Tagesarchiv: 23. Januar 2014

Das Klopfen in der Wand

Lautlos lief das Wasser
durch das alte Rohr in der Wand

Lautlos
weil es kalt war

Kalt
wie das Rohr
Kalt
wie die Wand

Kaum kälter
als das Haus im Winter

Als das Wasser wärmer wurde
fing es an zu klopfen

in der Wand

Unregelmäßig
wie der panische Herzschlag
eines Eingemauerten

Es war wie
unbekanntes Leben
in meiner Einsiedelei

Wer weiß schon
was in den Wänden seines Hauses haust

Schnell
drehte ich den Wasserhahn wieder zu

Ruhe


Die rote Nacht

Rot war die Nacht
wie die Vorstellung der Hölle
wie das Blut, das man erahnt
unter der Oberfläche
Eiskristalle krachten wie spröde Rasierklingen
Und verdunkelte Fenster
waren die geweiteten Pupillen der Schlaflosen
In den Verließen der ungeträumten Träume schmachteten
die von allen guten Geistern Verlassenen
Und gebrochene Blicke aus lidlosen Augen sahen das Nichts
Gedankenkreise, eingesperrt in Quadrate
Schnittstellen vergangener Berührungen
Wahn & Sinn & Losigkeit tanzten spinnenbeinig miteinander
Musik existierte nicht mehr
Und kein Rausch konnte die Leere füllen
In den Handgelenken pochten die Endlosschleifen
Und Alles, was jemals vergessen worden war,
sammelte sich in einem berstenden Totenschädel
Ein Hilferuf passte nahtlos in ein Schweigen &
verschwand darin
ohne Wider
hall

Rot war die Nacht
& dann
ganz

Stille