Gefangen im Leben
Gefangen in der Welt
Die Zellteilung der Gefangenen:
das Zusammen
Sein
Geteiltes Leben
Geteilte Welt
Liebe
Vermehrung
sonst
Nichts
Gefangen im Leben
Gefangen in der Welt
Die Zellteilung der Gefangenen:
das Zusammen
Sein
Geteiltes Leben
Geteilte Welt
Liebe
Vermehrung
sonst
Nichts
Ein winziger Tubaspieler
Lebte unter unserem Bett
Hin & wieder
Probierte er sein Instrument
Das winzig war wie er
& doch klang wie ein großes
Nur 1 oder 2 Töne zumeist
Ließ er hören – niemals
Eine Melodie
Und obwohl wir es wußten
Sagten wir immer
Wenn wir ihn probieren hörten:
»Wer war das?«
»Ich
war’s nicht.« »Ich
auch nicht.«
»Ach ja, der
Tubaspieler!« Gelächter
Es war schön
Dass wir 3
So vertraut
Miteinander waren.
Sie sagte »Wenn
du stirbst, lasse ich dich
einfach da liegen –
& lege mich
zu dir.«
»Das ist«,
sagte ich, »schön. So
romantisch. Aber irgendwann werde ich
anfangen zu stinken.«
»Das macht nichts«,
sagte sie.
Daran bin ich gewöhnt.«
Furchtbar
Laut war das Verschweigen
Und ein Versprechen wurde leise
Gebrochen
Die Lüge ist ein Versagen
Der Wirklichkeit
Am Ende
Geht jeder
Noch ein bisschen einsamer
Getrennt
Durch ein Gespinst
Von Unwahrheiten
Wer hatte verschwiegen?
Wer hatte versprochen?
Ein Mensch
Wie ich & Du wie
Alle Furchtbar Gebrochen
& am Ende ge
trennt
Durch ein Versagen
Der Wirklichkeit
Eine frühlingsbunte Wiese
Verkehrslärm fernab
Flatterflügel & Gesumm
Mir fiel ein: Hätte Rubens eine Biene gemalt
wäre sie eine Hummel
Pollen schneiten durch den Sonnenglast
Alles wucherte & roch
nach sich
selbst Die Geliebte
im heißen Höschen
neben mir Die Luft
fieberte & schwitzte
als wäre es Hoch
sommer Vögel stellten sich vor
aber wir verstanden sie
nicht Mag
sein dass Menschen da waren
aber ich
sah sie
nicht Selbst
der Horizont war horizontal
sonst nichts
Es
war die Zeit der rechtwinkligen Phantasien
Alles schien
jung Sogar
mein Inneres Eine Hose
so kurz wie das Leben
so knapp wie ein Sieg
»Übrigens« sagte die Frau (wie ich
ihre Stimme liebe) »Sex
sucht ist heilbar«
»Ich weiß« sagte ich Ich
schaute hinab
auf ihre Sandalen
(Riemen & Zehen
in Bewegung) »Ich
weiß« wieder
holte ich »aber
wer will das schon« Lachen
Gelächter
Gelächter
im Licht

– – und dann hatte sie meinen Schlaf
nicht stören wollen
& hatte die Spülung
nicht betätigt, weil sich das Klo gleich
nebenan befand, und später, als sie
wusste, dass ich erwacht war, vergaß sie
zu spülen, weil sie in meinen Armen
lag, und als ich
aufstand, um zu pissen, sah ich:
Kacke, 2 nette kleine
Würstchen im Flachspüler, mit
aufgeweichtem Papier drumherum. Fast
wie ein Geschenk. Ein Brauch
aus der Vorgeschichte.
Wie rücksichtsvoll sie war!
Das ist Liebe, dachte ich.
Und ich betätigte die Spülung für sie
bevor ich mich setzte.
Ich wusste, es
würde ihr furchtbar peinlich sein,
und ich atmete
flach – –
»Was hast du«
fragte sie »geträumt?«
»Wann?« fragte er
»Letzte Nacht« sagte sie
»Ich weiß nicht
Was – ich weiß
nur Wovon« »Wovon
hast du geträumt?«
Sie standen auf
einer Brücke Die Frau
am Geländer Der Mann
etwas abseits Er
hatte Angst vor der
Tiefe Sie
schaute hinab in den Ab
Grund Wind
bewegte Wipfel
Er betrachtete sie wie sie
beobachte wie die Bäume
bewegt wurden von dem
der ihre Haare bewegte
»Vom Alkohol« sagte er
»und vom Verlassen & Verlassenwerden
vom Rauchen – von dem
was ich aufgegeben habe & von dem
was ich bekommen habe
stattdessen« »Klingt«
sagte sie »traurig«
»Gar nicht – ich
habe viel gelacht
im Traum« »Habe ich
nicht gehört«
»Seltsam« sagte er
obwohl es nicht seltsam war
sondern selbstverständlich
Dann sagten sie
wieder nichts
wie zuvor
verloren
in ihren Gedanken
die so oft dem Anderen
galten
Ich war allein
in meinem Traum
Nichts & Niemand
umgaben mich
Kein Wort kann es
beschreiben, denn jedes
Wort ist zu viel für Nichts
Und Niemand setzt Jemanden voraus
Einsamkeit ohne Worte
war in meinem Traum
Keine Begriffe
an denen man sich festhalten konnte
Doch es erschreckte mich
nicht, denn ich schien
es gewohnt zu sein von Alters her
Ich träumte eine Wirklichkeit
in der Träume nicht existierten
Und das All war ein kahles Zimmer
in dem ich allein war
Isoliert von Allem
Von Allem, was ohnehin nicht existierte
Plötzlich aber –
hörte ich jemanden
atmen…..
ruhig & regelmäßig
in meiner Nähe
Dabei hatte ich gedacht
meine Nähe gäbe es gar nicht
Ich bekam Angst
so wie Andere ein Geschenk bekommen
Und Bewußtsein bekam ich
Das der Angst ähnelte
Als ich erwachte
war auch dort der Atem
als hätte ich ihn mitgenommen
aus meinem Traum
Ruhig & regelmäßig
atmete es in meiner Nähe
Denn meine Nähe existierte
Und Jemand lag darin
Lag darin wie selbstverständlich
& so als ob
Selbstverständlichkeit in meinem Leben
vorgesehen wäre
Auch sie erwachte
Sie berührte mich in der Finsternis mit ihrer Hand
Nur kurz, um sich meiner Nähe (vielleicht
sogar meiner Existenz) zu vergewissern
Ein leises Kichern der Zufriedenheit –
Dann schlief sie wieder ein
Ich blieb noch eine Weile wach
weil ich das Bewußtsein nicht verlieren wollte
Und weil ich es hören wollte:
Das Atmen
in meiner Nähe
Der Mond hing tief
Dicht über der Straße
Unfassbar
In der einbrechenden Nacht
Obwohl ich so lange Arme habe
Die Hände am Steuer
Swingte es im Radio
Dann war das Stück
Zu Ende. Jemand sprach.
Nannte den Interpreten
Den Titel & das Erscheinungsjahr.
1989. Ich dachte an jenes Jahr
& die einzige Frau
In meinem Kopf. Damals
Hatte mich dieser Job
Ereilt. Der erste
Lohn. Mit 29! Unfassbar
Wie man durchs Leben kommt.
Anders als man denkt
Wenn man denkt
Und wenn man nicht denkt
Kommt es auch
Anders. Ich
Stellte sie mir vor. Wie sie hätte
Getanzt haben können
1989. Zu dieser Musik, die jetzt
zu Ende
gegangen war. Swing! (Auch heute noch
Schaukelt sie für ihr Leben
Gern.) Es tanzt
Mit unsicheren Schritten. Über die
Es nicht nachdenkt. Leicht
Könnte es fallen; gerade
Erst hat es Gehen gelernt –
Das tanzende Mädchen
Wild in meinem Kopf. Das tanzende Mädchen
Das ich nicht gekannt hatte. Das
Tanzende Mädchen, das ich
Kennenlernen würde, verborgen
In einer Frau, die schaukelt. In der einzigen
Frau in meinem Kopf. Ich musste
Lächeln bei diesem Gedanken
Spiel. Und schaltete
Das Radio aus. Die Nachrichten
Von 2016, ich wollte sie
Nicht hören. Unterwegs. Noch immer
Derselbe Job wie damals. Und
Die Tänzerin wartete zu Hause
Auf mich! Es war wirklich
Unfassbar. Unfassbar
Wie man durchs Leben kommt.
Und der Mond hing so tief. Dichter
überm Horizont. Und meine Arme
Hatten exakt die richtige Länge
Für Umarmungen. Und die Krater könnten
ein Lächeln
Bilden
Wie in einem alten Gesicht.
Es ist Alles eine Frage
Der Interpretation.
»Den Titel hab ich
schon«, sagte ich. Ich
schaute nach oben.
Vor lauter
Bewölkung sah man
die Wolken nicht. Der Tag
war dunkel. »Na immer
hin«, sagte der Mann
neben mir. Er saß
auf derselben Bank wie
ich, und das war
kein Zufall. Er trug
einen seltsamen Mantel. Zuweilen
sah es aus, als habe er Flügel. Wahr
scheinlich war er aber nur
kaputt. Der Mann hatte ein Gesicht
wie ein Pferd. Ein Pferd, das
ein Gesicht wie ein Mensch hatte. (Er
gibt das einen Sinn? Ich hoffe schon. Aber
wenn nicht – ist es auch
egal. Man hat sich ja längst
daran gewöhnt, dass kaum
etwas einen Sinn ergibt.) Jeden
falls war es lang, dieses
Gesicht, und ein Gebiss dominierte
darin. »Und wie
lautet er?« fragte der Mann.
»Wie der Alkohol wieder in mein Leben trat
& sich dafür rächte, dass ich versucht hatte
ihn daraus zu verbannen.«
Er sagte: »Das ist ein verdammt
langer Titel.« »Es ist ja auch eine
verdammt lange Geschichte«, sagte
ich. »Was geschieht
darin?« wollte er wissen. Ich gab
eine verschwommene Antwort…..
Wie der Alkohol
in Gestalt einer Frau
durch meine Tür trat.
Jung & schön
& zerstörerisch. Selbst
zerstörerisch im
Besonderen. Und wie
ich mich verliebte. Und nicht
aufhören konnte
zu lieben. »Verstehe«,
sagte er. Tat er
das? Ich hatte meine
Zweifel. »Eine Allegorie«, sagte
er. »Wie der Alk … wieder Alk … ein
Alktraum … Alkegorie …« Wusst’ich’s
doch! Nichts
verstand er. Und wenn er schon
Nichts verstand, wer
konnte es dann verstehen? Er schien
die Wörter abzuschmecken, zu
probieren. Flüsternd. Zähne
bleckend. »Allehohl … Alleholgorie …« Vertieft
in Gedanken,
die ihm nicht
gehörten. Es waren meine
Gedanken. Vielleicht gehörte
ihm nicht einmal
dieser seltsame Mantel. Mit den vermeintlichen
Flügeln. Und wir beide wussten,
dass wir uns nicht mehr erinnern konnten
wann wir uns kennengelernt hatten. Und wie.
Wir sprachen nicht
darüber. Niemals. Da
saßen wir. Im Freien. (Im Freien – das klingt
wie ein bitterer Scherz.) Menschen
gingen vorüber. Alle Menschen
sind vorübergehend. Wir
schauten sie kaum an. Die Sonne
schien. Hinter den Wolken.
Daran erinnerte ich mich. Immer
wieder. Wie verführerisch
Sie aussieht, wie
Liebenswert. So jung
& traurig. Und wie
Sie durch den Rahmen
Der Tür tritt. Meiner
Tür. Und mein Haus
Zu einem anderen
Macht. Und hier ging eine Frau
vorbei, die jeder hässlich
genannt hätte, und
ihre Frisur glich einem übervölkerten
Schlangennest. »Woran denkst du?«
fragte ich
den Mann mit dem Gesicht
eines Pferdes, das aus
sah wie ein Mensch. »An meine
Mutter«, sagte er. Er betrachtete einen Stein. Er
gab das einen Sinn? Wir mochten es
hoffen. Aber sicher
waren wir nicht. Das Haus
roch nach Wein; nach Blut, das in schmalen Wunden gerann. Die Luft schmeckte nach geweinten
Tränen. Leere füllte die Flaschen. Mit Nichts. Und ich
konnte nicht aufhören
zu lieben. Der Mann
sagte: »Wollen wir etwas trinken gehen? Ich muss deine Gedanken ertränken. Damit mir etwas einfällt. Für dich.« Auf seinem Lächeln
hätte man Klavier spielen können.
»Nein«, sagte ich, »ich
trinke nicht.« Schon
Lange
Nicht
Mehr und
Noch
Immer
Nicht
Niemals vor & niemals nach
diesem Tag sah ich eine wie
Sie in dieser Gegend.
Sie warf ihren Schatten
auf den roten Vorhang; der
Vorhang verfärbte das Sonnenlicht, und
der Schatten war größer als
Sie selbst. Schwarz zitterte
er, und rot
durchflutet war der Raum.
Ich war nicht mehr allein & verließ
das Sofa, um zu sehen, wer
den Schatten warf. Ich zog
den Vorhang beiseite, und
das Licht blendete uns.
»Seltsam«, sagte ich, »solche
habe ich zuletzt in meiner Kindheit
gesehen, und damals war ich ganz
woanders.« Die junge Frau
lächelte. Ich sprach nur, um
– wie man so sagt – das Eis
zu brechen, doch da war
gar kein Eis. Nur die nachgiebige
Schüchternheit der ersten Begegnung.
Von innen betrachteten wir
das Netz & die schwarzgelbe Zeichnung
der Spinne dort draußen
im Winkel des Fensters. Wo mochte
sie herkommen, und wohin
war sie verschwunden
am nächsten Morgen, als wir
nur noch das verlassene Netz
vorfanden? Niemals
vor & niemals nach
diesem Tag sah ich eine
wie Sie in dieser Gegend. Sie war
wie ein allzu bemühtes, doch allzu
einfaches Bild in einem allzu
einfachen Gedicht.
Aber sie war einfach
da. Wie die Erinnerung
an meine Kindheit. Wie
das Netz & ihr Schatten. Sie
war da. Wie die Wirklichkeit. Und wie
die Frau, in die ich mich verliebte.
Niemand kannte diesen Platz.
Und auch mir war er fremd.
Wie ein Ort
Aus
Einem
Vergessenen
Traum.
Das Ziel,
Welches man nicht erreichte,
Weil das Erwachen zu früh kam –
Der Traum zu schnell verging.
Niemand kannte diesen Platz.
Seine Existenz
War zweifelhaft.
Dieser Platz in meinem Leben,
den Du jetzt ein
nimmst.
(für S.)
Ich schreibe
über mein Leben
Aber mein Leben
will nicht, dass
Ich
Über Es
Schreibe
S
will im Verborgenen
Leben
So vergehen
Wir
Still
& unbemerkt
Bis
Wir
Sterben
Das Licht der Nacht
Tischlampe fiel
Auf die Lider
der Schlafenden (Dies könnte ein Plural sein, doch
Sie ist einzig & allein.)
Wie tief Sie
Schlief wie tief
Sie atmete
Der Mann im schwarzen An
Zug kam von der Nacht
Schicht
Nach Hause
Sein Blick fiel
Wie das Licht der Nacht
Tischlampe auf
das Gesicht
Der Schlafenden
Die er liebte wie das Licht
Der Nacht
Wie tief
Sie schlief wie
Tief Sie atmete (Sie könnte die Lampe sein, oder
die Nacht. Doch Sie ist Sie.)
Er beugte sich hinab
Zu Ihr
& machte die Lampe
Aus
Ein leiser Laut des Erschreckens
Aus Ihrem Mund
& die Decke zog
Sie über ihre
Geschlossenen Augen
Als sei Sie
Geblendet von der Dunkelheit
So wie er
Geblendet war
Von Ihr (Nicht die Lampe, nicht
die Nacht. Nur Sie.
Geblendet Wahr.)
Von Ihr
& Ihrer
Dunkelheit
Er wusste,
sie hatte Angst
nur eine Oberfläche
zu sein für ihn.
»Arsch, Titten, Beine«,
hatte sie gesagt.
Er dachte: ›Irgendwann
wird sie Alles begreifen.
Die Wahrheit, das Einzigartige –
die Tiefe.‹
Sie saßen auf der Terrasse.
Es war fast schon dunkel.
Sie spielte
auf der Gitarre, und sie
beide beobachteten die Fledermäuse,
die wie hektische Schatten über den Hinter
Grund der Dämmerung
flatterten. ›Hoffentlich‹,
dachte er,
›wird es nicht
zu spät
sein.‹
Ich
Ich habe
Ich habe mich
Ich habe mich noch
Ich habe mich noch nie
Ich habe mich noch nie so
So
Lächeln
Gesehen
Wie auf jenen Fotos
Auf denen Du
Du
Neben mir
Bist
In keinem Spiegel
In keinem Fenster
In keiner Wasser
Oberfläche
Die Spiegel kannten mich nicht
Die Fenster gehörten zu fremden Häusern
Das Wasser war Veränderung
Nie
Nie habe
Nie habe ich
Nie habe ich mich
Nie habe ich mich so
So gesehen
Lächelnd wie der gebogene Schatten
In einer Wolke
Eingefangen & festgehalten
Bevor der Wind sie zerreißt
Für immer
Nie
Da stand sie
also vor meinem Wasch
Becken halbnackt & fing
an sich
die Zähne zu putzen
Ein Klümpchen Zahnpasta
rutschte von der Bürste
& landete Weiß auf Weiß
im Becken Mit dem Mittelfinger
nahm sie es auf
& tat es
zurück auf die Borsten
Putzte weiter Sie
wusste dies
war das Becken
in das der Ein
Same der ich war
häufig wichste Sehnsucht
die an die Kacheln klatscht lautete
das Geflügelte Wort zwischen uns
Wir hatten gelacht
darüber
Versunken
in ihren Anblick lauschte
ich dem Geräusch in ihrem
Mund Ihrem Mund der weiß
umrandet war & gelacht hatte
Sie mochte es selber
wie ihre Titten wippten wippten
bei jeder Bewegung
ihres Armes Ich
dachte an ihren Mund & wie
still & weiß umrandet er gewesen
war von der Sehn
Sucht Die Sonne
war auf
gegangen & machte die Lampen
nutzlos Wieder war
eine Nacht Vergangenheit & am Ende
spuckte sie
in das Becken
»Nicht so tief« sagte sie
leise. Was meinte
sie nur? Die Ge
fühle? Die Ge
danken? War
es eine Feststellung oder
eine Bitte? Sie war
enger geworden, hatte sich zusammen
gezogen. Die untergehende
Sonne ließ ihren Schein
durch das Hotelzimmerfenster fallen.
Er fiel auf
ihren Rücken. Rötlich. Bäuchlings
lag sie auf dem Bett. Das Zimmer
war billig. Güter
Züge fuhren in der Nähe
vorbei. Ich schaute hinab. Weiche
doch feste Backen. Jung
Mädchen
haft.
»Okay« sagte ich
leise. Was
meinte sie
nur? Die Gefühle? Die Ge
danken? Ich
zog mich ein wenig
zurück. Beziehungsweise ihn. Sie
hatte sich zusammen
gezogen nach
dem Höhepunkt. Alles
schien enger
geworden zu sein. Die Sonne
ging immer noch
unter. Bald würde sie
fort sein. Woanders
scheinen. In der Tiefe
der Nacht. Es blieb
das leise Rauschen
der Güter
Züge.
Sie lächelte ihn an.
Sie schenkte ihm Etwas.
Sie küsste ihn.
Sie lächelte nicht.
Sie schenkte ihm Nichts.
Sie küsste ihn nicht
mehr.
Er lag auf ihrer Seite
des Bettes. Als
hätte er es vermocht
die Leere zu füllen,
die er fühlte.
Verflogen
waren alle vertrautfremden Gerüche; nur
ein langes Schwarzes Haar lag
da. Neben
dem Grauen, das ihm gehört
hatte. Wie aus Zu
Fall lagen sie neben
einander – die
Verlorenen. Entwurzelten.
Gefallenen. Er fiel
in Schlaf. Glitt
in einen Traum, an
den er sich nie mehr würde
erinnern können.
In den Traum des Anderen,
der er gewesen war
an ihrer Seite.
»Kannst du kommen?«
Dabei waren sie
beide ganz da.
Sie konzentrierten sich
zu sehr. Sie
sich auf ihn. Er
sich auf sie. Sie
konzentrierten sich der
art auf das Vergnügen
& den Genuss des jeweils
Anderen. »Kannst du so kommen?«
fragte sie – als ihr Mund
wieder schwanzlos war (seltsames Tier).
»Ich weiß nicht«, sagte er. Es
war – als spräche er
mit ihren Schamlippen (seltsamer Mund). »Ich
jedenfalls nicht«, sagte sie
& kletterte von seinem Gesicht. Langsam
schluckte ihr Unterleib
seine Erregung. Und er
beobachtete das Auf
& Ab ihres Rückens. Während sie
sich auf die linke Arschbacke schlug. Er liebte
das Geräusch. Sie warf
einen Blick auf die verdunkelte
Terrassentür neben ihnen, in deren Glas
sie sich spiegelten. Er betrachtete
sie, wie sie
sich & ihn betrachtete – 2 Menschen zu
viert mit ihren Spiegelungen. Spiegelungen, die
sich aufeinander
konzentrierten. Man konnte sie
durchschauen. Als wären sie nicht
ganz da. Hinter der Reflexion war
die Jalousie. Hinter der Jalousie –
die Nacht. Unsichtbar.
Kannst du bleiben? dachte er. Dachte ich
als unsere Blicke sich trafen
im Glas.
Ich vergesse oft
wie jung du bist
& oft vergesse ich
wie alt auch schon
Als wäre die Zeit nicht
messbar, die hinter dir liegt
Wie alt bist du
wirklich?
Wie ist die Zeit
in dir
vergangen? In
Jedem vergeht sie
doch
anders.
Sag mir
wie spät es ist
in deinem
Innersten
Nie vergesse ich
wie ich vergehe
Als wäre ich selber
die Zeit
auf der Flucht
& du würdest sein
der einzige Augenblick
an den ich
mich erinnere
am Ende
wenn es
zu spät ist
Ich träumte
von ihr. Sie war ganz
anders als in Wirklichkeit.
Andere Haarfarbe. Andere
Frisur. Andere Figur. Anderes
Gesicht. Andere Augen. Andere
Stimme. An den
Geruch der Geträumten erinnere ich
mich nicht.
Nichts
an ihr fand ich
hübsch. Und
sie hätte mir fremd sein müssen.
Doch ich liebte sie
im Traum.
Ich spürte, sie
hatte Dein Wesen. Dein
Innerstes.
Ich träumte
von Deiner Fremdheit
in dieser Welt. Und
ich liebte sie.
ich werde
in einen Spiegel schauen
& nicht mehr zu sehen
sein
nur dich
werde ich
sehen
du stehst
hinter mir
ich werde durch
schaubar
sein
die verzehrende Liebe
sie wird mich gefressen
haben
wenn schon
verschwinden
dann so.
mit der Spiegelung des Lächelns
auf deinen Lippen.
Zwischen den Atem
Zügen ihres Schlafes
flüsterte er immer
wieder: bleib …
bleib … bleib … Verlass mich
nicht … Er dachte
an Suggestion, dachte
an Hypnose, doch
er glaubte
nicht an sie. Sie
schlief unter ihrer Decke; ein
Traum bewegte ihre Füße ….
Er wachte
& dachte bewegungslos an
die Zukunft, die
nähere, die fernere. In
der Dunkelheit. Und
nach dem Erwachen
fuhr sie fort. Wie man
fortfährt nach einer Pause
im Dialog. Fort
fährt zu atmen. Fort
fährt in einem
Zug. Fort.
Und sein Traum
bewegte ihre
Füße.
für Sie : Sina : ganz nah : an meiner Seite
mein Gott ist sie
dünn dachte ich so
zerbrechlich dachte ich
nachdem ich meine
Tür geöffnet hatte sie
lächelte unsicher
soll ich
meine Schuhe gleich
hier aus
ziehen fragte sie wenn
du magst sagte ich
und dann bekam sie
ihre Schnürsenkel nicht gleich
auf & wurde
nervös
nur die Ruhe
sagte ich ich bin genau
so nervös wie du wir
kannten uns nur
schriftlich
bisher doch schon
seit Jahren
und dann saßen wir
auf meinem alten Sofa und kaum
war sie da da fragte
sie auch schon
darf ich
wieder
kommen
und ich sagte du darfst nicht
nur du sollst
und sie lächelte & legte
eins ihrer Beine auf eins
meiner Beine und das Wort
das mir bei ihrem Anblick immer
wieder durch den Kopf
ging war
herz
er
greif
end
und das tat sie
schließlich auch nicht
verlieben sagte sie irgend
wann doch
sie sagte es so
liebenswürdig mit diesem Blick aus
großen Mädchen
Augen die leicht
traurig schienen und über
haupt war es längst zu
spät
& geschehen
Das Logo der Bäckerei erinnerte
uns an einen dampfenden Scheiss
Haufen, und über dem Kuchen,
der am schönsten war,
kreisten die meisten
Fliegen. So
entschied ich mich
für einen anderen,
der mir & den Fliegen
weniger gefiel. Die
junge Frau, die noch
jünger aus
sah als sie war, bestellte
für uns, und dann
saßen wir in einer Ecke
auf einer recht
winkligen Bank an einem Tisch;
tranken unseren Kaffee, aßen
unseren Kuchen, sie
einen anderen als ich, aber
einen, den die Fliegen
auch nicht mochten, und
ein Knie in einer schwarzen
Strumpfhose berührte
mein Knie, während wir uns
um- & ansahen, und wieder
um & wieder an….. Und
ein kleiner Junge lief
in die Spielecke &
spielte ich weiß
nicht was. Durch
die weit entfernte Fensterfront
sah ich den Schrift
Zug eines Augenoptikers
auf der anderen Straßenseite;
eigentlich brauchte
ich eine neue Brille, aber so
lange dieser Blick auf mir
ruhte & diese kinder
großen Augen mir so nahe
waren, konnte ich genug
erkennen. An
einem anderen Tisch
saß eine Frau meines
Alters & schaute her
über; sie schien
zu rätseln: Junges Mädchen,
alter Kerl …. & wie
die sich ansehen ….
Ja, wie eigentlich? Das
wussten nur wir. Das
Lächeln war
ein gemütlicher Raum,
in dem wir zusammen
saßen als würden
wir dort niemals mehr
herauskommen. Ich
mochte die Lampen
& die Möbel der
Bäckerei, und
wir lachten
über das Logo
& sämtliche Backen.
Sie in ihrem schwarzen
Minikleid & ich
in meinem Alter. Der kleine
Junge verlor die Lust
am Spielen & lief zurück
zu seinen Eltern.
»Aber der Kaffee ist gut hier«,
sagte sie, und ich war ihrer
Meinung. Doch
der Kuchen war mir
zu mächtig, und sie war längst fertig
mit ihrem. »Wer
hat sich nur dieses Logo aus
gedacht?« sagte ich
& schaute
auf ihren Mund. »Passt
zu den Fliegen«,
sagte sie, und bei
nahe hätte ich mich
verschluckt. Wo wäre ich
dann gewesen? Für
solche Augen
Blicke braucht man
keine Brille. Schöne
Scheisse, dachte ich, dich
hat’s vielleicht er
wischt!
Es ist
als hätte ich Alles
bisher nur er
lebt
um darüber schreiben
zu können
Menschen nur
gefühlt aus eben diesem Ab
Grund
Jetzt endlich
fehlen mir die Worte
ohne dass ich sie
vermisse
wie Dich
wenn Deine Nähe
in der Ferne scheint
wie der Mond
am Ende des Tunnels
in der Nacht
Es ist als würde
ich Dich er
leben
um darüber schweigen
zu können
Endlich
Du vergleichst
Dich mit Anderen
& leidest
da
runter
weil Du sie nicht
siehst wie sie sich sehen
weil Du sie nicht
siehst wie ich sie sehe
weil Du Dich nicht
siehst wie ich Dich sehe
Du vergleichst
Dich mit Anderen
als er
gäbe es einen Sinn
Du vergleichst
Dich mit Anderen
als wärest Du
vergleichlich
Gleich
geht der Mond
auf
& spiegelt seine Spiegelung
des Sonnenlichts in den Regen
Pfützen der Nacht
Daneben
am Boden:
ein einzelner Tropfen –
er scheint
zu sein
wie die Anderen
Doch
ich weiß es
besser
Aus
der Nähe erkenne ich
Meer & mehr
in Dir
Und glücklich sind die Anderen
die sich nicht
vergleichen
mit Dir.
Mein Leben lief
wohl darauf hin
Aus: Ich saß
auf einer Schaukel
in der Mitte eines verwahrlosten
Spielplatzes abseits
der Straße Versunken
in den Anblick der Bewegung
neben mir Die Zeit
verging mit dem Pendel
Schlag der anderen Schaukel
an meiner Seite Die junge Frau
hatte so viel Schwung Immer
wieder hielt sie waage
recht inne in der Luft
wie ein Horizont
mit langen blonden Haaren
»Gefühlsorgasmus« sagte
Sie schwärmerisch Dann
schaukelte auch ich ein
bisschen »Soll ich
dich anschubsen?« »Nein« sagte
ich mit wenig Schwung
Menschen gingen
vorbei
& bedeuteten
Nichts
Sie verschaukelte sich nicht
Ich verschaukelte mich nicht
Wir verschaukelten uns nicht
Wir hielten uns
fest an den Ketten
die uns hielten
Die Zeit bleibt
nicht stehen
wie ein Augenblick
an den man sich erinnert
Sie bleibt nicht
stehen wie die junge Frau
zwischen dem
Auf & Ab
der Schaukel
Dieser Bruch
Teil eines Augenblicks
wäre eine schöne
letzte Erinnerung
bevor ich still
stehe
Ein
gesponnen
in das rote Netz
der Einsamkeit
sah ich eine Hand
sich mir nähern
Ein Knoten
wurde gelöst
wie ein Rätsel
& es fiel
zwischen uns
zu Boden
Da war er –
der Rote Faden
für das Labyrinth
das hinter mir lag
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