Schlagwort-Archive: Literatur
Wie banal
einem plötzlich alles erscheint
wenn man aus gewissen Büchern
wieder
auf
blickt
Sogar
wenn Banalität das Thema war
Im Vergleich siegt immer die Kunst
Doch manchmal
legt sich der Glanz der Kunst
auf die Banalität des Alltags
ein schwacher Reflex der Reflexionen
Das Andere Licht
in dem man etwas plötzlich sieht
wenn man aus gewissen Büchern
wieder
auf
blickt
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Alltag, Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Es war eine Ehe
Frau Max Frischs, die sagte:
Ich habe nicht mit dir gelebt
als literarisches Material,
ich verbiete es,
dass du über mich schreibst.
Sie sagte es
zu ihm. Woher
ich das weiß?
Er hat es in einem Buch verwertet,
darüber geschrieben, wie
es seine Aufgabe war.
Montauk.
Da steht es –
gesperrt & abgesetzt
in Majuskeln.
Wie naiv kann man eigentlich sein?
Werte Dame, DAS WERK KOMMT
AN ERSTER STELLE !
Zumindest bei einem Autor,
der diese Bezeichnung verdient.
HEIRATEN SIE EINEN KLEMPNER,
WENN SIE DAMIT NICHT KLARKOMMEN !
Schriftstellerfrauen – auch so’n Thema…..
Bei der Durchdringung der Wirklichkeit
gibt es keine Sperrgebiete.
Keine Tabus, keine Rücksichten.
Die ernstzunehmende Literatur ist kein Ponyhof.
Sie ist ein Schlachthaus. Aus.
Hier hören die Nettigkeiten auf,
die man sich im Leben erlauben soll.
Ich verbiete es….
Die Ingeborg hätte so einen Schwachsinn nicht gesagt.
Und Nora Joyce hatte keine Ahnung
mit wem sie da zusammenlebte.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ich erinnere mich
Niemand kannte den Mann
Manche glaubten es
trotzdem
Er schrieb
Er schreibe
Unvergessliche Gedichte
behauptete er
War das zu glauben?
Er lächelte
»Nichts« sagte er
»hebe ich auf
Alles
werfe ich weg
so
fort«
So war
es wahr
Seine Gedichte waren unvergesslich
weil niemand sie kannte
& er sich erinnerte
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Erinnerung, Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Vergessen | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Man stand
in einer Galerie kann
auch eine Bibliothek
gewesen sein
Oder ein Kino aber da hätte man
wohl eher gesessen
Egal, ein Museum
vielleicht Jemand
Sagte: »Das könnte
ich auch.« Ich
widerspreche gern
Also sagte ich:
»Nein.« »Was nein?« »Das
könntest du nicht.« »Aber
es ist so simpel.« Ich
sagte: »Und doch
ist es zu spät. Du
könntest nachmachen
sonst nichts.«
»Aber etwas in der
Art.« »Die
Art gibt es
schon«, sagte ich.
Jemand sagte: »Alles
ist
schon mal dagewesen.«
»Ich erinnere mich«
sagte ich, »nicht
schon mal da
gewesen zu sein.«
»Jetzt wird’s
albern.« »Albern
ist es zu glauben
man könnte etwas auch
was schon da ist.
Es sind immer die simpelsten
Geister, die das Schwierige
an der falschen Stelle
suchen.«
»Also«, sagte jemand
»ich finde« »Richtig«,
sagte ich, »man muss
finden. Das ist
der Anfang.«
Dann kommt
Der Stil von selbst
Wo waren wir
Stehen geblieben
Und wie spät war es
Überhaupt in einer Galerie kann
Auch eine Bibliothek gewesen
Sein oder ein Kino
Ein Museum
Vielleicht auf jeden Fall
Zu spät
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kino, Kultur, Kunst, Literatur, Lyrik, Musik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Becketts Mutter hatte einen Esel.
Das war nicht ihr Mann.
Ihr Mann las meistens
Edgar Wallace. Er angelte
Makrelen mit seinem Sohn.
Der spielte 4händig Klavier. Aber
nicht alleine. Eine Hälfte der 4 Hände
gehörte seinem Bruder
Frank. Sam spielte gut Tennis. Aber niemals
gegen Nabokov, der auch gut spielte. Vermutlich
weil sie sich nie begegneten
spielten sie niemals
gegeneinander. Sie waren gleichzeitig
in Paris. 1927
fuhr Beckett nach Florenz. Da wurde
meine Mutter geboren. Nicht in Florenz,
sondern in Clausthal-Zellerfeld, aber
1927.
Ich öffne eine Dose
Makrelen. Schaue auf
die Uhr. Es ist 90 Jahre
später. Ich fahre
den Rechner hoch. Der Rechner
hängt sich auf. Ein Fehler
im BIOS. Vermutlich.
Steuerung
Alt
Entfernen.
Reboot. Yes. Alle
sind
tot. Die Makrelen,
Beckett & seine Verwandtschaft,
Nabokov & meine Mutter,
Edgar Wallace & der Esel.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Vladimir Nabokov schrieb an seine Frau, Véra:
Weißt Du, als Natascha Wanja schlafen legte und mit einer großen
Sicherheitsnadel seine Kleidung an ihm feststeckte, hat sie ihm
durch die Haut gestochen und es nicht gemerkt, aber er
schrie natürlich, und endlich stutzte sie, betrachtete ihn genau,
und da sah sie, dass sein Bäuchlein säuberlich mit der Nadel
durchstochen und festgesteckt war.
Ich zuckte
zusammen – 85 Jahre
später – mein Gesicht
beinahe schmerz
verzerrt Alle
sind tot Vielleicht
lebt Wanja noch? Möglich
Was ist
schon Zeit
im Hinblick auf
Empfindungen?
Selbst – eine Empfindung
‹Schmerz vergeht
mit der Zeit›
Doch Worte rufen ihn
hervor über die Zeiten
hinweg in einer anderen
Dimension Nur eine Vorstellung
die wehtut
Ohne Verletzung Ohne
Blut Verbunden
über alle Gegenwarten
hinweg mit den Empfindungen
von Fremden (die nicht einmal existiert haben
müssen ….)
Ich stehe auf
vom Schreibtisch
gehe in die Küche
um mir einen weiteren Nescafé zu machen
Ein Stein
piekst meine Fußsohle
Kochendes Wasser spritzt auf meine Hand …..
(oder lüge ich
vielleicht?)
Hey, Sie da – im Jahre 2102 !
Können Sie es fühlen?
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Phantasie, Philosophie, Schmerz, Vorstellung | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Über mir bewegte sich
ein dicker, haariger Arsch.
Neben mir stand
ein Penis in Wartestellung.
Am Fußende bückte sich
ein alter Transvestit
& streichelte mir die Eier
während meine Geliebte auf mir ritt.
In ihrem Mund zuckte
der nicht ganz so dicke Schwanz, der
zu dem dicken Arsch gehörte.
Speichel troff auf meinen Oberkörper.
Zuschauer schauten zu. Hinter uns
stöhnte eine Frau,
die auf einem anderen Bett gefickt wurde;
ich konnte sie nicht sehen,
aber es klatschte
unmissverständlich……
Es klingt
wie erfunden.
Zuviel Sexus, zuviel Erections,
Ejaculations, Exhibitions, And General Tales
of Ordinary Madness. Mit einem Hauch
Les Particules élémentaires.
Erinnerung ist Literatur.
Von der man nicht weiß,
wer sie verfasst hat.
War
das ich?
War das wirklich
mein Erlebnis?
Schmutz, Schund & Hohe Kunst,
ein bisschen Philosophie und
hin & wieder ein Bestseller.
Hauptsache,
die Unterlagen sind abwaschbar.
Ich schaute nach oben.
Der Mond ist aufgegangen … O
heiliges Decamerone & Satyricon!
Wenigstens trägt er ein Kondom …
hoffentlich mit Kirschgeschmack …
sie mag doch Kirschen …
Was für ein Arsch!
Irgendwann saß man wieder
an der Bar. Vor dem
bunten Cocktailglas –
& sollte smalltalken. Alkohol
frei war der Cocktail; schließlich
war man trocken. Seit Jahren. Weggesperrt
die Sucht. Eine Frau
schob ihr
Kleid aus Kunst
Leder hoch & zeigte uns ihren Intimschmuck;
sie zog daran, bis mir die Schamlippen wehtaten,
die ich nicht mal habe. Ihr Mann (ich
denke, das war er) starrte
auf die Beine meiner Freundin. Kein Rock
war kürzer als ihrer. Sie sog
am Strohhalm. Rechts von mir
wollte einer ein Gespräch anknüpfen.
Ich wendete mich ab.
»Das war ganz schön
unhöflich«, sagte sie später.
»Ich war doch nicht zum Reden dort«,
sagte ich. 120 Tage später.
Es können auch Minuten gewesen
sein. In der Umkleide
kleidete der Transvestit sich um.
Sein Gesicht erinnerte mich
an einen Altrocker aus der DDR.
Der Rock rutschte zu Boden,
keiner war kürzer als ihrer,
sie zog die
Alltagshose an.
Einer von den Puhdys hat mir das Skrotum gekrault,
dachte ich.
Erfahrung, die klingt
wie Erfindung, findet man
interessant
& zweifelhaft. Zu schön
um wahr zu sein.
Zu wahr
um schön zu sein?
Ist so
das Leben?
Die Wirklichkeit
ist meistens zu schnell
& das Leben noch schneller
vorbei
Als wir gingen
sagte die Geliebte »Tschüss«
zu dem geschminkten Herrn
mit den zärtlichen Fingern. Ich sagte
nichts. Wirklich, es ist
wahr: sie ist einfach
höflicher als ich.
Netter sowieso.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Beziehung, Erotik, Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Sex, Swingerclub | Veröffentlicht inAlles, Erotik/Sex (eine Auswahl), Gedichte/Texte
Christoph Martin Kasuppke
hatte einen Text geschrieben,
und der ging so:
Lesen & die Fresse halten!
ist eine gute Devise.
Ich hasse sie
Alle : diese Leute,
die in traulicher Fernsehrunde sitzen
& über Literatur schwafeln. Eure Meinung
interessiert nur Euresgleichen!
Macht eure Visagen zu!
und wenn ihr Geld braucht,
ergreift einen vergleichsweise
anständigen Beruf – wie
z.B. Raubmörder oder Zuhälter.
Natürlich – diejenigen, die
im Internet Rezensionen schreiben,
sind auch dafür noch zu blöd. Aber
wenigstens kriegen die
kein Geld. Ein Glück,
dass man
Euch Alle ausschalten
& wegklicken kann!
Für diesen Text hätte ich
Kasuppke am liebsten einen geblasen.
Doch leider
roch er im Schritt
zu streng.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kritik, Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte, Vermischtes
Das letzte Gedicht
vor dem Tod
des Dichters.
Der Leser weiß es
(zumindest kann er es wissen),
mancher Dichter wird es fühlen
(vielleicht kann auch er es wissen).
Schon nicht mehr ganz da,
mit dem Geist schon
halb in der Kiste.
Noch nicht
ganz da
schon nicht
mehr hier
Es könnte das beste Gedicht sein,
es könnte das schlechteste Gedicht sein;
oder einfach
gar nichts
Besonderes.
Man weiß nicht,
welche dieser Möglichkeiten
die schlimmste Tatsache wäre.
Abgesehen vom Tod
natürlich. Wobei aller
dings der Tod
keine Möglichkeit ist –
außer für den Selbstmörder.
Ansonsten
ist er bloß eine Gewissheit.
Wahrlich nichts Besonderes.
Das letzte Gedicht
vor dem Tod
des Lesers.
Der Leser
kann es fühlen.
Der Dichter
weiß nichts.
Es sollte besser
nicht zu gut sein,
um den Abschied nicht
unnötig zu erschweren.
Lieber
nichts Besonderes.
Der letzte Dichter
vor dem Tod
des Gedichts.
Es geht
um letzte Dinge.
Zerfall der Gedanken
Zerfall der Welt
Zerfall der Gedankenwelt
Und jeder Tod ist
ein Buch, das sich selber zuschlägt,
und keine Kraft kann
es mehr öffnen.
Welche Seite war
die letzte, die man sah?
War es die letzte?
Und was stand da?
Ein Gedicht?
Unwahr
Scheinlich
Aber
möglich. Vielleicht
das letzte vom letzten
Menschen
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ihr Blick schweifte
durch die Räume. Ich
schweifte auch,
aber das gehört nicht
hierher. Sie sagte: »Es hängen
gar keine Familienfotos
an deinen Wänden. Nur
fremde Männer.« »Ja«, sagte
ich, »und manche
tragen sogar Perücken.«
»Wer ist das da?«
»Lichtenberg.«
»Und der da? Der guckt böse –
wie so’n Triebtäter.«
»Céline. Der trägt aber keine
Perücke.« Ich
nannte die Namen, erläuterte
Nichts.
Ein Mann im Ohrensessel mit dicken
Brillengläsern & Lupe …
ein Mann in Türrahmen & Trenchcoat …
Ein Mann mit Pudel
& Einer mit Riesenbleistift
im Quermaul ….
Familie , dachte ich,
es hängt nichts
an meinen Wänden,
das ich hinter mir
gelassen habe.
Dann schaute sie
über meine Schulter.
»Der sieht ja aus
wie du!«
»Danke«, sagte ich.
»Es heißt, seine Mutter
habe überall herum
erzählt, ihr Sohn sehe
so scheußlich aus, dass er
sich kaum aus dem Haus wage.«
»Mütter!« sagte sie
& fragte nach seinem Namen.
Ich nannte ihn
ihr. Mein Blick schweifte
ab – als wäre er
ein Gedanke. Ich
sagte: Ȇbrigens verlasse ich
auch nur ungern das Haus.
Ich hänge
an meinen Wänden.«
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Der Irrglaube geht um:
Wenn sich jemand
aus dem Kreise des Verfassers
in einem Gedicht erkennt (wiederfindet,
wiedererkennt), denkt derjenige
automatenhaft, es gehe
um ihn.
Tut’s aber nicht.
Es geht ums Gedicht.
Ums Große Ganze geht’s,
Verdammte Axt!
Wie es sich spiegelt
im Kleinsten.
So wichtig ist niemand,
dass die Kunst nicht wichtiger wäre.
Da bin ich
Extremist, Mist Mist!
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I.
Neben mir saß
Einer. Geschwätzig
Wie so’n 800Seiten-Bestseller.
Ich ließ ihn
Zum Geräusch werden.
Schaute in die Richtung
Der Stille. Wie wunderschön
& klug plötzlich
Die Abwesenden waren. Niemand
Leerte meine Augen
Durch seinen Anblick. Keiner
Verklumpte mein Gehirn
Mit seinen Ansichten.
Man muss es verstehen
Zu verachten. Sonst
Fressen einen die Menschen auf
Mit ihren Nichtigkeiten. Oder,
Schlimmer, höhlen einen
Aus mit ihrer Mittelmäßigkeit.
II.
Irgendwo anders war ein Satz
Gefallen. Wie von
Ungefähr: »Wer aus Büchern
Lernt, der hat auch genug
Zu essen.« Der also
Hatte nichts
Wesentliches gelernt. Weder
Aus Büchern, noch
Vom Leben. Wusste
Nichts von Relevanz,
Nichts,
Was über seine kleine vollgefressene
Welt hinaus
Reichte. Alles
Hatte einen Zweck
In seiner Welt.
Plötzlich hatte ich Lust
Zu verhungern.
III.
Jemand sprach
Ein Lob
Aus.
Es ging
Um irgend etwas
Das 1 meiner vergangenen Ichs
Einst geschrieben hatte.
Es fiel
Das furchtbare Wort:
»Schön«. – Ich sagte: »Wie spät
War es, als Sie anfingen
Von dem Thema Literatur etwas zu verstehen?«
Darauf wusste man nichts
Zu antworten. Ja,
KEIN WUNDER!
IV.
Ein beliebter Refrain
Lautet: Das war vor meiner Zeit.
NATÜRLICH! Das Meiste
Wird stets vor der eigenen Geburt passiert sein.
Aber man macht ja gerne mal
Die Naturgesetze
Für die eigenen Defizite verantwortlich.
Und dann schauen sie
Aus ihrem schmalen Zeitfenster
In die Welt –
Und Alles ist
Dunkel. Selbst
Im Licht.
Und was danach kommt –
Wer weiß. Ob
Die Menschheit den Tod des Einzelnen überlebt,
Kann der Sterbende nicht wissen…..
V.
»Sie sagen ja
Gar nichts.«
»Ja«, sagte ich.
VERDAMMT! Das Leben
Ist doch kein Unterhaltungsroman.
VI.
Ein Gang
Durch einsame Abendland
Schaft. Die Sonne
Steht tief. Karl
Kraus kannte das. Zu denken
Dass dies dieselbe Sonne ist,
Die damals schon tief stand –
& wie oft aufgegangen ist
Seither? Blendung. Mein Schatten
Berührt Bäume. Ich
Begegne keinem Menschen.
VII.
Die Sonne scheint
Auf einen Zaun.
Der Zaun wirft
Seinen Schatten
Ins Gelände
Das er begrenzt.
Der Zaun bewegt
Sich mit
Der Erde.
Die Sonne wandert
Nicht. Anders
Als ihr Licht
& der Schatten
Des Zaunes.
Dann
Ist der Schatten
Auf der anderen Seite. Schein
Bar befreit. Mit der Zeit. Langsam
Wird es dunkel. Wie
Ein hermetisches Gedicht.
Zäune stehen im Freien.
Warum ist das
Kein Widerspruch?
VIII.
So.
Und nu
ersma
Schnitzel
Wiener
Art mit Pommes!
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Wir fuhren,
von Bargfeld kommend, auf dem Wege
nach Hause, an Vechelde vorbei.
»Ach«, sagte sie,
neben mir aufm Beifahrersitz,
»hier ist das.«
»Ja«, sagte ich, »ist
ne ganz schöne Strecke.«
(Schön im Sinne von weit –
Sprache schafft so etwas.)
In Vechelde gab es einen Swingerclub,
den wir noch nicht kannten.
Eine Zeitlang hatte ich gedacht,
Rolf Dieter Brinkmann sei dort geboren worden
(also – in Vechelde; den Club gab es
1940 vermutlich noch nicht), aber
nein – das war ja in Vechta gewesen!
(Sprache schafft so etwas.)
Eigentlich hatten wir uns
diesen Club schon lange mal anschauen wollen, aber –
na ja, kennt man einen……
& letztendlich wird fast Alles
zur Routine, und die meisten Menschen
will man doch gar nicht
nackt sehen. Geschweige denn
anfassen! Die Klimaanlage
im Auto war auch schon lange kaputt
(seit damals – als mir bei 140 km/h
ein Reh in den Kühler gesprungen war),
also schwitzten wir ohnehin schon genug.
Bei Swingerclub denke ich immer
an Houellebecq, aber das
gehört hier ja auch nicht her. Ich
verliere mich wohl
gerade. Entschuldigung,
auch am Schreibtisch isses heiß.
Aber es soll bald
ein Gewitter geben. Wir
fuhren also weiter. Vorbei.
Vorbei & weiter. Ließen
allerlei hinter uns.
Ich dachte: Arno & Alice
hätten vielleicht auch mal
innen Swingerclub
gehen sollen. Da
musste ich fürchterlich
lachen. Aber natürlich
nur innerlich.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Sex | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
In der unermesslichen Bibliothek
der Lebensläufe
brennt ein Feuer
: das Vergessen
Egal
ob wertvoll
gebunden
in Leder oder Leinen
ob lose Blätter
oder
billig geklebt
in Pappe
Leserlich/Unleserlich
Es lodern die Erinnerungen
an das Leben
bevor sie verschwinden
Warmes Licht
wie bei einem Sonnen
Untergang
Ein bisschen Rauch & Gestank
Jahrtausende verfliegen
im Funkenflug
& Nichts
bleibt als Asche
Die Vergangenen
bewahren
Nichts
von ihrer Gegenwart
Nur manche
retten sich
in ein Buch
als wäre das eine Rettung & nicht
bloß eine sinnlose Flucht
Als hätten sie Hoffnung
auf eine ferne
Zukunft
Und da stehen sie dann
In den letzten verwitterten Regalen
Erinnerungen & Gedanken
Langsam zerfallend
Und in der Tat
Sie werden nicht vergessen
Sein
denn da wird
Niemand
mehr sein
der vergessen
könnte.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Zukunft | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Im Augenblick der Ejakulation
röchelte ich ein wenig
und während das Sperma
ins Waschbecken klatschte
löste das Röcheln einen schleimigen Klumpen
aus meinen Atemwegen
der gelblich dick & schillernd
zu dem Sperma sich gesellte
Wie ähnlich
diese Ausscheidungen einander waren!
Doch ich dachte nur: Darüber
kann man auch wieder
kein Gedicht schreiben.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Sobald jemand die Schiebetür öffnete
(vielleicht 1 Meter rechts von mir, sie führte
zu Raucherbereich & Klo), waberte
der Geruch von Scheisse über meinen Teller.
Leber, Püree, Zwiebel- & Apfelringe. Dieses Gericht
meiner Kindheit, angepriesen auf einer Schiefertafel vorm Haus,
war der einzige Grund gewesen, die vielleicht
deprimierenste Gaststätte von Celle zu betreten.
Man schrieb das Jahr 2017. Aber wohin
schrieb man es?
Ich schrieb es
nicht. Nirgendwo hin.Warum
auch? Die Musik
aus den 1980er Jahren war hier noch
das Neueste. Der Nichtraucherbereich
war schmaler als ein Eisenbahnwagon; kürzer
sowieso. Nur nicht so beweglich. Alles war eng:
der Raum, die Gedanken, die Kellnerin –
nein, halt, die
Kellnerin kannte ich nicht, obwohl sie mich
duzte. Aber die duzte einfach alle. Also war es,
als ob ich zu Allen gehörte. Dabei kam ich
mir gar nicht so vor. Hinter meinem Rücken
wurde Bayrisch gesprochen, mithin lauter als erlaubt
sein sollte (warum durften die
eigentlich nach Niedersachsen?). Ich hörte
nicht zu, aber die hörten auch nicht auf. Dann
wurde es ganz finster: gegenüber
faselte eine Frau über Literarisches. Sie
gehörte zu einer Gruppe weißer Frisuren, die
mit dem Bus angereist war (wehe
wenn sie losgelassen); man erfährt
meist zu viel über die Leute (beinahe
hätte ich Menschen getippt). Es ging
um Flaubert; so viel verstand ich
noch. Ansonsten fehlte mir
jegliches Verständnis. Warum
meinen so Viele, ihre Meinung sei
mitteilenswert? Von irgendeiner Relevanz? Besonders
jene, deren Meinung nicht auf
Kenntnissen beruht, sondern auf
Gefühlen (mit langem ü)
& Geschmack (mit kurzem a) –
`s ist einfach
fürchterbar! Das ist der Mensch
in seinem Wahn. Schlimm
war auch, dass es nur 2 Apfelringe auf meinem Teller gab
& Spandau Balletts »Gold« aus den Lautsprechern sickerte.
Da kam mir fast die Leber hoch.
Die geschnetzelt war. Anders
als in meiner Kindheit; da waren
nur die Nieren geschnetzelt gewesen. Die Frau
redete weiter. Ein schlichtes Herz. Ach,
wäre sie doch nach draußen gegangen,
um mit ihren Fingernägeln über die Schiefertafel zu kratzen.
Ich dachte an die Schadstoffe
in den inneren Organen einer Kuh. Ich wünschte
ihr, sie wäre mit Céline verheiratet gewesen. Also,
die Frau, nicht die Kuh. „Mit Louis
unterhielt man sich nicht“,
hatte Lucette Destouches gesagt,
„das war so, und damit basta. Über Literatur
wurde nicht gesprochen, über Musik auch nicht.
Man lebte damit, und darauf kam es an.“
Dabei fällt mir ein: hier gab’s auch Sülze
vom Schwein. Aber mit
den Gehirnen – das ist ja auch so ne
Sache. Was da alles drin ist!
Und oftmals fehlt auch was.
Hatte ich eigentlich genug Geld,
um die Kellnerin zu tippen? 10 % –
die konnte ja nichts
dafür. Es war sicherlich kein Vergnügen
hier zu arbeiten. Anderswo
aber meist auch nicht. Jemand
raucherhustete 2 Tische weiter…. Der
hatte hier doch auch nichts zu suchen.
Meine Mutter hatte den Ulysses
nur zur Hand genommen, weil Richard Burton
so „dafür schwärmte“; und meine Mutter
schwärmte für Richard Burton.
Nach ein paar Seiten sagte sie
etwas schrecklich Banales (ich
erinnere mich genau, dabei wäre es
gewiss angenehm, derartiges vergessen zu können)
& legte das Buch für immer aus der Hand (wobei
„für immer“ nicht mehr lange dauerte).
Waren deshalb „ihre“ Nieren stets geschnetzelt?
Egal – jedenfalls gab es in meiner Kindheit immer genügend Äpfel
zur Leber. In Scheiben, nicht
in Ringen. Erneut ging
die Schiebetür auf & der Mund der Frau
nicht zu. Die war doch auch nicht mehr
ganz frisch. Entsprechend
roch es schon wieder. Nach
Scheisse & Gelaber. Leber &
wortverseuchtem Atem. Es gab ein Fenster,
durch das ich schauen konnte. Auf
eine graue Hauswand auf der anderen Seite
der Gasse. Volkbelebt konnte man sie
schwerlich nennen, eher schon
hohl – kopfhohl sozusagen – doch 2 junge Frauen
standen dort draußen & unterhielten sich. Ein alter
Mann ging vorbei & schwieg. Schweigen
schmückt jedes Gesicht – auch wenn es noch
so garstig ist. Schon deshalb hatte ich viel
zu schweigen. Die Inhaberin ihrer Meinung
indes wollte diese nicht
für sich behalten; sie wollte sie
loswerden (so gesehen wäre es fast verständlich –
wer würde so eine Meinung nicht loswerden wollen? Am besten
für immer!). Ich musste
hier raus. Kaute schneller. Schluckte schneller.
»Zahlen!« 8 (die Hausnummer) – 5 (die Tischnummer) –
9,80 € (die Leber mit Beilagen). Ich klimperte
die notwenigen Münzen zusammen; Kartenzahlung
wäre hier allzu anachronistisch gewesen; fürs angemessene
Trinkgeld reichten sie auch – & dann:
schneller Gruß »Schönen Abend noch«
und nix wie weg. Hinaus
in die ruhige Luft. Wenigstens die
war mehr oder weniger
frisch. Das reichte mal wieder
für ne Weile.
Leute – als bekäme man eine Glocke übergestülpt,
und jemand haute
immer
mit nem Hammer drauf.
Dong! Dong! Dong!
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der Mann las
ein Gedicht drehte sich
eine Zigarette schaute
aus dem Fenster hing
den Gedanken nach Staub
tanzte in der Sonne der Mann
rauchte die Worte
verfolgten ihn
ich verstehe sie
nicht dachte er
als hinge irgendetwas
davon
ab
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Bedeutung, Kultur, Kunst, Literatur, Lyrik, Philosophie | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Fast konnte ich
ihn riechen
den Bleistift in meiner Hand.
»Ist es nicht furcht
bar«, sagte der Mann mir
gegenüber, »was
der armen Frau geschehen ist?«
Wie spitz er war,
der Bleistift; fast schon
überspitzt. Ich bildete
ein »Pff« mit Schneide
zähnen & Unterlippe.
»Mir scheißegal«, sagte ich. »Wie«,
sagte er, »kann man nur
so kalt
sein?
So mitleid
los.« »Es ist Kunst«, er
widerte ich. »Reine
Fiktion. Mir wurscht,
was der passiert ist.«
Auch der Kaffee war kalt. »Ich
leide immer so
mit«, sagte der Mann. Ich
hatte auch gerade so’n hexa
gonales Gefühl zwischen meinen Finger
spitzen. Fast konnte ich
ihn riechen. »Am Schrecklichen«,
sagte ich, »interessiert mich nur
der Stil.« Ganz entgeistert
schaute er mich an. Was
mich nicht wunderte. Schön
& gefühlvoll waren seine Augen.
Er stand mir
nahe. Wie ein Blitz
musste es geschehen.
Ich hob die Bleistiftfaust
& stach zweimal
stich!stich! zu.
In die schönen, in die gefühlvollen
Augen. Tränen aus Gelee
quatschten aus den Höhlen,
sickerten über die Wangen. Er schrie
nicht. Er
lächelte. »Ja«, sagte
er (fast begeistert) »jetzt
sehe ich es
auch.«
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Im Fernsehen sprach ein Toter.
Er sprach über ein Buch.
Das Buch eines anderen.
Ich wusste, er, der da redete,
war tot
als ich ihn sah, doch
er redete sehr lebendig
als er redete. Ja,
er ist tot, und das Buch lebt.
Er war begeistert davon.
Und voller Leben. Da
wurde mir klar: etwas von dem
Buch war mit ihm
gestorben.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Philosophie, Tod | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Dieses seltsame Zeitalter,
in dem man Gedichte
auf einem Telefon
schreiben kann. Es
überrascht mich
nicht
mehr.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Technik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Nacht.
Der Mond scheint
durch eine rote Gardine.
Der Kühlschrank surrt
leise. Jemand blättert
in einem Buch. Und
Jemand schläft
in einem anderen Raum.
Nacht. Mond. Traum.
Jemand ist Ich. Und
Jemand ist Sie.
Und der Mond
ist kein Symbol.
Er steht für
Nichts
Anderes. Er ist einfach
er selbst. Sie
schläft & ist
wie der Mond
Sie selbst. Ich –
sitze einfach auf dem Sofa
& blättere in einem Lexikon
der Astronomie. Wie
so ein Symbolist
auf Abwegen.
Der Kühlschrank surrt
& kühlt.
Das reicht.
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Kultur, Literatur, Lyrik, Symbolismus | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Ein Schatten huschte über die Strophen
Eine Elster flog am Fenster vorbei
Ich stellte mir vor
Dass der Staub des Alltags donnernd
In der Sonne tanzte
Es war grauen
Haft
Nur der Staub
Der auf Büchern ruhte
Mochte leise
Sein
Aber sicher
Sein konnte man
Sich dessen
Nicht
Das Flattern der Elster
Jedenfalls hatte ich
Nicht
Gehört
Hinterlasse einen Kommentar | Schlagwörter: Bücher, Kultur, Literatur, Lyrik | Veröffentlicht inAlles, Gedichte/Texte
Es ist
als hätte ich Alles
bisher nur er
lebt
um darüber schreiben
zu können
Menschen nur
gefühlt aus eben diesem Ab
Grund
Jetzt endlich
fehlen mir die Worte
ohne dass ich sie
vermisse
wie Dich
wenn Deine Nähe
in der Ferne scheint
wie der Mond
am Ende des Tunnels
in der Nacht
Es ist als würde
ich Dich er
leben
um darüber schweigen
zu können
Endlich
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Sie sind über
All: diese Mängel
Exemplare, deren einziger
erkennbarer Mangel der Stempel
Aufdruck MÄNGELEXEMPLAR
zu sein scheint…..
Und in ihnen steht
dasselbe wie in den Anderen,
die weniger wohlfeil sind. Das
ist beinahe verstörend.
»Ich bin doch auch nur ein Buch
wie alle Anderen«, sagte sie. Und
doch duftete sie ganz anders. Als
sie aufgeschlagen vor mir lag. Ich kon
zentrierte & versenkte mich in
All ihre Seiten. All
ihre Zwischen
Räume. In
Ihr stand in
der Tat dasselbe
wie in allen Anderen. Das
war beinahe verstörend.
Aber vielleicht lag es auch
einfach an
Mir.
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Am 12. Juni 1909
kaufte Gustav Mahler sich
einen Regenschirm.
Wenn das nicht
ein Gedicht ist
weiß ich es auch nicht.
Aber ich weiß
ohnehin nicht
viel.
Am selben Tag
ließ er sich
die Haare schneiden.
Und das macht
vielleicht schon wieder
Alles kaputt.
So oder so –
es ist
wahr.
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lautlos
fallen die Bilder
zu Boden
haltlos
sind sie geworden
die Innenseiten
der verkleideten Mauern
sind nur Bilder die
immer gleichen Gleichnisse ab
genutzt & flach
verschmutzt
von den Spuren
der Tradition
hingen sie in den üblichen Rahmen
Bruch
Stücke bei
nahe sinnlos & auch
dies
ist nur ein
Bild
das lautlos zerbricht
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Im Anfang war das Wort.
Und dann kam lange
Nichts.
Eine Frau schrieb mir. Sie war er
bost: »Du schlachtest Leben
aus. Um dich herum. Du ergreifst
von allem Besitz; von allen
Informationen, die du bekommst.
Wie ein Virus
kriechst du in jeden Winkel.«
Es sollte ein Vorwurf sein.
Und doch – auch wenn es vielleicht nicht bis zur letzten
Konsequenz zutraf – fühlte ich mich
geschmeichelt.
Besseren als mir
hatte man das Gleiche vorgeworfen; zum Teil
mit den gleichen Worten. Die Metaphern &
Vergleiche widersprachen sich, aber das war in Ordnung.
Schlachten
Infizieren
Auf- & Aussaugen
Warum zum Teufel
sollte jemand denn sonst mit dem Schreiben anfangen?
Es geht doch aus
schließlich ums Leben. Oder sollte darum gehen. Um das eigene
& um das der Anderen, die das eigene berühren – wie auch
immer.
Das Leben dieser Frau hatte mich
berührt. Mich – & mein Leben. Wenn auch nur
kurz. Und jetzt habe ich sie also zitiert. Schon wieder! Und es fühlt
sich gut an. Verdammt gut. Natürlich habe ich ihre Worte aus
dem Zusammenhang gerissen. Schon wieder! Denn der Zusammenhang
ist zu groß. Der Zusammenhang ist stets zu groß. Stets nimmt er
zu viel Platz weg. Man muss Raum lassen
für Fehlinterpretationen. Ja, so wird es
bleiben. Schon oft habe ich gewarnt. Ich kann nur
erneut warnen.
Im Anfang war das Wort.
Da ist es noch
immer.
Dann kommt lange
Nichts. Und ich
schlachte weiterhin
aus.
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»Was du schreibst ist
vielleicht gar nicht passiert.«
»Was ich nicht schreibe ist vielleicht
gar nicht passiert.
Vielleicht muss ich Alles aufschreiben, damit
es wirklich passiert ist. Selbst
wenn es vorher tatsächlich passiert war.«
»Da ist keine Logik
hinter dem was du sagst.«
»Ach ja?
Fühlst du dich
lebendig
in diesem Augenblick?«
»Ja.«
»Siehst du.
Und ich auch.«
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Man könnte hier
viel mehr hineinlesen als
da ist. Als da ist:
Alles
von dem ich selber nicht wusste
das es darin sein könnte.
Natürlich kann man auch viel
weniger herauslesen als
wirklich darin ist.
Nur zu!
Irgendwo dazwischen
befinde ich mich
& weiß es selber nicht.
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Jede Zeile ein fort
laufendes Gedicht
das nirgendwo
hin führt
Jedes Gedicht ein
Versuch fest
zu halten was
fort läuft
Jedes Leer
Zeichen ein Luft
holen im Inneren
des Satzes
Jeder Zwischenraum
ein Flucht
Weg der Ge
danken
Jeder Ab
Satz eine Stufe
in den Ab
Grund
Jedes Wort
eine Festung
die sich fort
bewegt
Jede Bewegung
eine Flucht
aus
der Zeit
Jeder Punkt die Vor
Täuschung
eines
Endes.
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Julia hatte einen Balkon.
Ich schaute aufwärts.
Doch er war nicht da.
Ich stand draußen.
Vielleicht war er
auf der anderen Seite.
Andererseits: hatte
Shakespeare den Balkon überhaupt erwähnt?
Ich wusste es nicht.
Und überhaupt
kannte er sich
mit Allem besser
aus. Doch er war
auf der anderen Seite.
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Ach, ich weiß es doch auch nicht.
Ich sitze in der Finsternis &
schieße wild um mich.
Eigentlich, so denke ich mir,
müsste ich auf diese Weise
überall ins Schwarze treffen.
Aber genauso gut könnte ich einfach
die Augen schließen – wie so Viele –
& glauben, getroffen zu haben.
Das Ziel ist meistens woanders.
Fehlendes Licht bedeutet gar Nichts.
Alles geht vorbei. Auch in der Dunkelheit.
Solche Gedanken denke ich
niemals zu Ende. Denn wenn
ich es täte, müsste ich
schweigen.
Am besten – man schläft einfach.
Dafür ist die Finsternis
wie gemacht.
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Stil könnte auch einfach
eine Schwäche
sein.
Man kann einfach
nicht anders.
Eine Wahl hat man
ohnehin nicht.
Schöne Schwäche.
Gute Schwäche.
Schlechte Schwäche.
Einfache Schwäche.
Schwierige Schwäche.
Elegante Schwäche.
Holprige Schwäche.
Hölzerne Schwäche.
Schwülstige Schwäche.
Vielschichtige Schwäche.
Auf die Schwäche kommt es an.
Die Schwäche ist das Wichtigste.
Die Schwäche ist die Antwort.
Und manche glauben, sie
hätten sie sich ausgesucht.
Oder gar: erarbeitet.
Doch das
ist eine andere
Schwäche.
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