Schlagwort-Archive: Musik
In einer Fußgängerzone
saß ein Mann
auf kalten Steinplatten
mit einer Singenden Säge
Er hatte
keine Beine mehr
Er hatte
die Beine
sich selber
abgesägt
mit
eben diesem
Werkzeug
Er war
kein Fußgänger mehr
konnte nicht mehr
tanzen
zu seiner eigenen Melodie
aber spielen
auf der Säge
mit einem Bogen
der seine Haare verlor
Ein Lied
das schön & traurig war
Andere
hätten dazu tanzen können
Aber
sie hatten es zu eilig
vorüber
zu
gehen
Und
im Hut des Mannes
blieb nur
die Leere
Und in der Erinnerung
nur
die Musik
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Eine Saite war gerissen
mit einem Geräusch, das ich
nicht hatte hören können.
Zu fern von mir.
Wir lagen im Bett, als sie
es mir erzählte. In
buntbeleuchtetem Halbdunkel.
»Was für eine Saite?« fragte ich.
»Tiefes E. Für Konzertgitarre.«
Und sie fügte hinzu:
»Komisch, die reißen doch nie.
Normalerweise.«
Nun, mir war im Laufe meines Lebens
schon jede Saite gerissen.
Immer wieder.
Man muss nur wild genug spielen.
Zuweilen nicht einmal das.
Manchmal reicht die Ermüdung. –
Sie stand auf, um sich anzuziehen;
ich ging nach nebenan, um
nach einem Satz zu suchen.
Ich fand einen passenden.
Ging zurück zu ihr.
»Hier«, sagte ich.
Sie lächelte.
»Ich brauche nur die eine Saite.«
Ich öffnete das Päckchen &
reichte ihr das E.
Wir küssten uns.
Es gefiel mir,
nackt zu sein, während sie
ihr wärmendes Wollkleid trug.
»Sehen wir uns Freitag?« fragte ich.
»Ich denke schon.«
Dann fuhr sie.
Nun habe ich
einen auseinandergerissenen Satz.
Einen unvollständigen Satz.
5 Saiten, die einen eigenen Klang haben.
Ich werde sie aufziehen
& das E nicht ersetzen.
So mancher Akkord, so manche Harmonie wird
unvollständig klingen …..
Ein tiefer Ton wird fehlen.
Und in der Ferne –
zu fern von mir –
ist diese eine Saite.
Die eine Saite, die
an mich erinnert.
Die eine Saite, die
mir fehlt.
Die eine Saite, die
so manchen Akkord, so manche Harmonie
erst klingen ließe, wie er klingen sollte.
Vielleicht spielen wir ja
irgendwann einmal
zufällig
im selben Moment
das Gleiche.
Dann wäre es
über alle Entfernung hinweg
als wären die Saiten
nie getrennt worden.
Und
der Klang
wäre
perfekt.
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Die Kurven hatte ich
in meiner Erinnerung;
das Lenkrad fest im Griff.
Nebel fiel in die Nacht
& wurde zu einem Spiegel
auf dem gefrorenen Asphalt.
Waberndes Weiß im Scheinwerferlicht.
Die Sicht unfrei & abgeschnitten.
Erzwungene Langsamkeit, die
das Ende der Strecke in zeitliche Ferne rückte.
So oft war ich diese Route gefahren,
dass sie mich langweilte bis zum Ekel;
und auch das Ziel war nur
eine üble Angewohnheit.
Der Vorhang,
der Spiegel,
das Fremde
forderten meine Aufmerksamkeit;
kaum nahm ich die Musik wahr, die
aus dem Radio kam.
Ein dunkles Tier kreuzte meinen Weg;
so schnell, dass ich nicht erkennen konnte,
was es war …..
Es verschwand unversehrt im Nebel –
ohne dass ich das Bremspedal berührt hatte.
Da war kein Licht
außer meinem.
Im Glanz des Spiegels war nichts zu sehen;
nichts – außer der Gefahr …..
die Möglichkeit des Abkommens,
die Möglichkeit der Verletzung,
die Möglichkeit des Todes.
Ich fühlte die nächste Kurve,
fühlte sie näher kommen, obgleich doch
ich es war, der sich ihr näherte.
Links, dachte ich, leicht links, sanft links ….
Ein ununterbrochener Mittelstreifen,
ein Seitenstreifen, jenseits dessen ein Graben lag.
Ich musste nur vorsichtig, ganz wenig
einlenken …..
Eine unfassbare Traurigkeit kam aus dem Nebel
auf mich zu; ungreifbar wie dieser,
wabernd & undurchschaubar.
Die Kurven –
ich hatte
sie
in meiner Erinnerung.
Vielleicht auch nur
im Gefühl.
Doch es bestand die Möglichkeit, dass
meine Erinnerung, dass
mein Gefühl
mich täuschte.
Die Gefahr der Täuschung war überall.
Auch in mir.
»Gib Gas«, sagte die Traurigkeit.
Und die Musik schien lauter zu werden.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Einsamkeit, Kultur, Lyrik, Musik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Proust – ein schwuler verzärtelter Snob
Joyce – ein koprophiler Alkoholiker
Genet – ein schwuler Dieb
Céline – ein Nazi
Burroughs – ein schwuler Junkie, der seine Frau erschoss
Fellini – ein Tittenfetischist
Baudelaire – ein entmündigter Syphilitiker
Thomas Mann – ein schwuler Spießer
Schopenhauer – ein misogyner Pudelbesitzer
Van Gogh – ein religiöser Fanatiker
Lewis Carroll – ein stotternder Fotograph halbnackter Mädchen
Lichtenberg – ein Zwerg
Einstein – ein Typ ohne Socken, der seine Cousine heiratete
Horst Janssen – ein stinkender Säufer ohne Schneidezähne
Goethe – ein gichtiger Lustgreis
Lovecraft – ein lebensuntüchtiger Rassist
Wagner – ein antisemitischer Schnorrer
Joseph Roth – ein Jude mit geschwollener Leber
Dostojewski – ein zum Tode verurteilter Epileptiker
Dalí – ein größenwahnsinniger Wichser
Hitchcock – ein voyeuristischer Fettsack
Brecht – ein Ausbeuter der Frauen
Benn – ein Mitläufer
Trakl – ein Liebhaber seiner Schwester
Philip K. Dick – ein medikamentenabhängiger Spinner
Django Reinhardt – ein Zigeuner mit verkrüppelter Hand
Villon – ein Sträfling & Hurenbock
…. der Anfang einer Liste ….
…. die kein Ende hat ….
Es ist alles so einfach,
wenn man nur ein paar Worte hat,
um einen Menschen
zu beschreiben.
So furchtbar einfach.
Und
wie schwer hätte es
heutzutage
dieses
Asoziale Gesindel
in einem
Sozialen Netzwerk ….
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Kunst, Literatur, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ein Fußboden aus Holz
Ein kleiner runder Eindruck darin
Eine Delle
Ein Makel
Ein Zeichen der Ausdauer
Eine Spur der Besessenheit
Ein Überbleibsel der Liebe
Eine Vertiefung der Hingabe
Die Stelle
wo über Jahre hinweg
eindrucksvoll
ein Cello zwischen 2 Schenkeln stand
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Liebe, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
All
diese Elektroden, die
an meinem Kopf befestigt waren ….
All
diese Drähte …..
Das Zucken des Meßschreibers ….
Ausschläge auf Endlospapier ….
α-Wellen
β-Wellen
γ-Wellen
δ-Wellen
Seltsame Muster
Tage & Nächte im verdunkelten Zimmer
Ein Eimer neben dem Bett
Der kleine Junge, der sich hin & her windet
Stöhnt & sich den Kopf hält
Das
war
ich
Abgeworfen
über einem fremden Planeten
in eine Atmosphäre
die erstickend war
Druckverhältnisse
für die mein Körper nicht geschaffen war
Schläge & respektlose Furcht
Und dennoch
so oft
glücklich
Gerettet
durch Phantasie
Das
war
ich
Der fremde Planet
war von Meeren bedeckt
Wellen
& noch mehr
Wellen
& Musik –
Schallwellen
in denen man ertrinken konnte
Tag & Nacht
ohne seekrank zu werden
ohne zu kotzen
ohne zu sterben
Später
musterte man mich
aus
wegen
All
der Wellen
in meinem Kopf
die waren
wie sie
nicht
hätten sein sollen
Ein weiterer
Glücklicher Tag
Aus
dem Leben eines Taugenichts.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kindheit, Krankheit, Kultur, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Der Schwindel …..
Der Rausch …..
Ein lautes Pfeifen im rechten Ohr.
Situationen, mit denen ich
nicht
fertig werde,
erinnern mich an Situationen,
mit denen ich nicht fertig geworden bin,
und sie
haben ihren eigenen
Klang.
Denselben Ton
von Dauer.
Und dunkle Gefühle
pfeifen am lautesten.
Eine monotone Melodie, die
keine ist.
Ich wälzte mich im Bett,
atmete schwer,
träumte wirr,
schlief leicht.
Und jedes Mal, wenn ich erwachte
– & ich erwachte oft -,
schaute ich auf die Uhr, ohne
die Zahlen zu erkennen
& hörte die Melodie, die
keine war.
Sie war nicht neu.
Das alte Lied.
Sozusagen.
Und auch die Angst,
sie könnte für immer bleiben,
war nicht neu.
Die Hintergrundmusik für
den Rest meines Lebens –
kurz oder lang.
Monotonie.
Doch später,
irgendwann –
wurde der Ton so leise, dass ich
mir nicht mehr sicher war,
ob ich ihn
noch
wirklich
hörte –
oder mich nur
an ihn erinnerte …..
exakt erinnerte,
denn ich habe das
Absolute Gehör,
von dem man heute behauptet, es
existiere nicht – es sei nur
ein extrem gutes Gedächtnis.
(Aber was ist schlimmer?
: Das Absolute Gehör
oder
: Ein extrem gutes Gedächtnis?)
Also –
ich hörte den Ton ….
oder glaubte ihn zu hören ….
& der Unterschied ist
gar nicht groß,
wenn man Phantasie besitzt.
Und ich dachte an
die dunklen Gefühle,
die nur die Schatten der hellen sind –
& ich fragte mich:
Waren sie noch da
oder
erinnerte ich mich nur an
Sie?
Zumindest
der Schwindel
war noch da.
Und ein Rest
des Rausches.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alkohol, Beziehung, Krankheit, Kultur, Liebe, Lyrik, Musik, Traum | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
In meiner Kindheit war ich
klug. –
In meiner Jugend
dumm. –
Nun –
ist es
zu spät.
Ich liebte das Radio, das
auf dem Nachttisch meines Vaters stand.
Das warme Licht
der Röhren;
die Zahlen
der Skalen;
die Knöpfe,
die Tasten,
die Regler.
Den Klang.
Irgendwann kaufte er sich
ein neues Radio.
Transistoren.
Kalte Farben.
Kein Licht.
Ein flacher Klang.
Ich bekam
das alte Radio.
In meinen schönsten Kindheitsnächten
war es meine einzige Lichtquelle,
mein schönstes Geräusch,
wenn alle schliefen.
Ein Rausch.
Eine Wärmequelle.
Ein Lagerfeuer.
Stimmen & Noten.
»Kann das weg
oder willst Du’s behalten?«
fragte meine Mutter.
Sie mistete den Keller aus.
Lange
nach dem Tod meines Vaters.
Ich war kein Kind mehr.
War
voller Hass
auf
Vieles.
Voller
Gleichgültigkeit.
Voll
scheinbarer
Kälte.
Und doch
voll
Feuer.
Ich war –
keine Ahnung.
»Weg«, sagte ich. »Das
brauche ich
nicht
mehr.«
Es gibt noch
alte Schwarzweiß-Photos,
auf denen das Radio
zu sehen ist.
Mein Vater liegt daneben.
Photographierte
Musik.
Ich bin
kein Kind mehr.
Nicht mehr jung.
Klugheit
Dummheit
Hass
Gleichgültigkeit
Was gäbe ich
heute
für das warme Licht der Röhren;
die Zahlen der Skalen;
die Tasten;
die Regler;
den Klang …..
Dieses Geräusch.
Diesen Rausch
der Kindheit.
Dieses Feuer.
Vielleicht
ist auch das
nur
Dummheit …..
Wie auch immer –
es
ist
zu
spät.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alter, Jugend, Kindheit, Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Die Gänsehaut
ist
die Blindenschrift
der Musik
Unser Lied
höre ich
mit meinen Fingerkuppen
auf
Deiner Haut
3 Kommentare | Schlagwörter: Kultur, Liebe, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich liebe die Rücksichtslosigkeit.
Die Rücksichtslosigkeit der Kunst.
Die Rücksichtslosigkeit der Künstler.
Egal um welche Kunst es sich handelt –
ohne Rücksichtslosigkeit keine Kunst.
Doch Wes Montgomery
fand seinen Stil, weil er
rücksichtsvoll war.
So die Legende.
Und wenn ich es will, ist
die Legende
wahr.
Und ich will es.
Als Wes anfing
E-Gitarre zu spielen,
nahm er Rücksicht
auf seine Nachbarn.
Er übte ganz leise
spät abends
mit dem Daumen –
ohne Plektrum.
Und er behielt
einfach
(einfach?)
diese Art & Weise
zu spielen
bei ….
Viele andere
mögen das auch getan haben
& noch tun …..
Doch ihn
erkennt man
immer –
sofort.
Stil
Stil
Stil
Irgend etwas, das
jemand
anders macht
als alle
Anderen, die
das gleiche tun.
Gut, dass Wes Montgomery
Nachbarn hatte.
Gut, dass er
rücksichtsvoll war.

Montgomery, Wes -07-The ThumbAiregin07-The Thumb
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Der Wasserhahn leckt ….
Die Dichtung
ist zu alt ….
Tropfen fallen
in einen halbvollen Topf ….
Die meisten von ihnen
verursachen
ein Geräusch
das sich von den Geräuschen der
anderen
nicht unterscheiden lässt ….
Dabei sind sie
alle
unterschiedlich –
& jeder einzelne Tropfen
verändert
den Inhalt
des Topfes ….
Schon deshalb
muss der nächste Tropfen
wiederum
anders
klingen
als
sein Vorgänger ….
Und doch
reicht oft nicht einmal
ein Absolutes Gehör
um
die Unterschiede festzustellen ….
Eine traurige Melodie
die nicht gehört wird –
nur weil
die Töne
sich
zu
ähnlich sind.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Wie ein Toter
der bloß
in fremden Träumen auferstehen kann
lag er begraben
in seiner Einsamkeit
Die festgetretene Erde des Vergangenen
lastete auf ihm
Niemand träumte
in seiner Umgebung
Da war kein Raum
durch den er sich
hätte bewegen können
nichts als
leere Wirklichkeit
über ihm
Dann betrat
die Vernunft
sein Grab
legte sich
nackt
darauf nieder
& schlief ein
Er
erstand auf
nackt & bloß
& bewegte sich
durch die Räume ihrer Träume
die
wie gemalt aussahen
erfüllt von
Musik
Dort fand er
was er
längst
nicht
mehr
gesucht hatte
Und er wurde
süchtig
nach
ihrem
Schlaf
ihrer
Ruhe
nach
ihren
Träumen
in denen er
leben
konnte
end
lich
Ein Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Einsamkeit, Kultur, Liebe, Lyrik, Musik, Sucht, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Nichts
war geplant.
So
war
es
nicht geplant.
Sie
hatten
keinen
Plan.
Waren planlos
wie immer.
Der Zufall agierte
als wüsste er
was er tat.
Die Frau
glaubte nicht an
Zufälle.
Der Mann
glaubte an
gar nichts
auch nicht an
das Gegenteil.
Sie begegneten sich
in
virtuellen Räumen
realen Träumen
irgendwo
zwischen
Sehnsucht
Angst
Gewohnheit
& Einsamkeit.
Stille Worte
wurden geschrieben
wurden gelesen.
Der Mann erkannte ein Zitat
von Seneca
in der Biographie der Frau.
Seneca war der Lieblingsphilosoph
seines Vaters
gewesen.
Des Vater, dem der
Stoizismus
nicht geholfen hatte ….
Nicht geholfen hatte
im Leben
nicht geholfen hatte
beim Verrecken –
dem Verrecken
das so langsam
so quälend gewesen war
wie das Verrecken
ihres Vaters …..
Und der Zufall setzt die Maske auf,
die Maske der Vorsehung –
er hüllt sich in ein fremdes Gewand –
das nach Schicksal riechen soll …..
2 Väter, die
dieselbe Zigarettenmarke geraucht hatten;
eine Marke der Vergangenheit –
die es längst
nicht
mehr
gab.
Rauchzeichen,
in denen die Frau las.
Rauchzeichen,
die für den Mann
bloß Rauch waren, den
der Zufall
zeichnete.
Und sie las,
was er schrieb.
Der Zufall.
Der Mann.
Geträumte Räume ….
Geräumte Träume ….
Und die Frau besuchte
den Mann
in dem Haus, das
seine
Realität
war.
Sie besuchte ihn
am Geburtstag
seiner
Großen Liebe.
Der vergangenen Liebe –
die ihn beinahe
das Leben gekostet
hätte –
tatsächlich aber
die meisten Teile
seines Lebens
gekostet
hatte …..
….. wenige Minuten nachdem
der Brief einer anderen Frau
(durch den Briefschlitz geworfen)
auf seiner Fußmatte gelandet war.
Und der Zufall setzt die Maske auf,
die Maske der Vorsehung –
er hüllt sich in ein fremdes Gewand –
das nach Schicksal riechen soll …..
»Ich brauche niemanden«, sagte sie, »ich kann
gut
alleine
leben.«
»Ich brauche niemanden«, sagte er, »ich kann
gut
alleine
leben.«
Er liebte Beine.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.
Er liebte Ärsche.
Zufällig hatte sie einen.
Zufällig war er schön.
Er liebte Gedanken.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.
Er liebte Gefühle.
Zufällig hatte sie welche.
Zufällig waren sie schön.
Im Keller seines Hauses
war der einzige Raum
in dem
geraucht werden durfte.
Die Frau wollte rauchen.
Eine Marke, die es
noch
gab.
Eine Marke
der Gegenwart.
Sie gingen hinunter.
Gebräunte Tapeten;
gebräunt
vom Rauch der vergangenen Jahrzehnte.
Gebräunt
vom Tabak der Vergangenheit.
Und auf einer der Tapeten –
ein Poster …..
Auf dem Poster –
ein Schriftzug …..
»Little ole Wine Drinker me«
Ein Foto von
Dean Martin.
Die Frau schwieg.
Wenn ihr Vater, der Spieler,
betrunken gewesen war,
sang er
immer wieder
diesen
Song.
»…. with a broken heart
and a woman on my mind ….«
Nichts
war geplant.
So
war
es
nicht geplant.
Sie
hatten
keinen
Plan.
Waren planlos
wie immer.
Der Zufall agierte
als wüsste er
was er tat.
Die Frau
glaubte nicht an
Zufälle.
Der Mann
glaubte an
gar nichts
auch nicht an
das Gegenteil.
Auch sein Vater hatte
gespielt.
Hatte
verloren.
»Ich brauche Dich«,
sage ich.
»Ich brauche Dich«,
sagt sie.
Musik läuft
im Hintergrund.
Und ich
beginne
im Rauch
zu lesen
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Jugend, Kultur, Liebe, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Mein Leben:
Ein Film, der
in einem uralten, riesigen Kino lief.
Niemand weiß, wer
das Kino
wann & warum
erbaut hat.
Wenige Zuschauer
saßen darin.
Viele leere Sessel.
Wände, die
reflektierten.
Kein Platzanweiser, aber
eine Kasse, an der ein
verwirrter,
gesichtsloser
Mann
saß.
Irgendwo
im Verborgenen
ein Vorführer.
Seltsame Gerüche,
seltsame Lichter,
seltsame Geräusche.
Flackernde Bilder.
Filmrisse.
Musik.
Dunkelheit.
Dann:
Der Abspann.
Wenige Namen laufen
über die Leinwand.
Unter Special Thanks:
Noch weniger Namen.
Und schließlich –
Written and Directed by:
NOBODY.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Film, Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Wie viele Tausende von Malen
hatte ich dieses Gitarrensolo gehört
das ich mehr liebe als
alle anderen
So gefühlvoll
dachte ich
so (scheinbar) simpel
so unaufgeregt
Dabei hatte ich gelesen
dass Mr. Blackmore diesen Song
hasste
Er war ihm zu
kitschig
Nur seinetwegen war er nicht auf
Machine Head
erschienen
Der Song landete als
B-Seite
auf der Single
deren A-Seite
Smoke on the water
war
Und dann
eines Tages
traf mich die Erkenntnis
mitten ins Herz
Wenn man ganz genau
oder eben nicht ganz genau
hinhört
kann man dieses Solo
ganz leicht
interpretieren
als
Höhnisches Gelächter!
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Wenn man von
einem Toten
berührt
wird
& sich
plötzlich
lebendig
fühlt
könnte
es
Kunst
sein
Ein Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Kunst, Literatur, Lyrik, Musik, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Manchmal
Nein, nicht manchmal –
oft!
Oft
sehe ich sie
noch heute
vor mir
in mir
in ihrem
Roten Wildlederkostüm
Und der Rock hatte einen
schiefen
schrägen
ausgefransten
Saum
Darunter
ihre Kniee
Sie spielte Billiard
Lächelte mir zu
Zwischen all den gierigen Blicken
der fremden Männer
die sie nicht bemerkte
Und ich weiß noch,
welche Musik in diesem Moment lief –
aber ich werde sie nicht
erwähnen
ich behalte sie für mich
für mich
für mich
für mich
für
uns
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Jugend, Kultur, Liebe, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich fand es lustig & traurig zugleich;
die Kollegin erzählte es mir, als ich
meine Nachtschicht antrat. Es war
tagsüber passiert.
Da wohnte dieser Alice-Cooper-Fan
im Hotel. Er nervte die Kollegin mit seinem
Enthusiasmus; quatschte viel &
fragte schließlich, ob sie wisse, wo
Cooper abgestiegen sei, der
am Abend ein Konzert in unserer Stadt
geben würde.
Die Antwort lautete, wie sie immer lautet:
»Nein.«
»Zu schade«, sagte er. »Wenn ich den
doch nur 1 Mal treffen würde ….«
Er machte kehrt. Betrat den
linken Aufzug.
In dem Moment, als die Tür sich schloss,
öffnete sich die Tür des
rechten Aufzugs.
Alice Cooper trat heraus.
Lustig & traurig zugleich.
Ich ahne,
aus wievielen ähnlichen Momenten
mein Leben besteht.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Da war diese Party ….
Wir pubertierten wild vor uns hin.
Es wurde gefressen, gesoffen, geraucht
im Keller eines Freundes. Viele
viele Menschen.
Schon damals
eigentlich
zu viele
für mich.
Es wurde mit Essen geworfen,
Nudeln klebten an den Tapeten.
Schallplatten zerbrachen.
Die Eltern des Freundes waren
abwesend.
Die Gäste der Party tanzten.
Ohne mich.
Ich hörte nur auf –
die
Musik.
Irgendwann hieß es:
»Da hat jemand ins Waschbecken
gekotzt. Derjenige, der’s war,
soll’s gefälligst wieder wegmachen.«
Niemand meldete sich.
Das schönste Mädchen der Party
hatte kein Problem damit.
Da es sonst keiner tun wollte,
ging sie ins Bad, um sauber zu machen.
Anschließend berichtete sie ….
Das Waschbecken war halb voll gewesen;
der Stöpsel hatte gesteckt.
Sie beschrieb alle Details in allen
Farben ….. Der tiefe Griff hinein, um
den Stöpsel zu ziehen …. Ohne
Handschuh …. Die
Brocken, die nicht durch den Abfluss
gepasst hatten …..
Sie machte sich einen Spaß daraus,
es auszumalen.
Dann ging sie reihum.
Streichelte beinahe jedem
in diesem Keller
die Wangen.
Fragte:
»Na, hast Du in das Waschbecken
gekotzt?«
Manche wichen zurück.
Niemand gab es zu.
Ich wartete.
Wartete auf ihre
Berührung.
Sie war
so schön.
Mit ihren langen langen
Haaren.
Fast konnte ich ihre Hand
schon auf mir spüren ……
Malte mir ihre Berührung aus.
Aber
sie kam nicht
zu mir.
Mich
streichelte sie nicht.
Irgend etwas
hielt sie zurück.
Im letzten Moment.
Vielleicht spürte sie
meinen Wunsch
zu stark.
Vielleicht wollte sie mich
verschonen.
Wie auch immer –
ich war es nicht gewesen,
der ins Waschbecken gekotzt hatte.
Damals.
Ich hatte auch nichts
gegen die Wände geworfen.
Ich hatte nur der Musik zugehört.
Und von diesem Mädchen geträumt.
So schön
mit ihren
langen langen Haaren.
Aber sie berührte mich nicht.
Nicht
einmal
mit ihrer zarten Hand, die
in die Kotze
gegriffen hatte.
Ich war enttäuscht.
Und lauschte weiterhin
der Musik.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alkohol, Beziehung, Jugend, Kultur, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich blickte in die Karrierevisage des
Hoteldirektors.
»Also«, sagte er, »ich bitte darauf zu achten,
dass wir Zigeunern keine Zimmer verkaufen.«
»Das heißt heute anders«, sagte ich.
»Ich weiß.«
»Und warum?«
»Warum was?«
»Warum verkaufen wir ihnen keine Zimmer?«
»Die bringen zu viel Unruhe ins Haus.«
»Unruhe«, sagte ich. »Verstehe. – – –
Haben Sie mal was von
Django Reinhardt
gehört?«
Er sah mich an, als hätte ich
nicht mehr alle Tassen im Schrank.
»Nein«, sagte er, »wieso? Wer ist das?«
»Nicht wichtig. Sollte nur ein Scherz sein.«
»Verstehe.«
Er ging.
Mit irgend etwas muss man ja
sein Geld verdienen.
Auch ich.
Normalerweise habe ich gerne
meine Ruhe.
Aber ein bisschen
Unruhe
ist manchmal
gar nicht
so
schlecht.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Job, Kultur, Lyrik, Musik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
So oft wird
meine Lieblingsmusik
scheinbar
übertönt
von
NebengeRäuschen
Von
dem Lärm
des Alltags
So oft
bin ich
so weit weg von ihr
Sie erklingt
in einem
anderen
fernen
Raum
& nur
ihr Rhythmus
dringt noch durch
bis zu mir
wie ein
dumpfer
Herzschlag .. .. .. .. ..
Doch mehr
brauche ich nicht.
Denn
meine Lieblingsmusik
ist
in mir.
Und ich höre sie
hinweg
über
Alle
NebengeRäusche.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alkohol, Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Es sind
immer wieder
die
selben
Lieder
zu denen ich
unwillkürlich
wie ein Automat
die
Zweitstimme
singe
Es sind
immer wieder
die Lieder
die
nur
für
1 Stimme
geschrieben wurden.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Einsamkeit, Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Schon immer war ich
auf meinen Erfolg aus;
vor allem auf
Geld.
Schon immer war ich
geschäftstüchtig.
Bereits in frühester Jugend. –
Damals wollte ich
eine Gitarre verkaufen.
Ein billiges Stück.
Es gab 2 Interessenten;
2 meiner Freunde
wollten diese Gitarre kaufen.
Der Eine war Sohn aus
einem reichen Haus.
Der Andere stammte
aus einer italienischen
Gastarbeiterfamilie.
Ich mochte beide.
Sehr.
Der Sohn aus reichem Hause
bot
nicht ganz
das Doppelte
von dem, was
der Andere geben konnte.
Es war also klar, wem ich sie
verkaufen
musste.
Er spielte mir dann oft
auf dieser Gitarre vor.
Brachte mir Akkorde bei, die
ich noch nicht kannte.
Während ich
bei ihm zu Hause war.
Oft war es laut dort, denn
die Familie war
riesig. Und alle
redeten durcheinander. Und
seine Mutter, die kaum
Deutsch konnte, machte
herrliche
Lasagne.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Jugend, Kultur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Das ist kein Scherz –
manchmal, auf der Autobahn,
auf gerader, leerer Strecke
dirigiere ich die Musik
mit beiden Händen
& das Auto
dirigiert sich selbst
Es könnte
die Fledermaus-Ouvertüre sein
oder
etwas aus Carmen
Am liebsten
ein
Crescendo
ein
Accelerando
Sollte jemals
in so einem Moment
ein Reifen platzen,
werde ich es
vermutlich
nicht
überleben
Aber wenigstens
sterbe ich
für die Musik
mit Musik
&
in Extase
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Der Schlagerstar saß
in der Hotelbar.
Es war nach seinem Konzert.
Der Barkeeper kam zu mir
an die Rezeption.
»Der gibt sich ordentlich die Kante«,
flüsterte er. »Und die Ische da neben ihm
scheint’n Groupie zu sein; sieht geil aus,
aber redet einen unglaublichen Müll zusammen.«
„Wie interessant», sagte ich, »ich glaub,
ich muss gleich
gähnen.«
Der Barkeeper grinste.
»Na ja, ich kann ihn auch nicht leiden.«
Er ging zurück in die Bar.
Wieder klapperte Eis im Shaker.
Die anderen Gäste schauten
ab & zu
verstohlen
in Richtung der Berühmtheit.
Ich tat, was man so tun muss
als Nachtportier.
Genervt von der schrecklichen Musik, die es
in jedem Hotel gibt.
Irgendwann kam die Berühmtheit
aus der Bar; ihr Blick war
verschwommen;
leicht unsicher
durchquerte sie die Lobby
& verschwand im Aufzug.
Der Aufzug fuhr nach oben.
Ein paar Minuten später
kam die Frau aus der Bar.
Der Gang ihres Minirocks war
sicher & bestimmt.
Ich blickte ihr hinterher, während sie
klack! klack! klack!
auf denselben Aufzug zuging.
Die Türen schlossen sich.
Ich schaute in die Bar,
der Kollege grinste mich an. Ich
hievte eine Augenbraue in Richtung Stirn.
Klock … Klock … Klock … machte die
altmodische Uhr hinter mir.
Ich achtete nicht auf die Zeit; aber
es dauerte nicht allzu lange, bis
die Frau wieder aus dem Aufzug trat,
mich anlächelte &
klack! klack! klack!
zurück in die Bar ging.
Sie setzte sich an die Theke, bestellte
etwas & plauderte
mit dem Barkeeper.
Ich tat, was man so tun muss
als Nachtportier.
Als die Bar sich endlich geleert hatte,
die Lichter waren aus, kam
der Kollege zu mir. Er setzte sich.
Auch die schreckliche Musik war aus.
»Mannomann«, sagte er, »die hatte
echt einen an der Waffel. Hat erzählt,
dass der die Frauen durchnummeriert …
seine ganzen Groupies, und sie fand das
richtig toll,
die Nummer so&so gewesen zu sein.«
»Hmm.«
»Der Fick selber soll aber wohl
ein bisschen unter dem Alkoholkonsum
gelitten haben.«
»Wie in…«
»Interessant, ich weiß.«
»Genau«, sagte ich.
Dann wechselten wir das Thema.
2 Nächte später.
Gegen 4 Uhr der übliche Aufprall
der Zeitungen vor dem Eingang.
Ich holte den Stapel herein, schnitt
die Bänder auf, verteilte die Zeitungen
im Ständer.
Den meisten Dreck an die Fingerkuppen
bekam man immer von der BILD-Zeitung.
Ich musste mir jedes Mal die Hände
waschen nach dem Einsortieren.
Auf der Titelseite war das Foto
einer Schauspielerin. Sie war
die Ehefrau des Schlagerstars.
An die Überschrift erinnere ich mich
nicht mehr genau (es ist sehr lange her);
es war wohl irgend etwas in der Art:
„Die Große Liebe veränderte ihr Leben“
oder
„Wie sie ihn zähmte“.
Der übliche Müll eben.
Ich überflog den Artikel.
Nun doch leicht interessiert.
Er beschrieb das noch junge Glück …
Den früher so unsoliden Lebenswandel
des Sängers … Die Frauen … Den Alkohol …
Aber jetzt …
Jetzt war ALLES ALLES anders! …
Er war treu, endlich! … Hatte
dem Alkohol entsagt, endlich!
Friede, Freude, Omelette! –
Ich faltete die Zeitung wieder so, dass sie
ungelesen aussah, tat sie zu den anderen &
ging mir die Hände waschen.
Ich glaube, ich grinste dabei.
Dichtung & Wahrheit, dachte ich.
Es dauerte ein paar Jahre, bis
von der Scheidung berichtet wurde.
Wieder musste ich
mir die Hände waschen.
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Plötzlich findet man sich wieder
in einem
Provinztheater.
Es wird gegeben:
Madame Butterfly.
Butterfly,
das zarte asiatische Pflänzchen,
wird dargestellt von
einer rothaarigen, dicken Person
mit Sommersprossen;
ihr Sopran ist nicht eben
der schönste ….
Und spielen kann sie auch nicht.
Aber da ist ja
die Musik.
Unzerstörbar.
Und da ist
die Phantasie …..
Die Phantasie hat halt
ein bisschen mehr zu tun
als sonst.
Was soll’s!
Sie ist gut trainiert.
Denn häufig ist
das Leben
ja auch nur
ein Provinztheater.
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Die meisten Menschen haben wenig
Verständnis dafür, wenn man zu ihnen sagt:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
herumsitzen.«
Wenn man zu ihnen sagte:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
Musik hören.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
betrachten.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
schreiben.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
lesen.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
denken.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
trinken.«
oder:
»Ich habe keine Zeit. Ich muss
leben.«,
hätten sie kaum
weniger wenig Verständnis.
Deshalb sage ich meist:
»Ich habe keine Zeit.« –
ohne Angabe von Gründen.
3 Kommentare | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Musik, Philosophie, Zeit | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Der Pizzateller war alt &
hatte viele Risse & Sprünge von der Hitze,
denn in all den Jahren hatte ich ihn
immer wieder
vorgewärmt auf der Herdplatte.
Seine Oberfläche
hatte der Hitze nicht standgehalten.
Die Risse & Sprünge erinnerten mich
an die Falten in meiner Visage.
Dabei war ich
nicht öfter verheizt worden
als andere.
Ich war
Ende 40
& hatte Besuch von einer Frau
die 22 war.
Wir tranken Absinth
& redeten.
Allerdings redete ich
nicht viel.
Brennender Zucker
in der Nacht.
Das Licht alter Lampen &
junger Kerzen.
Sie mochte Frauen
mehr als Männer
& erzählte mir davon.
Erzählte mir
Details.
Es war nicht so, dass sie
Männer nicht mochte.
Auch davon erzählte sie mir.
Wir saßen auf meinem alten Sofa,
sie im Schneidersitz. Wir
hatten unsere Schuhe ausgezogen.
Sie sagte: »Ich quatsche die
ganze Zeit, und Du erzählst nichts
über Dich.«
»Da gibt’s auch nichts zu erzählen«,
sagte ich.
Musik
kam aus einem anderen Zimmer.
Sie war
unser beider Geschmack.
Die Playlist trug den Spitznamen, den ich
der Frau gegeben hatte.
Sie trug schwarz,
ich trug schwarz,
meine Hose war lang,
ihre kurz.
Schließlich bekamen wir Hunger.
Ich schob eine Tiefkühlpizza in den Herd.
Den Teller wärmte ich vor
auf der Herdplatte.
Als die Pizza fertig war,
tat ich sie auf den Teller,
viertelte sie mit dem Pizzaschneider,
legte eine Pepperoni in die Mitte &
schaltete den Herd aus.
Ich wusste, wie ich den Teller
halten musste, um mich
nicht zu verbrennen.
Sie, die junge Frau, wusste es
nicht. Ich vergaß, sie zu warnen &
drückte ihr
den Teller in die Hand.
Sie schrie auf.
Kurz.
»Scheiße, ist der heiß«, sagte sie.
Sie hatte recht.
Er war heiß,
und er erinnerte an meine Visage.
Mich zumindest.
Wir setzten uns auf das alte Sofa.
Meine Hose war lang,
ihre kurz.
Beide waren schwarz, und
wir begannen
zu essen.
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Sogar ich Schulhasser hatte mal
einen Lehrer, den ich
wirklich mochte.
Ich besuchte ihn zu Hause, und
wir sprachen über Bücher & Musik & Filme.
Und dann, im Gespräch, wurde mir klar,
weshalb ich ihn mögen musste
(& was ich wohl gespürt hatte):
Er hatte die Lust an seinem Job
verloren.
Deshalb
war er
der beste Lehrer.
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Ich höre den Tod, wenn
die Musik verstummt
Wenn die Symphonie
nur einen Satz hat
Ich lese den Tod, wenn
der Text unvermittelt abbricht
vielleicht mitten im Satz
Ich sehe den Tod, wenn
das Gemälde unvollendet ist
sehe ihn in den nackten
Flächen der Leinwand
Fragmente
die mehr über das Leben sagen
als das Vollendete
es
jemals
kön
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Nichts schmeckt so lecker
wie die Selbstzerstörung
in einer Nacht voll von Musik.
Nichts leuchtet so hell
wie die düstere Fantasie.
Doch der Nachgeschmack ist bitter,
und der Tinnitus pfeift
einen Trauermarsch.
Bevor die Finsternis
hereinbricht.
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Das Leben
: eine mittelprächtige Oper
Die Ouvertüre
verspricht so Manches
Musik ohne Worte
Doch dann
kommt das Gesinge
Worte
die ohne die Musik
überhaupt nicht zu ertragen wären.
Eine alberne Handlung
Lächerliche Verwicklungen
Unechte Gefühle
Komponist & Librettist
halten ihre Grenzen für Kunst.
Und das
anspruchslose Gehör
mag ihnen zustimmen
der anspruchslose Geist
das anspruchslose Herz
Während die Enttäuschten
den Saal
vor dem Ende verlassen
& die Tür
hinter sich zuknallen.
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Nirgendwo sonst
treiben so viele
tote Fische
an der Oberfläche
wie
im Mainstream.
Bücher
Filme
Musik
Gemälde
Ansichten
Klar ist das Gewässer
& einfach.
Bis auf den Grund
kann man blicken –
aber was sich dort zeigt,
ist
Langeweile
ist
Eintönigkeit
ist
der kleinste gemeinsame Nenner
im Morast.
Wer dort angelt,
(& es sind so viele)
wird nichts schmecken,
nichts riechen
als
toten Fisch.
Toten Fisch, der
niemals
lebendig war.
Fernab
liegen die kleinen, trüben
Gewässer
des Besonderen.
Still & dunkel
ist ihre Oberfläche.
Man kann ihren Geruch
nicht einordnen.
Und man weiß nicht,
was einen erwartet
& was man
zu schlucken bekommen wird,
falls man
es wagt,
in sie
hinein
zu
springen
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