Waren Sie schon mal draußen?
So richtig draußen?
Da trifft man Menschen,
die gar nicht draußen zu sein scheinen.
Die verhalten sich, als wären sie
drinnen.
Es ist zum Fürchten.
Schlagwort-Archive: Angst
Furcht
Unter Glas oder Feine Fäden
Sie stehen auf dem Papier –
die Wörter. Wie die Beine
einer Zitterspinne
die ein Ängstlicher gefangen hat
unter Glas. Und nun –
wohin damit?
Geh dicht heran
& schau sie an.
Ohne Angst
sieht Alles ganz
anders aus.
Man kann
ein Fenster öffnen.
Denn auch im Freien
wollen Netze
gesponnen sein. Feine Fäden,
in denen Lebendiges
sich verfängt.
Trabanten der Angst
Hornige Sichelmonde auf dem Nachttisch
Trabanten der Angst
Worum kreisen ihre Gedanken?
Etwas sticht in meinen Rücken
Auf dem Laken liegt
Ein vergessener
Ich lege diesen Mond
Zu den anderen
Manchmal
Höre ich sie beißen
Neben mir
Und wenn sie mich berührt
Spüre ich ihre Fingerkuppen
Ganz weich
Und ungeschützt
Altpapier – oder: Die Zukunft
Kälte, Nebel, buntes Laub.
Blaue Plastiktonnen stehen am Straßenrand, als warteten sie auf
die innere Leere. Ein Mann,
der vermutlich alt ist, bückt sich
nach einem Zettel, den der Zufall fallengelassen hat.
Vielleicht stört das den Ordnungs
Sinn des Mannes; vielleicht
hat es aber auch einfach
Nichts
zu sagen, dass er ihn aufhebt. Mag
Sein, dass in die blaue Tonne gehört,
was der Mann dann in der Hand hällt. Genau
so gut aber könnte der Zufall exakt
gezielt haben. Die Hand am Deckel
der Tonne, will der vermutlich Alte den Zettel wahr
scheinlich entsorgen (wie man so sagt, als gäbe es so etwas
wie Entsorgung); da fällt
sein Blick auf
spitzig winzige Bleistiftschrift:
Du hast Angst vor der Zukunft,
dabei läuft sie vor dir davon.
Alles, was du zu fassen bekommst,
ist Gegenwart.
Du glaubst, die kommende Gegenwart
nicht bewältigen zu können.
Dabei gehst du
davon
aus, ihr so zu begegnen, wie du jetzt bist.
Du übersiehst deine eigene Entwicklung,
dein inneres Wachstum.
Was du zur Zeit tust, hättest du dir noch vor einem Jahr
nicht zugetraut. Und selbst ich, der ich dir mehr zutraue
als du dir selber zutraust, würde meine leisen Zweifel gehabt haben,
hättest du damals tun müssen, was dir jetzt beinahe leicht fällt.
Der Mann betrachtet das Haus
hinter der Tonne, nachdem er zu
Ende gelesen hat. Er erinnert sich
an das Haus. Das Haus, das aussieht, als sei es
vergessen worden von allen anderen.
Und die Schrift ist wie seine eigene
vor Jahrzehnten. Blau sind
die Tonnen fürs Altpapier. Und rot
2 Worte
auf der Rückseite des Zettels (doch
wer kann wissen, welche
die Rückseite ist):
zu kitschig
steht da. Der Mann
sagt »Nein« zu sich selbst.
Dann verwahrt er den Zettel
in der Innentasche seines Mantels,
der vermutlich alt ist. Heute
werden die Tonnen geleert, denkt er, so
ein Glück. Noch vor wenigen
Stunden blutete sein Zahnfleisch; da
schaute er in einen Spiegel & hatte rosa Schaum
vorm Mund. Er überprüfte, ob sich
ein Zahn gelockert habe, dann
lächelte er über eine unsinnige Frage,
die ihm in den Sinn gekommen war:
Warum
wurde noch kein Schmetterling
nach mir benannt? Die Antwort
ist einfach. Die Schrift
in Rot scheint dieselbe
zu sein wie die in Bleigrau.
Doch wer kann da schon
sicher
sein
Die Taubheit der Augenblicke
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke könnte taub werden
Hart
Hörig
& lahm
Wie irgend Jemand
der nicht mehr lange
zu leben hat
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke könnte erblassen
vor Angst
vor dem Tod
& der Vergänglichkeit
Die Furcht
einer dieser Augen
Blicke die uns gehörten
könnte nicht mehr hören
wenn ich ihn zurück
rufe in mein
Gedächtnis
Die Furcht
Die Furcht
Die Angst
Nimm sie
mir mit Deiner
Erinnerung!
Doch behalte sie nicht
für Dich!
Geisterbahn
Niemand
hätte den kleinen Jungen davon abhalten können
mit der Geisterbahn zu fahren
so schien es
Niemand
hätte ihm die Augen öffnen können
solange es dauerte
Mit fest verschlossenen Lidern
fuhr er durch die Geräusche & Gerüche
den inneren Blick aufgerissen
die Pupillen geweitet in Dunkelheit & Schrecken
Wie langsam doch die Zeit verging
im Innern!
In der Künstlichkeit
die er nicht sehen wollte
Einmal fuhr ihm ein Schleier durchs Gesicht
& er erschrak
ganz stumm
Und da lag ein Arm
auf seinen Schultern
schwer & lebendig
Weiter! Weiter! Durch die Finsternis
der geschlossenen Lider
Durch die Bilder
die aus der eigenen Tiefe kommen
Nichts
in der Rummelplatz=Welt konnte
so grausam erschreckend, anziehend & wichtig sein
wie die Geisterbahn
Weiter! Weiter! Auf dem vorbestimmten Weg
ruckelnd & krachend
Endlich
stieß das Gefährt gegen die Flügeltüren
drückte sie in die Außenwelt
Der Junge öffnete die Augen
Vorsichtig
Alles
war zu grell
als die Fahrt zu Ende ging
Und die Erwachsenen behaupteten, es sei
Alles
nur Pappmaché & Plastik
Alles
nur halb so schlimm
»Nochmal!« sagte ich.
Mein Vater lächelte. »Hattest du die Augen offen?«
»Nein.«
»Machst du sie auf, wenn wir nochmal fahren?«
»Ganz bestimmt – nicht.«
»Na schön«, sagte er. »Ein Mal noch.«
Nacht. Auf der Autobahn.
Bruchteil eines Augenblicks.
Nacht. Auf der Autobahn.
Alles
was mir zumeist
bewusster Gedanke ist
– mein Tod
das Nichts
die nicht vorhandene Ewigkeit –
wurde plötzlich & unvermittelt
zur unwissenden Empfindung.
Überwältigend.
Unmenschlich
& wortlos.
Ich selber
war ein Unmensch
für den Bruchteil eines Augenblicks.
Unbeschreiblicher Schrecken –
gewaltiger als der Nachthimmel,
der den ersten Blick des Kindes,
das ich gewesen war,
in das Grauen
des Daseins
riss.
Nur der Bruchteil
eines Moments.
Keine Sekunde.
Unbemerkt von
Allen. Außer mir.
Hätte es länger gedauert –
ich wäre, für mich,
kein Mensch mehr gewesen.
Und hätte nicht gewusst,
warum.
Denn alle Ängste
hätten verschwinden müssen.
Und mit ihnen
ihre Ursachen.
Wahnsinn –
der sich selbst verschlingt.
Nacht. Auf der Autobahn.
Ich erinnere mich
Ich erinnere mich
wie ich laufen lernte.
In einer Art Geschirr aus Leder;
ein kleines Tier
an der Leine, gehalten
von meiner Mutter.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.
Ich erinnere mich
wie ich zum ersten Mal
eine Schleife band.
Unter Anleitung meiner Mutter.
Ich war stolz.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.
Ich erinnere mich
an unseren Schäferhund.
Er machte sich so flach wie möglich
auf dem Fußboden,
das Hinterteil leicht erhoben;
er legte die Ohren an &
wedelte mit dem Schwanz,
wenn mein Vater den Raum betrat.
Man wusste niemals,
welche Empfindung des Tieres
stärker war
in diesen Momenten –
die Freude
oder
die Furcht?
Die Achterbahn
Steige nicht zu,
wenn Dir
Steigungen nicht zusagen,
wenn Dir
Gefälle nicht gefallen,
wenn Dir
Abgründe zu abgründig sind
& starke Neigungen Dir
Angst bereiten.
Steige nicht zu,
wenn Du
Sicherheit suchst
& Geschwindigkeit
Dich schwindeln lässt.
Steige nicht zu,
wenn Du
die Fliehkraft nicht ertragen kannst
& ihr Druck
Dich schwach macht.
Steige nicht zu,
wenn Du
ein Ziel hast,
nicht zu,
wenn Du
einen Sinn suchst.
Ich führe
zu
nichts.
Ich habe
keinen
Sinn.
Es geht
auf & ab
mit mir –
& manchmal
entgleise ich.
Nimm lieber einen Zug,
der Dich
ruhig & sicher
von A nach B bringt;
dorthin, wo Du
hin
willst.
Vielleicht.
Ich
bewege mich
bloß
in seltsamen Kreisen,
auf verschlungenen Gleisen –
& ich übernehme
keine Verantwortung
für das, was
mit mir,
mit Dir,
mit uns
passiert.
Die Möwe
Sie liebte Möwen.
Also nahm ich ein Blatt Schreibmaschinenpapier,
zeichnete eine Möwe darauf,
spannte anschließend das Blatt in die alte
Triumph meines Vaters & tippte
rings um die Möwe herum
das Wort »Besessenheit« –
so oft, bis
das Blatt voll war.
Dann schickte ich es ihr
per Post.
Als ich sie
das nächste Mal sah,
drang ihr Blick so tief
in mich,
dass ich es
nicht
ertragen konnte.
Und
nichts
geschah.
In einem Fotoalbum
Als ich 7 Jahre alt war
blätterte ich in einem Fotoalbum …..
Darin war ein Foto
von mir …
Auf diesem Foto war ich
51 Jahre alt.
Ich hatte Angst
vor diesem
Fremden.
Ich wäre nicht
in sein Auto gestiegen,
egal
wie sehr
ich
mein fernes Ziel
erreichen wollte.
Als ich 51 Jahre alt war
blätterte ich in einem Fotoalbum …..
Darin war ein Foto
von mir …
Auf diesem Foto war ich
7 Jahre alt.
Dieser fremde kleine Junge
hatte Angst
vor meiner Gegenwart.
Ich hielt an &
öffnete die Tür meines Autos.
»Wo willst Du hin«,
fragte ich.
»Nach Hause«,
sagte der Junge.
Ich sagte:
»Ich weiß, wo das ist,
»steig ein.«
Der Junge sagte:
»Nein danke. Ich
werde
abgeholt.«
Ich wußte:
das war eine Lüge.
Eine Lüge, die
aus der Angst geboren war.
Aus der Angst
vor mir.
Aber was konnte ich tun?
Nichts.
Ich fuhr weiter.
Und sah ihn
verloren
im
Rückspiegel.
Der Schweiß in der Matratze
Die Albträume, die mich die größte Menge
an Schweiß kosten, sind diejenigen,
in denen ich jünger bin als in der
Schlaflosigkeit.
Denn
die Hölle habe ich
hinter mir.
Vielleicht habe ich
eine noch schlimmere Hölle
vor mir.
Wahrscheinlich sogar.
Aber von ihr
träume ich nicht.
Gegenwart findet nicht statt
in meinem Schlaf.
Die Matratze ist vollgesogen
vom AngstSchweiß
der Erinnerungen.
Manche Verstecke
Sie sagte: „Ich habe ein bisschen Angst vor mir.“
Hab keine Angst vor Dir, nur weil ich
Dir Seiten Deines Wesens zeige, die Du noch nicht
kanntest.
Sag nicht: „Das bin ich nicht.“
Denn Du bist es.
Du bist es auch.
Und ich habe sehr schnell erkannt,
wo diese Seiten versteckt waren.
Manche Verstecke liegen so nahe in einem selber,
dass nur ein anderer
sie finden kann.
Die Kachel
Da ist diese eine Kachel
poliert & glänzend
in dem Haus
in dem Du wohnst
Aber einst
in der Vergangenheit
saß auf dieser Kachel
eine widerliche Spinne
vor der Du Angst & Ekel hattest
Und niemals wieder
kann diese Kachel so
poliert & glänzend sein
dass Du
diese 1 Spinne
vergisst
Das Taschentuch
Du bist verloren
wie das Taschentuch, das Dir aus der
zitternden Hand fiel
Ich hebe es auf
für Dich
& mache einen Knoten hinein
damit Du
Dich nicht vergisst
Das Tier der Angst
Ich hatte es gesehen, das
verhasste Tier – – es
lief schnell, versteckte sich
vor mir; als ahnte es, dass
es von mir nur Unheil zu
erwarten hatte.
Es war so schnell in seiner
Flucht, dabei trug es eine schwere
Last auf seinem Rücken; die
Last all meiner irrationalen Ängste;
alles was ich nicht verstand,
beschwerte das Tier. Ein kleines
Tier, das mir zu groß war. Seine
Größe & seine Schnelligkeit
schürten meinen Hass,
mein Unverständnis, meinen
Ekel, meine Angst. Und nun
sah ich es nicht mehr. Und
weil ich es nicht mehr sah,
wuchs es. Immer bedrohlicher
wurde es. Ich spürte seine
Existenz, spürte die dünnen
Beine an mir emporklettern.
Jeder sich bewegende Schatten
konnte das Tier sein; auch
mein eigener. Ich erschreckte
vor mir selber; und mein
Blick war nur noch auf den
Boden gerichtet. Wo ist es?
Wo ist es nur? Ich weiß, es ist
da. Irgendwo wartet es. Ich
weiß nicht, worauf es wartet.
Und weil es ein Tier ist,
weiß es das selber auch nicht;
es wartet instinktiv. Ich
warte, dass es herauskommt;
das ist mein Instinkt. In diesem
Moment bin ich so klug – oder
so dumm wie dieses
Tier. Nein – das Tier ist
klüger als ich; denn es hat
Angst vor mir, und seine
Angst ist
besser begründet.
Die Tote neben mir
Neben mir liegt eine Tote.
Sie verlor ein Bein, als ich sie
erschlug.
Ich bin traurig & erschüttert.
Ich bin ihr Mörder; auf der
Suche nach mildernden Umständen
Ich wurde geprägt
mit dem Brandzeichen der Angst
Angst ohne Grund
grundlose Angst,
abgründige Angst, die
ich nicht verstehe
eine dumme
Furcht
aus
Kindertagen
wo alles so viel größer erscheint
als es ist
Sie ist klein,
die Tote,
so klein, sie war mir ausgeliefert
Mir
& meiner Angst.
Nun hat sie noch
7 Beine, gekrümmt
in letztem Schmerz
& Tod
Und
7 war nicht
ihre Glückszahl
Angstschweiß
Ich finde sie schön, deine
hohe Stirn
Noch schöner finde ich sie
im Glanz des Angstschweißes,
glitzernd & reflektierend.
Ich verstehe ihn,
den Schweiß der Angst;
Angst vor dem Leben,
Angst vor dem Ende &
dem Nichts.
Ich lecke ihn ab, bevor ich
ihn mit Tequila
hinwegspüle.
Das Leben ist sauer,
& deine Angst ist
salzig.
Und ich finde sie
schön & ich
finde sie
süß.
Die 5beinige Spinne
Bei einer 5beinigen Spinne frage ich mich immer,
was ihr unterwegs passiert sein mag. Das Leben ist hart.
Mit Verlusten ist zu rechnen. Hungrige Katzen
lauern überall. Wie ängstliche Menschen.
Wehe, man verlässt sein Netz. Aber
nicht mal dort ist man sicher.
Die Spinne geht auf 5 Beinen, und ich
bemerke ihr Hinken nicht. Sie ist schnell,
noch immer. Vielleicht haben wir etwas
gemeinsam. Vielleicht nur das Erschrecken der
anderen, vielleicht die Hässlichkeit in den
Augen der Betrachter – denn auch ich
erschrecke, wie bei dem Blick in den Spiegel.
Ich stehe bereit –
mit dem Schuh; oder mit der Flasche,
um uns zu erlösen ….
sie von ihrem reduzierten Dasein,
mich vom Schrecken & der grundlos-abgründigen
Angst.
Aber vielleicht
werde ich es mir noch
anders überlegen.
Ihre Jugend
Sie kannte sich nicht aus
mit dem Leben
Sie war so jung
so jung
Sie wusste nicht
dass es
nach dem Schweigen
noch Worte geben
kann
Worte ohne
Vergangenheit
Worte der veränderten
Gegenwart
Worte
der Ermutigung
Worte
ohne Angst
Sie schwieg
Sie musste schweigen
denn sie war so jung
&
sie kannte sich nicht aus
Glückliche Momente
Manchmal möchte ich sie auslöschen
Die glücklichen Momente der Vergangenheit
Sie haben eine Farbe, die sich
beisst mit der Grundfarbe meines Lebens
Sie sind getaucht in eine Helligkeit
die einen zu starken Kontrast bildet
Farbe & Helligkeit & Kontrast schmerzen
Sie brennen in den Augen
Sie trüben den Blick
Sie verändern die Sicht auf das Leben
Die glücklichen Momente der Gegenwart
Auch ich bin schwach
Auch ich möchte sie bewahren
Die Augen schließen &
ihre Helligkeit dennoch sehen
durch Lider, die zu dünn &
voller Blut sind
Aber Gegenwart ist nicht greifbar
Nur die Vergangenheit bleibt einem
Nur die Vergangenheit ist immer präsent
Eine stetig wachsende Fläche
mit einer bestimmten Grundfarbe
Die glücklichen Momente der Vergangenheit
Ich möchte sie auslöschen
Manchmal
Manchmal
oft
Tagesfragen
Erwachen
& die üblichen Tagesfragen:
Lustspiel? Trauerspiel? Endspiel?
Wer hat sich zurückgezogen?
Wer kommt auf Dich zu?
Wer tritt Dir in die Kniekehle?
Wer nimmt Dich in den Arm?
Kannst Du überhaupt aufstehen?
Musst Du liegenbleiben?
Kannst Du etwas essen?
Brauchst Du einen Drink?
Wirst Du heute Geschwätz ertragen können?
Wirst Du heute den Job überstehen?
Wird der Wagen anspringen?
Willst Du sterben?
Willst Du leben?
Erwachen
& irgendwelche Antworten
meist die ewiggleichen
Manchmal Variationen
die nicht viel bedeuten
Erwachen
immerhin Erwachen
Vielleicht
Weiterträumen
Die Methode
Mein Leben ist ein Kugelhagel aus
verpassten Gelegenheiten
ausgeschlagenen Angeboten
zurückgewiesenen Händen
Erfahrungen & Ängste
sind meine Munitionsfabrik
Um mit dem Bedauern klarzukommen
habe ich eine Methode :
Ich rede mir ein
dass, hätte ich alles Realität
werden lassen, irgendwann die
Gewöhnung, die Abstumpfung, die
Abkühlung unweigerlich eingesetzt hätte
Etwas, das noch im nachhinein einen
schmutzigen Schatten auf das vorausgegangene
Schöne geworfen haben würde
Nur dadurch, dass ich es in der Fantasie
belassen habe, ist es
ewig schön
Nun ja,
die Methode überzeugt mich nicht wirklich
Nicht bis in den letzten Winkel des
Gedankenganges
Aber sie ist Alles
was ich habe
DU
Wärst Du ein Mann, würde ich Dir den Schwanz lutschen
Wärst Du ein Hund, würde ich mit Dir Gassi gehen
Wärst Du eine Katze, würde ich Dich ins Schnurren kraulen
Wärst Du ein Baum, würde ich Dich düngen mit meiner Kacke
Wärst Du eine Spinne, würde ich Dir ein Netz basteln &
Dich schaukeln, bis Du grinst
Aber
Du bist ein kleines verängstigtes Mädchen
Also
muss ich Dich in den Arm nehmen &
Dich streicheln
bis Du
vergisst
Spiegel
All diese Spiegel in dem düsteren Haus
in dem ich existiere
Was sie zeigen
interessiert mich nicht
Es fehlt das richtige Bild in ihnen
Was sie zeigen ist
Leere
Sie hatte mir ein Bild geschickt
aufgenommen in einem Moment
als sie sich schön fühlte
nach all dem Selbsthass
all der Verzweiflung
all der Verstörung
Sie war umgeben von Krankheit
die sie für ihre eigene hielt
Ein Irrtum
Den Anblick ihrer Augen
konnte ich kaum ertragen
Sie blendeten mich
Ich sah meine Worte in ihnen
Ich sah dass sie mir glaubte
dass sie mir vertraute
Ihre Augen sind die Spiegel
die mir fehlen
Spiegel die mir etwas anderes zeigen als
Leere
Sie fragte: „Sehe ich immer noch traurig aus?“
„Ja“, sagte ich, „irgendwo, ganz weit im Hintergrund.
Und das wird immer da sein, ich weiß es, denn
ich kenne es.“
Sie kann die Spiegel zertrümmern
Sie kann mir mit den Splittern die
Pulsadern aufschneiden
Mein Puls ist nutzlos
da mein Herz woanders ist
In ihren Augen soll sich die Farbe
meines Blutes spiegeln
Ich brauche es nicht mehr
Ich hatte immer zuviel davon
Ihr Vertrauen in mich
warf sie aus der Bahn
Sie war erschrocken
Sie war verstört
wieder verstört
Sie weiß nicht
wozu sie fähig ist
Sie ahnt es nicht einmal
Ich weiß es &
vielleicht hört sie mir irgendwann
wieder zu
Ihr Schweigen wiegt mehr
als meine Worte
Vielleicht
vertraut sie mir wieder
irgendwann
& wenn sie mir wieder glaubt
wer weiß
Vielleicht
glaubt sie dann auch
an SICH
Zukunft vs. Gegenwart
Dieses große dunkle Monster Zukunft
es existiert nicht
& doch wirft es seinen
mächtigen Schatten
auf Alles
Die Gegenwart verfinstert sich
Wir vergessen zu leben
zu erleben
Zukunftsängste
Verlustängste
Existenzängste
Dieses große dunkle Monster
Wir sehen
was gar nicht da ist
Tiere kennen dieses Monster nicht
Sie leben
leben leben leben leben
in der Gegenwart
MACH MICH ZUM TIER !