Die Styropordecke

„In niedrigen Räumen werden auch
die Gedanken niedrig.“

behauptet Dostojewski.

Der Kellerraum, in dem ich
den Großteil meiner Jugend verbrachte, war
sehr niedrig.
Die Decke war
mit Styroporplatten verkleidet.
Dennoch
war mir Alles zu laut.
Ich selber:
ebenfalls zu laut.
Für die Anderen
& für mich.
Es pfiff in meinen Ohren –
noch Stunden nachdem ich
den Verstärker ausgeschaltet hatte.
100 Watt
in einem kleinen Raum voller Bücher.
Die Styropordecke war mein Kerbholz.
Man sah die Schmisse, die die Gitarren hinterließen,
wenn ich sie mir, ohne aufzupassen, umhängte.
Nach der Decke strecken konnte man sich nicht
in diesem Raum. Allenfalls
im Sitzen. Stand man
aufrecht, mussten die Arme nach oben hin
angewinkelt bleiben (zwischen den kantigen Spuren der Instrumente sah man
die weichrunden Vertiefungen meiner Fingerkuppen…..)

Ursprünglich waren die Platten
weiß gewesen. Später waren sie
gebräunt vom Tabaksqualm.

Über Allem:
Schritte & Klopfen.

Meine Gedanken waren
niedrig, wenn sie niedrig sein wollten;
hoch, wenn sie hoch sein wollten.
Die Träume schienen unendlich,
wann immer ich es wollte.

Die Erwartungen waren
Ungeheuer;
die Enttäuschungen
gigantisch.

Es passte Alles
in diesen kleinen, niedrigen Raum –
in dem ich meist
allein war.


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