Letztes Abendlicht
gerastert
durch die dünnen Fäden eines Netzes
Insektennetz vorm Küchenfenster
Das Fenster geschlossen
Was dem Netz den Sinn raubt
Leere Aschenbecher & volle Flaschen auf der Durchreiche
Gin, Wodka, Whisky, Tequila, Absinth …..
Ich gehe an ihnen vorbei
rastlos
Nicht trinken
Nicht trinken
Nicht trinken!
Durch die Flüssigkeiten in den Flaschen
ist mein Blick
auf das leere Wohnzimmer dahinter
gefallen
Die Leere
hat Platz
genommen
So viel Platz
dass es eng wird
in mir
Ich fühle mich
aus dem Zusammenhang
gerissen
Wie ein Satz
der plötzlich
keinen Sinn mehr ergibt
oder
einen anderen als gedacht
oder
wie ein Satz der
allein
nicht mehr verstanden wird
nicht mehr verstanden werden kann
Letztes Abendlicht
gerastert
durch die dünnen Fäden eines Netzes
Das Licht
ist mir
zu viel
Ich gehe zum Fenster
um die Rolläden
herunter zu lassen
Außen
auf den winzigen Quadraten
dem umwobenen Nichts
ruht
ein Nachtfalter
wie auf der Seite
eines Rechenhefts
aus Fäden & Luft
Wenn ich das Licht aussperrte
würde ich ihn einsperren
Gefangen
zwischen Netz & Verdunkelung
mit dem Blick
in das Innere
meiner Einsamkeit
Aber warum
soll es ihm gehen
wie mir?
Ich werde ihm das ersparen
Ich öffne das Fenster
tippe sacht gegen das Netz
Er soll davonfliegen
Durch den späten Abend
in die Nacht
die sein Zuhause ist
Ich tippe
Er fällt
herab
tot
Ich atme
frische Luft
Ein
Zwei
letzte Züge
vor dem Schließen des Fensters
Nicht trinken
Nicht trinken
Nicht trinken!
Die Flaschen sind voll
Die Aschenbecher sind leer
ohne Asche
Die Leere
hat
Platz
genommen