Versagen – ein kippender Text

Das Versagen ist ein stilles Zimmer.
Kein Schall, der stört, keine Augen, die glotzen.
Erfolg wäre Lärm, ein Schmerz im Gehör.

Ich habe mein Leben vertrödelt, versoffen, vertändelt,
ver-fault. Hab mich versagt. Gehöre
niemandem, nicht dazu, nirgendwo 

hin, wo ich nicht bin. 
Mach’s mir gemütlich im künstlichen Licht.
Hab mich verschrieben

dem Privaten. Abgeschottet & zufrieden.
Verstehe kaum, was Menschen mögen,
was sie antreibt, was sie treiben.

Das Menschenmögliche ist mir zu viel.
Moment – versuche ich hier gerade
mich zu trösten? mich abzufinden?

mich schönzureden? mich interessant zu machen?
Das wäre das Schlimmste, das Niedrigste,
das Unsägliche. Das letzte Versagen.

Schlimmer als selbstverlegt, schlimmer
als ein E-Book bei Amazon –
nein, bitte nein!

Finde ich etwa gut, was ich hier tue?
Fand ich es je? Mit Alkohol im Blut
vielleicht. Im Suff finden sich ja alle gut.

Die armen Schweine. Die sollten sich mal
nüchtern betrachten. Ganz trocken.
Dann ist es aber aus

mit der Unsterblichkeit. Mit Epigonen kann
selbst die Nachwelt nichts anfangen. 
Und man gerät nicht in Vergessenheit

wenn man niemals im Bewusstsein war.
Oh, du stilles Zimmer. Mein Raum.
Nur mit mir in dir. 

Unverzagtes Versagen. Sonst gibt es nichts 
zu tun. Alles
weitere versage ich mir. 

Schnauze jetzt! Tu doch 
nicht so! Möchtest gern, 
du Möchtegern. 

Der Wille aber ist 
nichts. Das weiß ja jeder 
Serienkiller. 

Da zählt nur die Leiche, 
und nicht das Messer in der Lade. 
Ja, der blindlings tastende Soziopath 

trifft nur sich selbst. Da ist keine Welt 
im Raum. In jenem Zimmer. Und 
keiner versteht ihn. 

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