Tagesarchiv: 9. September 2013

Auf dem Fuß des Sonnenschirms

Er ruhte
auf dem Fuß des Sonnenschirms –
der nackte Arsch der Frau.

Er war geschlossen –
der Schirm.
Unaufgespannt

stand er
auf meiner Terrasse.

Der Schirm wurde
nie
benutzt,

da ich – der Mondsüchtige – ihn
nicht
brauchte –

ein ererbtes Mahnmal
der Sinnlosigkeit.

Sein Fuß
rostete.

Tabascorot schien
die Abendsonne

& schärfte
die Phantasien.

September.
Die letzten heißen Tage
des Jahres.

Die Frau rauchte
entspannt. In
ihrem Shirt, das
zu kurz war,
um darauf sitzen zu können.

Ihre nackten Füße ruhten
auf den wärmedurchtränkten
Steinplatten.

Nachdenklich
schaute sie auf das verbrannte Gras;
das Jahr
war trocken gewesen.

Ich betrachtete
ihr Profil.

Durch die Glasscheibe
der Terrassentür.
Sie bemerkte mich nicht;
wähnte mich im Bett.

Ich stand drinnen,
im Wohnzimmer.
Wäre ich hinausgegangen,
hätte ich dieses Bild zerstört.

Die Glasscheibe
war schmutzig;
der Anstrich des Türrahmens
blätterte ab.

Ich blieb nur kurz,
ging zurück ins Schlafzimmer.
Zu stark war das schlechte Gewissen –
die Frau ohne ihr Wissen
zu betrachten.

Und doch –
dieses Bild……

Sie legte sich
wieder zu mir.

»Ich habe einen Schreck bekommen«, sagte sie;
da war plötzlich ein Mann
im Nachbargarten –
& ich dachte, der wäre
in deinem. Gut,
dass ich etwas anhatte.
Wenn auch nicht viel.«

Ich sagte
nichts.

Ich malte es
mir
aus……

dieses Bild.

In meiner
geschärften Phantasie.

Was hatte der Mann gesehen?

Dasselbe wie ich?
Wohl kaum.

September.
Die letzten heißen Tage.
Schon bei ihrem nächsten Besuch
würde es zu kalt sein, um
fast nackt
im Freien
zu rauchen.

Wie traurig!

Es würde zu kalt sein
auf dem Fuß des Sonnenschirms –

des Sonnenschirms,
der
endlich
einen Sinn erhalten hatte.


Das Echo des Versprechens

All
ein
durch
wand
er
te
der Mensch
die Kälte

Berge
behinderten den Blick
auf
das Nichts
dahinter

Gebirge
aus Stein
aus Sein
aus

Er
de

die sich
verschoben hatte

in die
Höhe

Der Mensch suchte
was ihm wie
er glaubte
versprochen worden war

Er suchte
das Versprochene

Er suchte
den Versprecher

Er rief
in den Nebel:

»WAS IST
MIT DEINEM VERSPRECHEN?!!«

Und die kaltglänz
enden Wände
antworteten:

»….Versprechen
rächen
rächen ….«

Echo,
dachte der Mensch –
Das Echo hat
immer
deine eigene Stimme
& klingt doch
fremd

Er schrie
in den Nebel:

»ICH WUSSTE ES!«

»…. wusste es
wusste es ….«

»MAN KANN
SICH
NICHT
AUF
DICH
VERLASSEN!«

Seine Worte
prallten gegen die Wände

Die Wände glänzten
vom Hochnebel
der
her
nie
der
gefallen
war

Die Worte
wurden
zurück
geworfen

& die Stimme
er
schien
dem Menschen
fremd
er
denn je

Die Stimme
der verschobenen Erde
die
seine
eigene
war

Die Stimme
die ihm
antwortete:

»…. dich verlassen
dich verlassen ….«