Tagesarchiv: 30. Januar 2012

Mir fehlt einfach Alles

Mir fehlt einfach Alles, was man braucht, um
ein Autor zu sein;
Alles, was man braucht, um
veröffentlicht
zu werden;
Alles, was man braucht, um
irgendwo
dazu
zu
gehören.

Formulare, die
innerhalb gewisser Fristen ausgefüllt werden
müssen,
lasse ich so lange liegen, bis
Strafen
angedroht werden;
& dann
lasse ich sie noch länger liegen;
Anrufe
nehme ich nicht entgegen.

Sprechen
tue ich ungern.

Vorlesen
tue ich nie.

Ich möchte nicht
gesehen werden,

nicht einmal in einem
Seitenweg.

Nicht einmal in
der Nacht.

Mir fehlt einfach Alles, was man braucht, um
ein Autor zu sein.

Alles, was ich habe, sind
ein paar Bleistifte,
ein paar Schreibmaschinen,
ein Computer
& Papier –

& ein paar
blöde Ideen, die
in der Schlaflosigkeit
des Besoffenseins
geboren werden.


Die Süßigkeit der Rache

„Solange du Texte wie den da schreibst“, sagte sie,
„will ich mit dir nichts mehr zu tun haben. Das
war zuviel.“

Vielleicht hatte sie recht.
Wahrscheinlich sogar.

Aber manchmal,
wenn nur noch Bitteres im Hause ist
& ich einen übermächtigen Appetit auf
Süßes habe,
gönne ich mir

die Süßigkeit der Rache.


Kein Grund, der Held zu sein

Ich habe doch nun wirklich
keinen Grund, der Held zu sein
in meinem Geschreibsel.

Ich schreibe für mich.
Zuallererst für mich.
Nur, um rauszulassen, was
raus muss; Ballast abzuwerfen,
damit ich nicht abstürze.

Und all das
Jämmerliche
Erbärmliche
Weinerliche
Lebensuntüchtige
Rachsüchtige
Sadistische
Masochistische
Stinkende
Faule
Gedankenlose
Grausame
in mir
kenne ich doch zu Genüge.

Kein Grund, etwas zu verbergen.
Kein Grund, etwas zu beschönigen.
Kein Grund, der Held sein zu wollen.
Für was denn?
Für wen denn?

Wenn es mir aber doch passiert,
hin & wieder (viel zu oft),
das Beschönigen,
das Verbergen,
das Heldseinwollen,
so ist auch das
nur ein Zeichen für
die ein oder andere
meiner Schwächen.