Oft saß ich an diesem Bach
in der Morgendämmerung
Baumleichen umgaben mich
Ein paar Sträucher lebten noch
Insekten lebten noch
Für mich war es der Bach
den alles runterging
Mein Leben, meine Erinnerungen,
die Zeit
Wenn die Morgensonne sich
wie blendende Splitter auf seine
Oberfläche streute
war ich geblendet &
schaute in eine andere Richtung
Ab & zu
pisste ich in diesen Bach
setzte mich wieder &
beobachtete die Ameisen
die anders lebten als ich
Eines Morgens
als ich von den Ameisen aufblickte
stand am gegenüberliegenden Ufer
eine Frau
Sie war nackt
bis auf die Schwimmflügel
an ihren Oberarmen
Sie schaute zu mir herüber
ich sah ihren Körper
ihre langen dunklen Haare
Ihr Gesicht sah ich nur
verschwommen
Langsam
ging sie in meine Richtung
stieg sie das flache Ufer hinab
Als sie bis zum Hals
im Wasser war
begann sie zu schwimmen
Mit ihren Schwimmflügeln
Ich stand auf &
ging ans Ufer
sah wie ihr langes Haar
auf dem Wasser schwamm
Die grelle Farbe ihrer
Schwimmflügel
Ich glaubte das Wasser zu riechen
& hörte die Vögel
die ich hasste
Ich ging in das Wasser
das kalt war
Meine Schuhe
meine Hosen
alles sog sich voll
Allmählich erkannte ich
die Augen
der Schwimmerin
& zitterte vor Kälte
Bis zum Hals
stand ich im Wasser
& ging
weiter
& weiter
& weiter
Ich konnte nicht schwimmen
Niemals hatte es mich gereizt
es zu lernen
Ich wollte es nicht können
Sie konnte es auch
nicht
aber sie hatte die
Flügel
Sie blickte mich an
Sie konzentrierte sich aufs
Schwimmen
spuckte hin & wieder etwas
Wasser aus
Die Oberfläche des Bachs
den alles runterging
dicht an ihren Lippen
Das Letzte
was ich sah
im Gesplitter der Sonne
war
wie
irgend etwas
Winziges
das aus dem Nichts
zu kommen schien
ihre Schwimmflügel
zerfetzte
Eiskalt lief das Wasser
in meine Kehle


