Tagesarchiv: 18. August 2014

Ein Fleck & ein Furz

Als ich aufstand
endete das Schnarchen.
»Was machst du?« fragte sie.
»Wo ist hier die Toilette?«
»Richtung Ausgang, die linke Tür.«
Ich mochte den verschlafenen Tonfall.
Der stumme Fernseher war die einzige Lichtquelle.
Ich fand die Tür. Ein kleiner Raum; ein Gäste
Klo. Vermutete ich. Die Lampe blendete. Einige
Stücke des Mauerwerks fehlten;
alte Rohre sollten durch neue ersetzt werden.
Eigentlich hatte ich ein guter Gast
sein & mich setzen wollen – aber
da war ein undefinierbarer Fleck
auf der Brille. Also klappte ich
sie hoch, blieb
stehen & ließ es
laufen. Ich ging
ein wenig in die Knie dabei, damit es
weniger spritzte. Wie rücksichtsvoll
ich doch bin, dachte ich. Aber
ich meinte es nicht ernst.
Ein lauter Furz entwich. Da war so viel Luft
in mir; ich konnte sie nicht halten. Zu viel
hatte ich geschluckt. Ich fragte
mich, ob die Frau ihn gehört hatte. Dann rauschte
die Spülung; ich machte das Licht
aus & ging zurück. Legte mich
neben sie & fühlte mich
wohler.


Splitter in meinem Fleisch

Nur eine dunkle Ahnung
hatte ich gehabt – aber

wie sehr ihr Innerstes wirklich zer
brochen war, wurde mir erst klar

als ich ihre Splitter in meinem Fleisch spürte.

Ein unerträglicher Schmerz.
Es war als würden Menschen, die ich nicht kannte
& die mich nicht kannten,

mich
durch sie hindurch
verletzen.

In meinem Inneren gab es andere
Brüche. Wir konnten uns alle
nicht helfen.

Es blieb nur
die Flucht
vor den Fremden.

Und die Fremden waren –

Sie
die meinen Schmerz
kaum ahnte.