Die dunkle Zone

Da saß er also
& schaute hinab auf den Schatten,
den die Sonne aus ihm machte.
Der Schatten war lang, denn
die Sonne schwamm tief im Abendhimmel –
hinter der Bank, auf der nur er
allein saß.
Gegenüber, auf der anderen Seite
der Straße, befand sich ein Spielplatz, kinderlos;
der Schatten des Mannes reichte nicht bis dort.
Wenige Menschen gingen vorüber. Diesseits
der Straße. Betraten die dunkle Zone
auf dem Gehsteig. Die dunkle Zone, die
sich bewegte, wenn der Mann auf der Bank
sich bewegte. Doch er bewegte sich nicht –
wenn sie betreten wurde.
Wer bist du? dachte der Mann.
Die Silhouette blieb stumm.
Und die Menschen waren fort.
Ihre eigenen Schatten hatten sie mitgenommen.
Erinnerte Bilder glitten über eine Rutsche
abwärts – – – – – & landeten im Sand.
Hunde hatten in den Sand geschissen. Doch
das war egal.
Das Klettergerüst der Gedanken rostete in der feuchten Luft.
Der Mann spürte die Wärme im Rücken. Die Wärme, die
ihn kalt ließ.
Auch kleine Lampen bilden Schatten.
Und ich liebe sie
mehr als jedes Licht der Sonne.
Die Lämpchen. Und die Schatten. Und ihr Spiel.

2 Absätze klangen wie eine Uhr im Vorübergehen;
Frauenfüße in offenen Schuhen. Leise
in der Ferne. Lauter werdend. Am lautesten
in der dunklen Zone. Dann: leiser werdend. Und
vergangen. Im Licht. Verschwommen.
Er lächelte.
Die Sonne macht sich was aus mir.
Sie macht mich zu einem Schatten.
Zum Schatten meiner Selbst.
Es ist ein Naturgesetz.
Wer bist du?

Ein kleiner Junge an der Hand einer Frau.
Sie gingen übers Trottoir. Jenseits
der Straße. Dort wo der Schatten des Mannes
nicht war. Die Frau trug eine Sonnenbrille & ein gelbes Kleid,
und sie führte den Jungen vorbei an dem Spielplatz. Und der Junge
wandte seinen Kopf. In Richtung des Sandkastens. In Richtung
der Wippe. In Richtung der Schaukel. Und
als sie vorüber gegangen waren, blickte der Junge
noch immer zurück.
Ein geworfener Schatten, dachte der Mann.
Das – ist die Antwort. Sonst
Nichts.


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