Nein,
ich kann sie nicht ernst nehmen –
die Venus über der Straße.
Die Stecknadel am Abendhimmel.
Sie leitet mich
fehl.
Wenn ich ein Auge zudrücke, scheint sie
über dem Hotel zu leuchten,
in dem ich arbeite –
für 8 Euro pro Stunde
+ Nachtzuschlag,
inklusive mieser Musik, die alles berieselt.
Da ist wenig Erotik;
von Liebe ganz zu schweigen.
Jedenfalls, was mich betrifft.
Selbst das Essen, das ich bekomme,
wirkt meist lieblos.
In den Zimmern,
an denen ich vorbei gehe,
nachts auf meinem Rundgang,
mag es anders sein. Vielleicht.
Ein bisschen wie
in meinem Kopf.
Hier schnarcht’s, da stöhnt’s,
die Klospülung rauscht, und
das plötzliche Niesen hinter einer Tür
erschreckt mich fast zu Tode.
Manchmal klatscht es auch dahinter
– & das ist kein Applaus.
»Wir hätten gern ein Doppelzimmer.«
»Ich hab nur noch Einzel.«
»Das ist okay.«
»Das Bett hat nur 90 cm.«
Keine Ahnung, ob das stimmt.
»Das reicht uns.«
Da wett’ich drauf!
»Hauptsache, es is schön warm.«
»Selbstverständlich.«
Und wenn Eure Hitze nicht reicht,
schenk ich Euch einen vollen
Benzinkanister. (E10. Ich muss sparen).
»Möchten Sie auch frühstücken?«
»Äh…. nein, wir reisen ganz früh wieder ab.«
Na sicher. Ohne Gepäck. Und die Adresse
ist gleich nebenan.
Hin & wieder stirbt jemand.
Hin & wieder blutet jemand.
Aber meistens
nicht.
Und sollte ich gerade essen, ist
das Hotel ausgebucht.
Nein, ich kann sie nicht ernst nehmen.
Die Venus über der Straße.
Und die Arbeit.
Und noch
so mancherlei.
Schlagwort-Archive: Sex
Die Venus über der Straße
Knaurs Buch vom Film
Knaurs Buch vom Film
© 1956 by Droemersche Verlangsanstalt
Autor: Waldekranz Arpe
(Was für ein Vorname!)
Es stand in der Bibliothek meines Vaters.
Gern nahm ich es
mit ins Bett.
All
diese Il
lust
rationen….
All
diese Photographien….
Sogenannte Göttinnen
der Leinwand……
Zum
Niemals
Sattsehen.
Riso amoro:
Silvana Mangano
auf ihrem Bett
im Hemd – &
meinem liebsten Kleidungsstück:
dem Sonstnichts….
Prachtgeschenkel in Schwarzweiß
Neorealismus
So neu – für einen kleinen Jungen
The Seven Year Itch:
Das hochgeblasene Kleid der Marilyn M.
bevor es, bevor sie zum Abziehbild wurde
Zufällige Zugluft eines Zuges
Und ein Teil der Erregung war
Hineinversetzung: die Vorstellung
so auszusehen & so gesehen
zu werden……
Ava Gardner
Gina Lollobrigida
Theda Bara (‚der erste Filmvamp’ hieß es da)
Die bloßen Brüste der badenen Martine Carol
(In einer Zeit als es keine Nacktheit am Zeitungskiosk gab.)
& so weiter
& so fort
Weit fort
in Träumen
Und in Sommernächten
schlich ich mich hinaus
nackt oder halbnackt
ins Freie
Dorthin
wo Niemand war
aber Jemand
hätte sein können
auf ein
samen Wegen
gerne unterm Mond
Wilde Schlägereien des Herzens
Die Unruhe der Hormone
& die Lust war so groß
dass ich keine Befriedigung wollte
Fast ein Schmerz –
Dazu die Angst
aufzufliegen
erwischt zu werden
von den Achsoerwachsenen
Doch es geschah nicht.
Nichts geschah
außer mir.
So Vieles
in mir.
Die Filme sah ich
später –
am Anfang stand
Das Buch.
Poesie & Erotikchat
Rilke im Licht eines Monitors
Ein geöffnetes Buch im Schein geöffneter Fenster
Virtueller Fenster
Poesie & Erotikchat – irgend Etwas sucht man ja immer
Die Einsamen suchen – aber nicht nur die
Hi, darf man stören? Was suchst du?
Ja, was eigentlich?
Ein rasches Ende.
Ende der Leere Ende der Sehnsucht Ende des Drucks Ende
der Geilheit Ende der Suche Ende der Eintönigkeit Ende des
Immergleichen Ende Ende Ende
Wo wohnst du? – Oh, Mist, zu weit, cu ….
Es hätte gepasst – vielleicht
Eine weitere Illusion, die man sich machen kann
Doch wahrscheinlich war die Frau ein Mann
der die Fantasien des Mannes am besten kennt
Überall Fakes (& Anglizismen, Fuck, Rilke hätte die nicht benutzt!)
Lügen – um sich begehrt zu fühlen
Wie alt bist du? Irgendwelche Tabus?
„Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen….“
Wer will meine Frau ficken?
Wer will zusehen?
Wer will mich?
Überall Wille – überall Wollen – vorhanden oder gesucht
schmerzlich vermisst oder fast schon tot
– & über Allem: Fragen
Was hast du an?
Wie wär’s mit einem Rollenspiel?
Alles nur Schein – Schwein – & alleine Sein
Dominant & devot – treffen wir uns
bei einem Gläschen Natursekt
„Regnet hernieder in den Zwitterstunden
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen….“
Was suchst du?
Ja, was eigentlich? Und wo?
Einen romantischen Sonnenuntergang
zum Rein
wichsen
Schalt die Cam ein
Ich steh auf Dirty Talk
Rainer Maria, hilf!
Tipp Tipp Tipp Tast
aturen
Warum suchst du? Warum suchen wir? Warum immer?
mbi44 besuchbar sucht
Tina im T-shirt (zu schön, um wahr zu sein) sucht
Paar aus Raum31 sucht
Zu wenig zu wenig zu wenig
Wer Nichts hat, sucht
Wer Etwas hat, sucht
In Büchern, in geöffneten Fenstern, die sich schließen
oder einfach verschwinden
Abkürzungen suchen Abkürzungen
„und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig voneinander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen :
dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen…“
Rilke
im Licht
eines Monitors
Kurz bevor
der Strom ausfiel
Unterm gelben Zeigefinger
Was oben scheint
ist erneut der Mond.
Der Mond scheint
gelb, getarnt als Sonne.
Als Sonne der Nacht,
gelb wie der Zeigefinger eines nikotinsüchtigen Serienkillers;
er deutet
hinunter auf den Wald……
Knisterschritte in stiller Umgebung.
Was unten scheint
ist erneut die Frau. Getarnt
als Traum.
Traum, Baum, Saum eines Nacht
hemdes…. kurz & durchschimmernd ….
in Stummfilmblau.
Bloße Schenkel in Bewegung,
Nadelgeruch & das Ende der Stille.
Das Heulen des Tieres schneidet
ein Muster in die Dunkelheit & hinterlässt
eine Tonspur.
Ein Wolf träumt in der Ferne,
und seine Sehnsucht reisst die Frau
zu Boden…… fällt
über sie her,
leckt sie ab
mit schweigender Zunge &
zitterndem Schwanz.
Speichel tropft unterm Märchenmond.
Und Licht bricht in den Schweißperlen der Frau.
Rot ist die Lust
wie eine unter
gehende
Sonne….
& ihr Blut sickert
in den Boden
der Nacht.
Eine gesunde Basis
Er stellte eine Frage. Im Sitzen.
»Und, warum hat’s denn nun nicht geklappt?«
Ich stand auf. Und gab eine Antwort:
»Moment, ich mach mal noch’n Tee.«
In der Küche erinnerte mich vieles
an sie…..
Meine Lieblingstasse, aus der sie Kaffee getrunken,
das Feuerzeug, mit dem sie Bierflaschen geöffnet hatte,
jedes Linoleumquadrat am Boden, das ihre Füße berührt….
Schließlich zog der Tee. Im Wohnzimmer. Zwischen
ihm & mir.
»Also?«
»Also – ich versteh’s eigentlich auch nicht. Es hatte Alles
eine gesunde Basis….. Wir haben nie etwas
zusammen unternommen; haben uns praktisch nur
im Bett getroffen, meistens lag ich schon drin, wenn sie
mich besuchte; ich kannte ihre Adresse nicht, wir hatten wenig
gemeinsam, und im Schlafzimmer brannte immer
eine bunte Lampe, so dass wir nie in der Dunkelheit
nebeneinander einschliefen.«
Er grinste, und die Teekanne war weiß. Wie immer.
»Ich beliebe nicht
zu scherzen«, glaubte ich hinzufügen zu müssen. »Mir
gefiel das wirklich.«
»Muss ich nicht verstehen«, sagte er.
»Nein. Natürlich nicht.«
»Und – wer hat denn nun Schluss gemacht?«
Ich bewegte die Beutel. Im Wasser.
»Niemand.«
»Wie – niemand?«
»Man macht doch nicht Schluss, wenn es
so läuft.«
»Ja, was denn nu?« Es klang, als würde er
die Geduld verlieren.
»Nichts«, sagte ich.
Und Grünen Tee lasse ich nie länger als
3 Minuten ziehen. Und das Wasser darf nicht
kochen – sonst wird er
bitter.
Wolle. Foto machen.
»Oh, eine Strickjacke«, sagte ich.
»Na ja«, sagte sie (also: die Frau sagte es),
»`s is kalt draußen. Außerdem ist die bequem.«
Fast klang es wie eine Entschuldigung.
»Also – ich finde die geil«, sagte ich. »Genau
die richtige Länge. Und fühlt sich gut an. Und
dieser reizende Reißverschluss…..«
Zzzzziiippppp!
Dann, nackt im Bett, sagte sie:
»Ich hol mir noch’n Bier.«
»Ich komm mit«, sagte ich. »Fotos machen.
Für einsame Stunden.«
Sie grinste. »Soll ich die Strickjacke anziehen?«
»Ach – du liest in mir wie in einem Buch.«
»Ja. Wie in einem Schmuddelroman.«
Und dann stand sie da. In der Küche. Vorm Kühlschrank.
Dem Kühlschrank zugewandt. Und die Strickjacke
bedeckte ihren Arsch ungefähr zur Hälfte. Und
die Kamera machte Klick! & Klick! & KlickKlickKlick!
Ohne Blitz. Ich hasse Blitzlicht. Die kleinen bunten Lampen
zwischen den Schnapsflaschen waren eine so viel schönere
Lichtquelle. Ich verwackelte etwas. Doch dadurch wurden
die Fotos nicht unscharf. Das Wortspiel mit der Lust
erspare ich mir. Und noch ein paar andere.
Ich mag die langen Ärmel. Sie unterstreichen
die Nacktheit der Beine.
Die Erotik der Strickjacke wird unterschätzt.
Die einsamen Stunden – sie kamen.
Viele davon. Eigentlich
brauche ich die Fotos nicht.
Wofür auch immer.
Doch es ist schön
sie zu haben.
Sie zu haben
war schön.
Die trockene Romantikerin
Der Satz ist
auf ihrem Mist gewachsen.
Sie hat
das Urheberrecht.
„Ich bin trockene Romantikerin.“
Andere
mochten den Satz.
Fanden ihn
lustig, geistreich – oder
was auch immer.
Ich hasste ihn.
Fand ihn
zum Kotzen.
Diesen Satz & fast
Alles,
was er implizierte –
den Entzug
die Nüchternheit
das Rauschlose
& den kalten Blick.
Nun gut,
im Moment war auch ich
trocken.
Hatte mit dem Saufen aufgehört.
Das war keine große Sache. Eigentlich.
Denn es gab keinen Entzug. Im
eigentlichen Sinne. Ich war
nicht körperlich
abhängig gewesen.
Zumindest nicht
vom Alkohol.
Meine Sucht war leichter
& komplizierter
zugleich
gewesen.
Lustig, geistreich – oder
was auch immer.
Ja, ich bin nüchtern
in diesem Augenblick.
Aber nicht
rauschlos; nicht
kalt.
Und es besteht immer die Möglichkeit
des Rückfalls.
Die Gefahr
oder
die Hoffnung.
Und dann werde ich wieder
trinken.
Im besten Fall:
Den Saft der
rückfälligen Romantikerin.
Eine Fee vorm Gefrierfach
Auch eine Fee
erfüllt bloß Wünsche
& keine Erwartungen.
Und manchmal
nur Wünsche, die nicht ausgesprochen werden.
So war das –
als sie sich hinkniete
vor der Tür meines Gefrierfachs,
um meine Hose zu öffnen.
Die romantische Sau
Eigentlich
wollte ich es nicht wissen.
Wie lange war es jetzt her?
Das letzte Treffen…..
Aber
ich bin gierig –
in mancherlei Hinsicht.
Das ist mein Naturell.
Und vor allem bin ich
neugierig.
Es war so einfach.
Ich wusste, was ich in jener Nacht
geschrieben hatte. Nachdem sie
eingeschlafen war.
Nebenan.
Ich brauchte nur
den Text zu suchen…..
Das Datum erschreckte mich.
9. Oktober!
Jetzt hatten wir den
21. Dezember.
So lange
war es mir gar nicht vorgekommen.
Und es erschreckte mich,
dass es mir gar nicht so lange vorgekommen war.
Oftmals hatte ich an diese Nacht gedacht
in der Zwischenzeit. Die wie eine
Zwischenwelt war, in der wir nicht
gemeinsam existierten.
Nach dem Schreiben
hatte ich mich wieder zu ihr gelegt.
Nach dem Erwachen
las sie das Geschriebene.
Sie lächelte.
»Du hättest nicht
ins Waschbecken pinkeln müssen.
Ich wäre ohnehin nicht
aufgewacht.«
Eigentlich
war mir das klar gewesen.
Ihr Schlaf war
beneidenswert.
Meiner war eher
wie ein Gemälde
von Goya.
Egal.
Das mit dem Waschbecken
machte sich ganz gut in dem Text.
Fand ich. Und das war
die Hauptsache.
In der Zwischenzeit
wichste ich in dieses Waschbecken.
Das macht sich weniger gut
in diesem Text.
(Oder sollte ich sagen: Das
kommt weniger gut?
Auch egal.)
9. Oktober!
So lange also
hatte ich
das Bett nicht frisch bezogen!
Was bin ich doch für eine Sau.
Man konnte es nicht riechen.
Ich jedenfalls nicht.
Und sonst war ja niemand da.
Aber sie
konnte ich auch nicht mehr riechen.
Alles verflogen…..
Hie & da
noch ein Haar.
Herausgerissen
in der Hitze des Gefechts.
Verloren
im Schlaf.
Blonde Saiten.
Ja – eine Sau.
Schlimmer – eine romantische Sau!
Trockene Luft
Die orangenen Lämpchen der Radiatoren leuchteten.
Hinter ihren heißen Rippen gab es keine Frau,
die sang: »In heaven everything is fine«.
Wie in jenem Film.
2 Räume waren beheizt.
Die anderen: kalt.
Der Flur: kalt.
Temperaturunterschiede – als sei
Drinnen: Drinnen & Draußen zugleich.
Nacht.
Wie immer.
Aus der beheizten Einsamkeit des Schlafzimmers
ging ich in die kalte Einsamkeit der Küche, um
eine weitere Flasche Wasser zu holen.
Sah: die nackten Beine, die ich
vorm Tiefkühlfach fotografiert hatte……
& die nun fehlten – sah sie
in mir.
Ich brauchte keine Fotos.
Meine Kehle war so trocken
wie der Humor eines guten Bestatters.
Ich ging zurück, legte mich wieder hin, trank.
In der künstlich erzeugten Wärme –
der verwüsteten Luft.
Erinnerungsoasen schwitzten in der Einöde……
Hochsommer
Die Frau geht meine Kellertreppe hinauf
In einem Jeanskleid
Ich hinter ihr – unter ihr
»Ich bin schon wieder ganz nass«, sagt sie, »fühl mal.«
Sie bleibt stehen
Ich fasse unter das Kleid, unter dem sie
nichts trägt….
»Ja«, sage ich
»Weiter vorne«, sagt sie
»Oh ja«, sage ich
Wir lachen
»Was machst du nur mit mir?«, sagt sie
»Nichts«, sage ich
Nichts.
Luft, Lust, Trockenheit, Nässe.
Nichts bleibt.
2 Räume waren beheizt.
Ein kalter Flur dazwischen.
Orangene Lämpchen in der Nacht.
Auf dem Nachttisch: ein Bleistift.
Für den Fall, dass mir etwas einfiele.
Und ein Radiergummi.
Für den Fall, dass…..
Ein leichtes Stechen in der Brust; ein
stetiges Schlagen….
Hinter den Rippen gab es eine Frau.
Eine Frau, die
sang…..
Hitlers sexuelle Vorlieben
Als ich davon erfuhr,
wusste ich,
dass mein Gefühl eine gute Wahl getroffen hatte.
Ich stellte sie mir vor…..
Diese Frau…..
Vor langer Zeit…..
Als Schülerin…..
Im Geschichtsunterricht…..
Das große Thema war:
Das Dritte Reich.
Referate mussten gehalten werden –
zu einzelnen Aspekten dieses Themas,
die sich die Schüler & Schülerinnen selber aussuchen durften.
Und sie –
diese Frau,
diese junge Frau,
dieses Mädchen –
nannte ihr Referat:
»Hitlers sexuelle Vorlieben.«
Selbst ich,
der ich die Schule so sehr hasste,
hätte gerne in dieser Klasse gesessen,
während dieses Referat gehalten wurde –
hätte gerne gesessen
zwischen all den Langweilern, die sich
die üblichen Überschriften
für ihre öden Vorträge
ausgesucht hatten.
Ich hätte gerne die Vortragende betrachtet –
& das Gesicht des Lehrers.
Vielleicht stelle ich mir diesen Auftritt
grandioser vor als er war –
sehr wahrscheinlich sogar.
Doch das ist egal.
Als sie mir davon erzählte –
so viele Jahre danach -,
wusste ich,
dass mir die richtige Frau über den Weg gelaufen war.
Und dass ich sie gerne
schon sehr viel früher
gekannt & geliebt hätte.
Spannung
Ich spürte
die plötzliche Anspannung
in ihren
Pobacken
Sie hielten
mir die Nase zu
Sie
hielt mir die Nase zu
& lachte
Ich lachte
gedämpft
& dachte
an Nasen-Flügel
die
nicht fliegen konnten
während
meine Zungenspitze flatterte
& anspitzte
vergraben
in feuchtweicher Wärme
An
spannung
Spannung
End Ent
spannung
Sie ließ
los
gelassen
Ich atmete
durch
mit flatternden Flügeln
& die Zeit
war vergangen
wie
im Fluge
Die trunkene Matratze
Selbst Küsse
mit Biergeschmack
konnten mich
nicht
zum Trinken verführen.
Das Verfallsdatum
auf den Flaschen im Kühlschrank
rückte unaufhaltsam näher.
Zu langsam
wurden sie dezimiert,
da die Frau, die
das Bier trank,
zu selten vorbei kam.
Sie klettert aus dem Bett
Feuchtfleckige Falten im zerwühlten Laken
Kuhlen zweier Körper in der Matratze
Lustgetrocknete Kehlen
»Willst du auch was trinken?«
»Nein« sage ich
zu ihrem Arsch
der das Zimmer verlässt
Das Geräusch nackter Füße auf dem Flur
Ich liege in Gerüchen
Höre die Kühlschranktür
Das Öffnen der Flasche
Die Frau kommt
zurück
ins Bett
Sitzt aufrecht
Wir bilden 2 Rechte Winkel
Sie ragt aus meiner Mitte
Trinkt
aus der Flasche
Ich betrachte ihren Rücken
Schluck
Schluck
Sie setzt die Flasche ab
irgendwo
»Wie praktisch« sagt sie »Kuck ma,
freihändig«
Leicht ausgestreckte Arme erscheinen
links & rechts
»Wo hast du die Flasche?« frage ich
& richte mich auf
um nachzusehen
Die Frau
wendet sich zur Seite
Etwas fällt
Etwas gluckert
Etwas rauscht kohlensäuerlich
»Oh Scheiße!« sagt sie
lachend
Bier sickert in die Matratze
Viel Bier
Viel Flüssigkeit
Eine Lache auf dem Laken
Ein herber Geruch
kalt & klamm
der sich vermischt
mit Lust
Lachen
und
Einige Handtücher & Zewas später
sagte ich:
»Wo war denn nun die Flasche? Ich dachte,
sicher zwischen deinen Beinen….«
»Zwischen meinen Brüsten«, sagte sie.
»Schade, dass ich das nicht gesehen habe, aber
du kriegst kein Bier mehr. Höchstens
in der Badewanne.«
Lachen.
Selbst Küsse
mit Biergeschmack
konnten mich
nicht
zum Trinken verführen.
Ein trockener Säufer
im feuchten Bett.
Doch der Eigengeschmack
der fremdvertrauten Zunge
berauschte mich.
Mehr &
mehr.
»Wie man’s macht« oder Ein Dilemma
»Setz dich auf mein Gesicht«, sagte ich.
»Nein«, sagte sie.
»Warum nicht? Ich weiß, dass du es möchtest.«
»Wenn ich es tue, wirst du darüber schreiben.«
»Wenn du es nicht tust, werde ich darüber schreiben,
dass du es nicht getan hast, weil du dachtest, dass ich
darüber schreiben würde, wenn du es tust.«
(Gelächter. Auf beiden Seiten.)
Sie sagte:
»Wie man’s macht……«
Die Schlange auf der Socke
In der Einöde des Jobs
fiel mein Blick
wie zufällig
auf die schwarze Socke meiner Arbeitskleidung.
Eine feine Schlange wand sich darum:
Ein langes blondes Haar.
Und die Erinnerung an das Lachen
reichte für ein Lächeln.
»Du reisst mir noch mal alle Haare aus«,
hatte sie gesagt.
Und tatsächlich
fand ich sie
überall.
Zuhause
wo ich jetzt gern gewesen wäre.
Mit meiner Erinnerung.
Und den Schlangen.
Eng umschlungen.
Mit ihr.
Die sie zurückgelassen hatte.
Ich
ließ das Haar, wo es war.
Und die Erinnerung an das Lachen
reichte für ein Lachen
in der Einöde des Jobs.
»Übrigens«, hatte sie gesagt
(& es war ein historischer Satz),
»Du hast mir genau
aufs Zäpfchen gespritzt.«
Die Zunge
Noch heiß
von den Worten
die sie eben formte
fährt die Zunge
über fremde Haut
stumm
tastend
schmeckend
Eine Flamme
aus Fleisch
& Blut
die brennt
& tropft
kennenlernt
& verzehrt
im
Über-
fluss
Nichts
löscht das Feuer
wenn sie
auf eine Andere
trifft
in gemein-
samem
Schweigen.
Eine Art von Selbsterkenntnis
Sie schmeckte
sich
als ich
sie
küsste
Ich schmeckte
mich
als sie
mich
küsste
Eine Art
von
Selbst-
erkenntnis
Sich
selber
kennen
lernen
Geschmack
an sich
finden
Saft & Sperma
im Mund
des Anderen.
Eine
untrennbare
Mischung
Wir schmeckten
uns
als wir
einander
küssten
Der Andere Rausch
In den Zeiten
ohne Alkohol
berausche ich mich
an Dir
Saufe
zwischen Deinen Schenkeln
Halluziniere Deine Haut
Überlasse Dir
meinen Cocktail
Fantaste Dich mit der Zunge
Schlucke Dein Lachen
Beisse in Früchte
die lebendig sind
Stoße an
ohne Glas
& verschütte mich
in Dir
Und mit dem Entzug
kommt
das Delirium
Und in dem Delirium
kommst
Du
wie immer
immer wieder
Du
Peanuts
Ich hatte wohl beiläufig erwähnt, wie sehr ich
die Peanuts liebte – & dass ich 2 Paar Socken
mit Snoopy-Aufdruck besaß
(in Grau, aus grauer Vorzeit).
Der Sommer ging allmählich zuende; es wurde kühler.
Die Frau trug einen Rock, der
meine Handbreit über den Knien aufhörte.
Sie ging ins Wohnzimmer, zog ihre Schuhe &
ihre dünne Jacke aus & stellte ihre Tasche ab.
»Ich habe heute übrigens was drunter«, sagte sie.
»Ach – das ist ja mal ganz was Neues«, sagte ich, »so
kalt isses doch noch gar nicht.«
Ein Lächelblitz aus blauen Augen. »Schau nach.«
Ich ging zu ihr, bückte mich & schob
lang-
sam
ihren Rock hoch.
Da waren sie (vereint auf violettem Stoff, vorne):
Snoopy & Woodstock!
»Süß«, sagte ich, »lässt Du mir das hier?«
»Sicher.«
»Dann ab mit uns unter die Kuscheldecke.«
Kleidungsstücke waren zufällig
auf den Boden des Schlafzimmers gefallen; nur
das Höschen
hing ordentlich über der Stuhllehne.
Der Hund lag auf dem Rücken; die Augen geschlossen.
Jetzt war sie blond wie Woodstock, doch
in der Vergangenheit
war auch sie ein
kleines rothaariges Mädchen
gewesen.
Ein Mädchen mit Sommersprossen.
Und weil
manchmal
einfach
Alles
passt,
lief
die Mondscheinsonate,
als ich ihr
in den Hintern biss
(Glenn Gould allerdings –
& nicht
Schröder).
Lachen
Lecken
Lachen (mit langem aaaaaa) auf dem Laken
The Doctor is in
The Doctor is out
Sprechblasen
Gedanken-
blasen
Als sie wieder in ihr knallblaues Auto stieg,
wusste ich, was ihr fehlte
unterm Rock.
Und ich wusste, was
mir
fehlen würde ……
In den Tagen des Alleinseins
– das Vögelchen war ausgeflogen –
schnüffelte ich
nach dem Erwachen
& vor dem Einschlafen
an dem Höschen;
ich nahm Witterung auf,
denn auch ich
bin nur
ein Hund
ein Wolf
ein Tier
eine Art von
Comicfigur.
Nach & nach
wurde der Duft schwächer;
wie auf der Flucht.
Wir telefonierten.
»Wird höchste Zeit, dass Du wiederkommst«, sagte ich,
»ich habe alles inhaliert, was es zu inhalieren gab.
Snoopy hat Sehnsucht,
und was zu Knabbern brauch ich auch.«
»Nüsse?« sagte sie.
»Arsch«, sagte ich.
Es wurde noch kühler
draußen.
Noch heißer
in uns.
Und beim nächsten Mal trug sie
Jeans, die nur so knackten;
und irgendwann, unter der Decke,
sagte sie: »Ich laufe aus.«
Und ich dachte an das Meer,
an die Hohe See,
an ein Schiff, das ausläuft;
und ich wollte in See stechen,
hinaus auf das Meer Meer Meer ……
»Ich hab da was, womit Du Dich
abtrocknen kannst«, sagte ich.
Sie grinste.
«Schon klar«, sagte sie.
Snoopys Augen waren noch immer geschlossen,
als würde er es genießen, wie sie ihn
benutzte.
Und der Duft
würde wieder
für eine gewisse Zeit des Alleinseins
reichen.
Reichen, um zu
riechen –
zu schnuppern –
zu schnüffeln –
um zu träumen
wie ein Hund …..
Ein Hund, der
auf dem Dach seiner Hütte schläft.
Blue Velvet
Erkältet
waren wir beide.
Wir lagen im Bett –
nackt nur an den Stellen,
auf die es ankam.
Musik lief im Shuffle-Modus.
Die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
im eisigen Wind, der durchs undichte Fenster herein wehte.
Die Frau musste aufs Klo;
kletterte aus dem Bett.
Ich liebe den flüchtigen Moment – bevor
das hochgerutschte Shirt, nach dem Aufstehen,
wieder über den nackten Arsch gleitet, um
ihn dann
nur knapp
zu bedecken.
Sie ging nach nebenan.
Johnny Mathis sang „Moon River“.
Ich hörte es plätschern.
Hörte sie Papier abreissen.
Klopapier, das nach Rosen duftete –
& das ich niemals benutzte.
(Sie hatte es selber als Gag mitgebracht,
nachdem ich mich über den
Klopapierverbrauch der Frauen lustig gemacht hatte.)
Johnny gab volles Vibrato, dann
rauschte die Spülung.
Und während die Frau in die Küche ging,
um sich noch ein Bier zu holen,
übernahm Bobby Vinton die
musikalische Leitung.
„Blue Velvet“.
Sie kam zurück, stellte die Flasche auf den Nachttisch
& kroch unter die Decke;
ihre Hände waren kalt, ihre Beine waren kalt.
Sie sagte: »Die Musik läuft doch auf Shuffle, oder?«
»Ja«, sagte ich.
»Wieviele Stücke sind in der Liste?«
»Keine Ahnung, aber sie läuft knapp 37 Stunden
ohne Wiederholung. Wieso?«
»Weil ich gerade, aufm Klo, dachte:
Ich würde gerne mal wieder „Blue Velvet“ hören.«
»Ich wusste es«, sagte ich, »Du bist
eine Hexe.«
Sie lachte.
»Ich kann Sachen«, sagte sie.
Was stimmte.
„Blue Velvet“ war unser Lieblingsfilm.
37 Stunden, die auf Zufall gestellt waren.
37 Stunden – so lange hatten wir uns noch nie
ohne Unterbrechung gesehen –
& würden es vielleicht auch
niemals.
Ihre Hände wurden warm.
Der Wind blieb eisig.
Und die Flammen der Kerzen & Teelichte flackerten
noch stärker.
Bewegt durch
den Wind &
unsere Leidenschaft.
Spielplätze der Liebe
Hörspiel.
Sehspiel.
Riechspiel.
Tastspiel.
Zungenspiel.
Gedankenspiel.
Liebesspiel.
Das Puzzle in meinem Bett
Ihre Beine waren wie zerschnitten
durch die Linien der Spiegelkacheln
an der Wand
meines Schlafzimmers
Ihr Arsch war eingerahmt
in einem der Quadrate
Ihr Rücken:
Befleckt von den Fingerabdrücken
auf dem Glas gegenüber
Ihr Hinterkopf bewegte sich
zwischen 2 Quadraten
vertikal
hin & her
So viele Assoziationen:
Stadtpläne
Rechenhefte
Spielwürfel
Fadenkreuze
……
Auch ich war
in der Wand gegenüber
Auch ich:
Befleckt &
wie zerschnitten
Unberechenbar
wir beide
Nackt
wir beide
Ein Puzzle
das wir
zusammen
gelegt hatten
ohne sicher zu sein
ob
Alles
zusammen
passte
ohne zu wissen
welches Bild
sich
ergeben
würde
Zielsicher
Zielsicher
fanden sie
die Nächte,
in denen sie
sich
nicht
hätten
allein
lassen
dürfen,
um sich darin
allein zu lassen.
Zielsicher
fanden die Nächte
sie,
um ihr menschliches Unvermögen
auszukosten.
Wind
gebärdet sich
wie Sturm
die Sucht
nach Nähe
wie Liebe.
Der Schlaf des Einen
ist die Hölle
des Anderen
in Nächten
wie diesen.
Er ging in die Küche.
Um die Zeit abzulesen.
Von den Flaschen.
Die Zeit,
die langsamer
verging
als
er.
Die Flaschen hatten zugesehen,
damals, als
sie
vor ihm kniete
in der Küche,
seinen Schwanz im Mund.
Und sie hatten
reflektiert.
Vielleicht nicht diese
Flaschen, aber
Flaschen wie diese.
Er konnte sie schlafen hören.
In einer Ferne, die er
nicht kannte.
Sie war so müde gewesen.
Müde
wie der Tod im Stummfilm.
(Eine seiner Kindheitserinnerungen
aus der Zeit, da er
noch
nicht
unterscheiden konnte
zwischen dem,
was er sah
&
der Wirklichkeit.
Damals hatte er den Tod gesehen.
Weil er es
glaubte.
Damals
hatte er
Vieles
nicht
auseinander-
halten
können.
Doch
Alles
geht
auseinander
irgendwann.)
Er
war nicht müde.
Er ging im Haus umher,
ziellos
durch die Wellen
der Musik.
Verwirrt
wie seine Gedanken
Verwirrt
wie seine Gefühle
Zusammen
hang
los!
Die Gelassenheit von einst
war fort.
Er wusste nicht,
worauf seine Gedanken hinaus wollten …..
Und wohin
hinaus?
Vielleicht
in die Raserei
Vielleicht
in den Wahnsinn
Zielsicher
Die Weinabteilung
Immer wenn er mit seinem Vater einkaufen ging,
zog es den kleinen Jungen in die Wein-
abteilung. Aufgeregt. Erregt. Neu-
gierig. Suchend.
Flirrend-funkelnde Flaschen in Regalen,
bunte Bilder auf Etiketten;
Licht-
reflexe
auf Glas ……
Und immer versuchte er, sich
abzusondern – ein paar Schritte
im Abseits, um
allein
zu
sein ……
Allein
mit seiner
Erregung.
Unbemerkt
zwischen großen fremden Menschen.
Unbemerkt
zwischen Flaschen
in Reih & Glied.
Auf der Suche nach
dem Weißwein, der
zu warm war ……
Nach einem Schriftzug, den
er lesen konnte,
bevor er lesen konnte.
Den er
spüren konnte
wie einen Schmerz –
einen Schmerz, der
trocken & lieblich
zugleich war;
herb.
Und der kleine Junge
buch-
sta-
bier-
te:
N – A – C – K – T – A – R – S – C – H
Eine Marke.
Das Etikett:
gemalt,
fast naiv – – :
Ein Junge
mit herunter-
gelassener
Hose;
ein alter Mann
mit er-
hobener
Hand,
der lächelt.
Der Blick des Jungen:
ängstlich
in
Erwartung.
Und der kleine Junge
vor dem Wein-
regal
hatte keine Worte
für die Gefühle
in seinem roten Kopf,
seinem schlagenden Herzen,
seinem Schritt.
Sein Vater –
einige Schritte entfernt –
war kein
alter Mann;
doch auch er hatte eine Hand, die
oft
erhoben war –
ohne dass er lächelte.
Während der Junge
wein-
te.
Tränen, die
nach Wein rochen.
Und manchmal hielt diese Hand
einen Stock ….
eine Peitsche ….
einen Kochlöffel ….
Einen Kochlöffel, in den
der Name des Jungen
gebrannt war
mit einem glühenden Eisen.
Der Junge liebte
die Hände seines Vaters –
betrachtete sie oft
am Lenkrad,
wenn der Vater ihn
zu einem ersehnten Ziel fuhr …..
Monde
unter
Fingernägeln.
Reflexionen.
Der Kochlöffel
liegt
heute
in einer Schublade.
Ich benutze ihn nicht.
Wo der Stock ist, weiß ich nicht.
Die Peitsche ging verloren.
Die Hand ist verwest.
Mein Herz
schlägt,
wie sie es tat –
damals.
Ein Geräusch, das
an Beifall
erinnert.
Ich liebe Wein –
Rotwein
bevor-
zugt.
Die Marke ist
fast
egal.
Und manchmal
schmeckt der Wein
nach Salz.
Ich liebe Worte
wie Buch-
staben.
Buchstaben
wie Worte.
Begreife
die Erotik des Kochens
wie nackte Ärsche …..
Lebe meine Obsessionen
aus
vor
Regalen.
Esse,
trinke.
Flaschen flirren.
Lust
Schmerz
Nahrung
Tod.
In meinem Gedächtnis
hängen
naive Bilder.
Und manchmal
hängt der Mond
wie ein Spielball
am Nachthimmel.
Mit herunter-
gelassener
Hose
& spiegelt sich
weiß
in Flüssigkeiten.
Ein Spielball
der Gefühle,
für die ich
keine Worte habe.
Gleitmittel
Sie schrieb:
Zwei Treffen zum Kennenlernen sind
Minimum. Vorher:
Kein Sex.
Ich schrieb zurück:
Ok…. Dann lass uns gleich
mit dem dritten Treffen anfangen.
Ein einziges Telefonat folgte.
Zeit
hat man
niemals
zu verlieren.
Ich hatte bereits
zu
viel
davon
verloren.
Sie war nur so dahingeschlittert.
Mir entglitten.
Trockene Jahre.
Jahre der Dürre, die ich
mit Alkohol
befeuchtet hatte.
Eine Wüste.
Suche.
Sehnsucht.
Sucht.
Sie besuchte mich.
Fand mich
in meiner Einsiedelei,
die ich mir teilte
mit stehengebliebenen Uhren,
Spiegeln,
Büchern,
Schall-
platten,
alten Lampen –
in deren Licht
wir
uns
kennen-
lernten ……
Erfühlte
erfüllte
Zeit –
Sie sagte:
»Kannst du dir vorstellen, dass es
Männer gab, die meinten,
ich sollte es mal mit Gleitcreme versuchen?«
Ich sagte:
»Prinzipiell
kann ich mir Alles vorstellen.«
Sie fühlten sich
kalt an –
all diese nassen Stellen
auf dem Laken ……
Abgekühlte Spuren
einer Leidenschaft, die
(einfach
entfacht)
brannte
brannte
weiter brannte ……
Eine Leidenschaft
wie eine Selbstentzündung.
Sie lief aus
als ob
sie nicht enden wollte.
Ein Durst, der
nicht
gelöscht werden konnte.
Heiße Schritte.
Eine Oase –
die keine Vorspiegelung war.
Vielleicht
hatte ich mir doch
nicht
Alles
vorstellen
können.
Verschüttet
Irgendwo
zwischen Pastis, Rotwein, Rum & Bier,
zwischen Zigarren & Zigaretten,
Pizza & Kartoffelchips
endete die Nacht
in einem Telefonat.
Lachen, Musik, Eifersüchteleien,
Neckereien, Liebeserklärungen, vertrautes Schweigen.
»Verdammte Scheiße!«
»Was hast Du jetzt schon wieder verschüttet?« sagte sie.
»Bier. Meine Socken sind nass. Meine Hose ist nass«, sagte ich.
»Du hast eine Hose an?«
»Ja.«
»Ich nicht«, sagte sie. »Ich bin nackt.«
»Du Sau.«
»Ich war doch schon im Bett.«
»Ja klar. Ich erinnere mich.«
Ich hatte darin gelegen, verkatert, als sie
eintraf; der Haustürschlüssel steckte
von außen. Und ich hörte Bewegungen, die
nach Vertrautheit klangen – als wäre sie
hier daheim. Sie stellte ihre Schuhe dorthin,
wo sie sie immer hinstellte, machte sich
einen Kaffee in meiner Küche & kam
ins Bett. Und der Kaffee wurde kalt. Wie immer.
Und als sie sich ein Bier holte, wurde es warm. Wie immer.
Musik kam aus dem Nebenraum. Verhangene Fenster.
Die Kerzen brannten herab.
Und irgendwo
zwischen Ficken, Lecken, Schlucken, Küssen,
zwischen Tasten & Lachen, Schweigen & Schlafen
endete der Nachmittag
in einem Hunger, der unstillbar schien.
Unsere Mägen hatten sich angeknurrt;
fürs Essen war keine Zeit gewesen,
im Funkenflug der Stunden.
Und als wir uns verabschiedeten,
war ich es, der nackt dastand, und sie war
dick angezogen, denn es war Winter.
»Du bist bestimmt froh, wenn ich weg bin,
dann kannst Du Dir endlich was zu essen machen.«
»Na klar«, sagte ich.
Ich wischte das Bier auf, zog die Socken aus,
tupfte die Hose ab.
»Hab ich eigentlich irgendwas eingesaut?« sagte sie.
Sie hatte ihre Tage. Ich meine Nächte.
»Nein», sagte ich. »Ich hab doch eh alles weggeschluckt.«
Sie lachte.
2 Stunden Fahrt hin, 2 Stunden Fahrt zurück.
Fernwärme. Sehnsucht. Vermissen.
Zeit, die fehlt. Hunger, der unstillbar ist.
Jetzt war ich vollgefressen & besoffen,
wieder geil – & allein. Doch nicht ganz. Ich hörte sie trinken.
Am Telefon.
Wir waren gut aufgelegt, bevor wir auflegten. Und uns hinlegten.
In der Ferne des jeweils anderen. In der Nähe unserer Träume.
Der nächste Kater wartete schon mit dem Schraubstock.
Schlimmer als der vorige.
So Vieles wird verschüttet.
Nicht immer
das Schlechteste.
Feuchte Wüstenei
Wüstes Durcheinander
Während die trockene Ordnung des Lebens verschwindet
Verschwindet wie der Cocktail in meinem Mund
Mein Schwanz im Mund der Geliebten
Oder sonstwo
Wilde Assoziationen von Menschen & Wörtern
Satzfetzen Gedanken Musik Träume
Schwindendes Licht
Schenkelverhedderungen
Eine Olive mit Loch
Aufgespießt im beschlagenen Glas
Gerötete Knie auf rauhem Teppich
Tropfende Gerüche
Ein Stöhnen
Ein Hauchen
Namen
Schweiß & Rhythmus
Ein entgegengestreckter Arsch
Ein Klatschen
Ein Verschwinden im Rausch im Rauch in Dunkelheit
& Wärme
Atemnot ohne Not
Vergessen
Sekrete Küsse
Bilder Fantasien Synapsenblitze & Schwindel
Un
Mittel
Bare
Wir
Klich
Keit
Und wir küssen uns
Und die Küsse schmecken nach Gin & Sperma
Schweigen
Lächeln
Ruhe
Schlaf
Schrankenlos
In
Einander
Ver
Schränkt
Beim Binden der Stiefel
Sie band sich die Schnürstiefel zu,
im Stehen, vorgebeugt,
den Hintern unter dem hochgerutschten Kleid
mir zugewandt.
Ich sagte:
»Also, wenn ich meine Texte über Dich
lesen würde …..
würde ich noch geiler auf Dich werden, als ich
es ohnehin schon bin.«
»Spinner«, sagte sie.
Zumindest hätte sie es sagen können.
»Ja«, sagte ich, »und deshalb möchte ich nicht,
dass Du in meiner Abwesenheit irgendwelche Typen
triffst, die mein Zeug lesen.«
»Quatsch«, sagte sie.
(Sagte sie es wirklich?)
»Die denken doch alle
bestimmt,
dass
das
nicht
stimmt.
Die glauben an die
Dichterische Freiheit.
Halten es dafür.«
Sagte sie.
Ich sagte – meine Zunge sagte:
»Dichterische Freiheit?
Kennen die nicht.
Und wer mich
aufmerksam liest,
weiß, das
alles
wahr
ist,
was
ich
schreibe.«
Ich betrachtete sie.
Ihre Beine.
Mein Blick haftete
an ihren Beinen
in den Strümpfen, die
selbsthaftend
waren.
Ich ging zu ihr.
Hob das hochgerutschte Kleid
noch höher.
Darunter:
nichts.
Steckte meine Zunge, die
gesprochen hatte,
in ihre Arschritze.
Und sprach
mit ihr
die Wahrheit –
wie immer
in diesem
Moment.
Der tote Winkel
Ich bin
hinter Dir
immer
& Du
kannst mich nicht sehen
denn ich bin
in Deinem Toten Winkel
Wenn Du
die Spur wechselst
könnten wir
zusammenstoßen
&
gemeinsam
sterben.
Aber nur
wenn ich Dich
im selben Augenblick
überholen wollte.
Aber
das
will
ich
nicht.
Ich lebe
in meinem
Toten Winkel
Wenn Du mich
dort
besuchst
bring
Dein Leben mit!
Dort können wir
zusammen
……
Ich weiß es einfach nicht
Meinetwegen
so dachte ich
trug sie
kein Höschen
unter ihrem Rock
als sie mich
zum ersten Mal besuchte.
Dieser Gedanke
gefiel mir
sehr.
Dann
wurde mir klar
dass sie
beinahe
niemals
ein Höschen trug.
Auch dieser Gedanke
gefiel mir
sehr.
Egal
wie lange ich
darüber nachdenke –
ich weiß
nicht
welcher Gedanke
&
welches Gefühl
mir
mehr
gefällt.
Hinter allem Miteinander
All diese
verzweifelten Versuche
in all diesen
verschwindend-kleinen Betten
die überall
auf einem Staubkorn
eines Staubkorns
eines Staubkorns
im All
verteilt sind …..
Versuche
die Einsamkeit hinter Allem
die Leere hinter Allem
die Sinnlosigkeit hinter Allem
das Nichts hinter Allem
zu vergessen
Man flüchtet
zueinander
aneinander
ineinander
flüchtet
zu Anderen
in Verzweiflung
Vielleicht
am liebsten zu Anderen
die
All Dies
anders
sehen
oder
gar nichts
sehen
die
nicht
verzweifeln
Dann
prallen Welten
aufeinander
stoßen
zusammen
zueinander
ineinander
& vielleicht
auseinander
Aber
vielleicht auch
verschmelzen sie
miteinander
im All
Brennende Eiswürfel
Die Eiswürfel in meinem Drink
standen in Flammen, als
die Frau auf meinem Sofa
fragte: »Und wo ist das Zimmer
für den Schnellen Sex, das Zimmer
mit den Schaufensterpuppen, über das
Du geschrieben hast?«
Musik flackerte in der Luft.
In der Luft, die Lust war.
»Ich zeig’s dir«, sagte ich. »Es ist
gleich gegenüber dem Zimmer, in dem
ich schreibe.«
Wir gingen durch den düsteren Flur;
sie ging vor …. ich
ging
hinter
ihr
her ….
ging nach
wie eine alte Uhr, kurz bevor sie
aufgezogen werden muss.
Die Puppen warteten im Dunkeln;
die Matratze lag
am Boden –
die Frau betrat den Raum,
ich machte buntes Licht ….
»Schön«, sagte sie.
Ich stand hinter ihr,
las die Gedanken
in ihrem Hinterkopf,
hockte mich hin,
schob ihren Rock hoch,
unter dem nur
sie
war …. &
sie lachte leise, als ich
in ihren Arsch biss ….
»Wir können gerne hier bleiben«, sagte sie.
»Nein«, sagte ich, »können wir
nicht.
Wir müssen in das Zimmer, in dem
nichts
Schnell
geht.
Wir müssen in das Zimmer, in dem
ich
träume.«






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