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Versagen – ein kippender Text

Das Versagen ist ein stilles Zimmer.
Kein Schall, der stört, keine Augen, die glotzen.
Erfolg wäre Lärm, ein Schmerz im Gehör.

Ich habe mein Leben vertrödelt, versoffen, vertändelt,
ver-fault. Hab mich versagt. Gehöre
niemandem, nicht dazu, nirgendwo 

hin, wo ich nicht bin. 
Mach’s mir gemütlich im künstlichen Licht.
Hab mich verschrieben

dem Privaten. Abgeschottet & zufrieden.
Verstehe kaum, was Menschen mögen,
was sie antreibt, was sie treiben.

Das Menschenmögliche ist mir zu viel.
Moment – versuche ich hier gerade
mich zu trösten? mich abzufinden?

mich schönzureden? mich interessant zu machen?
Das wäre das Schlimmste, das Niedrigste,
das Unsägliche. Das letzte Versagen.

Schlimmer als selbstverlegt, schlimmer
als ein E-Book bei Amazon –
nein, bitte nein!

Finde ich etwa gut, was ich hier tue?
Fand ich es je? Mit Alkohol im Blut
vielleicht. Im Suff finden sich ja alle gut.

Die armen Schweine. Die sollten sich mal
nüchtern betrachten. Ganz trocken.
Dann ist es aber aus

mit der Unsterblichkeit. Mit Epigonen kann
selbst die Nachwelt nichts anfangen. 
Und man gerät nicht in Vergessenheit

wenn man niemals im Bewusstsein war.
Oh, du stilles Zimmer. Mein Raum.
Nur mit mir in dir. 

Unverzagtes Versagen. Sonst gibt es nichts 
zu tun. Alles
weitere versage ich mir. 

Schnauze jetzt! Tu doch 
nicht so! Möchtest gern, 
du Möchtegern. 

Der Wille aber ist 
nichts. Das weiß ja jeder 
Serienkiller. 

Da zählt nur die Leiche, 
und nicht das Messer in der Lade. 
Ja, der blindlings tastende Soziopath 

trifft nur sich selbst. Da ist keine Welt 
im Raum. In jenem Zimmer. Und 
keiner versteht ihn. 

Alktraum

»Den Titel hab ich
schon«, sagte ich. Ich
schaute nach oben.

Vor lauter
Bewölkung sah man
die Wolken nicht. Der Tag

war dunkel. »Na immer
hin«, sagte der Mann
neben mir. Er saß

auf derselben Bank wie
ich, und das war
kein Zufall. Er trug

einen seltsamen Mantel. Zuweilen
sah es aus, als habe er Flügel. Wahr
scheinlich war er aber nur

kaputt. Der Mann hatte ein Gesicht
wie ein Pferd. Ein Pferd, das
ein Gesicht wie ein Mensch hatte. (Er

gibt das einen Sinn? Ich hoffe schon. Aber
wenn nicht – ist es auch
egal. Man hat sich ja längst

daran gewöhnt, dass kaum
etwas einen Sinn ergibt.) Jeden
falls war es lang, dieses

Gesicht, und ein Gebiss dominierte
darin. »Und wie
lautet er?« fragte der Mann.

»Wie der Alkohol wieder in mein Leben trat
& sich dafür rächte, dass ich versucht hatte
ihn daraus zu verbannen.«

Er sagte: »Das ist ein verdammt
langer Titel.« »Es ist ja auch eine
verdammt lange Geschichte«, sagte

ich. »Was geschieht
darin?« wollte er wissen. Ich gab
eine verschwommene Antwort…..

Wie der Alkohol
in Gestalt einer Frau
durch meine Tür trat.

Jung & schön
& zerstörerisch. Selbst
zerstörerisch im

Besonderen. Und wie
ich mich verliebte. Und nicht
aufhören konnte

zu lieben. »Verstehe«,
sagte er. Tat er
das? Ich hatte meine

Zweifel. »Eine Allegorie«, sagte
er. »Wie der Alk … wieder Alk … ein
Alktraum … Alkegorie …« Wusst’ich’s

doch! Nichts
verstand er. Und wenn er schon
Nichts verstand, wer

konnte es dann verstehen? Er schien
die Wörter abzuschmecken, zu
probieren. Flüsternd. Zähne

bleckend. »Allehohl … Alleholgorie …« Vertieft
in Gedanken,
die ihm nicht

gehörten. Es waren meine
Gedanken. Vielleicht gehörte
ihm nicht einmal

dieser seltsame Mantel. Mit den vermeintlichen
Flügeln. Und wir beide wussten,
dass wir uns nicht mehr erinnern konnten

wann wir uns kennengelernt hatten. Und wie.
Wir sprachen nicht
darüber. Niemals. Da

saßen wir. Im Freien. (Im Freien – das klingt
wie ein bitterer Scherz.) Menschen
gingen vorüber. Alle Menschen

sind vorübergehend. Wir
schauten sie kaum an. Die Sonne
schien. Hinter den Wolken.

Daran erinnerte ich mich. Immer
wieder. Wie verführerisch
Sie aussieht, wie

Liebenswert. So jung
& traurig. Und wie
Sie durch den Rahmen

Der Tür tritt. Meiner
Tür. Und mein Haus
Zu einem anderen

Macht. Und hier ging eine Frau
vorbei, die jeder hässlich
genannt hätte, und

ihre Frisur glich einem übervölkerten
Schlangennest. »Woran denkst du?«
fragte ich

den Mann mit dem Gesicht
eines Pferdes, das aus
sah wie ein Mensch. »An meine

Mutter«, sagte er. Er betrachtete einen Stein. Er
gab das einen Sinn? Wir mochten es
hoffen. Aber sicher

waren wir nicht. Das Haus
roch nach Wein; nach Blut, das in schmalen Wunden gerann. Die Luft schmeckte nach geweinten

Tränen. Leere füllte die Flaschen. Mit Nichts. Und ich
konnte nicht aufhören
zu lieben. Der Mann

sagte: »Wollen wir etwas trinken gehen? Ich muss deine Gedanken ertränken. Damit mir etwas einfällt. Für dich.« Auf seinem Lächeln

hätte man Klavier spielen können.
»Nein«, sagte ich, »ich
trinke nicht.« Schon

Lange
Nicht
Mehr und

Noch
Immer
Nicht


So kann’s enden

Die Bar war nachtdunkel & verschlossen.
Eine alte Frau mit schwarzgefärbten Haaren saß
auf dem Gehweg davor – schief, im Licht
des gegenüberliegenden Bahnhofs, im
Licht der Ampeln, im Licht des Hotels,
zu dem die Bar gehörte.
»Immer legst du dich aufs Maul«, sagte der Mann.
Wankend stand er neben ihr. Blickte
auf sie herab. Irgend etwas
Unverständliches brach aus ihrem Mund hervor;
sie versuchte aufzustehen, während die Erde
sich drehte. Vergebens. Es war Zu
fall, dass es vor einer Bar geschah; vor einer Bar, die
sie nie betreten hatten. Sie kamen
von einer Hochzeitsfeier. Und waren kurz vorm
Ziel. Dem fremden Bett im fremden Zimmer im
fremden Haus.
3 Mal versuchte die Frau hochzukommen.
3 Mal gelang es ihr nicht. Da griff der Mann zu
& wäre beinahe mit
gefallen.
Drinnen an der Rezeption stand die Braut
in Weiß, der Bräutigam in Schwarz, und
Schwarz auf Weiß füllten sie aus, was auszufüllen war.
Vorschriften,
um in einem fremden Bett in einem fremden Zimmer
diese Nacht verbringen zu können. In einem
fremden Haus. Gegenüber
vom Bahnhof, wo die Züge abfuhren.
Die Braut ging vor
zum Aufzug.
Der Bräutigam folgte ihr.
Als sie im Aufzug stand
sagte sie: »Der Aufzug ist da.«
Der Bräutigam sagte nichts
& folgte ihr erneut.
Die Drehtür setzte sich in Bewegung,
als das wankende Paar den Eingang erreicht hatte.
Die Flügel der Aufzugstür stießen aneinander.
Und der Nachtportier, nachtdunkel & verschlossen,
erfreute sich seiner
Einsamkeit.


Der hustende Igel – oder: Die Logik der Einsamkeit

»Warum hörst du mir eigentlich zu? Ich bin besoffen«, sagte er.
»Weil ich nüchtern bin«, sagte ich.
Später Abend. Stille. Vodka. Tee. Lampenlicht. Mein Wohnzimmer.
»Selber schuld«, sagte er.
»Ja, an allem.«
»Soweit würde ich nicht gehen. Aber auf jeden Fall an meinem Zustand.«
»Tja, der Schnaps muss halt weg. Ich habe zuviel davon.«
»Du meinst: du hattest zuviel davon.« Er grinste. Schluckte Klares. Freute sich über die Mehrdeutigkeit seiner Bemerkung. Oder hatte nur ich sie bemerkt?
Er sagte: »Egal. Wo waren wir grade? Äh, ach ja – beim Sex.«
Jetzt grinste ich. »Moment mal.«
»Hä? – Äh, ja, sehr lustig. Egal. Also, worauf ich hinaus wollte: ich mag doch eigentlich nur Frauen…..«
Ich sagte nichts. Ich wusste nicht, ob ich hören mochte, worauf er hinaus wollte. Ein Tisch voller Bücher stand zwischen uns. Die Vodkaflasche zwischen den Gedichten. Die Teekanne neben den Bildbänden. Augen aus Glas sahen mich an, rötlich zerfließend.
»Also, ich hab das noch nie jemandem erzählt. Wie gesagt: ich mag nur Frauen – aber: ich hatte öfter Sex mit Männern als mit Frauen.«
Dramatische Pause. Ein Geräusch von der Straße wäre jetzt richtig gewesen. Ein bellender Hund vielleicht, oder ein Hupen; gerne etwas Symbolträchtiges, das wie erdacht gewirkt hätte – aber man kann es sich halt nicht aussuchen; und so blieb es still.
Ich suchte nach einer intelligenten Erwiderung.
»Puh, das hatte ich jetzt allerdings nicht erwartet.« (Manchmal findet man eben nicht, was man sucht.)
»Na ja, nicht richtig«, sagte er. »Also, ficken würde ich nie. Auch nicht küssen. Oder kuscheln. Brrr.« Er schüttelte sich kurz. »Aber Wichsen & Blasen ist okay.«
»Warum erzählst du mir das?«
»Haha, keine Sorge, nur so. Weil ich besoffen bin & das mal raus will. Und – weil du dich mit Einsamkeit auskennst. Das ist nämlich der springende Punkt – die Einsamkeit. Das versteht nicht jeder. Und dass ich nur Frauen mag.«
»Ich glaube, jetzt wird’s kompliziert. Ich kann dir wohl nicht ganz folgen.«
»Na, ist doch klar. Ich war zu lange allein. Gewesen. Damals. Ist ja alles schon länger her. Allein, einsam – was auch immer; und je länger es dauert, desto höher wird dieses ganze Mauerzeugs um einen rum; und irgendwann kommt man an das, was man will, nicht mehr ran. Oder traut sich nicht mehr ran. Oder so. Na, ist doch klar, oder?«
»Klar.«
»Tja – aber Sex will man trotzdem.«
Ich starrte ins Teelicht. Es bewegte sich nicht.
»`ne Frau natürlich. Will man. Eigentlich. Aber mit so nem Kopf, so’m einsamen Kopf, der Angst hat, funktioniert das nicht. Selbst wenn’s in Wirklichkeit ganz einfach wäre. Und die Angst hat man ja nur, weil man zu lange allein war, und deshalb bleibt man noch länger allein. Und hat dann noch mehr Angst. Ach, scheiße. Kompliziert. Ja, hast recht: ist wirklich kompliziert….. Also, Frage: Was ist dagegen einfach? – Antwort: Was einem nichts bedeutet. Oder nicht viel, zumindest. Und was ist am allerallereinfachsten? – Notgeile Typen im Internet finden.«
Er lachte. Und trank. Trank. Und lachte. Und nur das Trinken überzeugte mich.
»Du erzählst das doch keinem?«
»`türlich nicht.«
»Gut. Eigentlich isses ja egal – aber, ach, was weiß denn ich…. Jedenfalls kann sich’s bestimmt keiner vorstellen…. bezah…. beziehungsweise, es würde keiner erwarten.«
»Wie gesagt«, sagte ich, »ich hatte es nicht erwartet.«
Er grinste. »Ich könnt´ dir Geschichten erzählen….. haha, echt lustig.«
»Ganz ehrlich: ich weiß nicht, ob ich die würde hören wollen.«
»Schade. Da war zum Beispiel n Bulle, der mich 3 oder 4 Mal besucht hat. In voller Montur. Uniform & Knarre, haha. Früh morgens, vor Dienstantritt. Der meinte, ich würde besser blasen als seine Frau.«
»Scheiße, das will ich jetzt wirklich nicht hören. Lass ma gut sein.«
»Leidenschaftlicher! Er hat gesagt, ich wär leidenschaftlicher bei der Sache.«
»Oh Mann, bitte. Das muss jetzt nicht sein.«
Da könnte man was draus machen, dachte ich. Schreiben! Ich sollte es ja nur niemandem erzählen. Niemandem, den er kannte.
»Warum nicht?« sagte er. »Ist doch spannend, haha. Übrigens hat er irgendwann ein schlechtes Gewissen bekommen. Hat er zumindest behauptet. Wegen seiner Frau. Die weniger gut als ich…. hahaha. Das war’s dann jedenfalls. Ach ja, hätt’ich fast vergessen: nebenher hatte er noch ne andere Frau; die wollte er irgendwann mal mitbringen – fürn Dreier. Aber dazu kam’s nicht mehr. Schade. Hätte die Liebe meines Lebens werden können. Also – die Frau. Wer weiß.«
Pause. Er schenkte nach. Trank. Schaute ins Glas.
»Er hat mich mit nem Gürtel verprügelt. Konnte man 2 Wochen später noch sehen.«
Wie ein Erdbeben. Ein Erdbeben, bei dem die Erde sich nicht auftut, um einen zu verschlingen. Da könnte man wirklich etwas draus machen.
»Übrigens waren die immer verheiratet. Also, so viele waren’s ja nicht. Aber immerhin: alle verheiratet. War mir auch lieber so. Und der Bulle war der Letzte. Und Interessanteste.«
»Verprügelt?«, sagte ich.
»Ja.« Grinsen. »In beiderseitigem Einvernehmen.«
Man kennt niemanden. Niemanden!
Der Tee schmeckte nicht mehr. Ich spiegelte mich darin. Zu lange hatte er über der Flamme gestanden. Es stimmte: ich kannte mich aus. Aus mit der Einsamkeit. Aus mit dem Alleinsein. Aber mit Menschen? Aus? Aus.
Er wird sich daran erinnern, es mir erzählt zu haben. Es wird ihm peinlich sein, es mir erzählt zu haben. Hauptsache, es ist ihm nicht peinlich, WAS er mir erzählt hat. – Darüber schreiben? Details! Man müsste die Details kennen, um darüber schreiben zu können. Denn sonst – alles nur Skizze…..
Ich sagte: »Wie alt?«
»Ungefähr unser Alter.«
»’Länger her’, hast du gesagt. Und – wie isses heute?«
»Hörst du das?« sagte er.
»Was?«
»Klingt wie’n hustender Igel in deinem Garten.«
»Stimmt«, sagte ich. »Die hört man hier öfters.«


1 Jahr

1 Jahr ohne Alkohol.

Was für ein Satz!
Und zunächst dachte ich:
Das gab es noch nie – seit
deinem 14. Lebensjahr….

Seit jenem Weihnachtsabend
nach dem Tod meines Vaters, als
mein Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen worden war,
mir Gin mit O-Saft gab – &
ich mich verliebte.
In den Duft des Gins
& die spätere Frau meines Bruders.
Aber – das stimmt überhaupt nicht.
Schon lange vorher hatte es niemals
1 komplettes Jahr ohne Alkohol gegeben….
Ein Gläschen Sekt zu Silvester oder zu Geburtstagen….
ein Schlückchen Sliwowitz, das ich mir ab & an
aus der Hausbar meiner Eltern stibitzte (weil ich
Geruch, Geschmack & Wirkung so mochte; ich mochte
Pflaumen schon immer gerne) ….
Ach ja, und da war auch noch der Schluck Bier, den
ich aus dem Glas meines Vaters bekam – als der
eine seiner Geliebten besuchte (sie war Inhaberin einer Bar,
hatte lange schwarze Haare, sah südländisch aus, und
wenn ich länger darüber nachdenken würde, fiele mir vielleicht
auch ihr Name wieder ein…. Astrid?); jedenfalls saß ich auf dem Schoß
meines Vaters, nippte an dem Bier – & mochte es nicht. Was
ich mochte, war die Tatsache, dass er mir etwas davon abgab. Und
ich auf seinem Schoß saß. Und die hübsche Frau mich anlächelte.
Mit ihren großen dunklen Augen & ihren vollen Lippen.
Ich muss 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein.
Später kamen die Dichter.
Allesamt Säufer. Jedenfalls diejenigen, die mir am meisten bedeuteten.
Trinken war auch eine Haltung. Eine Lebenseinstellung. Etwas,
das eine bestimmte Art von Kunst hervorbrachte; eine, die es
– ohne Exzess – so nicht gegeben hätte. Ja, sie waren Vorbilder.
In meiner Jugend. Und lange darüber hinaus. Aber
heute habe ich keine Vorbilder mehr. In keinem Bereich meines Lebens.
Ein sehr angenehmes Gefühl. Ich möchte nicht mehr jung sein.
Also: wann hatte ich zuletzt ein Jahr ohne Alkohol gehabt?
Ich weiß es nicht. Jedenfalls: vor über 45 Jahren.
Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob es jetzt
exakt 1 Jahr ist….
Es war keine große Sache. Kein großer Schritt. Nichts Geplantes.
Ich hatte eine Erkältung & eine Nebenhöhlenentzündung,
pausierte deshalb mit Rauchen & Trinken….. & –
blieb einfach dabei.
Den Tag des letzten Schlucks, des letzten Zuges aus der Zigarre
habe ich mir nicht gemerkt. Nicht angestrichen im Kalender.
Den ich ohnehin nicht besitze.
Es war kein besonderer Tag.
Eigentlich.
Natürlich: der Genuss fehlt mir. Ab & an. Der Genuss
war immer die Hauptsache – im Grunde. Und sicherlich: die
Bratwurst schmeckt noch besser, wenn man ein Bier dazu trinkt (Ja,
ich glaube, sie hieß wirklich Astrid)…. Und
Pizza ohne Rotwein dazu konnte ich mir früher kaum vorstellen –
obwohl ich mir Vieles vorstellen konnte…. Aber
was soll’s! Ich komme klar. Und ich komme auch
ohne Betäubung klar – wenn es mir schlecht geht. Ich weiß,
dass ich nicht Maß halten kann. Zumindest nicht für lange Zeit.
Und es gibt andere Arten zu flüchten.
Vielleicht wäre das Trinken gut fürs Schreiben? Kann sein.
Egal.
An meinem rechten großen Zeh kann man immer noch sehen,
wo ich mich verletzt habe – als ich mich im Suff
aufs Maul legte….. Und es anfing
zu bluten. Mal wieder.
Doch nach & nach
verschwindet auch diese Spur.
Verflüchtigt sich
wie Alkohol.


Geträumte Rückfälle

Die Träume
in denen ich saufe
sind mir eine Hilfe

denn in ihnen bin ich maßlos

enttäuscht
von mir
& meiner Schwachheit

Geträumte Rückfälle

Doch dann: das Erwachen

Froh – & beinahe glücklich
Denn es gibt nicht viele Träume
in denen ich schwächer bin

als
in der Wirklichkeit

 

 

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Spiegelkuss & Wolke mit Ei

Elektrisches Insekt
Spiegelkuss im Aufzug
Weißwankende Wolke
Buntes Ei auf Empfang

Zusammenhanglos oder lose zusammenhängend?

Ich hasse das Geräusch des Ventilators im Aufzug.
Nachts hallt es durch die Hotelhalle
wie das Gesumme eines stromgefütterten Insekts:
stechend, störend, nervend.
Es stört mich beim – nennen wir’s ‚Arbeiten’;
aber auch bei allerlei wichtigen Untätigkeiten.
Ich kann ihn ausschalten so oft ich will –
irgendein Mensch (vermute ich) schaltet ihn wieder ein.
Essummtessummtessummtessummt – also
gehe ich zum Lift, greife
nach dem Kippschalter…..
Jemand hat den Spiegel geküsst!
Den Spiegel im Aufzug.
Mit dunkel bemalten Lippen….
Der Abdruck des Kusses wandert über mein Abbild,
wenn ich mich bewege.
Ich hasse Lippenstift. Den Geschmack des Künstlichen.
Doch ich liebe
die Abdrücke – Lippenmalerei
auf Glas, auf Zigaretten, auf meiner Haut.
Die Linien; die Lücken; die Öffnungen.
Eine Erinnerung.
Die mich bewegt.
Wer hat den kalten Spiegel geküsst?
Ich weiß es nicht – & werde es nie erfahren.
Nur ihre Größe kann ich erahnen; die Höhe ihres Mundes;
die Fülle ihrer Lippen (natürlich: ich kann mich täuschen –
wie so oft; doch solange mir Wahrheit & Wirklichkeit nicht
dazwischenfunken, habe ich recht. Und niemand sonst.).
Kipp! Es wird ruhig. Der Schalter steht wieder oben.
Und ich setze mich hinter die Rezeption. Träume dem Kuss hinterher.
Einsam – selbstverliebt – übermütig – wie war sie gewesen?
Während der Fahrt durch die Nacht bitte nicht mit dem Nachtportier reden!
Aber keine Sau hält sich an die Regeln der Träumer.
Die Drehtür fächert eine alte Frau ins Hotel.
Die Frau wankt. Ihre Frisur: eine leuchtend-weiße Schäfchenwolke;
jederzeit könnte sie anfangen zu schneien.
»Gibt’s hier noch was zu trinken?«
»Nein«, sage ich.
»Dassissblöd«, sagt sie.
»Tja. Da ist noch die Minibar.«
»Nee – alleine trinken macht kein´ Spaß.«
(Wie wenig ihre Erscheinung & ihr Alter zu ihrer Trunkenheit passen,
denke ich – & weiß, dass dieser Gedanke unsinnig ist. Immerhin:
sie trinkt nicht allein.
Fast klang es wie eine Einladung. Doch
ich trinke nicht mehr. Und als ich noch trank, tat ich es allein.)
»Ich hab meine Zimmernummer vergessen, können se ma grade gucken?«
(Ob ich grade gucken kann? -)
»Ich vergesse meine auch immer, wenn ich zurück in den Knast muss«, sage ich.
Sie lacht. Rauh, besoffen.
Ihr Lippenstift ist grell.
Sie sagt mir ihren Namen; ich sage: »Drei Null Acht. Dritter Stock, rechts.«
»Dann nehm ich mir noch ein Ei.«
Und sie greift zu.
Erwähnte ich, dass es auf Ostern zugeht?
Also: es geht auf Ostern zu. Karwoche.
Ein grünes Nest steht auf dem Empfangstresen.
Bunte Eier, hartgesotten.
Sie nimmt sich das gelbe. Symbolträchtig.
Sagt »Gute Nacht« – & wankt zum Aufzug.
Ich sehe ihren bewölkten Hinterkopf.
Ob sie den Kuss sehen wird?
Sie dreht sich nochmal um…. »Zweiter Stock?«
»Nein, dritter.«
»Zwei Acht Null?«
»Nein – Drei! Null! Acht! Dritter Stock. Rechts.«
»Ah ja.«
Und sie verschwindet in der Kabine.
Allein. Mit ihrem Ei. Und dem geküssten Spiegel.
Es zieht sie hinan. Mit Ruckelgeräusch. Auch der Aufzug
ist nicht mehr der jüngste.
Sie könnte die Größe der Küssenden haben, und wenn sie
in den Spiegel schaut….

Nächtliche Gedanken. – Vielleicht war es
ein Transvestit, der seinen Abdruck hinterlassen hat?

Die nettesten Gespräche habe ich oftmals mit Transvestiten
mitten in der Nacht.
Ach ja – die Romantik!
Am frühen Morgen
wird die Putzfrau
kommen. Und manchmal
summt sie
beim Wischen.
Ich schwärme ein bisschen für sie –
& mag ihr Summen.
Doch mit dem Kuss
im Aufzug
wird es dann vorbei sein.
Und vermutlich hat die alte Frau
gerade jetzt – auf dem Weg nach oben –
den Ventilator eingeschaltet; und vielleicht
schneit es nun
auf ihre Schultern.


Die Mütze der Stripperin

Durch einen dieser berüchtigten Zufälle landete ich
in einem Nachtclub. Obwohl es spätabends war, war ich
jung. Kannte die Stadt nicht, kannte die Menschen nicht.
Wusste nicht, was mich erwarten würde. Nirgends. Und
auch in diesem Club nicht, der sich Nachtclub nannte;
sogar am späten Abend.
Artistik, versprach der Schaukasten.
5 oder 6 Kekse hatte ich an dem Tag gegessen, um
Geld zu sparen.
Ich saß direkt an der Bühne, konnte meinen Ellenbogen darauf
stützen. Stützte meinen Ellenbogen darauf. Trank Rotwein.
Ohne andere Grundlage als die Kekse. 5 oder 6.
Leichter Schwindel. Artistik
wurde geboten. Man jonglierte
mit Langeweile. Zauberte.
Im Licht des Weines beinahe unterhaltsam.
Gerade wollte ich gehen, da kam
die erste Frau. Auf die Bühne neben meinen
Ellenbogen. Und zog sich aus
in einem anderen Licht.
Ich blieb.
1 Frau lang. 2 Frauen lang.
Hübsch, doch keine Schönheiten.
Weitere folgten.
Ich war so jung, dass es einfach für sie war,
älter zu sein als ich. Hübscher zu sein
war noch einfacher
für sie. Ich
war froh, hier zu sein. Dankte dem Zufall,
dem berüchtigten.
Die Schönheit kam zuletzt.
In blauem Jeansstoff. Hotpants, Weste & Mütze.
Schwarze Stiefel.
Die Artisten gerieten
in Vergessenheit;
was auf sie gefolgt war, geriet
in Vergessenheit.
In mein Vergessen.
Und der einzig wahre Zaubertrick des Abends
geschah – als sie die Mütze abnahm……
Wie konnte all
dies Haar
darunter versteckt gewesen sein?
Rotgetönte dunkle Wellen.
Und sie kam zu mir (ich konnte sie
riechen) & setzte
mir ihre Mütze auf. Lächelnd.
Ich rückte sie zurecht. Die Mütze. Am Schirm.
Es blieben nur 2
Teile, die es auszuziehen galt.
Die Weste & die Hotpants (nichts
darunter, und die Stiefel
behielt sie an)…..
Eine aufblasbare Champagnerflasche
stand auf der Bühne, vielleicht 1 Meter hoch.
Die Schönheit tanzte um sie herum, berührte
mit ihren Fingern das, was bei einer echten Flasche
der Korken gewesen wäre, lächelte
in Richtung des jüngsten Zuschauers,
der ihre Mütze trug, und die Lautsprecher
vibrierten von: Sailors: ‚A Glass of Champagne’…..
Die Mütze passte mir. Wärmte die Träume.
Erhitzte die Fantasien. Gebar Erwartungen.
Dann lag die Flasche am Boden, und
die Schönheit ritt nackt & gestiefelt auf ihr.
Im Rhythmus gesungener Worte.
Getönt wogende Wellen, weiches Fleisch – & über
all Haut Haut Haut.
You’ve got the figure full of delights
Sie ritt & tanzte, tanzte & ritt – & ich
konnte mir vorstellen, mir ausmalen, mir
erträumen – the two of us over a glass of Champagne…..
Fieberwahn des bemützten Schädels. Roter
Wein ohne Grundlage. Leichter Schwindel….. Mein Ellenbogen
hatte längst die Bühne verlassen. Schließlich
ging auch sie. Die Schönheit.
Ein kurzer Augenblitz in meine Richtung, dann
wandte sie sich um & verschwand (dieser Arsch dieser
Arsch dieser Arsch
) hinter dem Vorhang,
dessen Farbe ich vergessen habe.
Hände applaudierten. Irgendein Typ, der vermutlich
ein Gesicht hatte, kam hervor, sammelte
die 2 Teile vom Boden auf
& nahm mir die Mütze.
Wie ein Dieb.
Fort. Alles
fort.
Mein Kopf
wurde nicht kühler dadurch. Doch
ich ging. Verschwand
wie sie.
Die Frau, die ich damals liebte, hatte
die gleichen Hotpants, die gleiche Weste, eine
ähnliche Mütze. Auch sie
war älter als ich. Sie arbeitete in einer Bar &
lief gerne nackt & gestiefelt durch die Wohnung,
in der ich zu Gast war.
Berüchtigte Zufälle.
Ich kannte die Menschen nicht, kannte die Stadt nicht.
Die Stadt dieses Nachtclubs.
Ich war dort –
nur wegen Joyce.
Und Thomas Mann.
Ich stand an einem Grab
in der Nähe eines Zoos, und
die Sonne schien
auf meinen ungeschützten Schädel.
Ich konnte die Elefanten hören,
und jemand hatte eine Rose
auf ein Denkmal gelegt.
Ich dachte an die Schönheit
& an die Nacht, die
ein später Abend gewesen war.


Cushings Treppe

Eine weitere Nacht alt
bekannter Gedanken

Ich denke an
Peter Cushing
kurz nach dem Tod seiner Frau

Verzweiflung
Raserei
Schmerz

Selbstmord
kam nicht in Betracht

Und so rannte er
wie vom Wahnsinn getrieben
eine Treppe auf & ab

in seinem Haus
das größer & enger geworden war

immer wieder
auf & ab

auf & ab

auf
der Suche nach dem Herzschlag…..

dem verlorenen Herzschlag der Geliebten
dem eigenen Herzschlag des Todes

Ich kann sie hören
seine verzweifelten Schritte
auf den Stufen

Und die Stille
um ihn herum

Helen & Peter Cushing –
eine der großen Liebesgeschichten.

Ich kann sie sehen
meine alte düstere Kellertreppe

Sehen
wie die abwesende Geliebte
die Stufen auf & ab geht

lautlos & barfuß
auf dem Teppich
der Falten wirft

Sehen
wie sie aufwärts stolperte
bei ihrem ersten Besuch

Fühlen
wie warm & feucht es unter ihrem Rock war
als ich unter ihr auf der Treppe stand
& meine Hand verschwand

Und einsam stolperte ich
abwärts
im Suff
auf dieser Treppe

Verzweiflung
Raserei
Schmerz

Blutergüsse & Prellungen

Auf & Ab

Er überlebte sie lange
Lebte weiter
mit seinem Prostatakrebs

& alterte
schneller als je zuvor

als hätte er es eilig –

Er glaubte
an ein Wiedersehen.

Ich glaube
an Nichts.

 

 

Helen & Peter bw


Ich bin Derselbe – & der Andere

1.

»Wenn er besoffen ist, schreibt er mir«, sagte sie.
»Immer wieder«, sagte sie.
Sie strich über das Handy, las die Nachricht.
Ich sah ein kleines Foto auf dem spiegelnden Display.
Irgendein Typ eben.

Mir ging es gut. Das Bett war warm. Ihre Nähe weich.
Ihr Duft mein neuer Lieblingsduft. Und ich dachte
weniger nach als früher.
»Traumfrau«, sagte sie – »kotz, das kann ich ja ab.«

Er würde keine Antwort bekommen.
Soviel war klar.
Mir war das recht. Und doch klang es hart
in meinen Ohren.

 

2.

Ein Telefonat.
»Weißt du, was die Kinder heute meinten?« sagte sie.
(Ich glaube, es handelte sich um denselben Typen. Es könnte aber auch
ein Anderer gewesen sein. Letztlich ist das egal.)
»Sie meinten zu mir: ‚Du hast ihm voll das Herz gebrochen‘

Ich hörte ein Lächeln in ihrer Stimme.
Mir ging es gut. Selbst die Entfernung zwischen uns
schien erträglich. Wir lachten viel, und der Sessel vor meinem Schreibtisch
war weich. Ich liebte ihre Stimme – an die ich mich erst
hatte gewöhnen müssen. Ich dachte weniger nach als früher – doch
ich hatte eine dunkle Ahnung davon, wie
der Andere sich fühlen musste.

Eine dunkle Ahnung von Finsternis.
Die mir gar nicht gefiel.
Sie klang hart.

 

3.

Ich bin Derselbe. Nur dass ich nicht mehr saufe. Also
bin ich auch ein Anderer. Ich bin Der Andere.
Ich schreibe, ohne besoffen zu sein. Doch
auch nicht nüchtern.
Und bekomme keine Antwort.

Es sind nur Worte
auf einem spiegelnden Display.
Irgendwo.

Ich denke wieder mehr nach – aber letztlich
ist das egal.


Die trockene Romantikerin

Der Satz ist
auf ihrem Mist gewachsen.
Sie hat
das Urheberrecht.

„Ich bin trockene Romantikerin.“

Andere
mochten den Satz.
Fanden ihn
lustig, geistreich – oder
was auch immer.

Ich hasste ihn.
Fand ihn
zum Kotzen.

Diesen Satz & fast
Alles,
was er implizierte –

den Entzug
die Nüchternheit
das Rauschlose

& den kalten Blick.

Nun gut,
im Moment war auch ich
trocken.

Hatte mit dem Saufen aufgehört.
Das war keine große Sache. Eigentlich.
Denn es gab keinen Entzug. Im
eigentlichen Sinne. Ich war
nicht körperlich
abhängig gewesen.

Zumindest nicht
vom Alkohol.

Meine Sucht war leichter
& komplizierter
zugleich

gewesen.

Lustig, geistreich – oder
was auch immer.

Ja, ich bin nüchtern
in diesem Augenblick.

Aber nicht
rauschlos; nicht
kalt.

Und es besteht immer die Möglichkeit
des Rückfalls.

Die Gefahr
oder
die Hoffnung.

Und dann werde ich wieder
trinken.

Im besten Fall:

Den Saft der
rückfälligen Romantikerin.


5 Flaschen

Ich öffnete den Kühlschrank.
Da lagen sie – die letzten 5 Flaschen
Bier. Im untersten Fach.
Ich nahm sie heraus.
Hielt sie gegen das Licht.
Trübe Aussichten. Einsichten.
Schleier schwammen in den Flaschen.
Ich las das Datum. Abgelaufen vor Monaten.
Ich öffnete eine Flasche nach der anderen.
Kippte alles in den Ausguss.
Biergestank. Der verflog.
Verschwendung, dachte ich. Ach,
was soll’s!

Das Bier war ohnehin nur
für Besuch.
Die letzten 5 Flaschen aus einem Kasten,
der im Keller stand. 5 Flaschen
für den Ausguss. Die anderen
waren ausgetrunken worden.
Immerhin. Auch sie
nicht von mir.


Hau mir ab mit Connie Francis!

Der Fusel verzog sein Gesicht.
Soll heißen: Der Mann verzog sein Gesicht, als
er den Fusel in sich hineinschüttete.
(Immer diese Mehrdeutigkeit
der Sprache! Immer diese Mißverständnisse.)
Eigentlich hätte ich
dieser Mann sein sollen.
Billigen Liebeskummer ersäuft man am besten
mit billigem Schnaps.
Grüner Tee ist da eher nutzlos
& uncool – aber
wäre ich dieser Mann gewesen,
hätte ich keinen Liebeskummer gehabt; dann
wäre der Grüne Tee angemessen gewesen, aber
ich hätte ihn nicht getrunken….
Ach, was weiß denn ich. Es ist kompliziert.
Ich war schon bei der zweiten Kanne; draußen
war es längst dunkel, und jedes Möbelstück in meinem Haus
sah aus, als sei es von IHR berührt worden. Wie ich.
Die leise Rieselmusik aus dem Radio barg die Gefahr in sich,
dass jederzeit das falsche Lied gespielt werden konnte; in
Phasen wie diesen ist es daher gut, wenn Unser Lied
niemals ein Hit war. Das erhöht die Chancen
davonzukommen.
Die Konversation stockte.
Ich hatte ohnehin schon genug gesagt. Eigentlich
habe ich immer das Gefühl, genug gesagt zu haben –
selbst wenn ich schweige. Und da ich
mir ständig widerspreche, sagte ich nun wieder etwas:
»Verdammt, ich möchte auch mal Glück haben. Und
ich meine nicht: im Spiel. Ich hasse Spiele!«
»Du redest wie ein Besoffener«, sagte er.
»Das ist das Gute«, sagte ich, »nach Jahrzehnten
der Sauferei braucht man keinen Alkohol mehr, um
zu denken, zu fühlen & zu reden wie ein Besoffener.
Man hat alle Zustände in sich gespeichert.«
»Na, Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke.« Ich stellte die Tasse ab
als sei sie ein leeres Whiskyglas. Das erschien mir
lächerlich. Und daher
passend.
In dem Spiegel, der neben dem Bücherregal hing,
konnte ich nur mich sehen. Ich war allein
in seinem Bild. Und natürlich
kam mir der Gedanke:
Dieses Spiegelbild entspricht der Wahrheit mehr
als die Wirklichkeit.

Alles
eine Sache des
Blickwinkels.
Die Stimme des Mannes, der
ich hätte sein sollen, klang
unsicher.
»Und überhaupt«, sagte er, »das ist doch
alles Quatsch – Glück, Pech, Liebe, Spiel.
Dieses alberne Sprichwort. Glück & Pech kann man
zur Not ja noch auseinanderhalten, aber Liebe
& Spiel

»Du meinst Liebesspiel
»Ich meine gar nichts.«
»Jetzt redest du wie ein Besoffener.«
»Das ist korrekt«, sagte er. Und stellte das Whiskyglas ab
wie ein Whiskyglas. Daraufhin
fing er zu singen an – über das Radiogeriesel hinweg:
»Die Liiieebe ist ein sääältsames Spiieel….«
»Aufhören!«
Er sang noch: »Sie kommt…« Dann verstummte er.
»Oh verdammt«, sagte ich, »hau mir bloß ab mit Connie Francis.
Dies ist nicht der Augenblick für Schlager.«
Er grinste.
Eigentlich fand ich
es auch ganz amüsant. Und in meiner Kindheit
hatte ich dieses Lied durchaus gemocht.
Wahrscheinlich war es für manche Paare
Unser Lied gewesen. Arme Schweine. Auch sie.
»Wart’s ab«, sagte er – plötzlich ganz ernst, »sie
wird zurückkommen.«
»Na sicher.«
»Ja, Mann. Echt, Mann. Denk nur an all die Zufälle, die
keine waren. Ihr gehört zusammen…. selbst wenn ihr
nicht zusammen passt…. Da beisst kein Faden…. also, die Maus….
Ach, du weißt schon, was ich meine.«
»Na sicher.«
»Wahrscheinlich…. wahrscheinlich hat das Ganze sie
unbewusst ein bisschen erschreckt…. & deshalb isse auf
Distanz gegangen…. Wart’s nur ab.«
»Westentaschenpsychologie«, sagte ich, »sehr gut.«
»Na immerhin«, sagte er, »besser als nix. Besser als
Selbstmitleid. Besser als irgendwelche Scheißgedichte, die
alles nur schlimmer machen.«
»Du hast zuviel getrunken«, sagte ich.
»Du auch. Immer schon.«
Grün ist ihre Lieblingsfarbe – fiel mir ein.
Ich schaute in den Spiegel. Ohne mich anzusehen.
Wie oft war Sie an ihm vorübergegangen…..
Lachend. Nackt. Selbstbewusst.
Vielleicht hatte sie ihn berührt. Wie mich.
Ihr Bild hätte darin
gefangen sein sollen. Doch da war
nichts.
Womöglich hatte er recht.
Nicht der Spiegel.
(Immer diese Mehrdeutigkeit der Sprache! Immer
diese Mißverständnisse.)
Nein, nicht der Spiegel –
der Mann, der im Spiegel
nicht zu sehen war.
So wie Sie.

Connie bw


Die Traurigkeit der Kassiererin

Da wartete ich nun also auf ein Taxi
an einem Herbstmorgen vor Sonnenaufgang.
Mit meinem Kuchen in der Hand –
Puddingstücke mit zentimeterdickem Schokoladenguss,
Käsequader mit Mandarinen; ein großes,
schweres Päckchen.
(Gleich neben dem Hotel, in dem ich aushilfsweise arbeitete,
gab es eine Bäckerei.)
Das Taxi kam, ich stieg ein.
»Na, Feierabend?« sagte der Fahrer.
»Endlich«, sagte ich.
»Und Sie haben mir Kuchen mitgebracht; das ist aber
nett.«
Kurzes pflichtgemäßes Lachen meinerseits.
»Das ist mein Ritual nach der Nachtschicht«, sagte ich –
»ins Bett, einen Film gucken & dabei Kuchen essen.«
»Ja«, sagte er, »solche Rituale braucht man. Ich trinke
2, 3 Bier nach der Arbeit.«
Ich sagte nichts. Dachte an mein kaputtes Auto. An die
Fleischbatzen, die ich aus dem Motorraum geklaubt hatte.
An den Gestank des Blutes. An den
erschrockenen Blick aus schwarzen, geweiteten Augen.
An das späte Rendevouz auf der Autobahn – ohne Fernlicht,
bei 140 km/h. Es würde nie erwachsen werden – dieses
Reh.
»Trinken Sie gar nicht?« fragte der Fahrer.
»Nein«, sagte ich, »nicht mehr.«
»Also – 2, 3 Bier nach der Arbeit finde ich ok«, sagte er, »oder
ein Glas Wein zum Essen.«
»Klar«, sagte ich.
»Ich hab nen Kumpel – bei dem geht unter 3 Flaschen Wodka am Tag
gar nix. Oder 2 Flaschen Bacardi
Ich fragte mich, warum er ausgerechnet mit mir über dieses Thema sprach.
Wie isser nochmal darauf gekommen? Ach ja, der Kuchen.
»Na, so viel hab ich nicht geschafft«, sagte ich, »aber zuviel war’s auf
jeden Fall; nach einem Glas Wein zum Essen kann ich nicht aufhören.«
»Ach, das kenne ich. Ihnen fehlt diese Grenze im Gehirn, die sagt: Genug!«
Diesmal verkniff ich mir das Lachen.
»Ja, so ungefähr.«
»Bei mir ist das so mit dem Essen. Deshalb bin ich so dick.«
Ich fand ihn nicht besonders dick; aber allzu genau hatte ich ihn mir auch
nicht angeschaut.
»Immerhin«, sagte er, »ich zwinge mich dazu, am Tag nicht mehr als
1 Stück Schokolade zu essen. Aber dieses 1 Stück
muss sein.«
»Und ich zwinge mich dazu, nicht mehr als 1 Tafel am Tag zu Essen, neben
all den anderen Süßigkeiten.«
Er lachte. »Sieht man Ihnen nicht an.«
Über das Rauchen sprachen wir auch noch. Er rechnete mir vor, wieviel
ihn das im Monat kostete.
»Mit dem Rauchen habe ich zur selben Zeit aufgehört wie
mit dem Trinken«, sagte ich.
»Sie werden mir langsam unheimlich«, sagte er.
»Ja«, sagte ich, »unheimlich langweilig.«
Endlich waren wir angekommen.
Ich zahlte den ausgemachten Preis. (Personalfahrt
nennt sich das, ein Abkommen zwischen dem Hotel &
dem Taxiunternehmen. Trotz des Nachlasses
lohnte es sich für mich kaum, überhaupt
zu arbeiten. Busse aber fahren um diese Uhrzeit nicht
in das Kaff, in dem ich wohne.)
»Heute Abend wieder?« fragte der Fahrer.
»Ja«, sagte ich. –
Eigentlich war ich
nach dem ersten mächtigen Puddingstück
bereits satt.
Doch ich aß all die anderen Stücke auch noch.
Genüßlich im gemütlichen Bett.
Ja – im Grunde hatte ich den Alkohol
durch Süßigkeiten ersetzt. (Und dabei
10 Kilo abgenommen.)
Als der Film zuende war,
dauerte es noch lange
bis ich einschlafen konnte.
Schwerer Magen, schwerer Kopf.

Schließlich
fand ich mich wieder
in einem geträumten Supermarkt.
Draußen war es kalt gewesen – doch hier
war es warm. Ich stand vorm Ausgang,
schaute hinaus durch das Glas
der Tür – auf einem Schild der Schriftzug:
Real
neben mir ein Einkaufswagen
voller Flaschen.
Ich hielt eine Flasche Wermut in der Hand.
Trank daraus. Erst vorsichtig. Dann
in großen Schlucken.
Bittersüß.
Irgendwann wandte ich mich um –
der Supermarkt war beinahe menschenleer; wie
kurz vor Schluss…..
Nur eine einzige Kasse war besetzt.
Die Kassiererin sah mich an – als
hätte sie mich schon die ganze Zeit über
beobachtet.
Ich fühlte mich
mit ihr allein.
Fühlte mich
allein
unter ihrem intensiven Blick.
Aus schwarzen, geweiteten Augen.
Bittersüß.
Hatte ich nicht bezahlt?`
Doch. Das hatte ich. Ob
gleich ich es nicht geträumt hatte.
Und sie sagte
über die Distanz hinweg:

»Sie wissen, warum
ich traurig bin.«

Augen
blicklich
erwachte
ich.

Verwirrt.
Mit Herzklopfen
& dem Geschmack von Wer
mut im Mund.

Ein Traum.
Ein Traum!
Nur ein Traum.

Un
fass
bare
Er
leicht
er
ung …..

Beinahe
war ich glücklich

in diesem Augenblick.

Denn – ja,
ich hatte gewusst, warum
sie
traurig gewesen
war.


Der Horror des Lobes

Da war sie wieder –
die Resonanz.

Ein Lob
für etwas
Altes,
Vergangenes.

»Das ist einer deiner besten Texte.«

Ich erinnerte mich
nur dunkel.

Vermutlich
hatte ich ihn im Vollrausch geschrieben.
Wie so viele
damals.

Das Lob war
wie die Bestätigung
meiner Befürchtungen…..

Die Nüchternheit
ist nicht gut für dich & deine Schreiberei…..
Du solltest wieder anfangen
zu saufen…..
Egal
ob dir das bekommt
oder nicht….

Lob
bekommt mir nicht.

Oh, Moment –
Lob bekommt mir nicht?

Warum
sollte ich also wieder anfangen zu saufen,
nur um welches zu bekommen?

Von mir
oder
von Anderen….

Ich mag diese
absurden Widersprüche.

Und im Moment habe ich
so
wieso
keinen Durst.


Obwohl – nicht weil!

Als ich be
schloss Schluss
zu machen
mit der Sau
ferei
ging ich ein
kaufen

Ich be
sorgte:

Gin
Wodka
Scotch
Tequila
Pernod
Vermouth
Rum

Die Durch
reiche
zwischen Küche & Wohn
zimmer ist
meine Haus
bar

Dort
stellte ich sie
auf –
die Flaschen

Alle voll
Alle verschloss
en

Ich gehe
an ihnen vor
über

tag
täglich

er
freue
mich
an ihrem An
blick

dem Spiel
des künst
lichen Licht
es in den
Flüssigkeiten

Die An
wesenheit
der Flaschen ist
wichtig

Denn
es wäre schwach
nicht zu sau
fen

bloß
weil
nichts
im
Hau
se

ist

Bar bw


Die trunkene Matratze

Selbst Küsse
mit Biergeschmack
konnten mich
nicht
zum Trinken verführen.
Das Verfallsdatum
auf den Flaschen im Kühlschrank
rückte unaufhaltsam näher.
Zu langsam
wurden sie dezimiert,
da die Frau, die
das Bier trank,
zu selten vorbei kam.

Sie klettert aus dem Bett
Feuchtfleckige Falten im zerwühlten Laken
Kuhlen zweier Körper in der Matratze
Lustgetrocknete Kehlen
»Willst du auch was trinken?«
»Nein« sage ich
zu ihrem Arsch
der das Zimmer verlässt
Das Geräusch nackter Füße auf dem Flur
Ich liege in Gerüchen
Höre die Kühlschranktür
Das Öffnen der Flasche
Die Frau kommt
zurück
ins Bett
Sitzt aufrecht
Wir bilden 2 Rechte Winkel
Sie ragt aus meiner Mitte
Trinkt
aus der Flasche
Ich betrachte ihren Rücken
Schluck
Schluck
Sie setzt die Flasche ab
irgendwo
»Wie praktisch« sagt sie »Kuck ma,
freihändig«
Leicht ausgestreckte Arme erscheinen
links & rechts
»Wo hast du die Flasche?« frage ich
& richte mich auf
um nachzusehen
Die Frau
wendet sich zur Seite
Etwas fällt
Etwas gluckert
Etwas rauscht kohlensäuerlich
»Oh Scheiße!« sagt sie
lachend
Bier sickert in die Matratze
Viel Bier
Viel Flüssigkeit
Eine Lache auf dem Laken
Ein herber Geruch
kalt & klamm
der sich vermischt
mit Lust
Lachen
und

Einige Handtücher & Zewas später
sagte ich:
»Wo war denn nun die Flasche? Ich dachte,
sicher zwischen deinen Beinen….«
»Zwischen meinen Brüsten«, sagte sie.
»Schade, dass ich das nicht gesehen habe, aber
du kriegst kein Bier mehr. Höchstens
in der Badewanne.«

Lachen.

Selbst Küsse
mit Biergeschmack
konnten mich
nicht
zum Trinken verführen.

Ein trockener Säufer
im feuchten Bett.

Doch der Eigengeschmack
der fremdvertrauten Zunge
berauschte mich.

Mehr &
mehr.


Die gute Mahlzeit

Der Mann mit dem Schirm hielt den Schirm
aufgespannt über Currywurst & Pommes – &
über seinen Kopf, in den er Currywurst & Pommes happte.
Es war noch Platz unter dem Schirm.
Für einen zweiten Mann.
Den Freund. Den Mann mit der Bratwurst.
Abenddämmerung.
Nieselregen trommelte zart auf den schwarzen Stoff.
Der Stehtisch stand frei.
Sie hatten ihn sich ausgesucht,
obwohl sie unterm Vordach des Imbisses noch Platz gefunden hätten.
»Und?« sagte der Mann mit der Bratwurst.
»Nichts und.«
»Nichts Neues also?«
»Nein.«
»Du hast immer noch
nichts von ihr gehört?«
»Nein.«
»Seltsam.«
»Vielleicht. – Aber eigentlich
nicht.«
»Was meinst du?«
Eine Straßenbahn fuhr vorbei –
fast leer – ein von innen leuchtender Wurm –
metallischer Klang.
»Ganz einfach«, sagte der Mann mit dem Schirm;
das gelbe Plastikgäbelchen in eine Fleischscheibe pieksend,
»manche Menschen sind
wie eine gute Mahlzeit:
Am Anfang
schön
gut duftend
appetitanregend
lecker –
& am Ende
auch nur Scheisse.«
Er lächelte;
zufrieden mit seiner Formulierung.
Der Mann mit der Bratwurst grinste,
stippte das Ding in seiner Hand in den Senf.
»Du bist zu hart«, sagte er.
Der Mann mit dem Schirm sagte:
»Erwähnte ich schon mal, dass ich knusprige Pommes
nicht ausstehen kann?«
Er nahm eine einzelne Fritte zwischen die Finger –
lang, labberig, fettgetränkt.
»So müssen sie sein.«
Das rasche Auf & Ab seiner Hand
unterstrich die weiche Beschaffenheit, die er meinte.
»Und so bin ich«, sagte er. »Und manchmal
auch so….«
Und er streckte den Arm aus & hielt die Fritte
in den Regen.
Dann aß er sie auf.
»Übrigens sind mir knusprige Pommes auch zu laut«,
sagte er. »Ich liebe das leise Essen.«
Der Andere grinste. Schon wieder.
»Spinner«, sagte er. Freundschaftlich.
Der Mann mit dem Schirm lachte. Kurz.
Er betrachtete die Kondensperlen auf den Bierflaschen.
»Schade«, sagte er, »dass die Straßenbahnen hier
keine Oberleitungen mehr haben. –
Ich mochte den Funkenflug.«


Der Nachtfalter auf dem Insektennetz

Letztes Abendlicht
gerastert
durch die dünnen Fäden eines Netzes

Insektennetz vorm Küchenfenster
Das Fenster geschlossen
Was dem Netz den Sinn raubt

Leere Aschenbecher & volle Flaschen auf der Durchreiche
Gin, Wodka, Whisky, Tequila, Absinth …..
Ich gehe an ihnen vorbei

rastlos

Nicht trinken
Nicht trinken
Nicht trinken!

Durch die Flüssigkeiten in den Flaschen
ist mein Blick
auf das leere Wohnzimmer dahinter

gefallen

Die Leere
hat Platz
genommen

So viel Platz
dass es eng wird
in mir

Ich fühle mich
aus dem Zusammenhang
gerissen

Wie ein Satz
der plötzlich

keinen Sinn mehr ergibt
oder
einen anderen als gedacht

oder
wie ein Satz der
allein

nicht mehr verstanden wird
nicht mehr verstanden werden kann

Letztes Abendlicht
gerastert
durch die dünnen Fäden eines Netzes

Das Licht
ist mir
zu viel

Ich gehe zum Fenster
um die Rolläden
herunter zu lassen

Außen
auf den winzigen Quadraten
dem umwobenen Nichts
ruht

ein Nachtfalter

wie auf der Seite
eines Rechenhefts
aus Fäden & Luft

Wenn ich das Licht aussperrte
würde ich ihn einsperren

Gefangen
zwischen Netz & Verdunkelung

mit dem Blick
in das Innere
meiner Einsamkeit

Aber warum
soll es ihm gehen
wie mir?

Ich werde ihm das ersparen

Ich öffne das Fenster
tippe sacht gegen das Netz

Er soll davonfliegen

Durch den späten Abend
in die Nacht

die sein Zuhause ist

Ich tippe
Er fällt

herab

tot

Ich atme
frische Luft

Ein
Zwei
letzte Züge

vor dem Schließen des Fensters

Nicht trinken
Nicht trinken
Nicht trinken!

Die Flaschen sind voll
Die Aschenbecher sind leer

ohne Asche

Die Leere
hat
Platz
genommen


Immer weniger

»Du wirst tatsächlich immer dünner«, sagte sie.
Ihre Hand auf Testfahrt
unter der Bettdecke
auf meinem Oberschenkel
meinem Arsch
meinem Bauch ….
»Tja«, sagte ich, »so ist das.«
Ihre Stimme klang besorgt. »Du wirst
immer weniger.«
»Mehr von mir würdest du gar nicht
ertragen; deshalb sehen wir uns doch
so selten.«
»So meinte ich das aber nicht«, sagte sie.
»Ich weiß. Aber ich
meinte es so.«
»Du solltest mehr essen &
– hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde –
mehr Alkohol trinken.«
»Mehr ist gut«, sagte ich. »Mehr als
nichts. – Aber keine Sorge. Das werde ich. Irgendwann.
Sobald die Nüchternheit genau so zum Ritual geworden ist,
wie es das Saufen zuletzt gewesen war. Manche
Gewohnheiten langweilen mich einfach. Irgendwann.
Ebenso wie manche Abhängigkeiten.«
Ich konnte sie
nachdenken
hören.
Unter der Bettdecke.
Und ich stellte mir vor, wie ich
immer weniger wurde …..
So lange
bis ich
verschwunden war.


Verschimmelte Kirschen

Das Licht geht an
im Kühlschrank.
Die Cocktailkirschen sind verschimmelt, und
im Glas mit den kernlosen Oliven schwimmen
weiße Flocken;
die Flüssigkeit ist trübe.
Ich friere.
Mir fällt nichts ein.
Die Ideen sind weg;
die Musik klingt anders.
Nichts tanzt.
Und das Essen schmeckt
langweilig.
Zigarren vertrocknen;
die Gesichter & Phantasien des Rauchs
haben sich verzogen.

Wo bin ich?
Wo ist der versoffene Kettenraucher –
mein Kern?

Er ruht sich aus.
Er reist
durch die Einöde der Enthaltsamkeit,
sammelt Kräfte
für später
& empfindet
Heimweh –
eine andere Art von
Kater.

Nichts Neues.
Er wird den Weg zurück
finden.
So wie er ihn immer gefunden hat.
Aus Sehnsucht.

Das Rot der Kirschen
soll leuchten.
Das Grün der Oliven
soll glänzen.

Klare Flüssigkeiten, in denen
die Musik Wellen schlägt.

Das Licht geht aus
im Kühlschrank.


Der Andere Rausch

In den Zeiten
ohne Alkohol
berausche ich mich
an Dir
Saufe
zwischen Deinen Schenkeln
Halluziniere Deine Haut
Überlasse Dir
meinen Cocktail
Fantaste Dich mit der Zunge
Schlucke Dein Lachen
Beisse in Früchte
die lebendig sind
Stoße an
ohne Glas
& verschütte mich
in Dir

Und mit dem Entzug
kommt
das Delirium

Und in dem Delirium
kommst
Du

wie immer

immer wieder

Du


Die verlorene Erinnerung

Meine verlorene Erinnerung
fand ich wieder
im Gedächtnis
der Geliebten

Aufgehoben
Bewahrt
Sicher

Ich wusste kaum mehr
wieviel ich getrunken hatte
Nur was:
Wodka
Cocktails
Rotwein

Allein
doch nicht einsam
war ich durch das Haus
getanzt
oder
gewankt
oder
gestolpert
oder
was auch immer

Mit dem Telefon in der Hand
Der geliebten Stimme im Ohr

Die Stimme so nah
Die Geliebte so fern

In meinem Schädel
ein Kettenkarussell
bewegt von
Sehnsucht
Alkohol
& langsamem Vergessen

Und irgendwann
war ich
ins Bett
ge-

fallen …..

Und der Film
riss

…..

Als ich erwachte
war da ein Schnitt
in meiner Handfläche
& ich wusste nicht woher

Ich erinnerte mich
an das Blut
Erinnerte mich
es abgeleckt zu haben
Erinnerte mich
an die Stimme
& den Schmerz

Der Schmerz war
vergangen
Die Wunde
ein Rätsel
das sich geschlossen hatte
während ich schlief

Meine verlorene Erinnerung
fand ich wieder
im Gedächtnis
der Geliebten

als wir erneut telefonierten …..

»Komisch«, sagte ich, »da ist ein Schnitt
in meiner Handfläche, und ich weiß nicht mehr,
wie es dazu gekommen ist.«
»Du hast einen Bilderrahmen aufgefangen«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Du hast eine Tür zugeknallt, und dabei ist
ein Bilderrahmen runtergefallen, den Du gerade noch
auffangen konntest.«
»Scheiße, ja – jetzt fällt’s mir wieder ein. –
Nur welcher …. ich habe doch kaum noch Türen hier ….«
Ich ging den Flur auf & ab. Dachte nach. Dachte nach …..
»Ah, ich hab’s«, sagte ich. »Die Schlafzimmertür!
Don Quixote ist runtergefallen.«
»Ja, Du warst auf dem Weg ins Bett.«
»Das ist das erste Mal, dass ich so etwas vergessen habe.«
»Na, jetzt hast Du ja mich«, sagte sie. »Lass mich
Dein Gedächtnis sein.«

Wir lachten
Sie & ich
Dulcinea (die kein Phantasiegespinnst mehr war) &
Der Ritter von der traurigen Gestalt

Es war gruselig
einen Filmriss zu erleben

Doch es ist schön
ein solches Gedächtnis zu haben

Ein Gedächtnis
das meine verlorenen Erinnerungen
aufhebt & bewahrt
Sie in Sicherheit bringt
für mich

Ein Gedächtnis in der Ferne

Ein Gedächtnis
das
mich
liebt.

JD500103


Das Feuer des Zuhörens

Es war
als wäre ich
dabei gewesen.
Wie so oft.

Zuhören
zeichnet

bewegte Bilder.

Zuhören
riecht.

Zuhören
schmeckt.

Zuhören
klingt.

Zuhören
fühlt
sich an.

Ich lag im Bett; das Telefon am Ohr.
Sie erzählte.

Es ist ein eiskalter Abend, eine eiskalte Nacht.
Ein Osterfeuer brennt in der Dunkelheit.
Es wird getrunken. Bier. Wein. Schnaps (»Hütten-Feuer«
heißt das Zeug).
Knisternde Flammen, Rauchgeruch, Stimmen.
Es wird verdaut.
Und das Klo ist so weit weg.

Ich hörte Musik –
wusste aber gar nicht, ob es dort Musik gegeben hatte.

Sie muss pissen. Dringend.
Das Klo ist so weit weg.
Doch da ist eine Scheune.
Im Gegenlicht des Feuers.
Sie geht hinter die Scheune.

Ich hörte ihre Schritte auf der gefrorenen Erde.

Es ist finster hinter der Scheune.
Die Gürtelschnalle klimpert.
Jeans & Slip gleiten über den unsichtbaren Arsch,
die unsichtbaren Oberschenkel hinab.
Sie hockt sich hin.
Sieht in der Entfernung die Rücken dreier Männer
an einem Baum, die tun, was sie im Begriff ist
zu tun.
Und
sie lässt es laufen.

Ich hörte es plätschern,
sah es dampfen,
roch es &
spürte die Wärme, die den Boden erweichte.

Ein Schatten tritt hinter die Scheune.
Geworfen von einem Fremden.
Sie vernimmt das
Zzziippp eines Reißverschlusses ….
»Hallo?« sagt sie, »ich sitze hier bereits.«
»Oh«, sagt der Fremde, »Entschuldigung, ich habe dich nicht bemerkt.«

War es wirklich ein Fremder?
Schließlich
konnten sie sich nicht erkennen.

Der Mann verschwindet.
So schnell er vermutlich kann.

»Ich hätte warten sollen, bis er ausgepackt hat«, sagte sie.
»Du Sau!« sagte ich.
Wir lachten.
Sehr.

Sie hätte ohnehin nichts sehen können.
So wie er sie nicht hatte sehen können.

Nur ich
konnte sie

sehen

in diesem Moment

konnte sie

riechen
hören
fühlen

Mein Ohr war heiss geworden
vom Hörer.
Alle Sinne lagen wach
in meinem Bett.

Zuhören
ist
geil.

Macht
geil.

»Und wehe, Du schreibst darüber«, sagte sie.
»Natürlich nicht«, sagte ich.


Zielsicher

Zielsicher
fanden sie
die Nächte,
in denen sie
sich
nicht
hätten
allein
lassen
dürfen,
um sich darin
allein zu lassen.

Zielsicher
fanden die Nächte
sie,
um ihr menschliches Unvermögen
auszukosten.

Wind
gebärdet sich
wie Sturm

die Sucht
nach Nähe
wie Liebe.

Der Schlaf des Einen
ist die Hölle
des Anderen

in Nächten
wie diesen.

Er ging in die Küche.
Um die Zeit abzulesen.
Von den Flaschen.
Die Zeit,
die langsamer
verging
als
er.

Die Flaschen hatten zugesehen,
damals, als
sie
vor ihm kniete
in der Küche,
seinen Schwanz im Mund.
Und sie hatten
reflektiert.
Vielleicht nicht diese
Flaschen, aber
Flaschen wie diese.

Er konnte sie schlafen hören.
In einer Ferne, die er
nicht kannte.

Sie war so müde gewesen.
Müde
wie der Tod im Stummfilm.

(Eine seiner Kindheitserinnerungen
aus der Zeit, da er
noch
nicht
unterscheiden konnte
zwischen dem,
was er sah
&
der Wirklichkeit.
Damals hatte er den Tod gesehen.
Weil er es
glaubte.

Damals
hatte er
Vieles
nicht
auseinander-
halten
können.

Doch
Alles
geht
auseinander

irgendwann.)

Er
war nicht müde.

Er ging im Haus umher,
ziellos
durch die Wellen
der Musik.

Verwirrt
wie seine Gedanken
Verwirrt
wie seine Gefühle

Zusammen
hang
los!

Die Gelassenheit von einst
war fort.

Er wusste nicht,
worauf seine Gedanken hinaus wollten …..
Und wohin
hinaus?

Vielleicht
in die Raserei
Vielleicht
in den Wahnsinn

Zielsicher


Gleitmittel

Sie schrieb:
Zwei Treffen zum Kennenlernen sind
Minimum. Vorher:
Kein Sex.

Ich schrieb zurück:
Ok…. Dann lass uns gleich
mit dem dritten Treffen anfangen.

Ein einziges Telefonat folgte.

Zeit
hat man
niemals
zu verlieren.

Ich hatte bereits
zu
viel
davon
verloren.

Sie war nur so dahingeschlittert.
Mir entglitten.

Trockene Jahre.
Jahre der Dürre, die ich
mit Alkohol
befeuchtet hatte.

Eine Wüste.

Suche.
Sehnsucht.
Sucht.

Sie besuchte mich.

Fand mich
in meiner Einsiedelei,
die ich mir teilte
mit stehengebliebenen Uhren,
Spiegeln,

Büchern,
Schall-
platten,
alten Lampen –

in deren Licht
wir
uns
kennen-
lernten ……

Erfühlte
erfüllte
Zeit –

Sie sagte:
»Kannst du dir vorstellen, dass es
Männer gab, die meinten,
ich sollte es mal mit Gleitcreme versuchen?«

Ich sagte:
»Prinzipiell
kann ich mir Alles vorstellen.«

Sie fühlten sich
kalt an –
all diese nassen Stellen
auf dem Laken ……

Abgekühlte Spuren
einer Leidenschaft, die
(einfach
entfacht)
brannte
brannte
weiter brannte ……

Eine Leidenschaft
wie eine Selbstentzündung.

Sie lief aus
als ob
sie nicht enden wollte.

Ein Durst, der
nicht
gelöscht werden konnte.

Heiße Schritte.

Eine Oase –
die keine Vorspiegelung war.

Vielleicht
hatte ich mir doch
nicht
Alles
vorstellen
können.


Spinne im Glas

Noch nie
habe ich gesehen, dass
eine Spinne,
gefangen in einem Glas,
anfing
zu spinnen.

Aus Angst?
Aus Verzweiflung?
Aus Unfähigkeit?

Weil Fäden im Glas
nicht halten? …..

Oder doch
vielleicht

aus Hoffnung
auf Befreiung?

Noch nie
habe ich gesehen, dass
eine Spinne,
gefangen in einem Glas,
anfing
zu spinnen.

Wir haben
so wenig
gemeinsam.


Ich bin einfach

Ihre Stimme klang trunken
vor Liebe ….
Klang
nach Schwindel & Übelkeit,
nach Zärtlichkeit & Verwirrung.
»Du bist einfach«, sagte sie.
»Einfach zu viel für mich.«
Und sie ging aufs Klo,
um sich den Finger in den Hals zu stecken.
Ich hätte ihr das gerne
abgenommen.
Doch ich war am anderen Ende
der langen Leitung.
Sie musste es allein tun.
Es war nicht schwierig.
Es war einfach
eine Erleichterung.
Und es klang nach
Liebe.
Das nahm ich ihr
ab.


Verschüttet

Irgendwo
zwischen Pastis, Rotwein, Rum & Bier,
zwischen Zigarren & Zigaretten,
Pizza & Kartoffelchips
endete die Nacht
in einem Telefonat.
Lachen, Musik, Eifersüchteleien,
Neckereien, Liebeserklärungen, vertrautes Schweigen.
»Verdammte Scheiße!«
»Was hast Du jetzt schon wieder verschüttet?« sagte sie.
»Bier. Meine Socken sind nass. Meine Hose ist nass«, sagte ich.
»Du hast eine Hose an?«
»Ja.«
»Ich nicht«, sagte sie. »Ich bin nackt.«
»Du Sau.«
»Ich war doch schon im Bett.«
»Ja klar. Ich erinnere mich.«

Ich hatte darin gelegen, verkatert, als sie
eintraf; der Haustürschlüssel steckte
von außen. Und ich hörte Bewegungen, die
nach Vertrautheit klangen – als wäre sie
hier daheim. Sie stellte ihre Schuhe dorthin,
wo sie sie immer hinstellte, machte sich
einen Kaffee in meiner Küche & kam
ins Bett. Und der Kaffee wurde kalt. Wie immer.
Und als sie sich ein Bier holte, wurde es warm. Wie immer.
Musik kam aus dem Nebenraum. Verhangene Fenster.
Die Kerzen brannten herab.
Und irgendwo
zwischen Ficken, Lecken, Schlucken, Küssen,
zwischen Tasten & Lachen, Schweigen & Schlafen
endete der Nachmittag
in einem Hunger, der unstillbar schien.
Unsere Mägen hatten sich angeknurrt;
fürs Essen war keine Zeit gewesen,
im Funkenflug der Stunden.
Und als wir uns verabschiedeten,
war ich es, der nackt dastand, und sie war
dick angezogen, denn es war Winter.
»Du bist bestimmt froh, wenn ich weg bin,
dann kannst Du Dir endlich was zu essen machen.«
»Na klar«, sagte ich.

Ich wischte das Bier auf, zog die Socken aus,
tupfte die Hose ab.
»Hab ich eigentlich irgendwas eingesaut?« sagte sie.
Sie hatte ihre Tage. Ich meine Nächte.
»Nein», sagte ich. »Ich hab doch eh alles weggeschluckt.«
Sie lachte.
2 Stunden Fahrt hin, 2 Stunden Fahrt zurück.
Fernwärme. Sehnsucht. Vermissen.
Zeit, die fehlt. Hunger, der unstillbar ist.
Jetzt war ich vollgefressen & besoffen,
wieder geil – & allein. Doch nicht ganz. Ich hörte sie trinken.
Am Telefon.
Wir waren gut aufgelegt, bevor wir auflegten. Und uns hinlegten.
In der Ferne des jeweils anderen. In der Nähe unserer Träume.
Der nächste Kater wartete schon mit dem Schraubstock.
Schlimmer als der vorige.
So Vieles wird verschüttet.
Nicht immer
das Schlechteste.


Ein erfülltes Leben

Essen
Trinken
Rauchen
Wichsen

Ein erfülltes Leben

Leere
kann
Fülle
sein

Sobald man
vergisst

was
fehlt.


Unterlassungsgründe

»Sie trinken?«
»Ja.«
»Viel?«
»Ja.«
»Um zu vergessen?«
»Ich glaube schon.«
»Was wollen Sie vergessen?«
»Was ich nicht getan habe.«
»Nicht das, was Sie getan haben?«
»Nein.«
»Warum?«
»Das war nicht viel.«
»Vielleicht hatten Sie gute Gründe.«
»Vielleicht.«
»Abgründe?«
»Schon möglich.«
»Was haben Sie nicht getan?«
»Alles mögliche.«
»Und? Funktioniert es?«
»Was?«
»Das Vergessen.«
»Ich glaube schon.«
»Sie glauben? Warum?«
»Ich weiß nicht, warum ich es nicht getan habe.«
»Wußten Sie es je?«
»Ich weiß es nicht.«


Feuchte Wüstenei

Wüstes Durcheinander
Während die trockene Ordnung des Lebens verschwindet
Verschwindet wie der Cocktail in meinem Mund
Mein Schwanz im Mund der Geliebten
Oder sonstwo
Wilde Assoziationen von Menschen & Wörtern
Satzfetzen Gedanken Musik Träume
Schwindendes Licht
Schenkelverhedderungen
Eine Olive mit Loch
Aufgespießt im beschlagenen Glas
Gerötete Knie auf rauhem Teppich
Tropfende Gerüche
Ein Stöhnen
Ein Hauchen
Namen
Schweiß & Rhythmus
Ein entgegengestreckter Arsch
Ein Klatschen
Ein Verschwinden im Rausch im Rauch in Dunkelheit
& Wärme
Atemnot ohne Not
Vergessen
Sekrete Küsse
Bilder Fantasien Synapsenblitze & Schwindel
Un
Mittel
Bare
Wir
Klich
Keit

Und wir küssen uns
Und die Küsse schmecken nach Gin & Sperma
Schweigen
Lächeln
Ruhe
Schlaf
Schrankenlos
In
Einander
Ver
Schränkt


Tinnitus

Der Schwindel …..
Der Rausch …..

Ein lautes Pfeifen im rechten Ohr.

Situationen, mit denen ich
nicht
fertig werde,
erinnern mich an Situationen,
mit denen ich nicht fertig geworden bin,
und sie
haben ihren eigenen
Klang.

Denselben Ton
von Dauer.

Und dunkle Gefühle
pfeifen am lautesten.

Eine monotone Melodie, die
keine ist.

Ich wälzte mich im Bett,
atmete schwer,
träumte wirr,
schlief leicht.

Und jedes Mal, wenn ich erwachte
– & ich erwachte oft -,
schaute ich auf die Uhr, ohne
die Zahlen zu erkennen

& hörte die Melodie, die
keine war.

Sie war nicht neu.
Das alte Lied.
Sozusagen.

Und auch die Angst,
sie könnte für immer bleiben,
war nicht neu.

Die Hintergrundmusik für
den Rest meines Lebens –
kurz oder lang.

Monotonie.

Doch später,
irgendwann –
wurde der Ton so leise, dass ich
mir nicht mehr sicher war,
ob ich ihn
noch
wirklich
hörte –

oder mich nur
an ihn erinnerte …..

exakt erinnerte,
denn ich habe das
Absolute Gehör,
von dem man heute behauptet, es
existiere nicht – es sei nur
ein extrem gutes Gedächtnis.

(Aber was ist schlimmer?
: Das Absolute Gehör
oder
: Ein extrem gutes Gedächtnis?)

Also –
ich hörte den Ton ….
oder glaubte ihn zu hören ….

& der Unterschied ist
gar nicht groß,
wenn man Phantasie besitzt.

Und ich dachte an
die dunklen Gefühle,
die nur die Schatten der hellen sind –

& ich fragte mich:

Waren sie noch da
oder
erinnerte ich mich nur an
Sie?

Zumindest
der Schwindel
war noch da.

Und ein Rest
des Rausches.