Tagesarchiv: 8. Dezember 2012

Das alte Radio

In meiner Kindheit war ich
klug. –
In meiner Jugend
dumm. –
Nun –
ist es
zu spät.
Ich liebte das Radio, das
auf dem Nachttisch meines Vaters stand.
Das warme Licht
der Röhren;
die Zahlen
der Skalen;
die Knöpfe,
die Tasten,
die Regler.
Den Klang.
Irgendwann kaufte er sich
ein neues Radio.
Transistoren.
Kalte Farben.
Kein Licht.
Ein flacher Klang.
Ich bekam
das alte Radio.

In meinen schönsten Kindheitsnächten
war es meine einzige Lichtquelle,
mein schönstes Geräusch,
wenn alle schliefen.

Ein Rausch.
Eine Wärmequelle.
Ein Lagerfeuer.
Stimmen & Noten.

»Kann das weg
oder willst Du’s behalten?«
fragte meine Mutter.
Sie mistete den Keller aus.
Lange
nach dem Tod meines Vaters.
Ich war kein Kind mehr.
War
voller Hass
auf
Vieles.
Voller
Gleichgültigkeit.
Voll
scheinbarer
Kälte.
Und doch
voll
Feuer.
Ich war –
keine Ahnung.
»Weg«, sagte ich. »Das
brauche ich
nicht
mehr.«

Es gibt noch
alte Schwarzweiß-Photos,
auf denen das Radio
zu sehen ist.
Mein Vater liegt daneben.

Photographierte
Musik.

Ich bin
kein Kind mehr.
Nicht mehr jung.

Klugheit
Dummheit
Hass
Gleichgültigkeit

Was gäbe ich
heute
für das warme Licht der Röhren;
die Zahlen der Skalen;
die Tasten;
die Regler;
den Klang …..

Dieses Geräusch.
Diesen Rausch
der Kindheit.

Dieses Feuer.

Vielleicht
ist auch das
nur
Dummheit …..

Wie auch immer –
es
ist
zu
spät.


Die Blase in der Folie

Es geht
niemals
glatt
wenn man
eine Folie
auf etwas
klebt
das sich
bewegt
wie
das Leben.
Selbst wenn es
stillzustehen
scheint. –
Irgendwo ist
immer
mindestens
1 Blase.
Gefangene Luft.
Eingeschlossene Luft.
Atem
vielleicht.
Ein
Atem –
Aus
Atem –
Eine hässliche Beule
die sich
nicht
glattstreichen lässt …..
Man kann
hinein
stechen
(es bliebe
ein Loch).
Man kann
die Folie
herunterreissen,
von vorne
beginnen.
Doch
am besten
lässt man
die Folie
von vornherein
weg.
Denn
schöner
wird’s nicht.
Niemals.