Tagesarchiv: 15. Januar 2014

Fantastische Phantasie

Man braucht schon Phantasie,
um sich vorstellen zu können –
keine zu haben.

Ich zum Beispiel
habe manchmal das Gefühl,
die biochemischen Prozesse
in meinem Gehirn
spüren zu können.

Dann
kann ich meine Gefühle
kaum noch ernst nehmen.

Das ist fantastisch!


Zu spät geboren – oder: Irgendwas ist ja immer

Manche Frauen sollte man kennenlernen
bevor sie zur Mutter werden.

Bevor
– aus nahezu krankhafter Überkompensation
irgendwelcher Defizite & schlechter Erinnerungen
an die eigene Kindheit –
das Gluckenhafte & Kittelschürzige in ihnen
ausbricht.

Wie bei meiner Mutter.

Nun ja, es gestaltete sich schwierig
für mich
meine Mutter kennenzulernen –
bevor sie Mutter wurde.

Es war wohl zu spät
als ich zur Welt kam.


Die trockene Romantikerin

Der Satz ist
auf ihrem Mist gewachsen.
Sie hat
das Urheberrecht.

„Ich bin trockene Romantikerin.“

Andere
mochten den Satz.
Fanden ihn
lustig, geistreich – oder
was auch immer.

Ich hasste ihn.
Fand ihn
zum Kotzen.

Diesen Satz & fast
Alles,
was er implizierte –

den Entzug
die Nüchternheit
das Rauschlose

& den kalten Blick.

Nun gut,
im Moment war auch ich
trocken.

Hatte mit dem Saufen aufgehört.
Das war keine große Sache. Eigentlich.
Denn es gab keinen Entzug. Im
eigentlichen Sinne. Ich war
nicht körperlich
abhängig gewesen.

Zumindest nicht
vom Alkohol.

Meine Sucht war leichter
& komplizierter
zugleich

gewesen.

Lustig, geistreich – oder
was auch immer.

Ja, ich bin nüchtern
in diesem Augenblick.

Aber nicht
rauschlos; nicht
kalt.

Und es besteht immer die Möglichkeit
des Rückfalls.

Die Gefahr
oder
die Hoffnung.

Und dann werde ich wieder
trinken.

Im besten Fall:

Den Saft der
rückfälligen Romantikerin.


Der verschwundene Weg

Der verschwundene Weg