Rosinen im Kopf

Nun gut,
ich war halt in der Geschlossenen –
im selben Alter wie Hesse – & musste
mich mit einem Aushilfspsychologen unterhalten.
Ich weiß noch, wie er seine Hände hielt,
als ich ihm von meiner Vergangenheit erzählte, die
so kurz gewesen war,
von meiner Zukunft, die
so lang erschien.
Er berührte die Fingerkuppen seiner linken Hand
mit den Fingerkuppen seiner rechten Hand.
Seine Hände hätten
auf diese Weise
ein Herz bilden können.
Aber sie bildeten nur
einen Tropfen.
So sah & empfand ich es.
Aber ich
war kein heißer Stein.
Ich war ein heißes Herz.
Meine Zukunftsträume bezeichnete er,
der Aushilfspsychologe, als
Rosinen in meinem Kopf.
Doch damals
waren sie es noch nicht.
Damals
waren sie noch
Weintrauben
saftig –
lecker –
nur hin & wieder
mit einem Stein im Innern,
an dem man sich die Zähne ausbeißen konnte.
Ich verachtete ihn,
diesen Typen, der eine Platitüde nach der anderen
absonderte.
Ich war
erfüllt von
Büchern,
erfüllt von
Musik,
erfüllt von
Bildern.
Er schien erfüllt von
verschissener Realität.
Zynisch & abgestumpft.

Und heute?
Wie sehe ich es heute – – – ?

Vielleicht hatte er
– der Aushilfspsychologe –
ja recht?

Aus all meinen
damaligen Zukunftsträumen
ist
nichts
geworden.

Aus meinen Weintrauben
ist
nichts
geworden.

Doch!

Es sind Rosinen daraus geworden.

Erst viel später in meinem Leben.

Und
ich
mag
Rosinen.

Mochte sie immer.

Werde sie immer mögen.

Nein.
Er hatte keine Ahnung.
Dieser Typ
mit seinen Platitüden.
Er wusste nicht,
worauf
es
ankommt.

Wusste nicht,
was schmeckt.

Ein heißes Herz.


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