Die Schwäche

Sie widert mich an. Oftmals. Meine Schwäche. Die Schwäche, die mich dazu treibt, meine hingeschnodderten Worte – in welch kleinem Rahmen auch immer – in die Öffentlichkeit zu schubsen. Der kleinste Rahmen ist mir zu groß. Eigentlich. Das Internet: zu groß. Schon die Möglichkeit, dass die Worte gelesen werden könnten, beeinflusst mich; bewusst & noch stärker unbewusst. Und ich will nicht beeinflusst werden. Von Nichts & Niemandem. Selbstverständlich ist das unmöglich – aber es wäre mein Idealzustand.
Diese verdammte Schwäche. Gier nach Feedback. Suche nach Anerkennung. Menschlich, na sicher! Aber trotzdem zum Kotzen.
Warum nur habe ich damit angefangen? Warum habe ich nicht weitergemacht wie früher? Schreiben – & das Geschriebene sofort wegschliessen. Geradezu schamhaft. Wenn jemand das laute Tippen der alten mechanischen Schreibmaschine hörte, war mir das peinlich; es war, als hörte mir jemand beim Wichsen zu. Denn Schreiben war Sex. Schreiben ist Sex. Selbstbefriedigung. Abspritzen auf Papier. Und das nicht nur wegen der Sublimierung. – Wehe, ich wurde darauf angesprochen! Ich fing an zu stammeln, wich aus, brach das Thema ab.
Was tue ich da eigentlich? Was schreibe ich da eigentlich? Was veröffentlicht wird, wird kategorisiert. Ich will nicht kategorisieren. Ich will nichts ‚Gedicht’ nennen, ich will nichts ‚Story’ nennen. Auch das finde ich peinlich. Aber ich tue es dennoch. Wie lächerlich!
Und dann passiert der Gau -: man bekommt Feedback! Man lernt auf virtuellem Wege reale Leser kennen. Und wenn es noch so wenige sind, und wenn es nur einer wäre – wie zur Hölle soll einen das nicht beeinflussen?! Falls ich mir morgen in die Hose scheisse, könnte ich dann noch darüber schreiben? Bin ich so unabhängig? Ist mir alles so egal, wie ich es gerne möchte?
Ich lebe so verborgen, so zurückgezogen, wie es überhaupt nur geht; ich bin so allein, wie es überhaupt nur geht – meine Worte sollten genau so allein, genau so verborgen bleiben. Aber nein. Man ist ja Mensch. Man kann so einsam sein, wie man will, oder wie das Leben es wollte – man bleibt dieses schwache Herdentier.
Widersprüche Widersprüche Widersprüche. Ich kann sie genau so wenig lösen wie irgend jemand sonst. Also werde ich vielleicht einfach so weitermachen ……
Oder alles wieder löschen? Alles vernichten? Verschwinden, so plötzlich, wie ich aufgetaucht bin? – Vielleicht.
Vielleicht werde ich mir morgen in die Hose scheissen, um zu überprüfen, wozu ich noch fähig bin.
Sofern ich jemals zu etwas fähig war.


5 responses to “Die Schwäche

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