Niemand ahnte, wie sie sich Zutritt verschafft hatte.
Was sie im Schilde führte, war abzusehen – Diebstahl & Mord.
Wie beinahe immer.
Die Zahl ihrer Verbrechen war Legion;
niemand lebte mehr, der sich an das älteste hätte erinnern können,
niemand würde das Ende ihrer Untaten noch erleben.
Sie bricht ein in die Häuser der Reichen,
legt sich in die Betten der Liebenden,
raubt & tötet
Alles
was unersetzlich ist.
Zurück läßt sie
dort
Nichts
als
Unglück
Sehnsucht
Verderben.
Und als die Menschen begriffen,
was geschehen war,
war es zu spät.
† † †
Nur manchmal
– vergleichsweise selten –
setzt sie sich an den Tisch des Dichters
räkelte sie sich auf dem Flügel des Komponisten
wird sie die Hand des Künstlers leiten…..
Und ihre bloße Anwesenheit
führt zur Erschaffung dessen
was bleibt –
zur Erschaffung dessen
was weder geraubt, noch getötet werden kann.
Eine Art von Wiedergutmachung.
Sie gehorcht niemandem.
Doch dem Philosophen
gelingt es
ab & an
sie aus dem Haus zu denken.
* * *
Die Frau richtete
sich auf. Der Mann betrachtete
liegend ihren Rücken.
Sie zündete sich eine Zigarette an.
»Es wird mir zu viel«, sagte sie.
»Zuviel«, wiederholte er, »natürlich.«
»Ja. Es ist so kompliziert, wie es nie werden sollte.«
Der Mann schwieg.
Und von 1000 Gedanken in seinem Kopf galten 999 dem,
was hätte sein können – & einer dem,
was war.
Kein einziger galt
der Vergangenheit.
Der einsamen Vergangenheit.
Er sagte: »Was daran kompliziert sein soll – ist mir
ein Rätsel.«
Sie sagte: »Dein Verhalten ist mir
ein Rätsel.«
* * *
Ich sitze am Schreibtisch,
lese was ich geschrieben habe –
& es gefällt mir nicht.
Ich sollte es wegwerfen.
Dass ich es nicht tue, ist mir
ein Rätsel.
Niemand sonst sitzt an meinem Tisch.
Jemand hat das Haus verlassen.
Denke ich.
Der letzte Blick
in die Lampe
die das eigentlich finstere Zimmer erleuchtet
Die Lampe erlischt
sei’s weil die Sicherung rausspringt
sei’s weil der Strom ausfällt
sei’s weil man die Rechnung nicht bezahlen konnte
sei’s weil sie durchbrennt
sei’s weil man sie selber ausschaltet
sei’s weil jemand anders sie ausschaltet
Die Lampe erlischt
Was bleibt
ist ein Nachschimmern
ihrer Form & ihres Lichts
auf der Netzhaut
für einen kurzen Augenblick
bevor man das Zimmer wieder sieht
wie es eigentlich ist
Meine verlorene Erinnerung
fand ich wieder
im Gedächtnis
der Geliebten
Aufgehoben
Bewahrt
Sicher
Ich wusste kaum mehr
wieviel ich getrunken hatte
Nur was: Wodka
Cocktails
Rotwein
Allein
doch nicht einsam
war ich durch das Haus
getanzt
oder
gewankt
oder
gestolpert
oder
was auch immer
Mit dem Telefon in der Hand
Der geliebten Stimme im Ohr
Die Stimme so nah
Die Geliebte so fern
In meinem Schädel
ein Kettenkarussell
bewegt von Sehnsucht
Alkohol
& langsamem Vergessen
Und irgendwann
war ich
ins Bett
ge-
fallen …..
Und der Film
riss
…..
Als ich erwachte
war da ein Schnitt
in meiner Handfläche
& ich wusste nicht woher
Ich erinnerte mich
an das Blut
Erinnerte mich
es abgeleckt zu haben
Erinnerte mich
an die Stimme
& den Schmerz
Der Schmerz war
vergangen
Die Wunde
ein Rätsel
das sich geschlossen hatte
während ich schlief
Meine verlorene Erinnerung
fand ich wieder
im Gedächtnis
der Geliebten
als wir erneut telefonierten …..
»Komisch«, sagte ich, »da ist ein Schnitt
in meiner Handfläche, und ich weiß nicht mehr,
wie es dazu gekommen ist.«
»Du hast einen Bilderrahmen aufgefangen«, sagte sie.
»Wie bitte?«
»Du hast eine Tür zugeknallt, und dabei ist
ein Bilderrahmen runtergefallen, den Du gerade noch
auffangen konntest.«
»Scheiße, ja – jetzt fällt’s mir wieder ein. –
Nur welcher …. ich habe doch kaum noch Türen hier ….«
Ich ging den Flur auf & ab. Dachte nach. Dachte nach …..
»Ah, ich hab’s«, sagte ich. »Die Schlafzimmertür! Don Quixote ist runtergefallen.«
»Ja, Du warst auf dem Weg ins Bett.«
»Das ist das erste Mal, dass ich so etwas vergessen habe.«
»Na, jetzt hast Du ja mich«, sagte sie. »Lass mich
Dein Gedächtnis sein.«
Wir lachten
Sie & ich Dulcinea (die kein Phantasiegespinnst mehr war) & Der Ritter von der traurigen Gestalt
Es war gruselig
einen Filmriss zu erleben
Doch es ist schön
ein solches Gedächtnis zu haben
Ein Gedächtnis
das meine verlorenen Erinnerungen
aufhebt & bewahrt
Sie in Sicherheit bringt
für mich
Ich hatte wohl beiläufig erwähnt, wie sehr ich
die Peanuts liebte – & dass ich 2 Paar Socken
mit Snoopy-Aufdruck besaß
(in Grau, aus grauer Vorzeit).
Der Sommer ging allmählich zuende; es wurde kühler.
Die Frau trug einen Rock, der
meine Handbreit über den Knien aufhörte.
Sie ging ins Wohnzimmer, zog ihre Schuhe &
ihre dünne Jacke aus & stellte ihre Tasche ab.
»Ich habe heute übrigens was drunter«, sagte sie.
»Ach – das ist ja mal ganz was Neues«, sagte ich, »so
kalt isses doch noch gar nicht.«
Ein Lächelblitz aus blauen Augen. »Schau nach.«
Ich ging zu ihr, bückte mich & schob
lang-
sam
ihren Rock hoch.
Da waren sie (vereint auf violettem Stoff, vorne): Snoopy & Woodstock!
»Süß«, sagte ich, »lässt Du mir das hier?«
»Sicher.«
»Dann ab mit uns unter die Kuscheldecke.«
Kleidungsstücke waren zufällig
auf den Boden des Schlafzimmers gefallen; nur
das Höschen
hing ordentlich über der Stuhllehne.
Der Hund lag auf dem Rücken; die Augen geschlossen.
Jetzt war sie blond wie Woodstock, doch
in der Vergangenheit
war auch sie ein
kleines rothaariges Mädchen
gewesen.
Ein Mädchen mit Sommersprossen.
Und weil
manchmal
einfach
Alles
passt,
lief
die Mondscheinsonate,
als ich ihr
in den Hintern biss
(Glenn Gould allerdings –
& nicht Schröder).
Lachen
Lecken
Lachen (mit langem aaaaaa) auf dem Laken The Doctor is in
The Doctor is out
Sprechblasen
Gedanken-
blasen
Als sie wieder in ihr knallblaues Auto stieg,
wusste ich, was ihr fehlte
unterm Rock.
Und ich wusste, was
mir
fehlen würde ……
In den Tagen des Alleinseins
– das Vögelchen war ausgeflogen –
schnüffelte ich
nach dem Erwachen
& vor dem Einschlafen
an dem Höschen;
ich nahm Witterung auf,
denn auch ich
bin nur
ein Hund
ein Wolf
ein Tier
eine Art von
Comicfigur.
Nach & nach
wurde der Duft schwächer;
wie auf der Flucht.
Wir telefonierten.
»Wird höchste Zeit, dass Du wiederkommst«, sagte ich,
»ich habe alles inhaliert, was es zu inhalieren gab. Snoopy hat Sehnsucht,
und was zu Knabbern brauch ich auch.«
»Nüsse?« sagte sie.
»Arsch«, sagte ich.
Es wurde noch kühler
draußen.
Noch heißer
in uns.
Und beim nächsten Mal trug sie
Jeans, die nur so knackten;
und irgendwann, unter der Decke,
sagte sie: »Ich laufe aus.«
Und ich dachte an das Meer,
an die Hohe See,
an ein Schiff, das ausläuft;
und ich wollte in See stechen,
hinaus auf das Meer Meer Meer ……
»Ich hab da was, womit Du Dich
abtrocknen kannst«, sagte ich.
Sie grinste.
«Schon klar«, sagte sie.
Snoopys Augen waren noch immer geschlossen,
als würde er es genießen, wie sie ihn
benutzte.
Und der Duft
würde wieder
für eine gewisse Zeit des Alleinseins
reichen.
Reichen, um zu
riechen –
zu schnuppern –
zu schnüffeln –
Erkältet
waren wir beide.
Wir lagen im Bett –
nackt nur an den Stellen,
auf die es ankam.
Musik lief im Shuffle-Modus.
Die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
im eisigen Wind, der durchs undichte Fenster herein wehte.
Die Frau musste aufs Klo;
kletterte aus dem Bett.
Ich liebe den flüchtigen Moment – bevor
das hochgerutschte Shirt, nach dem Aufstehen,
wieder über den nackten Arsch gleitet, um
ihn dann
nur knapp
zu bedecken.
Sie ging nach nebenan.
Johnny Mathis sang „Moon River“.
Ich hörte es plätschern.
Hörte sie Papier abreissen.
Klopapier, das nach Rosen duftete –
& das ich niemals benutzte.
(Sie hatte es selber als Gag mitgebracht,
nachdem ich mich über den
Klopapierverbrauch der Frauen lustig gemacht hatte.)
Johnny gab volles Vibrato, dann
rauschte die Spülung.
Und während die Frau in die Küche ging,
um sich noch ein Bier zu holen,
übernahm Bobby Vinton die
musikalische Leitung. „Blue Velvet“.
Sie kam zurück, stellte die Flasche auf den Nachttisch
& kroch unter die Decke;
ihre Hände waren kalt, ihre Beine waren kalt.
Sie sagte: »Die Musik läuft doch auf Shuffle, oder?«
»Ja«, sagte ich.
»Wieviele Stücke sind in der Liste?«
»Keine Ahnung, aber sie läuft knapp 37 Stunden
ohne Wiederholung. Wieso?«
»Weil ich gerade, aufm Klo, dachte: Ich würde gerne mal wieder „Blue Velvet“ hören.«
»Ich wusste es«, sagte ich, »Du bist
eine Hexe.«
Sie lachte.
»Ich kann Sachen«, sagte sie.
Was stimmte. „Blue Velvet“ war unser Lieblingsfilm.
37 Stunden, die auf Zufall gestellt waren.
37 Stunden – so lange hatten wir uns noch nie
ohne Unterbrechung gesehen –
& würden es vielleicht auch
niemals.
Ihre Hände wurden warm.
Der Wind blieb eisig.
Und die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
noch stärker.
Bewegt durch
den Wind &
unsere Leidenschaft.
Eine Saite war gerissen
mit einem Geräusch, das ich
nicht hatte hören können.
Zu fern von mir.
Wir lagen im Bett, als sie
es mir erzählte. In
buntbeleuchtetem Halbdunkel.
»Was für eine Saite?« fragte ich.
»Tiefes E. Für Konzertgitarre.«
Und sie fügte hinzu:
»Komisch, die reißen doch nie.
Normalerweise.«
Nun, mir war im Laufe meines Lebens
schon jede Saite gerissen.
Immer wieder.
Man muss nur wild genug spielen.
Zuweilen nicht einmal das.
Manchmal reicht die Ermüdung. –
Sie stand auf, um sich anzuziehen;
ich ging nach nebenan, um
nach einem Satz zu suchen.
Ich fand einen passenden.
Ging zurück zu ihr.
»Hier«, sagte ich.
Sie lächelte.
»Ich brauche nur die eine Saite.«
Ich öffnete das Päckchen &
reichte ihr das E.
Wir küssten uns.
Es gefiel mir,
nackt zu sein, während sie
ihr wärmendes Wollkleid trug.
»Sehen wir uns Freitag?« fragte ich.
»Ich denke schon.«
Dann fuhr sie.
Nun habe ich
einen auseinandergerissenen Satz.
Einen unvollständigen Satz.
5 Saiten, die einen eigenen Klang haben.
Ich werde sie aufziehen
& das E nicht ersetzen.
So mancher Akkord, so manche Harmonie wird
unvollständig klingen …..
Ein tiefer Ton wird fehlen.
Und in der Ferne –
zu fern von mir –
ist diese eine Saite.
Die eine Saite, die
an mich erinnert.
Die eine Saite, die
mir fehlt.
Die eine Saite, die
so manchen Akkord, so manche Harmonie
erst klingen ließe, wie er klingen sollte.
Vielleicht spielen wir ja
irgendwann einmal
zufällig
im selben Moment
das Gleiche.
Dann wäre es
über alle Entfernung hinweg
als wären die Saiten
nie getrennt worden.
»Vielleicht….« Er hielt inne.
Sie schauten sich an.
Die Pause nagte an ihnen
wie eine ausgehungerte Ratte.
»Vielleicht was?« sagte sie.
»Vielleicht hättest Du Dir nicht
jemanden aussuchen sollen, der
so einsam ist.«
»Ich habe Dich nicht ausgesucht.
Denn ich hatte keine Wahl.«
Die Worte gefielen ihm.
Manche Worte, die gefallen waren, gefielen ihm;
andere nicht. Manche Worte waren
so hart gefallen, dass sie sich nicht mehr erheben konnten,
um ihnen aus dem Kopf zu gehen.
»Aber vielleicht…..« Sie hielt inne.
Sie schauten sich noch immer an.
Eine weitere Ratte.
Oder noch immer dieselbe.
»Vielleicht was?« sagte er.
»Vielleicht hast Du recht. – Denn ich bin
nicht einsam.« Schlechte Voraussetzungen, dachte er.
Sie
stand mitten im Leben.
Er
am Rande.
Weit war der Weg
von der Mitte zum Rand
& zurück.
Eine weite Strecke
voller Ratten.
Aber vielleicht….
gab es kein
Zurück.
Du hängst
an meiner Wand.
Etwas
hängt in Dir.
Funktioniert nicht mehr
richtig.
Deine Unruhe
könnte zer-
stört
worden
sein.
Die Zeit,
die Du mir zeigst, ist
Deine eigene –
kaputte.
Vielleicht
die Zeit, in der
ich
leben möchte.
Vielleicht ist es
nicht
zu spät.
Auf Dir.
Du
bist
meine Uhr.
Zielsicher
fanden sie
die Nächte,
in denen sie
sich
nicht
hätten
allein
lassen
dürfen,
um sich darin
allein zu lassen.
Zielsicher
fanden die Nächte
sie,
um ihr menschliches Unvermögen
auszukosten.
Wind
gebärdet sich
wie Sturm
die Sucht
nach Nähe
wie Liebe.
Der Schlaf des Einen
ist die Hölle
des Anderen
in Nächten
wie diesen.
Er ging in die Küche.
Um die Zeit abzulesen.
Von den Flaschen.
Die Zeit,
die langsamer
verging
als
er.
Die Flaschen hatten zugesehen,
damals, als
sie
vor ihm kniete
in der Küche,
seinen Schwanz im Mund.
Und sie hatten
reflektiert.
Vielleicht nicht diese
Flaschen, aber
Flaschen wie diese.
Er konnte sie schlafen hören.
In einer Ferne, die er
nicht kannte.
Sie war so müde gewesen.
Müde
wie der Tod im Stummfilm.
(Eine seiner Kindheitserinnerungen
aus der Zeit, da er
noch
nicht
unterscheiden konnte
zwischen dem,
was er sah
&
der Wirklichkeit.
Damals hatte er den Tod gesehen.
Weil er es
glaubte.
Damals
hatte er
Vieles
nicht
auseinander-
halten
können.
Doch
Alles
geht
auseinander
irgendwann.)
Er
war nicht müde.
Er ging im Haus umher,
ziellos
durch die Wellen
der Musik.
Verwirrt
wie seine Gedanken
Verwirrt
wie seine Gefühle
Zusammen
hang
los!
Die Gelassenheit von einst
war fort.
Er wusste nicht,
worauf seine Gedanken hinaus wollten …..
Und wohin
hinaus?
Vielleicht
in die Raserei
Vielleicht
in den Wahnsinn
Immer wenn er mit seinem Vater einkaufen ging,
zog es den kleinen Jungen in die Wein-
abteilung. Aufgeregt. Erregt. Neu-
gierig. Suchend.
Flirrend-funkelnde Flaschen in Regalen,
bunte Bilder auf Etiketten;
Licht-
reflexe
auf Glas ……
Und immer versuchte er, sich
abzusondern – ein paar Schritte
im Abseits, um
allein
zu
sein ……
Allein
mit seiner
Erregung.
Unbemerkt
zwischen großen fremden Menschen.
Unbemerkt
zwischen Flaschen
in Reih & Glied.
Auf der Suche nach
dem Weißwein, der
zu warm war ……
Nach einem Schriftzug, den
er lesen konnte,
bevor er lesen konnte.
Den er
spüren konnte
wie einen Schmerz –
einen Schmerz, der
trocken & lieblich
zugleich war;
herb.
Und der kleine Junge
buch-
sta-
bier-
te:
N – A – C – K – T – A – R – S – C – H
Eine Marke.
Das Etikett:
gemalt,
fast naiv – – :
Ein Junge
mit herunter-
gelassener
Hose;
ein alter Mann
mit er-
hobener
Hand,
der lächelt.
Der Blick des Jungen:
ängstlich
in
Erwartung.
Und der kleine Junge
vor dem Wein-
regal
hatte keine Worte
für die Gefühle
in seinem roten Kopf,
seinem schlagenden Herzen,
seinem Schritt.
Sein Vater –
einige Schritte entfernt –
war kein
alter Mann;
doch auch er hatte eine Hand, die
oft
erhoben war –
ohne dass er lächelte.
Während der Junge
wein-
te.
Tränen, die
nach Wein rochen.
Und manchmal hielt diese Hand
einen Stock ….
eine Peitsche ….
einen Kochlöffel ….
Einen Kochlöffel, in den
der Name des Jungen
gebrannt war
mit einem glühenden Eisen.
Der Junge liebte
die Hände seines Vaters –
betrachtete sie oft
am Lenkrad,
wenn der Vater ihn
zu einem ersehnten Ziel fuhr …..
Monde
unter
Fingernägeln.
Reflexionen.
Der Kochlöffel
liegt
heute
in einer Schublade.
Ich benutze ihn nicht.
Wo der Stock ist, weiß ich nicht.
Die Peitsche ging verloren.
Die Hand ist verwest.
Mein Herz
schlägt,
wie sie es tat –
damals.
Ein Geräusch, das
an Beifall
erinnert.
Ich liebe Wein –
Rotwein
bevor-
zugt.
Die Marke ist
fast
egal.
Und manchmal
schmeckt der Wein
nach Salz.
Ich liebe Worte
wie Buch-
staben.
Buchstaben
wie Worte.
Begreife
die Erotik des Kochens
wie nackte Ärsche …..
Lebe meine Obsessionen
aus
vor
Regalen.
Esse,
trinke.
Flaschen flirren.
Lust
Schmerz
Nahrung
Tod.
In meinem Gedächtnis
hängen
naive Bilder.
Und manchmal
hängt der Mond
wie ein Spielball
am Nachthimmel.
Mit herunter-
gelassener
Hose
& spiegelt sich
weiß
in Flüssigkeiten.
Ein Spielball
der Gefühle,
für die ich
keine Worte habe.
Ich erinnere mich
wie ich laufen lernte.
In einer Art Geschirr aus Leder;
ein kleines Tier
an der Leine, gehalten
von meiner Mutter.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.
Ich erinnere mich
wie ich zum ersten Mal
eine Schleife band.
Unter Anleitung meiner Mutter.
Ich war stolz.
Ich erinnere mich
an das Lächeln meines Vaters,
als er den Raum betrat.
Ich erinnere mich
an unseren Schäferhund.
Er machte sich so flach wie möglich
auf dem Fußboden,
das Hinterteil leicht erhoben;
er legte die Ohren an &
wedelte mit dem Schwanz,
wenn mein Vater den Raum betrat.
Man wusste niemals,
welche Empfindung des Tieres
stärker war
in diesen Momenten –
Ihre Stimme klang trunken
vor Liebe ….
Klang
nach Schwindel & Übelkeit,
nach Zärtlichkeit & Verwirrung.
»Du bist einfach«, sagte sie.
»Einfach zu viel für mich.«
Und sie ging aufs Klo,
um sich den Finger in den Hals zu stecken.
Ich hätte ihr das gerne
abgenommen.
Doch ich war am anderen Ende
der langen Leitung.
Sie musste es allein tun.
Es war nicht schwierig.
Es war einfach
eine Erleichterung.
Und es klang nach
Liebe.
Das nahm ich ihr
ab.
Irgendwo
zwischen Pastis, Rotwein, Rum & Bier,
zwischen Zigarren & Zigaretten,
Pizza & Kartoffelchips
endete die Nacht
in einem Telefonat.
Lachen, Musik, Eifersüchteleien,
Neckereien, Liebeserklärungen, vertrautes Schweigen.
»Verdammte Scheiße!«
»Was hast Du jetzt schon wieder verschüttet?« sagte sie.
»Bier. Meine Socken sind nass. Meine Hose ist nass«, sagte ich.
»Du hast eine Hose an?«
»Ja.«
»Ich nicht«, sagte sie. »Ich bin nackt.«
»Du Sau.«
»Ich war doch schon im Bett.«
»Ja klar. Ich erinnere mich.«
Ich hatte darin gelegen, verkatert, als sie
eintraf; der Haustürschlüssel steckte
von außen. Und ich hörte Bewegungen, die
nach Vertrautheit klangen – als wäre sie
hier daheim. Sie stellte ihre Schuhe dorthin,
wo sie sie immer hinstellte, machte sich
einen Kaffee in meiner Küche & kam
ins Bett. Und der Kaffee wurde kalt. Wie immer.
Und als sie sich ein Bier holte, wurde es warm. Wie immer.
Musik kam aus dem Nebenraum. Verhangene Fenster.
Die Kerzen brannten herab.
Und irgendwo
zwischen Ficken, Lecken, Schlucken, Küssen,
zwischen Tasten & Lachen, Schweigen & Schlafen
endete der Nachmittag
in einem Hunger, der unstillbar schien.
Unsere Mägen hatten sich angeknurrt;
fürs Essen war keine Zeit gewesen,
im Funkenflug der Stunden.
Und als wir uns verabschiedeten,
war ich es, der nackt dastand, und sie war
dick angezogen, denn es war Winter.
»Du bist bestimmt froh, wenn ich weg bin,
dann kannst Du Dir endlich was zu essen machen.«
»Na klar«, sagte ich.
Ich wischte das Bier auf, zog die Socken aus,
tupfte die Hose ab.
»Hab ich eigentlich irgendwas eingesaut?« sagte sie.
Sie hatte ihre Tage. Ich meine Nächte.
»Nein», sagte ich. »Ich hab doch eh alles weggeschluckt.«
Sie lachte.
2 Stunden Fahrt hin, 2 Stunden Fahrt zurück.
Fernwärme. Sehnsucht. Vermissen.
Zeit, die fehlt. Hunger, der unstillbar ist.
Jetzt war ich vollgefressen & besoffen,
wieder geil – & allein. Doch nicht ganz. Ich hörte sie trinken.
Am Telefon.
Wir waren gut aufgelegt, bevor wir auflegten. Und uns hinlegten.
In der Ferne des jeweils anderen. In der Nähe unserer Träume.
Der nächste Kater wartete schon mit dem Schraubstock.
Schlimmer als der vorige.
So Vieles wird verschüttet.
Nicht immer
das Schlechteste.
Hier könnte eine Blogroll sein.
Wenn ich nicht so egozentrisch wäre.
Statistik
92.658 hits
"Ich wohne in meinem eignen Haus,
Hab´ niemandem nie nichts nachgemacht
Und - lachte noch jeden Meister aus,
Der nicht sich selber ausgelacht."
(Friedrich Nietzsche)
„Meine kleinen Gedichte
Kommen wie kleine Blumen mir vor,
Lauter winzige Wichte,
Aber zusammen doch ein Flor,
Und hervor
Aus dem Chor
Blicken Vergißmeinichte.“
(Friedrich Rückert)
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