schmeisst sie nicht weg!

Die alte Pfanne ist heiss …..
Was auch immer ich gleich in sie hineintun werde,
es wird mir schmecken.

Ich werde die Gefahren verdrängen.

Denn ich habe Hunger.


Über dieses Thema

Über dieses Thema
gibt es nichts zu sagen &
nichts zu schreiben.

Es ist langweilig,
es ist belanglos.

Banal.

Über dieses Thema
gibt es nichts zu sagen &
nichts zu schreiben.


Das Alte Luder

Ich habe immer ein bisschen Angst, dass jemand
mir meine Einsamkeit verleiden könnte –
denn eigentlich mag ich die Einsamkeit, dies
Alte Luder, ganz gern.
Ich habe mich an sie gewöhnt, und
allzu hässlich ist sie auch nicht –
sie bedeutet mir Ruhe, Verlässlichkeit,
Gleichförmigkeit (die ich schätze) &
Freiheit.
Ich kann mir das Alte Luder schöndenken,
schönreden, schönschreiben, schönsaufen.
Oftmals.
Ich behaupte es zumindest. Mir gegenüber.
Und ich glaube mir.
Oftmals.
Ich habe auch schon Anderes zu dem Thema
geschrieben – & in 10 Minuten werde ich vielleicht
wieder etwas Anderes darüber schreiben.
Denn vielleicht
wird Diejenige, die mir die Einsamkeit verleiden könnte,
in 5 Minuten aufwachen -; vielleicht aber
will ich dann in 10 Minuten gar nicht mehr schreiben.
Und davor habe ich auch ein bisschen Angst.


Fehler

„Das ist mir völlig egal“, sagte sie.
„Stört Dich wirklich nicht?“ sagte ich.
„Doofi“, sagte sie &
küsste die Pickel auf meinem Rücken; und
in meinem Gesicht ….
„Überzeugt?“ fragte sie dann.
Ich grinste. Vermutlich ziemlich blöde.
Ich sagte: „Nur dumm, dass Du
keine Fehler hast, die ich küssen könnte.“
Sie grinste. Überhaupt nicht blöde.
Sie sagte: „Ich finde, mein Hintern ist zu dick.“
„Stimmt“, sagte ich, „eindeutig ein Fehler.“
Schwein gehabt!


Blinker

Wenn man allein auf der Straße fährt,
ist es völlig sinnlos, den Blinker zu setzen.

Niemand will wissen,
wohin man fährt.

Aber die Gewohnheit sitzt tief –
& man blinkt trotzdem.


Die Arktis

Je kälter die Atmosphäre, desto
schöner
ist der Rauch, der aus dem
Schornstein
wölkt ……

Früh morgens,
wenn es kaum hell ist…..

Ich bin nicht so kalt,
wie Du schön bist

Dein Rauch sieht aus,
als hätte ich -20 Grad….

Der Rauch, der
aus Deinem Mund kommt

Es sind Worte, die
schön sind

Vielleicht bin ich doch
die Arktis


5 Minuten früher

Das Leben ist so einfach zu verstehen:

Immer wenn man sich einen runtergeholt hat,
kommt die geilste Sau um die Ecke – &

man wünscht sich,
es wäre 5 Minuten früher.


Feuerlöscher vs. Flammenwerfer

Wo Du einen Feuerlöscher hast,
habe ich einen Flammenwerfer.

Wo Du einen Flammenwerfer hast,
habe ich einen Feuerlöscher.

Passen wir zusammen?

Oder löschen wir uns gegenseitig
aus?


Die Kachel

Da ist diese eine Kachel
poliert & glänzend

in dem Haus
in dem Du wohnst

Aber einst
in der Vergangenheit

saß auf dieser Kachel
eine widerliche Spinne
vor der Du Angst & Ekel hattest

Und niemals wieder
kann diese Kachel so
poliert & glänzend sein

dass Du
diese 1 Spinne
vergisst


Der Kopfschmerz

Niemand ist gerne
erkältet

Um sich nicht zu erkälten
stellt man den Kragen hoch

Man zittert dennoch
vielleicht

Vielleicht auch ist man
einfach nur verspannt

Aber da der Kragen hochgestellt ist
kann niemand einem den Nacken massieren

& die Folge ist
der Kopfschmerz


Das Ungeschehene

Irgendwann habe ich aufgehört,
das Ungeschehene zu bereuen –
zu bereuen, dass ich etwas
(vielleicht aus Angst, vielleicht
aus Bequemlichkeit)
nicht geschehen ließ.

Denn die Fantasie kennt keine Ernüchterung;
keine Routine; keine Langeweile ….

Was geschieht, ist immer in Gefahr,
Ritual zu werden –
und die schönste Erinnerung an das Geschehene
wird blasser.

Und wenn die Erinnerungen an das Geschehene
blasser werden,
gewinnen die Erinnerungen an das Ungeschehene
an Farbe.

Die gefahrlosen Liebschaften der Fantasie
lachen über
die gefährlichen Liebschaften der Realität.

Irgendwann habe ich aufgehört,
das Ungeschehene zu bereuen.
Irgendwann sagte ich mir,
dass es so sei.

Und ich glaubte es mir.


Das hat bestimmt schon jemand geschrieben

2 Menschen, die immer in dieselbe Richtung schauen,
werden niemals sich in die Augen blicken, niemals sich
küssen können.

Sie müssen in entgegengesetzte Richtungen schauen.

[Das ist so simpel, dass es bestimmt
schon jemand geschrieben hat;
aber vielleicht auch nicht –
eben weil es so simpel ist….]


Vergessene Filme

Vor allem früher
passierte es mir des öfteren, dass ich
– über viele Jahre hinweg –
von einem älteren Film dachte:
Den muss ich unbedingt endlich mal sehen;
der muss großartig sein!

Dann sah ich ihn & stellte fest:
Ich kannte ihn bereits!

Der Wunsch & die Erinnerung an den Wunsch,
den Film zu sehen,
waren stärker gewesen als die Erinnerung an die
Erfüllung des Wunsches – –

Und jedes Mal fragte ich mich:
Lag es an dem Film
oder
lag es an mir?

Und vor allem:
passierte mir das nur
mit Filmen?


Pfützen

Als Kind springt man in jede Pfütze

Als Erwachsener befürchtet man unter jeder Pfütze
einen Abgrund

Als Kind denkt man nicht an Abgründe

Als Erwachsener kennt man sie
& sieht sie auch, wo sie nicht sind

Als Kind springt man in jede Pfütze

Als Erwachsener ist man manchmal einfach
zu blöde

vor lauter Denken


Das rote Karussell

Nur noch Bilder,
zusammenhangslos,
keine Gedanken mehr.
Keine Gefühle mehr.
Nur noch Be-Schreibungen.
Nicht mehr denken.
Nichts mehr aussagen.
Nur noch Bilder.
Und Beschreibungen.

Die Olive furzt in meinen Martini – 1 Luftblase
steigt auf.

Der Käse hat heute 2 Schimmelflecken mehr
als gestern.

Ich werfe 1 Schatten.

1 toter Nachtfalter in der Badewanne.

Staub auf Schreibmaschinen.

Kondenstropfen am Glas.

Ein zugesponnener Bücherstapel auf der Kellertreppe.

Gehen, ein Fuß wird vor den anderen gesetzt, der Kühlschrank wird geöffnet, es wird nachgeschenkt, Flüssigkeit macht ein Geräusch, vorbeigehen am Fernseher, eine Frau zieht sich auf dem Bildschirm aus, Musik erzeugt Schallwellen

Tod einer Glühlampe.

Das Fenster ist schmutzig.

Draußen ist Nebel.

Das rote Karussell dreht sich schnell – – – –

FEHLSCHLAG: Das rote Karussell erweckt Gedanken –
erweckt Gefühle —

& 1 weitere Olive
furzt in meinen Martini.


Es ist eine Frage

Es ist
eine Frage der Einstellung
eine Frage der Philosophie
eine Frage der Stimmung
eine Frage des Sehens
eine Frage der Farbenlehre
eine Frage der Fantasie
eine Frage des Gefühls

:

Grün ist die Hoffnung

oder

Grün ist der Schimmel


Das Fernrohr

In dem Haus ohne Fenster
schenkte mir der Zufall
(er nannte sich Schicksal)
ein Fernrohr.

Der Zufall war bereit,
höhnisch zu lachen.

Aber ich lächelte,
als ich das Fernrohr entgegennahm.

Endlich
konnte ich die Wände
genauer betrachten.


Wiederkehrender Traum

Wiederkehrender Traum ….
Von einem Haus ins nächste ….
Immer wieder ziehe ich in meinen Träumen um ….
& von Mal zu Mal wird das Haus seltsamer ….
Immer größer – immer verwinkelter –
& schöner – doch auch immer stärker
verfallen – mit stetig sich verändernden Fluren ….
mit Zimmern, die ich aus der Realität kenne,
& Zimmern, die es in der Realität nicht geben kann ….
Wendeltreppen führen aufwärts in Räume ohne Dach
& abwärts in Keller voller Bücherregale ….
Wasser tropft von Decken, Ungeziefer wirft schnelle Schatten ….
& jederzeit kann man überraschend auf Menschen treffen,
Mischwesen aus der Vergangenheit, von denen man
nach dem Erwachen nicht sicher weiß, aus welchen
Wirklichkeiten sie zusammengesetzt waren ….

Wiederkehrender Traum ….
Von einem Haus ins nächste ….
Immer wieder ….
Wieder ….
Träume : voll von abwesender Einsamkeit,
Sex & Zärtlichkeit; bevölkert von Toten in ihren
unterschiedlichen Lebensaltern – (& ich weiss, dass
sie tot waren – & es jetzt nicht mehr sind …. &
ich frage sie, wie sie zurückgefunden haben …. &
sie wissen es selber nicht – – – & manchmal
wünsche ich mir, dass sie erneut sterben mögen ….

Wiederkehrender Traum ….
Von einem Haus in ein Schloss ….
Netze in allen Winkeln …. Mondlicht in Pfützen aus
Rattenpisse …. riesige Spülbecken voll von verdrecktem
Geschirr & in einem der Räume unzählige Kerzen
& eine Matratze – – die nackte Frau darauf, wer ist Sie?
Oh ja, ich weiss: Sie ist es! Vielleicht auch:

Wiederkehrender Traum ….
Von einem Schloss zum andern ….
Wer ist Sie?
Sie ist eine andere!
& wenn ich beim Kuss die Augen schließe,
verwandelt Sie sich – & wenn ich die Augen öffne,
weiss ich wieder, wer Sie ist ….

& wenn ich erwache (in dem Haus meiner Realität, das
ich kaum wiedererkenne), frage ich mich:
Wer war Sie?

& habe keine Antwort
& möchte sofort wieder einschlafen

für immer

für immer


Mein Bildungsauftrag

Die Azubine & der Azubi,
beide rund 30 Jahre jünger als ich,
stehen an der Hotelrezeption, wo ich
vor mich hin gammle ….
Sie fragt: „Wo arbeitest Du eigentlich sonst noch?“
Ich: „Sonst noch? – Nirgends.“
Er: „Aber Du bist doch nur 2 Tage hier.“
Ich: „Und? Ich brauche Freizeit.“
Er (grinsend): „Aber – wie geht das denn?
Finanziell, meine ich…“
Ich: „Zu Hause bleiben & wenig Geld ausgeben.“
Sie: „Ist das denn nicht langweilig?“
Ich: lache!
Sie: „Und was machst Du die ganze Zeit?“
Ich: „Nichts.“

Ich habe meinen Bildungsauftrag erfüllt.


Fernlicht im Nebel

Irgend etwas habe ich da im Nebel gefunden.
Im dichten Nebel.
Fast blind & nur langsam vorwärtskommend.
Einen Gedanken, glaube ich;
meine Sicht auf so Manches
im Leben –

: Man kann nicht weiter blicken, wenn man
im dichten Nebel das Fernlicht einschaltet;
man kann nicht besser erkennen, wohin man fährt.
Es ist völlig nutzlos – (wahrscheinlich) sinnlos – aber
es ist schön. Und der Nebel
ist schöner, wenn man ihn im
Schein des Fernlichts
betrachtet.


Ränder, Löcher & Rahmen

{ Das Schnapsglas hat einen Rand hinterlassen ….
Der Rand hat Form & Größe des Lochs in meiner Socke ….
[ heute noch meine rechte Socke, morgen vielleicht schon meine linke )
Ich besitze einen Bilderrahmen, der dieselbe Größe, die gleiche Form hat ….
( er liegt eingeschweisst & unbenutzt in einer leeren Schublade ]
Ich bin verwirrt …..
ergibt das einen Sinn?
Nein!
Ist es eine Verschwörung?
Vielleicht…..
Kann ich meinen Rand halten?
Nein!
Falle ich aus dem Rahmen?
Nein!
Brauche ich ein Loch?
Vielleicht…..
Ist mir alles egal?
Schon möglich…..
Ich starre auf Ränder, Löcher & Rahmen –
was sehe ich darin – – – ? – :
Nichts
( vielleicht – – – – – ]
Vielleicht auch:
meine Welt }


Ablenkung

Und immer denke ich :
von meinen besten Gedanken wurde ich
abgelenkt –

Abgelenkt
durch eine Melodie, die mir dazwischen kam

Abgelenkt
durch ein Bild, das ich plötzlich sah

Abgelenkt
durch eine Erinnerung, die erwachte

Abgelenkt
durch nackte Schenkel, die mich geil machten

Abgelenkt
durch eine Motte, die auf dem Bildschirm landete

Abgelenkt
durch Deine Worte, die ich nicht erwartet hatte

Und immer denke ich :
ich wurde abgelenkt von meinen besten Gedanken

Abgelenkt
durch etwas, das

wichtiger ist
als meine besten Gedanken


Ich habe mein Bestes verflucht

Ich habe mein Bestes verflucht
Mein Bestes warst Du

Ich habe meinen Fluch widerrufen
als ich Deinen Rücken sah

Deinen Arsch
der sich entfernte

Nachdem Du gesagt hattest:
„Du kannst mich am Arsch lecken!“

Zu spät – zu spät – zu spät –
Ich habe mein Bestes verflucht

aber vielleicht nicht
versucht


Der Gartenteich

In meinem Gartenteich schwimmen Groupies.
Oder wie heißen diese billigen Viecher nochmal, diese
lebendgebärenden Zahnkarpfen?
Egal!
Sie schwimmen unter einem grünen Teppich –
vermute ich (ich habe sie noch nie gesehen, sie
sind Fische meiner Fantasie) – sie schwimmen unter
dem Schwimmenden Teppich, denn
der Teich ist umgekippt; wie ich
so oft. In 1000 & einer Nacht.
Ich schütte Gift in den Teich
aus einer Anstaltspackung!
Der Garten ist ummauert & verwildert –
ein Märchengarten, ein Märchenteppich &

soeben bemerke ich :
ich habe gar keinen Teich!

Ich werde
meine Leichen woanders
bestatten müssen.

Und so laut lachen, dass
die Oberflächen nichtexistierender Teiche
Wellen schlagen.


Fingerabdrücke

Irgendwo sind sie noch –
nach all den Jahren, all den Jahrzehnten
des Kehrens – des Verwischens – nach
all den Versuchen der gründlichen
Reinigung & des Ausmerzens :

Die Fingerabdrücke der Toten

Manchmal findet man sie in
der eigenen Wohnung – im
neuesten Staub … oder in etwas
versehentlich Verschüttetem –

Vielleicht erkennt man sie –

aber wahrscheinlicher ist es, dass
man sie – vereinsamt –
für die eigenen hält.


Gehörlos

Ich höre viel zu gut – das
ist der Punkt.

Nirgends will ich
dazugehören

Kaum
gehöre ich mir selbst

hören
gehören

horchen
gehorchen

Ich löse mich von allem

Als Tauber möchte ich
vom Dach springen

Gefängnisse
überfliegen

Geräuschloser Applaus
aus Klapsmühlen

Aber ich höre zu gut –
ich höre

die Geräuschlosigkeit
des Bei
Falls