Geisterbahn

Niemand
hätte den kleinen Jungen davon abhalten können
mit der Geisterbahn zu fahren

so schien es

Niemand
hätte ihm die Augen öffnen können

solange es dauerte

Mit fest verschlossenen Lidern
fuhr er durch die Geräusche & Gerüche
den inneren Blick aufgerissen
die Pupillen geweitet in Dunkelheit & Schrecken

Wie langsam doch die Zeit verging
im Innern!
In der Künstlichkeit
die er nicht sehen wollte

Einmal fuhr ihm ein Schleier durchs Gesicht
& er erschrak
ganz stumm

Und da lag ein Arm
auf seinen Schultern
schwer & lebendig

Weiter! Weiter! Durch die Finsternis
der geschlossenen Lider
Durch die Bilder
die aus der eigenen Tiefe kommen

Nichts
in der Rummelplatz=Welt konnte
so grausam erschreckend, anziehend & wichtig sein
wie die Geisterbahn

Weiter! Weiter! Auf dem vorbestimmten Weg
ruckelnd & krachend

Endlich
stieß das Gefährt gegen die Flügeltüren
drückte sie in die Außenwelt

Der Junge öffnete die Augen

Vorsichtig

Alles
war zu grell
als die Fahrt zu Ende ging

Und die Erwachsenen behaupteten, es sei
Alles
nur Pappmaché & Plastik
Alles
nur halb so schlimm

»Nochmal!« sagte ich.
Mein Vater lächelte. »Hattest du die Augen offen?«
»Nein.«
»Machst du sie auf, wenn wir nochmal fahren?«
»Ganz bestimmt – nicht.«
»Na schön«, sagte er. »Ein Mal noch.«


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