Was für eine merkwürdige Zeit die Vergangenheit doch ist.
Bis zu meinem 12. Lebensjahr glaubte ich, dass auch Mädchen einen Penis haben. In unserer Familie: nur Jungs. An Zeitungskiosken gab es keine Titelblätter mit nackten Frauen. Die Mädchen-sind-doof-Phase hatte ich nie. Immer schon fand ich Mädchen spannender & interessanter als Jungs. Ich spielte gerne mit ihnen & war auch nicht irritiert, wenn sie sich zwischendurch mal zum Pinkeln hinhockten. Für mich war das einfach ein Brauch: Mädchen hocken sich hin, Jungs stehen. Und mehr als einen nackten Hintern bekam ich dabei nicht zu sehen.
Unter uns Jungs waren damals Striptease-Treffen der große Renner. Man verabredete sich, meist war es eine größere Gruppe, und dann zog sich entweder einer aus, und die anderen schauten zu, oder alle zogen sich aus. Und jeder war froh, dass er nicht der einzige war, der einen Ständer bekam. Gewichst wurde nicht, aber viel gelacht.
»Achtung, der dicke Hellmann reisst sich wieder den Arsch auf!«
Eines Tages sagte ein Kumpel zu mir: »Meine kleine Schwester macht das übrigens auch. Haste Lust?«
»Dumme Frage. Wann?«
»Jetzt«, sagte er.
Wir gingen zu ihm nach Hause. Die Eltern waren nicht da. Die Schwester war in ihrem Zimmer. Sie war ein paar Jahre jünger als wir. Mein Kumpel deutete auf mich & sagte zu ihr:
»Er will auch mal was sehen. Komm, mach mal ne Show.«
Sie lachte & sprang ohne zu zögern aufs Bett. Sie fing an herumzutänzeln, wackelnd auf der weichen Matratze, sie kicherte & zog sich aus dabei. Allzu spannend fand ich das nicht. Aber es war mal etwas anderes. Schließlich drehte sie uns den Rücken zu & zog Hose & Schlüpfer runter. Soweit war noch alles gut. Ihr kleiner Hintern gefiel mir.
Dann: eine weitere Drehung……
Ein paar Jahre zuvor hatte ich einen neuen Beruf für mich entdeckt: Elektriker. Ich schraubte einen Elektrostecker auseinander, nahm den einen Metallstift in die linke, den anderen in die rechte Hand & steckte dann beide gleichzeitig in die Steckdose. Ich wurde ca. 2 Meter zurückgeschleudert & knallte gegen den Kleiderschrank an der gegenüberliegenden Wand. Es hatte eine Weile gedauert, bis mein Herz wieder zur Ruhe gekommen war.
So ungefähr erging es mir auch jetzt. Ich konnte kaum hinschauen. Ich flüsterte meinem Kumpel ins Ohr:
»War das…. immer schon so… oder war das ein Unfall?«
Er prustete los. Sagte laut:
»Weißt du etwa auch nicht, dass Frauen Brüste haben?«
»Selbstverständlich weiß ich das«, sagte ich. Empört. Das wußte ja wohl jeder.
Die Schwester lachte. Jetzt fing sie auch noch an, mit ihren Fingern die Schamlippen ein bißchen zu spreizen.
Das war’s für mich. Nichts wie weg hier, dachte ich. Ich ließ mir eine Ausrede einfallen … ich hatte etwas vergessen … ich musste schnellstens nach Hause.
Tja. Davon musste ich mich erstmal erholen.
Ich kam drüber weg. Ein Weltbild war eingestürzt. Ein anderes war entstanden. Und so schlecht war das zweite ja auch nicht.
Aber trotzdem. Manchmal fänd ich’s auch heute noch interessant, wenn Frauen Schwänze hätten. – Und sei es auch nur aus nostalgischen Gründen.
Was für eine merkwürdige Zeit die Vergangenheit doch ist.
6. Mai 2011
Der Schock
Von flederzombie
Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am Freitag, 6. Mai 2011 um 02:17 und getaggt mit Kindheit, Kultur, Sex, Stories und veröffentlicht in Alles, Autobiographische Prosa. Du kannst den Antworten zu diesem Eintrag per RSS 2.0-Feed folgen.
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