Sieh
durch mich
hindurch
Ich
werde transparent
in Deiner Nähe
Wie
meine Gedanken
an Dich
Du
siehst Uns
dennoch
Als wärest Du
eine Tarnkappe
mit deren Hilfe ich
mein Innerstes
nicht
verbergen kann
Sieh
durch mich
hindurch
Ich
werde transparent
in Deiner Nähe
Wie
meine Gedanken
an Dich
Du
siehst Uns
dennoch
Als wärest Du
eine Tarnkappe
mit deren Hilfe ich
mein Innerstes
nicht
verbergen kann
Du
was ich nicht lassen kann
aber
lass mich
am Lieben!
Ich
was Du nicht lassen kannst
lebe Dich.
Verlasse Dich
da
rauf!
Verflucht! dachte er, Hör auf
mich anzulächeln…. Ich brauche
keinen frischen Wind
in meinem Herzen
Wind
der doch nur zum Sturm wird
und Alles fortweht &
vernichtet
was
mich
aus
macht
Hör auf!
Ich will nicht zurück!
Hör auf!
Hör auf!
Nicht
noch ein Sturm
Verflucht!
Hör auf!
Sonst
muss ich zurück
lächeln
(In Dich
Du
In Dir
Ich
im Wir)
Gehe
in Dich
in einem ruhigen Moment
Irgendwo dort
in einem stillen Winkel
der Zeit
die nur draußen vergangen ist
wirst Du
Uns
finden
noch immer
Denn noch immer
bin Ich in Dir
selbst wenn Ich selber
nicht mehr bin
Irgendwo in Dir
bleibt das
Wir
immer
bis Du gehst
& endest
wie Ich
Die Flasche kreiste durchs Sonnenlicht
von Hand zu Hand, von Mund zu Mund
im Uhrzeigersinn.
Wir saßen auf dem Rasen
irgendwo in einer fremden Stadt.
Eine kleine abgesplitterte Gruppe.
Schulausflug. Mit Sekt.
Nach einer Umrundung würde die Flasche
vermutlich leer sein.
Links von mir saß
die Hübscheste. Von allen Kursen, allen
Klassen. Eine Klasse für sich, die
mit niemandem zusammen war.
Rechts – saßen
auch irgendwelche…… Jungs mit
ungeputzten Zähnen &
Andere, die ich vermutlich vergessen habe.
Und niemand wischte die Flaschenöffnung ab
vor der Berührung mit den eigenen Lippen.
Ich hätte es wohl gerne getan. Angesichts
des Halbkreises zu meiner Rechten. Tat
es aber ebenfalls nicht. Setzte
an. Trank. Sekt. Vorsicht
beim Absetzen…. dass nichts
übersprudelt…. Das
wäre peinlich!
Alles ging gut. Der Sekt war warm, doch
das war egal. Ich reichte
die Flasche weiter. Und
die Hübscheste…. von allen Kursen, allen
Klassen…. die Klasse für sich, die mit niemandem
zusammen war….. ging
– einmal kurz – mit der Handfläche über die Öffnung
der Flasche. Vielleicht
hatte es beiläufig sein sollen, vielleicht
war es allen anderen egal; doch
in meiner Gegenwart kann nichts Beiläufiges geschehen.
Nicht – solange mein Herz schlägt.
Vielleicht also hatte es beiläufig sein sollen, aber
sie flüsterte etwas….. Etwas, das all ihre Versuche
in dieser Richtung zunichte machte. Sie flüsterte:
»Da war was.«
Ich schaute sie an, und sie war rot geworden.
Sie schaute mich an. Da war was. Sie hätte es nicht sagen
müssen. Ich verstand: Ich habe sie nicht
deinetwegen abgewischt.
Sie nahm nur einen kleinen Schluck. Dann reichte
sie die Flasche weiter. Viel war nicht mehr darin. Ich
habe vergessen, an wen sie die Flasche weiterreichte.
Dabei hätte ich diese Person sein wollen. Links
von ihr hätte ich sitzen wollen. Und da wäre
nichts wegzuwischen gewesen. Ein
gläserner Kuss – von ihr.
Dieser verdammte Uhrzeigersinn!
Dort wo ich saß, würde der richtige Platz gewesen sein –
wenn es diesem Sinn entgegen gegangen wäre.
Sonne. Sekt. Sinn. Sehnsucht. Das Übliche eben.
Die Zeit hatte eine falsche Richtung. Vielleicht.
Ein kleiner Moment. Ein Augenblick.
An so etwas erinnert man sich
auch nach über 30 Jahren.
Und immer mit diesen Worten:
Da war was.
Ja, Entschuldigung, das mag jetzt kitschig
klingen – einmal mehr -, aber ich sagte:
»Ich weiß schon jetzt, dass
du mir das Herz brechen wirst.«
Und sie sagte:
»Warum sollte ich das tun? Das
wird nicht passieren.«
Und, ja, Entschuldigung, das mag jetzt lustig
klingen – ein weiteres Mal -, aber ich glaube:
Sie hatte recht.
(Und außerdem
könnte es auch schon vorher kaputt gewesen sein.)
Bist Du’s?
Ist sie’s?
Wer spielt?
Als kleiner Junge war ich so verschwärmt
in Marina Vlady – wie in so viele
Andere. Nur anders. Weil es immer
anders ist. Und, wer weiß, vielleicht war sie es
am Anfang nicht einmal selbst, die
ich sah, so jung & verschwärmt wie ich war.
Sie hatte eine Schwester, 8 Jahre älter als sie &
ebenfalls Schauspielerin. In der richtigen
Beleuchtung waren sie wie Zwillinge.
Zumindest für meine naiven Kinderaugen.
Und eine Zeitlang wusste ich nichts
von dieser älteren Schwester, die sogar
einen anderen Nachnamen trug.
Welch seltsame Unsicherheit & Verwirrung
wenn ich einen Film mit dieser Anderen sah; mit
dieser Frau, von deren Existenz ich nichts ahnte.
Ich sah sie, glaubte zu wissen, wer sie war
– & zweifelte doch. Sie war der Schwarm,
mit dem etwas nicht stimmte. Weil
das Gefühl nicht passte.
Welchen Namen hatte ich im Vorspann
nicht gelesen? Konnte ich überhaupt lesen –
damals? Hätte ich lesen können?
Ja, es war seltsam. Solange es dauerte.
Und die Auflösung war so banal. Schade.
Und heute? –
Habe ich das alles jetzt erfunden? War es vielleicht
gar nicht so? Wer kann das wissen? Außer mir. Und
weiß ich es denn? Es war verwirrend, ist
verwirrend & bleibt verwirrend; wie
das Gefühl, das ich hatte – jedes Mal
wenn ich Odile sah. Bevor ich erfuhr, wie sich
alles verhielt.
Aber eigentlich geht es ja um etwas ganz anderes.
Du siehst eine Frau….. und…..
Ach, Marina!
Du wurdest nie
zu einer dieser Ikonen, die jeder kennt,
kein Kaffeetassenmotiv, kein
Gesicht auf einer Müslischale.
Und das ist schön.
Du spieltest nie in einem Meisterwerk –
& hättest doch einen besseren Text verdient
als diesen, der alles andere ist als
das. Und ich werde jetzt nicht
nachschauen, ob Du noch lebst
& Deine Schwester tot ist –
oder umgekehrt. Oder
ob Alles ganz anders ist.
Irgend etwas stimmte nicht
von Anfang an, aber
man konnte darüber hinweg
gehen
sehen
liegen
küssen
ficken
lecken
kommen
& versuchen, es
zu vergessen, da
man ja niemals will,
dass etwas nicht stimmt
weder am Anfang
noch in der Mitte
oder am
(aber da war es dann auch schon: das)
Ende.
Da war diese Hollywoodschönheit, und sie
griff mir von oben in die Hose, durch den Bund, und
ihre Zwillingsschwester schaute zu, die
es in Wirklichkeit gar nicht gibt, und
plötzlich waren beide fort, ohne
dass ich mich darüber wunderte….. ich
ging in den Keller meines Hauses
& hörte ein Stöhnen; es kam
aus dem Zimmer am Ende des Ganges, aus
dem Zimmer, das einst ein Schlafzimmer gewesen
& inzwischen eine Rumpelkammer war; unvermittelt
stand ich im Türrahmen – ohne
dorthin gegangen zu sein…..
Ein Mann, älter als ich, kniete nackt auf dem Bett, das
nicht mehr existierte, und die Geliebte der Vergangenheit
hatte seinen Schwanz im Mund & lächelte mir
mit ihren Augen zu – als es ihm kam….. Das
Sperma tropfte von ihrem Kinn auf die lakenlose Matratze,
und die Erektion, mit der ich erwachte, war
angenehm traurig.
Ich schickte ihr eine Nachricht:
Weißt du, was mir heute
aufgrund eines Traumes klar wurde?
Ich wünsche dir, dass
wenigstens du
Sex hast – wenn
ich schon keinen habe. Ohne
alle Ironie & ohne
einen bösen Gedanken in meinem Hinterkopf.
Und das – nicht aus Desinteresse
oder gar Gleichgültigkeit…. Es
fühlt sich gut an.
Natürlich antwortete sie nicht.
Sie antwortete nie.
Schon als wir noch zusammen waren
kam oftmals keine Antwort.
Es war, behaupte ich, eine Charakterschwäche, die
Stärke suggerieren sollte. Vor allem
sich selbst gegenüber wollte sie stets
stark erscheinen.
Dieser Hollywoodschönheit wäre ich beinahe
mal über den Weg gelaufen. Jahre zuvor.
In London.
Ich war mit einer Freundin dort, und wir
hatten uns für einen halben Tag getrennt, um
den eigenen Interessen nachzugehen.
Ich durchstöberte Antiquariate, besuchte das
Sherlock-Holmes-Museum & saß schließlich in einem Pub,
trank Guinness & rauchte Zigarillos.
Am Abend dann erzählte sie mir
von ihrem Einkaufsbummel. In einem
Schuhgeschäft, Nähe Carnaby Street, hatte sie
diese Schauspielerin gesehen – & es bedeutete ihr
nichts. Ganz beiläufig erzählte sie davon, während sie
von ihren neuen Schuhen schwärmte. Ich schwärmte
– ein wenig – für diese Schauspielerin. Damals.
Und konnte meinen Ärger nicht verbergen. Es war
lächerlich. Und traurig. Wieder etwas verpasst.
Ab & an meldet sich diese Freundin. Meist schriftlich.
Doch nicht immer antworte ich ihr.
Sie erwähnt gerne mal den Namen der Schauspielerin,
um mich freundschaftlich zu necken…..
Aber die bedeutet mir längst nichts mehr, und
es ist mir egal – sie nie gesehen zu haben
in der Wirklichkeit. Das
ist angenehm. Vielleicht auch
traurig. Angenehm
traurig eben.
Siehe auch:
Sherlock Holmes als Arme Sau
London
1 Jahr ohne Alkohol.
Was für ein Satz!
Und zunächst dachte ich:
Das gab es noch nie – seit
deinem 14. Lebensjahr….
Seit jenem Weihnachtsabend
nach dem Tod meines Vaters, als
mein Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen worden war,
mir Gin mit O-Saft gab – &
ich mich verliebte.
In den Duft des Gins
& die spätere Frau meines Bruders.
Aber – das stimmt überhaupt nicht.
Schon lange vorher hatte es niemals
1 komplettes Jahr ohne Alkohol gegeben….
Ein Gläschen Sekt zu Silvester oder zu Geburtstagen….
ein Schlückchen Sliwowitz, das ich mir ab & an
aus der Hausbar meiner Eltern stibitzte (weil ich
Geruch, Geschmack & Wirkung so mochte; ich mochte
Pflaumen schon immer gerne) ….
Ach ja, und da war auch noch der Schluck Bier, den
ich aus dem Glas meines Vaters bekam – als der
eine seiner Geliebten besuchte (sie war Inhaberin einer Bar,
hatte lange schwarze Haare, sah südländisch aus, und
wenn ich länger darüber nachdenken würde, fiele mir vielleicht
auch ihr Name wieder ein…. Astrid?); jedenfalls saß ich auf dem Schoß
meines Vaters, nippte an dem Bier – & mochte es nicht. Was
ich mochte, war die Tatsache, dass er mir etwas davon abgab. Und
ich auf seinem Schoß saß. Und die hübsche Frau mich anlächelte.
Mit ihren großen dunklen Augen & ihren vollen Lippen.
Ich muss 5 oder 6 Jahre alt gewesen sein.
Später kamen die Dichter.
Allesamt Säufer. Jedenfalls diejenigen, die mir am meisten bedeuteten.
Trinken war auch eine Haltung. Eine Lebenseinstellung. Etwas,
das eine bestimmte Art von Kunst hervorbrachte; eine, die es
– ohne Exzess – so nicht gegeben hätte. Ja, sie waren Vorbilder.
In meiner Jugend. Und lange darüber hinaus. Aber
heute habe ich keine Vorbilder mehr. In keinem Bereich meines Lebens.
Ein sehr angenehmes Gefühl. Ich möchte nicht mehr jung sein.
Also: wann hatte ich zuletzt ein Jahr ohne Alkohol gehabt?
Ich weiß es nicht. Jedenfalls: vor über 45 Jahren.
Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, ob es jetzt
exakt 1 Jahr ist….
Es war keine große Sache. Kein großer Schritt. Nichts Geplantes.
Ich hatte eine Erkältung & eine Nebenhöhlenentzündung,
pausierte deshalb mit Rauchen & Trinken….. & –
blieb einfach dabei.
Den Tag des letzten Schlucks, des letzten Zuges aus der Zigarre
habe ich mir nicht gemerkt. Nicht angestrichen im Kalender.
Den ich ohnehin nicht besitze.
Es war kein besonderer Tag.
Eigentlich.
Natürlich: der Genuss fehlt mir. Ab & an. Der Genuss
war immer die Hauptsache – im Grunde. Und sicherlich: die
Bratwurst schmeckt noch besser, wenn man ein Bier dazu trinkt (Ja,
ich glaube, sie hieß wirklich Astrid)…. Und
Pizza ohne Rotwein dazu konnte ich mir früher kaum vorstellen –
obwohl ich mir Vieles vorstellen konnte…. Aber
was soll’s! Ich komme klar. Und ich komme auch
ohne Betäubung klar – wenn es mir schlecht geht. Ich weiß,
dass ich nicht Maß halten kann. Zumindest nicht für lange Zeit.
Und es gibt andere Arten zu flüchten.
Vielleicht wäre das Trinken gut fürs Schreiben? Kann sein.
Egal.
An meinem rechten großen Zeh kann man immer noch sehen,
wo ich mich verletzt habe – als ich mich im Suff
aufs Maul legte….. Und es anfing
zu bluten. Mal wieder.
Doch nach & nach
verschwindet auch diese Spur.
Verflüchtigt sich
wie Alkohol.
Laute Signale in der Dämmerung!
Sie hupt – wenn es dunkel wird
Hupt – wenn es Nacht &
sie alleine ist
auf jener Strecke
wo sie tötete
Und sie fährt ganz langsam
3 Rehe waren gestorben
in kurzer Zeit
in rascher Folge
Sie erzählte es mir
während meine Hand auf ihrer bloßen Brust ruhte
& das Sperma trocknete
»Mir doch egal, ob man mich
für bescheuert hält«, sagte sie.
Und unsere Füße berührten sich
Bremse & Gas
Runter vom Gas!
Ich fahre ganz langsam
über die Autobahn
dort – wo ich tötete
doch ich hupe niemals
Zu sehr liebe ich
die Ruhe
Es war nur 1
in meinem Falle
Und Alle überholen mich –
All jene, die niemals einen Unfall hatten
oder aber
vergessen konnten
All jene
die sich nie in ein Tier hinein versetzen
Die Warnschilder stehen am Rand
doch sie beachten sie nicht
Weder die Unvorsichtigen
noch die Tiere
»Mir doch egal, wofür man mich hält«,
sagte – oder dachte ich.
Solange du mich hältst, sagte ich nicht.
Blut
war auf die Straße gepumpt worden
Und war getrocknet
wie mein Sperma
inzwischen
Blut aus Herzen
die vergingen
So ist das
mit der Liebe.
Gas & Bremse
Doch Langsames Fahren hilft
ebenso wie Umsicht
auch nicht
immer.
Wir hatten uns
ineinander hinein
verletzt
& hätten uns doch
versetzen sollen
hinein!
natürlich
was denn sonst…..
Eins ins Andere.
Ja – was denn sonst?
Das Versetzen kam
ganz am
Ende.
Und es war verletzend –
ein letztes
Mal.
Ich lache
wenn ich komme
sofern es gut war
Ich kann es nicht kontrollieren
Ich lachte viel
bevor sie ging
Sie lachte auch
Doch nicht wenn sie kam
Es war gut
gemeinsam zu lachen
aus anderen Gründen
Nur zu sein
Nicht zu kommen
Nicht zu gehen
So hätte es bleiben sollen
doch es wollte nicht so bleiben
Denn man hat sie nie wirklich
die Kontrolle
Das Gelächter aus andern Gründen
war das beste überhaupt
beinahe abgründig
Nun kann ich’s ja sagen
da sie mich nicht mehr hört
Und ich lache nicht
wenn ich’s mir selber mache
Und ich erinnere mich
an unser Gelächter
wenn ich
nichts zu lachen habe
Du & ich
Zeiger einer analogen Uhr
Wir treffen & trennen uns bei
nahe überall
Nur in der Mitte des Zifferblatts
bleiben wir stets vereint
wo die Bewegung der Zeit
kaum zu sehen ist
während sie doch vergeht
wie alles andere
Dort sind sie verbunden
unsere Enden
und bleiben es
auch wenn die Uhr zum Stillstand kommt
Er legte sich gerne in Kurven
als wäre er schnell unterwegs.
Am liebsten in die Kurven
der Geliebten
als wären sie der Weg.
Der Weg
zur Ruhe zu kommen.
Und das Ziel zugleich.
Sie kamen oft.
Kamen
zur Ruhe
zu sich
& zu
einander
ineinander
& lachten in den Lachen auf dem Laken.
Kalt waren die Lachen
& feucht.
Bevor sie trockneten.
Flecken der Erinnerung
die blieben
während sie gingen
die Geliebten
Und immer wieder
kam sie wieder.
Nur einmal nicht.
Und wer einmal nicht wiederkommt
kommt niemals wieder
denn einmal ist der Anfang
von niemals
wenn es ums Wieder geht
Er legte sich gerne in Kurven
als wäre er schnell unterwegs
Am liebsten in die Kurven
der Geliebten.
Und dann war sie
weg.
»Diese großen dunklen Augen«, sagte sie,
tief hinein schauend
scheinbar tauchend.
Beinahe klang es – als
liebte sie mich
Ich fiel….
Tatsächlich
suchte sie nur
nach ihrer
Spiegelung
auf der Oberfläche
….darauf
herein
in die Tiefe
tauch
end
Eine mir unbekannte
Frauenstimme sagte:
»Ihr Anruf kann im Moment nicht entgegengenommen werden.«
Sie sagte es zu jemandem
im Hintergrund.
Es war das,
was sie gehört hatte
als sie mich anrief.
Das, was ich hörte
auf meinem Anrufbeantworter.
Worte, die sie weitergab, während die Aufzeichnung lief;
Worte einer automatisierten Ansage,
die von einer mir ebenfalls unbekannten Frau
gesprochen worden waren; von der Stimme
in meinem Anrufbeantworter.
Eine Rufnummer wurde nicht übertragen; die Anruferin
hatte es so eingestellt.
Alle Anrufer, die ihre Nummer unterdrücken,
erhalten jene Antwort – direkt & unvermittelt; ich
habe es so eingestellt.
3 Mal hatte sie versucht mich zu erreichen –
während ich schlief.
3 Mal hatte es nicht geklingelt –
aufgrund unserer Einstellungen.
Eine Nachricht wurde nicht hinterlassen.
Schade.
Es hätte
eine große Liebesgeschichte werden können.
Mit einem
Mord
am Ende.
Einem Mord aus Leidenschaft.
Mindestens.
Eine Frage wurde gestellt.
Eine Frau stellte sie mir.
Und ich gab Antwort.
»Sag – wie bist du damit fertig geworden?«
»Ich glaube einfach
nicht, dass es so bleiben wird.«
»Ich kann das nicht«, sagte sie. »Du
hast Glück.«
»Glück?« sagte ich. »Es ist nicht
wirklich Glück. Es ist bloß
Vorstellungskraft. Die Kraft der
Einbildung.«
2 Tage zuvor hatte ich ein Haar gefunden.
Ein langes blondes Haar zwischen meinen schwarzen Socken.
Auffälliger hätte es nicht sein können.
Es roch nach
Nichts.
Ich konnte es nicht
wegwerfen.
Glück – Vorstellungskraft – Kraft der Einbildung –
eigentlich war das doch Alles
das Gleiche.
Was sie gesucht hatten
im Unbestimmten
fanden sie an
einander
Doch das Gefundene
war nicht dazu bestimmt
die Suche zu
ersetzen
Die Sehnsuche
die erfindet was
nicht
gefunden werden kann
Nicht
wenn man sich
nicht (einander)
zufrieden
giebt
Die Beziehung begann
wie die junge Audrey Hepburn.
Und endete
wie sie.
Als sie nicht mehr jung war.
Dazwischen:
ein zu kurzes Leben.
Was blieb
zurück?
Pfannkuchen aus dem Supermarkt,
die ich mir kaufe
seitdem Sie, die nicht
Audrey Hepburn war,
sie mir zum ersten Mal mitgebracht hatte;
fertig,
eingeschweisst.
Eine Fernsehserie,
die ich auswendig kenne –
weil Sie sie mir empfohlen hatte.
(Obwohl ich Serien hasse,
da sie Zwang bedeuten.)
Staub
auf ungeöffneten Schnapsflaschen.
Immerhin.
Und Das
was verschwiegen werden muss,
damit es bleibt.
Man darf sich nicht wundern.
Über das Ende.
Schließlich:
Dies ist die Welt,
in der Audrey Hepburn
an Krebs starb.
Aber etwas bleibt
unsterblich.
Ich erinnere mich
an den fehlenden Arm des Zeitungslieferanten;
an sein Gesicht,
das nicht fehlte, erinnere ich mich
nicht.
Das erinnert mich
an uns
& Dein Gesicht
in meinem Arm.
An das Merkwürdige
Menschlicher Beziehungen.
Ich erinnere mich
an Deinen Arm, der fehlt.
Weil er da
gewesen
war.
Nicht so oft
erinnere ich mich
an das Fehl
ende
in der Vergangenheit.
Schon seltsam,
was die Erinnerung tut
& die Wahrnehmung unterlässt.
Seltsam,
was die Erinnerung unterlässt
& die Wahrnehmung tut.
Und der Zeitungslieferant
ist kein Zeitungslieferant mehr.
Und den Arm hatte er
sich selber abgehackt. Aber das
gehört nicht hierher –
obwohl
es merkwürdig ist.
Ich zitiere
aus dem Vergessen
in deinem Kopf.
Erinnerungen
die du zum Schweigen bringst
hole ich
von dort zurück.
Sie sind nicht verloren
gegangen.
Was ich auswendig kenne
ist unser Innerstes.
Ich bin
unser Gedächtnis.
Und die Vergangenheit
ist nicht in unseren Köpfen
allein.
Sie reichte ihm die Hand
um ihn empor zu ziehen
aus einem Grund
der ein Abgrund war
Er war so tief
ihr Arm so lang
& doch
war er nicht
tief genug
für sie
Sie lachten viel
& täuschten sich
hinweg
Dann stieß sie ihn
in einen anderen
der grundlos schien
Die Hand
verschwand
& der Fall mochte
endlos sein
Er blickte auf
& Aufblicken war Zurück
blicken
Er wartete
auf
»Ich habe dich geliebt
aber jetzt – hasse ich dich
beinahe.«
Die getrennten Wege
führen in eine seltsame Welt,
wo das Licht der Gegenwart
auf die Vergangenheit fällt.
Beinahe ist es
als wäre die Vergangenheit
keine Realität gewesen.
Eine Realität
im eigenen Licht.
Man wird verletzt,
und der Selbstschutz setzt ein…..
Man konzentriert sich auf Alles,
über das man hinweggesehen hatte:
Die Kleinigkeiten, die einen schon trennten,
als man noch zusammen war.
Die kurzen eisigen Momente, die
in der Hitze des Gefechts so schnell
dahinschmolzen….
Sie kehren zurück
von dort wo
hin man nicht mehr zurück
kehren kann
auf diesem Wege.
Dem einfachsten
Aller
Getrennten
Wege.
Der Weg, der einem verspricht
am leichtesten über
Alles hin
weg
zu
führen
(…. zu kommen
…. zu gehen).
Ich
mache es mir
lieber schwer
& liebe
einfach
weiter.
Versuche es zumindest. Ver
Suche es
auf meinem Weg, der
nirgendwo
hin
führt.
Denn
dort gehöre ich
hin.
Ich träume
lieber von der Hölle
als von Dir.
Denn wenn ich von Dir träume
ist das Erwachen
die Hölle.
Durch einen dieser berüchtigten Zufälle landete ich
in einem Nachtclub. Obwohl es spätabends war, war ich
jung. Kannte die Stadt nicht, kannte die Menschen nicht.
Wusste nicht, was mich erwarten würde. Nirgends. Und
auch in diesem Club nicht, der sich Nachtclub nannte;
sogar am späten Abend.
Artistik, versprach der Schaukasten.
5 oder 6 Kekse hatte ich an dem Tag gegessen, um
Geld zu sparen.
Ich saß direkt an der Bühne, konnte meinen Ellenbogen darauf
stützen. Stützte meinen Ellenbogen darauf. Trank Rotwein.
Ohne andere Grundlage als die Kekse. 5 oder 6.
Leichter Schwindel. Artistik
wurde geboten. Man jonglierte
mit Langeweile. Zauberte.
Im Licht des Weines beinahe unterhaltsam.
Gerade wollte ich gehen, da kam
die erste Frau. Auf die Bühne neben meinen
Ellenbogen. Und zog sich aus
in einem anderen Licht.
Ich blieb.
1 Frau lang. 2 Frauen lang.
Hübsch, doch keine Schönheiten.
Weitere folgten.
Ich war so jung, dass es einfach für sie war,
älter zu sein als ich. Hübscher zu sein
war noch einfacher
für sie. Ich
war froh, hier zu sein. Dankte dem Zufall,
dem berüchtigten.
Die Schönheit kam zuletzt.
In blauem Jeansstoff. Hotpants, Weste & Mütze.
Schwarze Stiefel.
Die Artisten gerieten
in Vergessenheit;
was auf sie gefolgt war, geriet
in Vergessenheit.
In mein Vergessen.
Und der einzig wahre Zaubertrick des Abends
geschah – als sie die Mütze abnahm……
Wie konnte all
dies Haar
darunter versteckt gewesen sein?
Rotgetönte dunkle Wellen.
Und sie kam zu mir (ich konnte sie
riechen) & setzte
mir ihre Mütze auf. Lächelnd.
Ich rückte sie zurecht. Die Mütze. Am Schirm.
Es blieben nur 2
Teile, die es auszuziehen galt.
Die Weste & die Hotpants (nichts
darunter, und die Stiefel
behielt sie an)…..
Eine aufblasbare Champagnerflasche
stand auf der Bühne, vielleicht 1 Meter hoch.
Die Schönheit tanzte um sie herum, berührte
mit ihren Fingern das, was bei einer echten Flasche
der Korken gewesen wäre, lächelte
in Richtung des jüngsten Zuschauers,
der ihre Mütze trug, und die Lautsprecher
vibrierten von: Sailors: ‚A Glass of Champagne’…..
Die Mütze passte mir. Wärmte die Träume.
Erhitzte die Fantasien. Gebar Erwartungen.
Dann lag die Flasche am Boden, und
die Schönheit ritt nackt & gestiefelt auf ihr.
Im Rhythmus gesungener Worte.
Getönt wogende Wellen, weiches Fleisch – & über
all Haut Haut Haut.
You’ve got the figure full of delights
Sie ritt & tanzte, tanzte & ritt – & ich
konnte mir vorstellen, mir ausmalen, mir
erträumen – the two of us over a glass of Champagne…..
Fieberwahn des bemützten Schädels. Roter
Wein ohne Grundlage. Leichter Schwindel….. Mein Ellenbogen
hatte längst die Bühne verlassen. Schließlich
ging auch sie. Die Schönheit.
Ein kurzer Augenblitz in meine Richtung, dann
wandte sie sich um & verschwand (dieser Arsch dieser
Arsch dieser Arsch) hinter dem Vorhang,
dessen Farbe ich vergessen habe.
Hände applaudierten. Irgendein Typ, der vermutlich
ein Gesicht hatte, kam hervor, sammelte
die 2 Teile vom Boden auf
& nahm mir die Mütze.
Wie ein Dieb.
Fort. Alles
fort.
Mein Kopf
wurde nicht kühler dadurch. Doch
ich ging. Verschwand
wie sie.
Die Frau, die ich damals liebte, hatte
die gleichen Hotpants, die gleiche Weste, eine
ähnliche Mütze. Auch sie
war älter als ich. Sie arbeitete in einer Bar &
lief gerne nackt & gestiefelt durch die Wohnung,
in der ich zu Gast war.
Berüchtigte Zufälle.
Ich kannte die Menschen nicht, kannte die Stadt nicht.
Die Stadt dieses Nachtclubs.
Ich war dort –
nur wegen Joyce.
Und Thomas Mann.
Ich stand an einem Grab
in der Nähe eines Zoos, und
die Sonne schien
auf meinen ungeschützten Schädel.
Ich konnte die Elefanten hören,
und jemand hatte eine Rose
auf ein Denkmal gelegt.
Ich dachte an die Schönheit
& an die Nacht, die
ein später Abend gewesen war.
Kerzenwachs im Badewasser ist wie Blei
gießen – genauso sinnlos, bloß
ohne Blei.
Irgend etwas erkennt man ja immer
in den Formen – da ist es gut,
wenn man an
Nichts glaubt.
Auch nicht an die Zukunft.
Man liegt im Wasser,
träumt so für sich hin;
es ist Nacht,
es ist gemütlich & warm,
ein schwacher Luftzug bewegt die Flamme,
und die Kerze beginnt zu tropfen.
Das Wachs rinnt
vom Rand der Wanne & wird hart
im Wasser.
Seine Form hat nichts mit der Zukunft zu tun;
immerhin: hart könnte sie werden.
Ein belustigender Gedanke.
Wilde Assoziationen im Schaum.
Zukunft:
Vielleicht schlafe ich ein,
rutsche wie Blei unter die Oberfläche &…..
Doch
vor dem Ertrinken
erwacht man – so
fern man
nüchtern ist.
Das ist wie in der
Liebe.
Wenn Du
Dich sicher fühlst &
am wenigsten damit rechnest –
liebe ich Dich
aus dem Hinterhalt
wie ein Scharf-
schütze.
Er stellte eine Frage. Im Sitzen.
»Und, warum hat’s denn nun nicht geklappt?«
Ich stand auf. Und gab eine Antwort:
»Moment, ich mach mal noch’n Tee.«
In der Küche erinnerte mich vieles
an sie…..
Meine Lieblingstasse, aus der sie Kaffee getrunken,
das Feuerzeug, mit dem sie Bierflaschen geöffnet hatte,
jedes Linoleumquadrat am Boden, das ihre Füße berührt….
Schließlich zog der Tee. Im Wohnzimmer. Zwischen
ihm & mir.
»Also?«
»Also – ich versteh’s eigentlich auch nicht. Es hatte Alles
eine gesunde Basis….. Wir haben nie etwas
zusammen unternommen; haben uns praktisch nur
im Bett getroffen, meistens lag ich schon drin, wenn sie
mich besuchte; ich kannte ihre Adresse nicht, wir hatten wenig
gemeinsam, und im Schlafzimmer brannte immer
eine bunte Lampe, so dass wir nie in der Dunkelheit
nebeneinander einschliefen.«
Er grinste, und die Teekanne war weiß. Wie immer.
»Ich beliebe nicht
zu scherzen«, glaubte ich hinzufügen zu müssen. »Mir
gefiel das wirklich.«
»Muss ich nicht verstehen«, sagte er.
»Nein. Natürlich nicht.«
»Und – wer hat denn nun Schluss gemacht?«
Ich bewegte die Beutel. Im Wasser.
»Niemand.«
»Wie – niemand?«
»Man macht doch nicht Schluss, wenn es
so läuft.«
»Ja, was denn nu?« Es klang, als würde er
die Geduld verlieren.
»Nichts«, sagte ich.
Und Grünen Tee lasse ich nie länger als
3 Minuten ziehen. Und das Wasser darf nicht
kochen – sonst wird er
bitter.
Was sie mir raubte, gehörte ihr
in gewisser Weise.
Es war nicht
strafbar.
Denke ich.
Sie beraubte mich
der Illusionen –
die ich mir
ohne sie
niemals
hätte machen können.
Eine Zungenspitze
am Eingang zum Gehör
feucht & warm
Altbekannte Worte
in schwerem Atem
scharf & weich
zugleich
kitzelnder Flüsterhauch
Irgend
was
von Liebe & Begehren
Man muss es glauben.
Daran glauben.
Ich bin
Ganz Ohr
Nie wieder
wirst du jemanden kennenlernen
wie mich.
Nimmermehr
werde ich jemanden kennenlernen
wie dich.
Denn die Vorstellung
jemand Anderes könnte
Uns
ähnlich
sein
im Innersten
ist nur eine Illusion
von vielen.
Eine Illusion
wie die Liebe –
falls Die eine ist.
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