Der Stock
des alten Mannes
fiel
Das Geräusch
von zitterndem Holz
auf kaltglatten Fliesen
Er fiel
als der alte Mann
Hut & Mantel an der Theatergarderobe abgeben wollte
Ich bückte mich
mit der Jugendlichkeit
die über 30 Jahre her ist
Hob den Stock auf
& reichte ihn
dem Mann
Ein Lächeln – seins
»Danke, das ist überaus freundlich
von Ihnen«
Ein Lächeln – meins
»Bitte sehr,
gern geschehen«
(Den Theaterbesuch hätte ich mir
kaum leisten können. Man hatte ihn mir geschenkt.
Mehr noch, man hatte mir ein Abo geschenkt. Das ich mir
auf keinen Fall hätte leisten können. Ja, ich war ein
Abonnent; gehörte plötzlich zu der Spezies, die von den Künstlern
so oft verspottet wird. Mit Recht verspottet. Wahllose Allesfresser.
Schluck die Klassik! Schluck die Moderne! Schluck den Boulevard!
So ging ich regelmäßig ins Theater. Meist noch vor dem Frühstück.
Nachtmensch, schon damals. Und es war nicht das einzige
Theater-Abo, das ich geschenkt bekam…. Irgendwann hörte ich auf,
in jedes Stück zu gehen. Irgendwann hatte ich keine Lust mehr,
mich vom Wecker aus dem Schlaf reissen zu lassen, um zu meinem reservierten
Platz zu eilen. Irgendwann wiederholten sich die Stücke. Oftmals waren die
Schauspieler noch das Beste daran – all diese Berühmtheiten, die
inzwischen tot sind…. Tot wie….
Doch zurück zu dem alten Mann & seinem Stock. Wo ist er denn? Gerade
war er doch noch da.
Ach ja, dort….)
Unser Lächeln
Sein Alter
Meine Jugend
Die freundlichen Worte
Das Geräusch des fallenden Holzes
Was auch immer
Wer weiß schon
von jedem Moment
warum
er sich
ins Bewusstsein
das zur Erinnerung wird
einbrennt
Momente
die so unscheinbar
erscheinen
Nichtig
wie ein schlechtes
Theaterstück
Ich sah den alten Mann
nur
dieses eine Mal
Das Stück? –
habe ich
vergessen
Den Stock –
habe ich
behalten.