Running Gag

 

»Hab ich schon erwähnt, dass ich
feucht bin?« Ich hatte nicht mit
gezählt, wie oft, es war ihr Running Gag, ihr laufen
der Witz, es lief, es lief groß
artig unartig, überall raus, selbst ihre Stimme
klang feucht, am Anfang, und im Hintergrund machte es:
Quatsch Quatsch Quatsch & kwitsch kwitsch
kwitsch
, Stunden über Stunden, Überstunden,
wir quatschten, sie quatschte, es quatschte, fließende Sehn
Sucht, Seen & Sucht, und: »Wie heißt nochmal
die Phobie, trocken zu werden?« »Keine
Ahnung«, sagte ich. »Nein, ich bin sicher,
die heißt anders.« Gelächter. Viel Gelächter.
Immer wieder. Quietschen vor Vergnügen.
Ich konnte hören, wenn sie ihre Beine bewegte,
sie öffnete, sie schloss, glitsch glitsch glitsch,
der Expressionismus der Fotze, »Wie ein Kirsch
Kern«, sagte sie, zwischen ihren Lippen, und ihr Hals
war trockengestöhnt. »Was war das für ein Geräusch
da bei dir im Hintergrund?« »Ach das«, sagte ich,
»da hat Alexander Graham Bell sich im Grabe umgedreht;
mit hochrotem Kopf.« »Ich wette, bei dir ist ein ganz anderer
Kopf hoch & rot.« Wir erkannten den Un

Ernst der Lage. Selbst
Erkenntnis & Befriedigung.
Nicht

Aus

zu denken, man würde Alles mit Ernst verderben.
»Wie läuft’s?« »Lachenweise aufs Laken.«
Auf ein Neues. Das nicht neu ist. Immer wieder. Und doch.
Irgendwie. Als suchte man. Immer wieder. Vertrautes
Neues. Neues Vertrautes. »Hab ich schon erwähnt,
dass ich feucht bin?« Es klang auch wie ein Witz –
witz witz witz, wisperte der Kitzler itzt,
wildbefingert….. Und ein Schmatzen: »Heute
schmecke ich nach Vanille – mit einem Hauch
von Zitrone.« (Nille Nille Nille, spukspuckte es durch meinen Kopf.
Und warum alles in 3er-Gruppen? Vielleicht weil sie 3
Finger in sich hatte?) »Ich würde gerne mal nach Zimt schmecken«,
sagte sie. Da bekam der Begriff ›Zimtziege‹ doch gleich ein anderes
Aroma. Und Zicke reimt sich, schleimt sich sowieso. Und Zimt
gab es auf dem Milchreis meiner Kindheit. Und Milchreis ist
weiß & zäh – und – man findet ja kein Ende, wenn die Asso
ziationen erstmal angefangen haben. Und dann erst, wenn Wir
uns assoziieren…… »Dass jetzt bloß keiner anklopft.«
»Dann geh ich nicht ran.« »Na, du gehst aber ran.«
Ach, und wie es klopfte! In allen Gefäßen floss das Blut.
tudumm tudumm tudumm! Besäuselungen statt Beschreibungen.
»Und dann….. & dann…… & dann……. machen wir, können wir,
werden wir…..« Und dann erwähnte sie etwas, das nur
mit langem Schwanz geht. »So’n Pech«, sagte ich. Und wieder
Lachen. »Man kann ja nicht überall überdurchschnittlich sein.«
Hahaha. Und sie hielt die Sprechmuschel, Säuselmuschel, Quatsch
muschel in Muschinähe, und dann klang das Schmatzen wieder
ganz anders, und es erinnerte mich an einen Zwerg, einen
Zwerg, der irgendeine Frucht genüsslich isst, während
sie im Hintergrund Rauschkulissen hechelte. Ein Kirschen ver
schlingender Zwerg, der vollmundig schweigt. Und ich merkte
mir seine Geschwindigkeit beim Verzehr. Für später. Für dann. Und dann.
Und dann. Und dann, als ich wieder an ihrem Ohr war, er
zählte ich ihr von dem Zwerg. Wie mir ihr Lachen gefiel!
»Soso, während ich mich fingere, hast du also einen Zwerg
im Kopf.« »Nein, ich hatte ihn in der Hand. In meinem Kopf habe ich
nur Dich.« »Hab ich schon erwähnt, dass ich feucht bin?«
Die Nacht floss in Strömen. In Träumen & Fantasien. 3 Wünsche
haben wir. Frei! »Pass auf«, sagte sie, »und dann sehen wir uns & finden uns
scheisse.« »Pass auf«, sagte ich, »lass die Scheisse weg –
& schon ….. passt’s. Vielleicht.« Und wie die Nacht verging
in uns – ein Fließen & Fliegen der Zeit – & wie die
Vögel mit mir telefonierten – als der Tag anbrach
vor ihrem offenen Fenster – zwitsch zwitsch zwitsch! – All
es war offen – & über
haupt: Habe ich schon erwähnt, dass sie feucht war?


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