Der Pizzateller

Der Pizzateller war alt &
hatte viele Risse & Sprünge von der Hitze,
denn in all den Jahren hatte ich ihn
immer wieder
vorgewärmt auf der Herdplatte.

Seine Oberfläche
hatte der Hitze nicht standgehalten.

Die Risse & Sprünge erinnerten mich
an die Falten in meiner Visage.
Dabei war ich
nicht öfter verheizt worden
als andere.

Ich war
Ende 40
& hatte Besuch von einer Frau
die 22 war.

Wir tranken Absinth
& redeten.
Allerdings redete ich
nicht viel.

Brennender Zucker
in der Nacht.

Das Licht alter Lampen &
junger Kerzen.

Sie mochte Frauen
mehr als Männer
& erzählte mir davon.

Erzählte mir
Details.

Es war nicht so, dass sie
Männer nicht mochte.

Auch davon erzählte sie mir.

Wir saßen auf meinem alten Sofa,
sie im Schneidersitz. Wir
hatten unsere Schuhe ausgezogen.
Sie sagte: »Ich quatsche die
ganze Zeit, und Du erzählst nichts
über Dich.«

»Da gibt’s auch nichts zu erzählen«,
sagte ich.

Musik
kam aus einem anderen Zimmer.
Sie war
unser beider Geschmack.
Die Playlist trug den Spitznamen, den ich
der Frau gegeben hatte.

Sie trug schwarz,
ich trug schwarz,
meine Hose war lang,
ihre kurz.

Schließlich bekamen wir Hunger.
Ich schob eine Tiefkühlpizza in den Herd.

Den Teller wärmte ich vor
auf der Herdplatte.

Als die Pizza fertig war,
tat ich sie auf den Teller,
viertelte sie mit dem Pizzaschneider,
legte eine Pepperoni in die Mitte &
schaltete den Herd aus.

Ich wusste, wie ich den Teller
halten musste, um mich
nicht zu verbrennen.
Sie, die junge Frau, wusste es
nicht. Ich vergaß, sie zu warnen &
drückte ihr
den Teller in die Hand.

Sie schrie auf.
Kurz.

»Scheiße, ist der heiß«, sagte sie.

Sie hatte recht.
Er war heiß,
und er erinnerte an meine Visage.
Mich zumindest.

Wir setzten uns auf das alte Sofa.
Meine Hose war lang,
ihre kurz.

Beide waren schwarz, und
wir begannen
zu essen.


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